Hallo,
ich habe mal eine Frage, die mich schon etwas länger beschäftigt.
Ich bin jetzt mitte zwanzig und in ein paar Monaten mit meinem Studium durch. Ganz genau weiß ich aber noch nicht wie es beruflich weiter geht.
Ich habe mir jetzt immer öfter Gedanken über eine Altersvorsorge gemacht und würde gerne wissen ob das in meinem Alter überhaupt schon Sinn macht? Was meint ihr bin ich zu früh dran? Oder gibt es vllt. auch Modelle die speziell für meine Altersklasse geeignet sind?
Vielen Dank schon einmal...
Liebe Grüße Rolf
Hallo,
ich finde es gut, sich schon in Deinem Alter Gedanken zu machen. Allerdings kannst Du Dir Zeit lassen mit Entscheidungen. Ein Rat, den sicher jeder unterschreiben kann: Informiere Dich genau, bevor Du was unterschreibst, schlafe ein paar Male drüber, hole Zweit - und Drittmeinungen ein.
Überlege Dir, ob Du diszipliniert genug bist, auf eigene Faust fürs Alter zu sparen. Das könntest Du mit einem Tagesgeldkonto und Aktienfonds machen. Ich mache beides - Tagesgeld ist sicher, solange es keine Inflation gibt bei allerings geringer Rendite, Aktienfonds (ich habe breit gestreute ETFs) haben das bekannte Aktienrisiko, können aber eine hohe Rendite erzielen.
Willst/brauchst Du eine "Zwangssparbüchse"? Dann wäre eventuell eine Riesterrente was. Da wäre ich aber sehr vorsichtig bei der Auswahl (Beratungstip per PN, ich verdiene daran nichts!)
Meine Ansicht: Ich bin grundsätzlich kritisch eingestellt gegenüber Kapitallebensversicherungen und privaten Rentenversicherungen. Vielen Berufsanfängern wird von interessierter Seite sowas eingeredet, und später stellt sich heraus, das z.B. Kinder zu versorgen sind und die vereinbarten monatlichen Raten zu hoch sind.....
Noch immer verbreiten ( kürzlich in der Presse wieder) Versicherungsverkäufer Desinformationen, indem sie von 4% Rendite bei einer KLV reden und dabei verschweigen, daß die 4% sich lediglich auf etwa 75 oder 80% der eingezahlten Beiträge beziehen
Ich würde mir an Deiner Stelle vor allem genau überlegen, ob Du Dich jetzt schon auf einen monatlichen Betrag festlegen willst und in einen Vertrag einzahlen willst, den du im Notfall nur mit hohen Kosten vorzeitig kündigen kannst
Du könntest ja auch erstmal ganz flexibel bleiben mit Tagesgeld und Fonds und wenn klar ist wie die Familienplanung weitergehen soll (Kinder? HAus?) kannst Du immer noch über weitere Vorsorge nachdenken.
Gruß Schwertlilie
Och, machen Sie das doch ruhig öffentlich. An tollen Anlagestrategien sind hier sicher viele interessiert. Allein, mir fehlt der Glaube, dass Sie etwas wirklich vernünftiges und innovatives aus dem Hut zaubern. Sie dürfen aber gerne den Gegenbeweis antreten.
Vielen Berufsanfängern wird von interessierter Seite sowas eingeredet, und später stellt sich heraus, das z.B. Kinder zu versorgen sind und die vereinbarten monatlichen Raten zu hoch sind.....
Meine Güte. Haben Sie eigentlich schon einmal etwas von Beitragspausen oder -reduzierungen gehört? Fakten auf den Tisch. Wie sieht Ihr Konzept aus?
eine gut aufgebaute Altersvorsorge hängt entscheidend von deinen Lebensumständen ab - Familie, abgesicherte berufliche Zukunft usw. Das kannst du momentan vermutlich noch nicht absehen. Daher lass dir
einerseits Zeit, finanzielle Verpflichtungen einzugehen und nutze andererseits
die Zeit, dich regelmäßig zu informieren. Aus meiner Erfahrung kann ich dir
zu einem Finanztest-Abo raten. Die wollen nicht verkaufen, sondern aufklären.
Allein durch einen Artikel in 2009 über lukrative Investments in Photovoltaikanlagen hat sich das Abo für mich persönlich mehr als rentiert
mit der eigenen Altersvorsorge kann man eigentlich nicht zu früh anfangen. Je früher man beginnt, desto stärker macht sich der ZinsZinsEffekt bemerkbar.
Vor dem Sparen kommt aber die Absicherung der Risiken, wie z. B. die Absicherung der Arbeitskraft.
Für die Altersvorsorge sind im ersten Schritt Rentenversicherungen zu empfehlen, um die Grundversorgung im Alter sicher zu stellen. Das Problem herkömmlicher RV ist dabei häufig die Kostenbelastung, die einerseits Ursache ist, dass ein solcher Vertrag lange Zeit braucht, bis er überhaupt ins Verdienen kommt (also das Vertragsguthaben die eingezahlten Beiträge übersteigt). Gleichzeitig wird der Vertrag dadurch unflexibel. Die Gesellschaften bieten zwar meist Beitragspausen oder-reduzierungen an, was aber wiederum zu Kostenbelastungen führt, die du als Kunde i. d. R. nicht überblicken kannst.
