Schüler und Studenten haben keine Ahnung von Finanzthemen...
...so lautet ein häufig zitiertes Vorurteil, wenn es um die Wissensbewertung genau dieser Zielgruppe hinsichtlich Finanzthemen geht. Aber ist das auch wirklich so? Und wenn ja, wo liegen die Gründe dafür?
Meine Gymnasial- und Studienzeit liegt nun auch schon einige Jahre zurück, aber ich kann aus eigener Erfahrung, dass vor allem auf dem Gymnasium diese Themen sehr dünn gesät wurden; und damals gab es noch neun Jahre auf dem Gymnasium und nicht mehr acht wie heute. Also sprich, die Lehrpläne sind weiter zusammengeschrumpft worden. Da bleibt natürlich wenig Platz für scheinbar unwichtige Themen. Allerdings ist diese Denke natürlich sehr kurzfristig angelegt, denn ich bin der festen Überzeugung, dass Jugendliche, die die Schule verlassen, studieren oder einen Beruf anfangen, gefundenes Fressen für Scharlatene jeglicher Art sind. Ohne Wissen und Erfahrung auf diesem Gebiet, kann man sich leichter über den Tisch ziehen lassen. Ich nehme an dieser Stelle auch die Universitäten in die Pflicht. Ich selbst habe damals Politikwissenschaft studiert. Es gab lediglich ein Seminar, das massiv überbelegt war, da jeder diesen Schein machen musste und das sich mit den Zusammenhängen zwischen Politik und Wirtschaft auseinandersetzte. Das war es dann aber auch. Lieber hat man Seminare über die politische Entwicklung in Südvietnam aufgelegt, als die eigenen Studenten mehr in den Zusammenhängen zwischen Finanzwelt, Wirtschaft und Politik zu unterrichten. Schade...
Diese Lücke haben mittlerweile mehrere Unternehmen erkannt und bieten parallel zum Unterricht weitere Schulungen oder Unterrichtsstunden an. An sich schlimm genug, dass die Privatwirtschaft diese Lücke schließen muss und sich die Bildungspolitik da fein raushält, aber gut. So ist es nun einmal. Auch auf der Anlegermesse in diesem Jahr wird dieses Thema aufgegriffen. Ich habe in anderen Beiträgen darauf hingewiesen, dass es ein Forum Finanzen für Frauen gibt. Dort werden explizit weibliche Anlagestrategien und deren Bedürfnisse erläutert. Gleiches wird in diesem Jahr auch für Jugendliche angeboten. Hier geben Experten und Fachleute ausführliche Erklärungen über die Zusammenhänge auf den Finanzmärkten und schärfen somit den Blick der Jugendlichen. Wenn Sie Interesse haben, an einer solchen Veranstaltung teilzunehmen, dann lade ich Sie herzlich ein, am 2. März ab 10 Uhr unser Gast zu sein. Bestellen Sie noch heute Ihre kostenlose Eintrittskarte und nehmen Sie am Forum Finanzen für Jugendliche teil: www.deutsche-anlegermesse.de
Schreiben Sie mir bitte auch Ihre Einschätzung! Wie sehen Sie die Ausbildung der Jugendlichen heutzutage? Wird Ihrer Meinung nach genug Wissen vermittelt? Sind Jugendliche auf den Finanzmarkt vorbereitet?
AW: Schüler und Studenten haben keine Ahnung von Finanzthemen...
Warum nur Schüler und Studenten? Ich denke, der Kreis ist wesentlich größer. Meiner Erfahrung nach kommen 90% der Menschen nicht mit ihren Finanzen zurecht oder sind nicht in der Lage für sich selbst Entscheidungen in Finanzdingen sachkundig zu treffen. Und ja, die Wurzel sehe ich in mangelnder Bildung in Finanzthemen. Wobei der Finanzwelt auch eine unaufgeklärte Gesellschaft ganz lieb ist und nicht an einer Änderung des Zustands interessiert ist.
