Hallo liebe Versicherungs- und Finanzexperten,
ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit der Thematik der Krankenversicherung.
Auch wenn ich mittlerweile einiges an Informationen und Meinungen studiert habe, so komme ich mir doch vor, als hätte ich die russische Bedienungsanleitung der ISS gelesen. Ich habe nach wie vor keine Ahnung, wie an die Sache heranzugehen ist und wie meine Situation objektiv zu beurteilen ist.
Über ein paar Anmerkungen, Ratschläge oder Empfehlungen zu meinen Überlegungen wäre ich daher sehr dankbar!
Zunächst einmal meine Situation:
männlich
29 Jahre
selbstständiger Unternehmer
freiwillig gesetzlich versichert
feste Partnerschaft (Freundin PKV) mit evtl. Kinderwunsch in ca. 5 Jahren.
Da die Beiträge zur GKV für einen Selbstständigen doch relativ hoch sind, die Leistungen gegenüber der PKV geringer sind und die zukünftige Entwicklung nicht gerade rosig aussieht überlege ich in die PKV zu wechseln.
Warum habe ich es bisher nicht getan bzw. mich gleich zu Beginn meiner Selbstständigkeit privat versichert?
Ich habe vor ein paar Tagen einen Text gelesen, der ziemlich genau die Argumente bringt, von denen auch ich mich bisher abschrecken habe lassen:
Dieses Argument und das, dass eventuell Leistungen nicht übernommen werden, weil man zum einen die Gesundheitsprüfung (bzw. die paar Fragen die für die Versicherer bereits ausreichen) ohne Fachkenntnisse leicht falsch ausfüllen kann oder sich für die Versicherer Schlupflöcher bieten, wohin gegen die gesetzlichen Versicherer alle zugesicherten Behandlungen problemlos bezahlen, wie ich es im Bekanntenkreis erlebt habe, haben mich bisher in der GKV bleiben lassen.Zitat von einem Kritiker der PKV
Im Augenblick scheint es mir allerdings, als wären die Beitragserhöhungen und vor allem die ohne Probleme durchführbaren Kürzungen der Leistungen der GKV auf Dauer nicht gerade das sinnvolle Gegenmodell.
Allerdings machen die Beiträge für mich, durch die immer im Nachhinein geschehende Beitragsbemessung, natürlich „nur“ den Anschein extrem gestiegen zu sein, da sie erst einmal auf falschen Zahlen beruhten und zu gering waren. Mittlerweile bewege ich mich bei der oberen Grenze, welche aber absehbarerweise permanent steigen wird. Bei sinkenden Leistungen.
Und gerade das wird langsam ein Thema, mit dem ich mich beschäftigen sollte. Hier wird von mir zu viel Geld für ein nicht zu greifendes Produkt namens Gesundheit verpulvert, ohne dass ich mir über den Nutzen und die künftigen Entwicklungen dieser Investition im Klaren bin. Dies natürlich aus dem Grund, aus welchem mich die privaten Versicherer gerne in der Kundenkartei hätten. Ein männlicher Nichtraucher, der noch nicht mal 30 ist und keine großen Vorerkrankungen mitbringt ist natürlich bares Geld wert - und hat keine Vorstellung von der Notwendigkeit medizinischer Versorgung, da er noch nicht darauf angewiesen ist und es daher auch kein relevantes Thema für ihn ist. Woher kämen sonst die Werbungen „PKV ab 59 Euro“, wie sie auch hier im Forum zu finden sind. Das kann doch nichts sein, was auf lange Sicht sinnvoll ist. Ich habe hier zwei konkrete Angebote von der Victoria. Der eine würde mit 370 €, der andere mit 420 € zu Buche schlagen.
Oder macht es hier einen so großen Unterschied, ob ich mit 19 oder 29 einsteige? Dann müsste ich ja aber mit 39 schon schwer im vierstelligen Bereich rangieren.
Nun ja, wie auch bei der Suche nach einem vernünftigen Konzept für meine Krankenversicherung scheine ich mich auch hier zu verzetteln. Darum einfach mal die konkreten Fragen, die mich gerade beschäftigen.
Ist es überhaupt möglich eine fundierte Vorstellung einer Krankenversicherung, deren Leistungen und vor allem der Entwicklung über das nächste halbe Jahrhundert zu bekommen?
Wie soll ich einen Vertrag "für die Ewigkeit" abschließen, um es mal überspitzt zu formulieren, von dem ich nicht weiß, wie er sich entwickelt?
Wo bekommt man eine gute und vor allem unabhängige Beratung?
Ich habe von Versicherungsberatern gelesen. Die scheinen der richtige Ansprechpartner zu sein.
Dummerweise sollte ich mich nach Aussage des Versicherungsvertreters allerdings am besten noch diesen Monat entscheiden, da ich nächstes Jahr dreißig werde und 3 Monate Kündigungsfrist sind. Wenn ich also erst im Oktober einen Antrag einreiche zählt der für Januar nächstes Jahr und ich zahle mehr, da ich in diesem 30 werde.
Ist das korrekt? Macht das so viel aus, dass man sich nicht noch die Zeit für Vergleichsangebote nehmen sollte und lieber etwas mehr für das dann hoffentlich richtige Produkt zahlt?
Ich möchte ungern eine überhastete Entscheidung treffen, die mich letzten Endes in die Altersarmut treiben könnte, wenn man einem kürzlich gesendeten Bericht glauben schenken mag, in welchem es um selbstständige Unternehmer ging, die durch die extrem hohen Beiträge im Alter nicht mehr wissen, wie es weitergehen soll.
Könnten die nicht theoretisch „arbeitslos“ werden, wenn sie eh schon vor dem Bankrott stehen, um zurück in die GKV zu kommen? Außer vielleicht sie sind über 55 Jahre alt wie ich hier schon gelesen habe?
Ohnehin bizarr eine Entscheidung treffen zu müssen, deren Auswirkungen keiner so wirklich benennen kann, die sich aber über das ganze Leben erstrecken und in hohem Alter sogar existenzbedrohend werden könnte.
Habe ich nicht schon die beste Zeit für die PKV verpasst und sollte wegen eventueller Familienplanung in den nächsten Jahren in der GKV bleiben?
Was passiert, wenn ich unmittelbar nach dem Wechsel ein gesundheitliches Problem bekomme und die PKV unterstellt, ich hätte davon wissen müssen und übernimmt keine Kosten?
Auf welche Leistungen oder generelle Gegebenheiten im Vertrag ist unbedingt zu achten?
Ich bin jedem überaus dankbar, der für mich ein bisschen Licht in´s Dunkel dieser finsteren Entscheidungsfindung bringt!
Liebe Grüße und vielen Dank!