Eine Lösung bieten hier kostenoptimierte Nettotarife, bei denen auch die Vergütung vom Produkt getrennt ist. Leider gibt es hierfür nur sehr wenige Anbieter, da es in der Branche aus verschiedenen Gründen eher unbeliebt ist.
Egal was für einen Vertrag du mit einem "unabhängigen" Finanzberater o.ä. abschließt, lass dir auf jedenfall zeigen was da an Kosten anfallen. Diese ganzen Produkte wie Riester, Rürüp, usw. wurden doch nur erfunden, damit die Finanzberater nicht verhungern. Wie schon weiter oben beschrieben, ist die Rendite bei den meisten Produkten unter aller Sau.
Wenn du dich für das Thema Geld&Börse interessierst, dann solltest du dich ein wenig einlesen und das ganze selbst in die Hand nehmen. Z.b. durch ETFs. Da kann ich dir auf jedenfall das Buch "Souverän investieren mit Indexfonds" von Gerd Kommer empfehlen.
Ansonsten wäre ich sehr vorsichtig was den ganzen Versicherungskram angeht. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung kann sinnvoll sein, sollte aber klug ausgewählt werden. Da gibts auch einige schwarze Schafe.
bevor Du dir Gedanken über Deine Altersvorsorge machst,
solltest Du dich zuerst mit einem wichtigeren Thema beschäftigen und zwar mit einer Berufsunfähigkeitsabsicherung.
Denn was bringt dir die beste Altersvorsorge, wenn Du BU wirst und kein Geld mehr zum täglichen Leben hast.
Zusätzlich ein Tipp von mir, nicht alles in eine Altersvorsorge (Rentenversicherung) stecken. Man sollte sich zuerst einmal Gedanken über die Zukunft machen.
Sparen kann man auch in andere Anlagemöglichkeiten, wie z.B.
Investment-Fonds, Bausparverträge usw.
Oft benötigt man Kapital auch zum bauen oder kaufen einer Immobilie.
Also auch kurzfristige Gelder anlegen.
ich bin der Meinung man kann damit gar nicht früh genug anfangen. Auf unseren Staat kann man sich dabei eh nicht verlassen. Heute hab ich erst in den Nachrichten gehört, dass nun auch Betriebsrenten immer geringer werden. Die beste Anlage ist wohl eine Immobilie aber so weit bin ich leider auch noch nicht....
Hallo susa23,
auch Immobilien sind nicht ohne Risiko, dazu ist das Buch von Gerd Kommer ("Mieten oder Kaufen?") geradezu Pflichtlektüre!
Der Tip meines Honorarberaters: "Wohnen Sie so lange es geht zur Miete!"
Gruß Schwertlilie
Hallo Susa23,
das steht alles in Gerd Kommers Buch. Kurze Zusammenfassung:
-Immobilien altern und verlieren daher auf Dauer meist an Wert (Ausnahme sind extrem gute Lagen wie z.B München - aber wer weiß, wie lange das weitergeht?)
-Reparaturen und laufende Kosten fressen an der Rendite
- gefährlich wird die teuerste Investition im Leben des zukünftigen Immobilienbesitzers , wenn die Zinsen für Kredite steigen, wenn man arbeitslos wird usw....damit kann man sich das eigene Leben ruinieren.
- gemessen an der Inflationsrate waren auch in der Vergangenheit Immobilien nur in wenigen Fällen eine gute Geldanlage (das kann ich übrigens für die Immobilien meiner Eltern bestätigen!).
-Wer zur Miete wohnt und diszipliniert spart, wird in der Regel reicher als ein Immobilienbesitzer (Allerdings ist der Immobilienbesitzer zum Sparen d.h. Abzahlen der Schulden gezwungen und wird daher wohlhabender als jemand der zur Miete wohnt und nicht oder nachlässig spart.
-die Bevölkerungsentwicklung in Deutschland spricht nicht für einen wachsenden Bedarf an Immobilien
Gruß Schwertlilie
vielen Dank für den interessanten Beitrag. Das Buch von Gerd Kommer habe ich mir direkt mal bestellt. Klingt auf jedenfall sehr Interessant. Und da ich sein anderes Buch (Souverän investieren: Wie Privatanleger das Spiel gegen die Finanzbranche gewinnen) schon echt gut fand bin ich wirklich darauf gespannt.
Hallo zusammen,
vielen Dank für all eure Antworten!!! Es ist wirklich mal interessant zu hören was Andere dazu denken!
Ich habe mich jetzt dazu entschieden, mich noch weiter einzuarbeiten. Ich möchte keine Entscheidung übers Knie brechen.
