Mir ist nicht ganz klar, was es bedeutet, wenn Griechenland aus dem EURO aussteigt, wenn es pleite geht und weshalb man unbedingt das Land halten muss. Was wäre, in kurzen Worten, die Konsequenz für uns? Und was kommt danach, wenn auch noch Italien fällt? Wäre es nicht besser, die würden in ihrem "Stall" mal aufräumen und die Korruption/Vetterleswirtschaft abschaffen (Griechen wie Italiener)?
AW: Weshalb muss man Griechenland unbedingt retten?
Wenn Griechenland aus dem Euro aussteigt, werden die Schulden, die in Euro gemacht wurden, mit der neuen (nahezu wertlosen) Währung bezahlt werden. Da ein z.B. großer Teil der privaten Altersvorsorge der deutschen Bevölkerung in Anleihen dieser Ländern angelegt ist, werden unsere Banken und Versicherungen in Schwierigkeiten kommen und vielleicht kollabieren. Sie können dann nämlich nicht mehr ihren Verpflichtungen nachkommen. Da aber der Staat nicht wird zulassen können, dass eine ganze Generation ihre private Altersvorsorge verliert (schon weil das Geld ja wieder in die Wirtschaft geht und für unser Wirtschaftswachstum sorgt), wird der Staat einspringen müssen. Da auch der deutsche Staat keine Guthaben hat, wird er dafür weitere Schulden machen müssen. Je nachdem wie dramatisch die Situation wird, wäre auch bei uns ein Staatsbankrott denkbar, wenn es niemanden mehr gibt, der deutsche Anleihen kauft. Auch nicht zu Zinsen jenseits 20 % und mehr. Das ist alles sehr stark vereinfacht. Das Prinzip sollte aber erkennbar sein. Wenn Du an sowas interessiert bist, dann kann ich Dir das Buch Weltkrieg der Währungen: Wie Euro, Gold und Yuan um das Erbe des Dollar kämpfen - und was das für unser Geld bedeutet: Amazon.de: Daniel D. Eckert: Bücher empfehlen.
Was andere Staaten tun sollten, ist immer leicht gesagt. Nach Zahlen der EU ist Griechenland zum 31.12.2011 mit ca. 140% im Vergleich zum BIP verschuldet (Quelle:Staatsverschuldung: Europa). Die müssten also fast 1,5 Jahre die komplette Wirtschaftsleistung erbringen ohne auch nur einen einzigen Cent auszugeben, wollten sie ihre Schulden komplett zurückzahlen. Um unter die Maastricht Kriterien zu kommen, müssten es 0,8 Jahre sein. Also fast 10 Monate ohne soziale Leistungen, ohne Kindergarten oder Schule, ohne was auch immer mit Staatsmitteln finanziert wird. Schulden dieser Höhe sind in meinen Augen nicht durch Sparen zurückzuzahlen. Ein solcher Schritt trifft die Ärmsten des Landes und schürrt Unruhe. Man sieht das ja bereits sehr schön in Griechenland. Ein anderer Weg wäre der Entschuldung über die Inflation, aber dieser Weg ist durch die Konstruktion des Euro nicht möglich. In meinem Konzept bleibt die Transferunion und ein noch stärkeres Zusammenwachsen Europas. Natürlich müssen wir helfen, denn wir haben mit unserer exportorientierten Wirtschaft und unserer niedrigen Inflation genau die Vorteile genossen, die Griechenland zum Nachteil gereichten. Unsere Wirtschaft ist Jahr für Jahr durch genau diese Konstellation wettbewerbsfähiger geworden, während in Griechenland dieser Effekt genau gegenteilig gewirkt hat. Von daher ist ein Ausgleich mehr als angemessen. Und wäre Europa längst noch enger zusammen gewachsen, und wären nationale Souveränitäten schon weit mehr abgebaut, wäre das auch der Bild Zeitung und ihren Anhängern verständlich.