Hallo,
Zitat von
OnkelOtto
1. Es werden in den ersten Jahren der Laufzeit Beträge vom eingezahlten für Rücklagen oder Rückstellungen für das Unternehmen abgezogen. Folglich haut der Zins und Zinseszins Effekt nicht wirklich rein. Und angeblich ist das extrem schlecht für den Kunden. Stimmt das?
Das ist mir ein bisserl zu viel Bildzeitungsrhetorik. Nüchtern betrachtet schaut das so aus:
Für Deinen (Monats)Beitrag kaufst Du Dir drei Leistungen.
1. Absicherung biometrischer Risiken (Tod, Berufsunfähigkeit)
2. Eine ratierliche konservative Anlage für die Altersvorsorge mit sehr langfristiger Ausrichtung.
3. Die Organisation und Verwaltung dieser Leistungen
Von Deinem Monatsbeitrag geht zuerst einmal der Anteil für das biometrische Risiko weg. Wie hoch dieser Beitrag ist, hängt von der Höhe des Versicherungsschutzes, dem Alter, dem Geschlecht und den Vorerkrankungen der versicherten Person ab.
Ich nehme hier mal beispielhaft 20% des Gesamtbeitrages an.
Dann gehen die Verwaltungskosten ab. Die sind von Unternehmen zu Unternehmen sehr unterschiedlich und auch nicht wirklich transparent. Um einfach rechnen zu können, nehme ich hier mal 5% an. Das kann zu hoch oder zu niedrig sein. Ist nur ein Beispiel.
Es bleiben (im Beispiel) also 75% für die Anlage.
Dann sind da noch die Abschlusskosten, also die Provision für den Vermittler und ggf. die Firma / Struktur für die er tätig ist. Diese liegt bei etwa 5% er geplanten Einzahlung.
Bsp.:
Eine Versicherung wird mit 100,- € mtl. Auf 30 Jahre abgeschlossen.
100 € x 12 Monate x 30 Jahre = 36.000,- €.
5% Provision hiervon sind 1.800,- €.
Diese 1.800 € werden dem Vertrag in den ersten Jahren belastet. Ich kenne die Zahlen nicht genau, habe aber etwas mit 5 Jahren in Erinnerung. Nehmen wir mal an, die 1.800 € werden auf die ersten 60 Monate der Vertragslaufzeit verteilt.
Dann sind das 30,- € monatlich.
Es bleiben also wie oben beschrieben nach Risiko- und Verwaltungskosten von den 100,- € mtl. noch 75,- € für die Anlage übrig. Davon gehen in den ersten fünf Jahren jeweils 30,- Abschlusskosten ab. Es gehen also noch 45,- Euro in den Spartopf.
45,-€ über 60 Monate sind 2.700,- €. Eingezahlt wurden 6.000,- €.
Wenn man das nicht weiß und etwas anderes erwartet, dann ist die negative Überraschung natürlich erst mal groß. Toll für die Rendite ist diese Kostenbelastung am Vertragsanfang natürlich nicht. Der Zinseszinseffekt wird da schon ordentlich ausgebremst.
Viele Anleger machen den Fehler und rechnen die erwartete Rendite auf die komplette Einzahlung, also die 100,- €. Die Versicherung kann aber nur mit einem Teil, im Beispiel erst 45 dann 75€, arbeiten.
Erwirtschaftet sie z.B. 4% p.a., was derzeit ein super Ergebnis wäre, kommen auf den Gesamtbetrag nur 1,8% bzw. 3% heraus. Das muss man einfach wissen, bevor man sich über irgendwas wundert oder gar ärgert.
Schließt man jung (niedrige Risikokosten) und mit langer Laufzeit ab, wird das Verhältnis günstiger und der Zinseszinseffekt hat eine größere Chance. Die Inflation allerdings auch.... .
Die hier genannten Zahlen für Risiko- und Verwaltungskosten sind nicht recherchiert und werden kaum der Realität entsprechen. Sie dienen nur der Veranschaulichung des Prinzips. Wen dies stört, der möge gerne Zeit und Kompetenz einbringen und die richtigen Werte kommunizieren.
Zitat von
OnkelOtto
2. Die Kapitallebensversicherung ist ein Koppel Produkt. Aus Sparplan und Risikolebensversicherung. Bei Koppelprodukten ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Verbraucher verliert und das Unternehmen gewinnt. Stimmt das?
Grundsätzlich ist es eine Überlegung wert, die Absicherung biometrischer Risiken und den Kapitalaufbau zu trennen.
Die KLV (bzw. der Sparbeitrag) ist aber nicht mit einem Bank- oder Fondssparplan zu vergleichen. Die Vorgehensweise bei der Anlage der Gelder ist viel komplexer und intransparenter. Das kann unterm Strich auch positiv sein, weil es in schlechten Phasen schon mal Glättungen aus Rücklagen aus besseren Zeiten gibt. Das kann kein Fonds leisten. Und normale Banksparpläne sowieso nicht.
Es bleibt aber immer dieses Gefühl der „Black Box“. Wer das nicht mag, sollte so einen Vertrag nicht abschließen.
Es ist wie meistens im Leben. Es gibt Vor- und Nachteile, je nach Sichtweise. Jeder muss für sich ein Urteil fällen.
Mein einziger Tipp: Hüte Dich vor allen, die vorgeben, im Besitz der absoluten und alleingültigen Wahrheit zu sein.
Die haben erfahrungsgemäß noch das größte „intellektuelle Entwicklungspotenzial...“.
Gruß Paule
P.S.: Manches, was so geschrieben wird, kann man vielleicht auch anders sehen. Siehe z.B. hier.