Allerdings finde ich dieses Einarbeiten wirklich schwierig. Für Laien ist es ein riesen Dschungel aus Fachwörtern und Zahlen
Ich werde mir wohl mal ein paar Bücher vornehmen und versuchen so viele Meinungen wie möglich einzuholen.
Habt ihr sonst noch einen Tipp wie ich mich informieren kann ohne dabei auf falsche Ratschläge von vermeintlich unabhängigen Beratern zu hören?
Liene Grüße Rolf
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Der Fragesteller dankt für diese hilfreiche Antwort
#17
Schwertlilie
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11.06.2012
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Schwertlilie
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AW: Altersvorsorge im jungen Alter?
Hallo an alle,
ich denke man macht bei der Lektüre von Ratgebern der Verbraucherzentrale nichts falsch, das habe ich in dem ersten halben Jahr meiner intensiveren Beschäftigung mit dem Finanzthema gemacht. Das gleiche gilt für Beratung durch die VZ.
Einen anderen guten Honorarberater zu finden, ist wohl nicht so einfach, ich bin in der Süddeutschen Zeitung auf ihn gestoßen....Ich bin aber hier in diesem Forum auch schon auf Berater gestoßen, deren Webseiten ich überzeugend fand.
Aber ich will jetzt nicht noch andauernd Werbung für ihn machen, ich denke ganz wesentlich ist, daß man sich von niemand unter Zeitdruck setzen läßt und daß man nur Verträge unterschreibt, die man absolut verstanden hat mit allem Kleingedruckten. Man sollte sich auch durch gewisse Argumentationsmaschen nicht beeidrucken lassen nach dem Motto "Dir droht Altersarmut, also mußt Du ein Finanzprodukt kaufen" Sparen können die meisten nämlich auch auf eigene Faust (dann muß man das allerdings auch diszipliniert tun). das ist eine miese Masche mancher Versicherungsverkäufer, daß sie die berechtigte Sorge des potentiellen Kunden dazu ausnutzen, um suggestiv Druck auf ihn auszuüben. Ist mir mal passiert, und im Nachhinein hat mich das 10 Jahre später "politisiert".
Da die weitere Entwicklung der Euro - und Schuldenkrise sich auf die Frage auswirken wird, wie man sein Eigentum am besten zusammenhält oder auch nicht, empfehle ich die Entwicklung genau zu verfolgen und nicht nur auf Politiker und Mainstreammedien zu hören.
Unbedingt lesenswert ist www.matthiaselbers.de . Ich finde auch, es lohnt sich, mal in Edelmetallforen wie gold.de und silber.de reinzulesen. Man findet dort naturgemäß eine Fundamentalopposition gegen unser Papiergeldsystem. Manchmal geht diese Opposition ins Sektiererische, ich empfinde aber vieles dort als Bereicherung, mindestens als Fundgrube für Argumente, über die nachzudenken es sich lohnt. . Es wird eine Fülle an Links veröffentlicht zu Artikeln, die gründlicher über Hintergründe informieren als unsere öffentlich-rechtlichen Medien.
Ich muß sagen, daß derartige Diskussionen hier in diesem Forum nur wenig stattfinden.
Um nochmal auf dein Anliegen zurückzukommen. Informiere Dich, laß Dir Zeit, unterschreibe nur was Du verstehst und setze nicht alles auf ein Pferd. Diversifizierung ist sicher ein wichtiger Grundsatz.
Buchtipp außer den Büchern von Gerd Kommer: das Buch über Grundsätze soliden Investierens (Siehe seine webseite, dort lohnt sich auch sein Blog).
Viele Grüße, Schwertlilie
und noch mal danke!
ich werde mich einfach mal reinstürzen und versuchen eure Tips zu beherzigen! Ein bisschen muss ich mich wohl auch auf meinen gesunden Menschenverstand verlassen
PS Kleiner Exkurs:
Es gab schonmal eine Währungsunion, aus der Griechenland 1908 rausgeflogen ist, das war die Lateinische Münzunion, der außerdem Belgien, Frankreich, die Schweiz, Österreich und Italien angehörten. Innerhalb dieser Währungsunion wurden verschiedene Goldmünzen mit gleichem Goldgehalt geprägt, z.B. Dukaten, Francs usw...
Diese Währungsunion ist mit ihren Währungen längst vergangene Geschichte. Die Münzen gibt es noch, und sie haben bis heute ihren Wert. Da sie aus Gold sind, werden sie immer IRGENDEINEN Wert haben wie auch die Goldmark usw. - was man von Papiergeld nicht ernsthaft behaupten kann. Zu meiner Strategie gehört es deshalb, für einen Teil meines Einkommens, den ich (wichtig!) GARANTIERT auf absehbare Zeit nicht brauche, EM-Münzen zu kaufen. Daß man damit allein noch keine sichere Altersvorsorge betreiben kann, dürfte klar sein, aber es könnte eine Möglichkeit sein, einen Teil des eigenen Vermögens abzusichern (mit allen EM-spezifischen Risiken, die dabei sind).
Gruß Schwertlilie