zur Kenntnis: Fundstelle - Stiftung-Warentest vom 11.08.2011

Commerzbank entschädigt Anleger

11.08.2011
Die Commerzbank sieht jetzt einen Fehler ein: Sie hatte vielen ihrer – vor allem älteren – Kunden empfohlen, ihr Vermögen aus dem offenen Immobi­lienfonds hausinvest in den Dach­fonds Premium Manage­ment Immo­bilien Anlagen (PMIA) umzu­schichten. Seit 27. September 2010 war der PMIA geschlossen. Die Anleger kamen nicht mehr an ihr Geld. Viele waren deshalb stock­sauer auf die Commerz­bank, wie sie Finanztest gegenüber beklagten (siehe Offene Immobilienfonds: Oft falsch beraten). Jetzt zahlt die Commerz­bank rund 50 000 Anlegern einen Großteil ihres Geldes zurück.
Das Angebot im Detail

Das Angebot gilt für alle Kunden, die zum Zeitpunkt der Schließung in dem Fonds investiert waren. Wer seine Anteile inzwischen über die Börse verkauft hat oder seither erst eingestiegen ist, wird nicht entschädigt. Der Fonds wird aufgelöst. Die Commerzbank zahlt pro Anteil 43,38 Euro zurück. Das entspricht einem Abschlag von 8,4 Prozent vom Fondsvermögen. „Der Abschlag berücksichtigt das aktuelle Marktumfeld“, sagt eine Sprecherin der Commerzbank. Sprich: Die Bank rechnet damit, dass die Fonds, in die der PMIA investiert ist, noch an Wert verlieren könnten. Der PMIA listet die Zielfonds zum Nettoinventarwert, das heißt zum Rücknahmepreis, den die jeweiligen Fondsgesellschaften berechnen, nicht zum Börsenwert.
Fonds selbst von Schließungen betroffen

Grund für die Schließung des Fonds PMIA am 27. September 2010 waren die Schließungen einiger Zielfonds, in die der Dachfonds investierte. Unter anderem war der Fonds investiert in den offenen Immobilienfonds Morgan Stanley P2 Value, der im Oktober 2010 seine Auflösung ankündigte. Anleger mussten hier erhebliche Verluste hinnehmen. Ebenfalls in dem Fonds sind laut Jahresbericht vom 31. März 2011 Anteile der Fonds SEB Immoinvest und Axa Immoselect. Auch das sind zwei an sich offene Immobilienfonds, die derzeit geschlossen sind. Anleger können keine Anteile zurückgeben.
Nachzahlung möglich

Am 15. August werden die verbliebenen Kunden jetzt durch die Commerzbank angeschrieben und gebeten, sich bei ihrem Berater zu melden. Die Umtauschfrist läuft bis zum 15. September. Wenn die Kunden die Entschädigung annehmen, verzichten sie damit auf weitere Ansprüche. Am Zweitmarkt der Börse Hamburg werden Fondsanteile des PMIA derzeit für 32,91 Euro gehandelt. „Wenn wir bei der Abwicklung unseres Fonds mehr erlösen als dem Entschädigungsangebot von 43,38 Euro entspricht, bekommen die Kunden eine Nachzahlung“, sagt die Commerzbank-Sprecherin. „Erlösen wir weniger, nehmen wir das auf unsere Kappe“.
Bank unter Zugzwang

Viele Anleger hatten beklagt, dass ihr Berater ihnen die Anteile als sicher verkauft hatte. Von der Schließung und den Wertverlusten wurden sie nach eigenen Aussagen völlig überrascht (Offene Immobilienfonds: Oft falsch beraten). Die Schildungen unserer Leser ähnelten sich so stark, dass hier weniger das Versagen einzelner Berater als vielmehr ein methodisches Vorgehen der Bank zu vermuten war. Mit einigen ihrer Kunden hatte die Bank im Vorfeld dieser Entscheidung Vergleiche geschlossen.