Stimmungstief
Konjunktur-Index stürzt ab
Finanzmarkt-Fachleute sehen die deutsche Konjunktur zunehmend kritisch. Das ZEW-Konjunkturbarometer ist im September überraschend stark gefallen. Für diesen wichtigen Wachstums-Indikator werden 300 Experten befragt.
Berlin - Die Konjunktur in Deutschland brummt, die Zukunftsaussichten haben sich nach Einschätzung von Finanzexperten aber weiter verdüstert. Das Stimmungsbarometer des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) sank im September im Vergleich zum Vormonat überraschend deutlich von minus 5,6 auf minus 22,2 Punkte. Damit fiel der Indikator den achten Monat in Folge und erreichte den tiefsten Stand seit Januar 1999.
Der Indikator zur aktuellen Situation stieg im Vergleich zum August noch einmal von 33,6 auf 38,9 Punkte er lag zuletzt im November 2000 höher. Das erneute Auseinanderlaufen von Lage und Erwartungen weist darauf hin, dass die derzeitige erfreuliche wirtschaftliche Situation im nächsten Jahr umzukippen droht, sagte ZEW-Präsident Wolfgang Franz. Die Bundesregierung sollte diese Alarmsignale nicht überhören und die bedenkliche Schieflage in ihrem wirtschaftspolitischen Kurs korrigieren.
Der ZEW-Indikator gilt, neben dem ifo-Geschäftsklimaindex des Müncher Instituts für Wirtschaftsforschung, als einer der wichtigsten Konjunktur-Indikatoren. Das ZEW befragt jeden Monat rund 300 Analysten und institutionelle Anleger danach, wie sie für die kommenden sechs Monate die Konjunktur- und Kapitalmarktentwicklung in Deutschland einschätzen.
Das ZEW führt die eingetrübten Erwartungen unter anderem auf die für Anfang 2007 geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer zurück, die den privaten Konsum in Deutschland beeinträchtigen werde. Wegen der erwarteten Abkühlung der US-Konjunktur dürfte sich außerdem die weltweite Nachfrage nach deutschen Exportgütern abschwächen, so die Experten. Als weitere Konjunkturbremse sieht das ZEW die Zinserhöhungspolitik der Europäischen Zentralbank, die Investitionen verteuere.
Eine ZEW-Sprecherin betonte, die sehr positive Einschätzung der aktuellen Lage mildere die eingebrochenen Zukunftserwartungen ab. Auch die Konjunkturerwartungen für die Eurozone verschlechterten sich im September deutlich: Der Indikator verlor 11,5 Punkte und sank auf minus 10,2 Punkte. Die aktuelle Konjunkturlage wurde allerdings noch einmal deutlich besser bewertet als im August: Dieser Wert stieg um 5,6 auf 40,5 Punkte.
Ich denke die Würfel sind noch nicht gefallen. Beziehungsweise die Würfel fallen nicht zu einem bestimmten Zeitpunkt. Wir sind uns ja gewohnt, dass die würfel immer wieder neu "gemischelt" werden. Und je nach dem wer "mischelt" und wer dieses "Gemischel" in den Finanzblätter interpretiert kommt zu einem anderen Ergebnis. Meisten sind ja auch solche Umfragen falsch oder wertlos. Es ist ja auch einfach, wenn sich die Börse und die Unternehmenszahlen (Gewinne) auf immer neue Höchst gesteigert haben, dass irgend wann wieder eine Abkühlung kommt. Aber eben einer sagt das der andere etwas anderes, gerade so wie es ihm in den Kram passt.
Die jetztige Situation lässt mich folgendes Szenario für die nächsten 3 - 9 Monate annehmen:
Kurzfristig bis Ende September noch leichte Korrekturen nach unten. Anschliessend bis Ende Jahr nochmals ein leichter Anstieg nach oben, ohne jedoch grosse Wellen zu schlagen. Da man bereits jetzt damit echnet, dass die Unternehmen im nächsten Jahr die Gewinne nicht mehr im Rahmen des letzen und aktuellen Jahres steigen können, wird es wohl im 2007 eine leichte Abschwächung geben. Die Geschäfte werden aber auch noch im 2007 ansprechend laufen, mit regionalen Unterschieden. Ich denke, dass sich die Börse im 2007 in einem engen Rahmen eher seitwärts bewegt.
