Verstehe ich das richtig, dass die Kapitalanlagen der Versicherer dann nur zur Abdeckung der Garantie dienen und die darüber hinaus gehenden Erträge aus dem eigentlichen "Versicherungsgeschäft" stammen?
Dann müsste dieser Überschussanteil ja innerhalb einer bestimmten Bandbreite relativ konstant und unbeeindruckt von der Krise sein?
Zumindest wenn man annimmt, dass die Suizid- und Herzinfarktrate in der Finanzbranche hier die Kalkulation nicht nachhaltig durcheinanderwirbelt..
Die Überschüsse einer Kapitallebens- oder Rentenversicherung entstehen durch Kosten-, Risiko- und Zinsgewinne. Je nachdem wie die Marktlage und die aktuelle Geschäftspolitik der Versicherung ist, sind die genannten Faktoren unterschiedlich im Überschuss gewichtet.
Bei Überschuss von konstant zu sprechen ist mutig, ich würde eher von variabel sprechen - das ist für den Kunden transparenter, ehrlicher und verständlicher.
Was ich dann gar nicht verstehe ist die Tatsache, dass Versicherer im Bereich der Spezialfonds (
Spezialfonds ? Wikipedia) wichtige Kunden der Assetmanagementbranche sind.
Die hier definierten Anlageziele passen i.d.R. nicht zur Darstellung einer Garantie. Ein Bsp., welches ich selbst bei den Verhandlungen begleitet habe war die Aufgabenstellung:
"Verwaltet einen Fonds mit Renten aus dem Euroraum so, dass maximal 3% Verlust p.a. entstehen können. Für diese 3% Risiko erwarten wir eine marktgerechte Rendite."
Um das im Rahmen einer Garantie einsetzen zu können müsste man woanders sicher 3% herbekommen. Das war schon zum Zeitpunkt der Auflage dieses Fonds nicht darstellbar.
Werden vielleicht Gewinne aus dem Versicherungsgeschäft hier mit reingebuttert?
Das Volumen des Fonds liegt übrigens bei 35 Mio €, also keine neuen Sparraten, die hier angelegt werden.
Sie müssen bei den Versicherer unterscheiden: es gibt Schadensversicherer (Haftpflicht, Unfall etc.) und Summenversicherer z.B. Lebensversicherer. Es geht darum, wer seinen Kunden Kapital garantieren muss.
Die Lebens- und Rentenversicherer müssen gesetzlich verordnet u.a., und Regularien werden jetzt noch stärker, in Schuldpapiere des Staates, investiert sein um die Zins- und Kapitalgarantie dastellen zu dürfen. Natürlich gesellen sich noch Pfandbriefe (Hello Subprime), Bankanleihen und im minimalen Maße Aktien dazu. Wie auch immer, 90% bis 100% sind das alles Geldwerte, und genau darum geht es in meiner Kritik.
Auch die einmal gutgeschriebenen Überschüsse, z.B aus Jahr 5, müssen für den Kunden garantiert werden und dürfen nicht plötzlich nach ein paar Jahren, z.B. im Jahr 10, wieder verschwinden.
Nur, bricht der EURO zusammen oder haben wir weiterhin eine finanzielle Repression, sind die Garantien ein Witz. Eben, garantierte Vermögensenteignung.
Bei dieser Sichweise fehlt mir der Markt. Zinsen sind ja nichts vom Staat verordnetes. Und außerhalb Deutschlands sind die Zinsen ja auch deutlich höher.
Der Markt orientiert sich an der Europäische Zentralbank (EZB), die den Markt mit frischem Geld versorgt. Also bestimmt die EZB in welche Richtung - nach oben oder nach unten - sich der Marktzins bewegt.
Aktuell bekommt man auf seinem Tagesgeld ca. 2,5% Zins, bei einer "offenziellen" Inflationsrate (Geldentwertung) von 2,3%.
Jeder Profi weiß, das die tatsächliche, gefühlte Inflationrate immer viel höher ist, als die vom Staat herausgebene. Das liegt einfach an der Bemessungsgrundlage, wie die Inflation berechnet wird. Würde man z.B. nur die Güter des täglichen Bedarfs (Brot, Milch, etc. [evtl. Benzin, Strom]) nehmen, würde sich ein ganz anderes Bild zeigen.
Darum herrscht aktuell die Ära der finanziellen Repression und die Enteignung des Geldvermögens.
Die EZB will den EURO retten. Um den EURO zu retten, müssen die europäischen Pleite-Staaten grettet werden. Dies wiederum gelingt nur mit Hilfe von niedrigen Zinsen und die dadurch entstehende Inflation. Der Markt schaut hier nur zu, wie Staat und EZB mit dem EURO, d.h. mit unser aller Geld, umgehen.
Ich als Kunde würde es wollen...
Wenn Sie als Kunde eine Anlage wünschen, die sich wie ein Fonds verhält, dann kaufen Sie lieber einen Fonds. Der ist günstiger, transparenter und diversifizierter - also für einen weniger konservativen Anleger besser geeignet!
Der Fragesteller Nachwuchstalent, hat geschrieben, dass ein konservativer Anleger ist und deshalb keine Aktien oder Fonds hält. Er will also eine kalkulierbare, garantierte und sichere Anlage ohne variable Wertentwicklung. Genau aus diesem Grund hat er Kapitallebens- und Rentenversicherungen gekauft, mit dem Problem, dass Ihn keiner aufgeklärt hat, dass Inflation oder EURO-Zusammenbruch seine Werte dahinschmelzen lassen.
Zinsen die über der Inflationsrate liegen sind ja der Normalfall. Was wir im Moment sehen, ist eine Anomalie. Anomalien haben normalerweise nur eine begrenzte Lebensdauer.
Ja, richtig. Nur seit Ausbruch der Subprimekrise Mitte 2007, also vor 6 Jahren, haben wir aber keinen Normalfall mehr und ein Ende ist mit der internationalen Währungskrise/ Schuldenkrise (Dollar, EURO etc.) nicht in Sicht.
Irgendwann werden die Anleger wieder eine Verzinsung für ihr Risiko verlangen, da können weder Staaten noch Zentralbanken dauerhaft etwas entgegensetzen. Masterpläne von Staaten würde ich grundsätzlich mal eher als Kontraindikator betrachten. Aber das ist eine ganz persönliche Meinung von mir.... .
Ihre persönliche Meinung in Ehren, aber was heisst für Sie: "irgendwann"?
Wenn der EURO-Zusammengebrochen oder die Inflation unerträglich geworden ist? Ich denke, dann ist es für Sparer von Lebens- und Rentenversicherer zu spät.
Die Markteingriffe der Staaten haben schon oft die Märkte völlig überracht und durcheinandergewirbelt. Man erinnere sich zuletzt an die Garantieerklärung von Frau Merkel zu Beginn der Bankenkrise. An den Folgen (-> plötzliche Kapitalflucht der Großanleger zu Bankspareinlagen) leiden die offenen Immobilienfonds noch heute.
Die Staaten, welche mächtige Marktteilnehmer darstellen, als Kontraindikator zu sehen finde ich persönlich sehr spekulativ.
Schönes Wochenende.