Ich werde in Kürze mein Lehrerstudium beenden und dann über „richtiges“ Einkommen verfügen. Meine Eltern halten es für sinnvoll, dass ich einen Bausparvertrag abschließe, damit ich für ein späteres Eigenheim eine gute Grundlage habe. Was aber genau ist die Bedeutung und der Charakter eines Bausparvertrages?
Wie funktioniert der Bausparvertrag und viel wichtiger noch: wie funktioniert später dann das Bauspardarlehen? Ist es nicht egal, ob ich ein Darlehen bei einer Bank oder bei der Bausparkasse aufnehme, wenn ich bauen oder kaufen will? Wo sind die Vorteile?
AW: Charakter und Bedeutung eines Bauspardarlehens
Hallo Marlon,
der Charakter eines Bausparvertrages ist es, zu Gunsten eines feststehenden Darlehenszinssatzes in der Zukunft, auf Guthaben Zinsen während der Ansparung auf seinen Sparbeitrag zu verzichten.
So spare ich über einen gewissen Zeitraum z.B. einen Euro an, um dann später auf diesen einen Euro noch mal zwei Euro zinsgünstig als darlehen zu bekommen. Je nach Bausparkasse und deren Tarifen liegen die Zinsen auf die " zwei gekauften Euros" zwischen 1 % und 4 %.
Ausschlaggebend für den Zins den man bekommt ist ein Querschnitt aus der Liegezeit ( wie lange hat man gespart ), die spätere Rückzahlungszeit der Darlehens, Höhe des Darlehens, bzw. Verhältnis zwischen dem gesparten und den in Anspruch genommen Euro ( man kann auch auf einen gesparten Euro nur ein Euro Darlehen nehmen, was die Zuteilungsbedingungen deutlich verbessert ). Aus all diesen Parametern kann man später sich sein Darlehen zuteilen lassen. Man ist da relativ flexibel und hat, wie eben beschrieben, Gestaltungsköglichkeiten. Je nach Situation, Lage und Zeitpunkt der Inanspruchnahme des Bausparvertrages kann man sich seine Zuteilungsdaten einstellen lassen. Man bekommt dann diverse Optionen angeboten, die der Bausparrechner ermittelt! Gemeinsam mit dem Bausparverteter ermittelt man dann seine Wunschkonstellation, je nach dem was benötigt wird und was aufgrund der Wirtschaftslage zu dem Zeitpunkt der Inanspruchnahme erforderlich und sinnvoll erscheínt!
Bezüglich der Einzahlungen ist man flexibel, ob nun mtl. wiederkehrend, und/oder einmalig und/oder unregelmäßig, man obliegt keiner Einzahlungsverpflichtung oder Schematik!
Die Bausparsumme setzt sich aus einem Bausparguthaben und einem Bauspardarlehen zusammen. Bei Zuteilung ( Inanspruchnahmezeitpunkt ) ist natürlich nur das erworbene Bauspardarlehen zu den ermittelten und eingestellten, bei Zuteilung festgelegten Bedingungen zurück zu zahlen.
Durch Teilung und Ermäßigung der Bausparsumme ist die Zuteilung und deren Zuteilungsbedingungen ( diese sind wieder individuell wie oben beschreiben aus dem Querschnitt aller Möglichkeiten flexibel wählbar )beeinflussbar, also auch verkürzbar, sollte der Zeitpunkt der Inanspruchnahme eher sein, als ursprünglich beabsichtigt!
Ich empfehle in etwa zu ermitteln, was man in welchem Zeitraum in Kombination mit dem Bedarfszeitpunkt sparen kann, um dann die Bausparsumme festzulegen! Umso höher die Bausparsumme, umso höher die Abschlussgebühr, die bei 1 % liegt ( höhere Abschlussgebühren braucht man nicht mehr zu bezahlen, denn die Tarife die das bedingen, sind nicht von Nöten, da die 1 % Tarife allesamt mindestens gleichwertig und meistens besser sind ).