Aber eben das ist meine aktuelle Prognose. Die Börsenprognose ist eine rollende Planung und muss immer wieder überprüft werden. Vor Sonderereignissen ist man aber nie sicher! Also, Holzauge sei wachsam.
Danke für Deine einschätzung Karat.
Die USA wollen scheinbar (noch) keinen weiteren Krieg, dadurch wird der Ölpreis einigermassen stabil bleiben; also auch die Börse...
Bin zwar nicht Pessimistisch, aber wir hatten schon lange keinen bremser a la Vogelgrippe...
Danke für Deine einschätzung Karat.
Die USA wollen scheinbar (noch) keinen weiteren Krieg, dadurch wird der Ölpreis einigermassen stabil bleiben; also auch die Börse...
Bin zwar nicht Pessimistisch, aber wir hatten schon lange keinen bremser a la Vogelgrippe...
Es wird auch in schlechteren Zeiten an der Börse Profiteure geben. So zum Beispiel die Anti Virus Hersteller von H5N1 oder die Security Branche in den USA bei Terror Angst (z.B. AS&E mit Röntgengeneratoren).
Fazit: Man kann auch in schlecheren Zeiten Geld verdienen, es braucht aber schon mehr Wissen und Ausdauer, und dann das Wichtigste: Timing!
Aus der FuW vom 25.10.06: (Fand ich noch lesenswert).
Wallstreet bereitet sich auf Midterm-Wahlen vor
Demokraten könnten Mehrheit im Kongress zurückerobern Bad news für Pharma, Energie und Tabak?
Von Mark Dittli
New York
Der US-Präsident war im Volk so unbeliebt wie nie zuvor während seiner Amtszeit. Der «Commander in Chief» hatte eine fehlgeschlagene militärische Intervention zu verantworten. Ein innenpolitisches Reformprojekt endete in Peinlichkeiten. Die Partei des Präsidenten, die während Jahren die Kongressmehrheit hielt, litt unter einem Korruptionsskandal. Der Regierung haftete zudem das Image an, sie gehe verschwenderisch mit den Staatsfinanzen um. In dieses Umfeld fielen im November die Kongresswahlen. Die Opposition errang einen Erdrutschsieg, der die Politik des Landes während Jahren prägen sollte.
Diese Geschichte trug sich 1994 zu. Im Weissen Haus residierte Bill Clinton, seine Fiaskos hiessen Somalia und Krankenkassenreform. Die Republikanische Partei zog damals siegreich ins Repräsentantenhaus ein und hielt den Präsidenten in den folgenden sechs Jahren scharf unter Kontrolle. Ähnliches mit umgekehrtem Vorzeichen könnte sich in zwei Wochen ereignen; möglicherweise wird die Demokratische Partei am 7.November eine oder beide Kongresskammern zurückerobern. Für Investoren birgt dieses Szenario Gefahren und Kaufchancen. Ein Überblick.
Selbstverschuldete Malaise
Amerikas Volk hat das Vertrauen in die Republikaner verloren. Zu diesem Schluss kommt, wer die jüngsten Umfragen liest. Gemäss einer Erhebung von «Wall Street Journal» und NBC stellen nur 16% aller Bürger dem republikanisch dominierten Kongress genügende Noten aus. Nie in den siebzehn Jahren, seit die Daten erhoben werden, stand der Kongress so tief in der Volksgunst. George Bush geht es nicht viel besser; seine Zustimmungsrate liegt auf miserablen 38%.
Die Probleme der Partei sind mannigfaltig. Der Irak versinkt in Chaos und Bürgerkrieg. Die Kompetenz zahlreicher Kabinettsmitglieder, vom Verteidigungssekretär Donald Rumsfeld bis zur Aussenministerin Condoleezza Rice, steht öffentlich in Frage. Bushs Reform der staatlichen Altersvorsorge ist versandet, im Staatsbudget klafft ein tiefes Loch. Die Korruptionsaffäre um den Lobbyisten Jack Abramoff zwang wichtige Parteiexponenten zum Rücktritt. Perfekt wurde der Sturm, als Ende September der Skandal um Mark Foley aufflog: Der republikanische Abgeordnete aus Florida hatte während Jahren mit minderjährigen Pagen im Capitol anrüchige Kurznachrichten ausgetauscht.