AW: Schüler und Studenten haben keine Ahnung von Finanzthemen...
Hallo,
Zitat von Bolitho
Warum nur Schüler und Studenten? Ich denke, der Kreis ist wesentlich größer. Meiner Erfahrung nach kommen 90% der Menschen nicht mit ihren Finanzen zurecht oder sind nicht in der Lage für sich selbst Entscheidungen in Finanzdingen sachkundig zu treffen.
das ist vollkommen richtig. Allerdings waren diese 90% ja auch irgendwann mal Schüler. Wenn da die richtigen Grundlagen gelegt worden wären..... .
Das Problem liegt aus meiner Sicht, bei denen, die die Bildunginhalte für die Schulen definieren. Die kommen i.d.R. von der Schule, gehen auf die Uni und landen dann wieder in der Schule, um vielleicht irgendwann Karriere als Politiker oder Beamter zu machen.
Eigene Erfahrungen mit wirtschaftlichen Themen sind Mangelware und entsprechend sind denken und Handeln geprägt.
Außerdem ist natürlich gerade dort, wor der Staat die Fürsorgepflicht (Altersvorsorge, BU usw.) hat, die Eigenverantwortung für diese Themen nicht sehr hoch ausgeprägt und kann auch kaum vermittelt werden.
Der erste Schritt müsste aus meiner Sicht sein, die Schüler praxisnah und spannend zu interessieren.
AW: Schüler und Studenten haben keine Ahnung von Finanzthemen...
Guten Morgen EuroPaule,
vielen Dank für IHren Beitrag, den ich sehr interessant finde. Ich stimme Ihnen da voll und ganz zu, denn das versuche ich auch immer den Leuten zu erklären. Wie soll jemand Wirtschaftsthemen erklären, der nur Schule und Uni und dann wieder Schule und Pension kennt? Das GEld kommt jeden Monat, egal woher. Mit dieser Denke lässt sich das wirtschaftliche Gespür nicht schärfen.
Ich muss mich nur an meine Lehrerinnen in Wirtschaft und Recht erinnern... Um HImmels Willen!!!
AW: Schüler und Studenten haben keine Ahnung von Finanzthemen...
Hallo Herr Meyer,
ich bin in theologischen Fragen nicht gerade Fachmann, aber dass diese Misere der "Willen des Himmels" ist, kann und will ich nicht annehmen!
Ich habe aber auch ein positives Gegenbeispiel. Ich hatte im GK-Leistungskurs einen Lehrer, der es verstand, das Thema der unterschiedlichen Gesellschaftssysteme (damals war die Welt noch klar in gut (Westen) und schlecht (Osten) untereilt) in Verbindung mit wirtschaftlichen Themen darzustellen.
Es war auch die Zeit der "Reagonomics", was uns sogar Einblick in verschiedene Modelle des "Kapitalismus" (Angebots- bzw. Nachfrageorientiert) gewährte.
Beeindruckend war immer das Beispiel seines fiktiven Bratwurststandes im örtlichen Fussballstadion als Modellbetrieb ... .
Aber leider ist das eine Ausnahme und dieser Lehrer wurde innerhalb der Lehrerschaft auch als Spinner betrachtet...
AW: Schüler und Studenten haben keine Ahnung von Finanzthemen...
Guten Morgen EuroPaule,
vielen Dank für den interessanten Beitrag. Ich kann mich auch noch gut an die wenigen begeisterten Lehrer erinnern, die diesen Job nicht wegen der Beamtenpension gemacht haben, sondern mit Leib und Seele versucht haben, den Schülern etwas beizubringen... Leider gibt es davon viel zu wenige. Und wie ich bereits geschrieben habe, kam der Unterricht in Wirtschaft und Finanzen viel zu spät, viel zu wenig oder gar nicht. Die Verantwortlichen der Lehrpläne sollten sich einmal genau überlegen, was wichtiger ist im Lernstoff. Wo kann man theoretisch etwas kürzen, um die Wirtschaftskompetenz zu fördern? Haben Sie vielleicht eine Idee, was in einem Lehrplan geopfert werden könnte? Sport auf keinen Fall, ist eh schon zu wenig. Oder man muss die Stunden im Lehrplan erhöhen. Jedenfalls ist der Zustand, den wir heute vorfinden, alles andere als beruhigend.
