Eröffne mal ein neues Thema zum Ölpreis, es wird wieder zu neuen Bewegungen kommen.
Heute 8. März 2006 sieht man erstmals wieder seit vielen Wochen einen Ölpreis unter 60$/Barrel. Das ist erstaunlich, denn der Atom-Konflikt mit dem Iran weitet sich aus, keine Lösung in Sicht nach gestrigen flotten Sprüchen, es sei alles geregelt. Die Positionen liegen zu weit auseinander, Drohungen inkl. militärische Optionen auf beiden Seiten. Der Ölpreis müsste also drastisch steigen, denn iranisches Öl ist prozentual wichtig. Warum fällt denn der Ölpreis? Iran ist auf den Verdienst aus dem Verkauf von Öl angewiesen, wenn der Ölhahn zugedreht würde, schädigen sich die Iraner selbst am meisten, ein Eigengoal. Ist es also die wirksamste Sanktion gegen Iran einfach den Ölpreis zu senken? Man wird sehen, andernfalls rollt schon die nächste Preistreiberei auf die Welt los, es wurden ja schon 100$/Barrel als Warnsignal Anfang Jahr über die Medien verbreitet.
So günstig war das Rohöl schon seit drei Jahren nicht mehr. Doch nun dürften die Erdöl exportierenden Länder bald gegensteuern.
Ein Barrel (159 Liter) der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Dezember-Auslieferung fiel im Nachmittagshandel zeitweise auf bis zu 49,91 Dollar. Dies ist der niedrigste Stand seit Mai 2005. Zuletzt erholte sich der WTI-Preis wieder etwas und notierte bei 50,50 Dollar. Das waren 3,12 Dollar weniger als zum Handelsschluss am Vortag.
An der Rohstoffbörse in London gaben die Preise ebenfalls kräftig nach. Ein Fass der Nordseesorte Brent sank auf bis zu 48,20 Dollar. Auch hier wurde der niedrigste Preis seit Mai 2005 verzeichnet. Zuletzt kostete ein Barrel Brent mit 48,74 Dollar 2,98 Dollar weniger als am Vortag.
Konjunkturflaute lässt Verbrauch sinken
Grund für den erneuten Preisrutsch vor allem auf enttäuschende Konjunkturdaten aus den USA zurück. So waren die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe nach Zahlen vom Nachmittag in der abgelaufenen Woche auf den höchsten Stand seit 16 Jahren geklettert. Im aussagekräftigeren Vier-Wochen-Schnitt stieg die Zahl sogar auf den höchsten Wert seit 1983.
Die rasante Talfahrt am Ölmarkt dürfte nach Ansicht von Experten die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) dazu verleiten, die Fördermenge zu reduzieren, um damit eine Stabilisierung der Preise zu erreichen. Der amtierende OPEC-Präsident Chakib Khelil hatte zuletzt gesagt, dass die Mitgliedsstaaten des Kartells keine andere Wahl hätten, als weitere Fördermengenkürzungen umzusetzen. Damit wollen sie den Ölpreis künftig in der Spanne zwischen 70 und 90 Dollar pro Barrel halten.
Der Sturz des Ölpreises auf unter 50 Dollar hat nicht nur mit der Angst vor einer tiefen Rezession zu tun. Rohstoffexperten der Banken sehen auch die Spekulanten mit am Werk.
Setzten sie noch vor ein paar Monaten auf steigende Notierungen, wetten sie nun auf fallende Preise. Viele Spekulanten sind short. "Die Short-Positionen sind so stark wie seit drei Jahren nicht mehr", hat DekaBank-Rohstoffexpertin Dora Borbely festgestellt. Der jetzige Ölpreis sei nicht mehr durch die schwache Konjunktur allein zu erklären. "Es wird eine viel schlimmere Rezession eingepreist."
"Übertreibung nach unten"
Auch Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank, sieht eine "massive Übertreibung nach unten". Spekulanten hätten die Preisschwankungen in diesem Jahr eindeutig verstärkt.
Dass es mit dem Ölpreis kurzfristig noch weiter nach unten geht, will Deka-Expertin Borbely nicht ausschließen. Mittelfristig – ab dem Frühjahr 2009 - müsste sich der Preis aber bald wieder stabilisieren, meinte sie. Fundamental gerechtfertigt hält Deka-Expertin Borbely eine Notierung von 70 bis 80 Dollar pro Barrel (159 Liter). Spätestens im Sommer werde der Preis für das schwarze Gold wieder dieses Niveau erreichen, glaubt sie.
Erholung bis zum Jahresende?
Commerzbank-Experte Weinberg hingegen rechnet mit einem schnelleren Ende der Talfahrt und einer kurzfristigen Erholung. Er hält ein Niveau von 70 Dollar zum Jahresende für durchaus vorstellbar.
Am Freitag konnte sich der Ölpreis bei knapp über 50 Dollar stabilisieren. Im frühen Nachmittagshandel kostete ein Barrel der US-Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) 50,34 US-Dollar. Von einer nachhaltigen Erholung des Ölpreises will aber noch kein Experte sprechen. Am Donnerstag hatte der Ölpreis den Höhepunkt seiner rasanten Talfahrt der vergangenen Tage erreicht und war erstmals seit dreieinhalb Jahren unter die Marke von 50 Dollar gefallen. Die jüngsten Konjunkturdaten hätten die Rezessionsängste und die Sorgen vor einer deutlichen Abschwächung der Ölnachfrage geschürt, sagte Weinberg.
Ob die Opec-Staaten ihre Ankündigung wahrmachen und die Ölförderung reduzieren, wird inzwischen bezweifelt. Auf ihrem nächsten Treffen am 29. November in Kairo jedenfalls sei eine Entscheidung dazu eher unwahrscheinlich, sagte jüngst der Präsident des Ölkartells, Chakib Khelil der algerischen Zeitung "El Khabar".
Supertanker parken angeblich Öl
Die gestiegenen Lagerbestände an Rohöl und Benzin in den USA deuten auf ein Überangebot an schwarzem Gold hin. Laut Weinberg hätten Schiffsverleiher zudem berichtet, dass große Mineralölkonzerne Supertanker anmieten, um Rohöl zu parken, bis wieder eine Preiserholung einsetzt. Deka-Expertin Borbely sieht dagegen ein rückläufiges Angebot.
Die deutschen Verbraucher profitieren vom Preisrutsch. An den Aral-Tankstellen zum Beispiel ist das Benzin in den vergangenen zehn Tagen zwischen 1 und 1,8 Cent pro Tag billiger geworden. Experten erwarten einen weiteren Rückgang, da die Preise für Sprit erst mit einigen Tagen Verzögerungen auf die Entwicklung beim Ölpreis reagieren.
die Aussicht auf eine Senkung der Fördermengen durch die Opec hat den Ölpreis in die Höhe getrieben.
US-Leichtöl der Sorte WTI notiert mit 45,39 Dollar 4,3 Prozent höher als am Vorabend.Das Barrel (159 Liter) der Sorte Brent verteuerte sich um 5,2 Prozent auf 44,61 Dollar.