Den Demokraten fehlen im Wahlkampf zwar ein kohärentes Programm und eine packende «Message», doch die Patzer der Regierungspartei haben die Möglichkeit massiver Sitzgewinne im Capitol in Reichweite gerückt. Fünfzehn neue Mandate muss die Opposition gewinnen, um die Mehrheit in der grossen Kammer zu erlangen. Im Senat wären sechs Gewinne nötig. Investoren an den Iowa Electronic Markets (IEM) einer von der University of Iowa betriebenen virtuellen Börse messen einer Übernahme des Repräsentantenhauses durch die Demokraten derzeit die grösste Wahrscheinlichkeit zu. Der Senat dürfte etwas schwieriger zu knacken sein. Angenommen, Bushs Partei verliert am 7.November eine oder beide Kongresskammern; für die kommenden zwei Jahre wäre Washington analog zur Zeit von 1994 bis 2000 von «Gridlock» Stillstand beherrscht. Der Präsident brächte keine kontroversen Richternominationen durch das Parlament. Im Gegenzug könnte er nicht genehme Gesetzesvorschläge der Legislative per Veto blockieren. Aus wirtschaftlicher Sicht ist diese Art von Stillstand keine schlechte Zeit, denn beide Parteien werden gezwungen, den Kompromiss zu suchen. Clinton beispielsweise wandelte sich ab 1994 zum Verfechter eines ausgeglichenen Budgets, seine Politik wurde betont wirtschaftsfreundlicher. In der Gridlock-Phase lieferte die US-Wirtschaft beeindruckende Wachstumsraten, und den Aktienmärkten gelang eine Hausse.
Panikabgaben für Käufe nutzen
Trotzdem: Wallstreet mag die Demokraten nicht. Die Partei wird von Investoren mit höheren Steuern, Kürzungen im Verteidigungsbudget und gewerkschaftlichen Forderungen wie der Anhebung der Mindestlöhne in Verbindung gebracht. Marktstrategen haben die «üblichen Verdächtigen» unter den Branchen, denen ein Sieg der Demokraten zusetzen würde, rasch identifiziert. Pharma- und Biotech-Werte wie Pfizer und Amgen dürften an den Börsen unter Druck geraten, weil die Demokraten fordern, die staatlichen Krankenversicherer Medicare und Medicaid sollten ihre Kaufkraft nutzen dürfen, um tiefere Medikamentenpreise durchzusetzen. Rüstungsriesen wie Lockheed Martin leiden unter Kürzungen des Verteidigungsetats. Für Restaurantkonzerne wie McDonald€™s sowie Detailhändler wie Wal-Mart ist die Erhöhung des Mindestlohns ein Graus. Tabakhersteller wie Altria könnten mit klagefreundlicheren Gesetzen konfrontiert werden, und die in weiten Teilen der Bevölkerung als exzessiv angesehenen Gewinne der Ölindustrie dürften neue Anhörungen im Kongress provozieren.
Auf der anderen Seite hat Thomas Doerflinger, Stratege von UBS in New York, in einer Studie Aktien und Branchen identifiziert, die mit einem Sieg der Demokraten zulegen dürften. Dazu zählen die Hypothekarinstitute Fannie Mae und Freddie Mac oder Namen auf dem Gebiet der alternativen Energien, zum Beispiel Diversa. Laborausrüster wie Affymetrix und Invitrogen würden von einer Erhöhung der staatlichen Ausgaben für die Biotech-Forschung profitieren. Lebensversicherer wie Lincoln National sollten zulegen, denn die Demokraten stehen dafür ein, die Erbschafts- und Kapitalgewinnsteuern nicht weiter zu senken, was nach Ansicht der UBS-Analysten die Nachfrage nach Lebensversicherungen erhöhen wird (vgl. Tabelle).
Wie immer mit verbreiteten «Börsenwahrheiten» ist Vorsicht angebracht. Das präsidiale Veto wird nachteilige neue Gesetze verhindern können. Zudem dominiert innerhalb der Demokratischen Partei der moderate Flügel, und ihre Exponenten werden mit Blick auf die Präsidentschaftswahlen von 2008 nicht so dumm sein, sich einen Ruf als Steuererhöher und Verteidigungsfeinde zu schaffen. Panikabgaben in den Sektoren Pharma, Tabak, Energie und besonders Rüstung nach dem 7.November können daher getrost für Zukäufe genutzt werden.
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Gruss,
Simona