AW: Schüler und Studenten haben keine Ahnung von Finanzthemen...
Guten Tag,
Zitat von Meyer Anlegerme
Haben Sie vielleicht eine Idee, was in einem Lehrplan geopfert werden könnte? Sport auf keinen Fall, ist eh schon zu wenig. Oder man muss die Stunden im Lehrplan erhöhen.
sorry, aber für diese Frage fehlt mir die Kompetenz. Meine letzten eigenen Erfahrungen mit einem Lehrplan liegen mehr als 25 Jahre zurück und die Erinnerung dürfte nur noch sehr partiell sein.
Spontan würde ich sagen, dass wirtschaftliche Themen in das Segment Geschichte / Gemeinschaftskunde (oder wie auch immer man das in welchem Bundesland heute nennt..) gehören.
Mir hätte es damals gereicht, die Zeit von1933 bis 1949 einmal intensiv zu bearbeiten, anstelle von Xmal. Auch das Mittelalter ist aus meiner Sicht kein Halbjahr Wert. Die Grundlagen der sozialen Marktwirtschaft wärenhier aus meiner Sicht zukunftsweisender gewesen..
Im Deutschunterricht gab es so manche Lektüren, die aus meiner Sicht fragwürdig waren. Allen voran die Psychosen einer Effi Briest, wenn sie von 16/17jährigen zu behandeln sind.....
Aber das ist Geschmacksache und in den Streit möchte ich wirklich nicht reingezogen werden... .
Das sollen die machen, die glauben Ahnung davon zu haben. Vielleicht denke ich anders darüber, wenn meine Kinder in der Schule sind.
AW: Schüler und Studenten haben keine Ahnung von Finanzthemen...
Hallo EuroPaule,
was die geschichtliche Aufarbeitung des Dritten Reichs angeht, so muss ich Ihnen absolut recht geben. Ich konnte und kann es eigentlich nicht mehr hören. Rauf und runter, immer dieselbe Tour. Aber wie die Börse funktioniert schien wohl damals nicht so spannend zu sein.
Wenn Sie mich fragen, dann würde ich auch Fächer wie Mathe oder Physik mal ein wenig entstauben.
Grüße
AW: Schüler und Studenten haben keine Ahnung von Finanzthemen...
Hallo,
bei den Naturwissenschaften halte ich Einsparungen für schwieriger. Zumindest wenn es um allgemeinbildende Schulen geht.
Aus meiner Erinnerung heraus gibt es keine großen Wiederholungen und alles baut aufeinander auf.
Vielleicht könnte man ein paar "Naturgesetze der Kapitalanlage" dort einbauen. Aber da es bei vielen Anlegern ja schon an der einfachen Prozentrechnung hapert, würde ich dort den Rotstift gerne nicht ansetzen wollen...
Gruß Paule
AW: Schüler und Studenten haben keine Ahnung von Finanzthemen...
Bei mir ist die Schulzeit nicht zwanzig Jahre her, aber doch zehn. Auch ich habe viele praktische Themen in der Schule vermisst. Mehr über Zusammenhänge zwischen Politik und Wirtschaft zu erfahren wäre einiges interessanter gewesen. Versteht mich nicht falsch. Gegen Allgemeinbildung ist nichts einzuwenden und viele Themen vor allem in der Geschichte waren sehr interessant. Aber ein besserer Mix aus solchen und praxisbezogeneren Fächern wäre meiner Meinung nach sinnvoller.
Schüler und Studenten haben keine Ahnung von Finanzthemen...
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Zitat von Bolitho