Hier würde ich die doppelte Summe der kalkulierten Einzahlungen als Bausparsumme wählen. Sollte doch mehr eingezahlt werden oder mehr Darlehen benötigt werden als man kalkuliert hat, kann man bei Zuteilung immer noch die Bausparsumme erhöhen! So erspare ich mir einen zu großen Bausparvertrag abgeschlossen zu haben , für den ich die Gebühren bezahlt habe, den ich nachher aber in dieser Höhe nicht benötige, weil sich die persönlichen Bedingungen geändert haben oder weil das Bauspardarlehen - aus welchen Gründen auch immer - gar nicht mehr oder nur teilweise benötigt wird.
Aus heutiger Sicht, aufgrund der Zinsniedrigphase, hat es in den letzten Jahren keinen Sinn gemacht, einen Bausparvertrag gehabt zu haben, denn die Hypothekenzinsen sind effektiv niedriger als die meisten Bauspardarlehen und selbst wenn das Bauspardarlehen etwas günstiger ist, so hat es sich das der Darlehensnehmer über die geringen Guthabenszinsen teuer erkauft! Da ist dann ein geringerer Gesamtdarlehensanspruch ( aufgrund des erhöhten Eigenkapitals aus einer höher verzinsten Anlage ) zu höheren Hypothekenzinsen immer noch günstiger, als das erhöhte Bauspardarlehen zu den vermeintlich günstigeren Bauspardarlehenszinsen. Hier gilt es zu berücksichtigen, dass der Bausparvertrag in der Regel nur ein Baustein der Gesamtfinanzierung darstellt. Unabhängig der Tatsache, dass die alten Tarife noch Bonusoptionen bei Darlehensverzicht beinhaltet hatten, die das Eigenkapital erhöht ( durch die Zahlung eines Bonusguhabens ) und damit die Darlehensaufnahme am Hypothekenmarkt verringert hatte!
Ich beziehe mich hier auf die guten Alttarife und unterstelle, dass man auch heute dehr genau hinschaut, welchen Tarif man auswählt, denn das gibt es gravierende Unterschiede!
In einer Zinsniedrigphase wie wir die jetzt haben, macht ein Bausparvetrag für das Sparen auf Eigentum in der Zukunft sicherlich Sinn, denn man bekommt in einer festverzinslichen Anlage derzeit auch nicht unbedingt viel mehr Guthabenszinsen, bleibt bei dem Bausparvertrag der Vorteil, auf meinen gesparten Euro im günstigsten Fall zwei Euros zinsgünstig später zu bekommen und wo der Zins später, wenn wir Kapitalbedarf ( aufgrund dem Erwerb von Wohneigentum ) liegt wissen wir nicht, wohl aber bzw. hoffentlich für uns alle aus eigenen wirtschaftlichen Interessen heraus wieder höher als derzeit!!!
Als Tilgungsersatzinstrument für das Absichern eines Auslauf einer Hypothek bzw. für das Kaufen eines günstigen Darlehens in der Zukunft macht der Bausparvertrag aus meiner sicht gar keinen Sinn mehr, denn da wird deutlich, wie teuer das Bauspardarlehen mit dem Ansparung erkauft wird. Während ich in der Hypothek 4 % Zinsen zahle, bekomme ich auf die Ansparung, was ja Tilgungskapital sein kann ( z.B. als Sondertilgung ) nur noch zwischen 0,5 und 1 % und da hole ich mit dem günstigen Bausparzins hinten nichts mehr auf! Da ist es sinnvoller, eine längere Zinsfestschreibung bei der Hypothek zu wählen ( 20 Jahre fest gibt es schon je nach Beleihunsgauslauf zu 4,1-4,3 % ) und lasse mir Sondertilgungen und Tilgungsatzänderungsoptionen einräumen!
Als Krankenschein fürs Haus halte ich es aber durchaus für sinnvoll, einen kleinen Bausparvertrag der Anlagestrategie bei zu mischen, um reagieren zu können, wenn der Kapitalbedarf z.B. aus plötzlichen und unvorhergesehenen Reparaturgründen/Maßnahmen größer ist, als das angesparte Kapital hergibt, denn dann kann ich schnell und unkompliziert auf das Bauspardarlehen zurückgreifen.
Zu beachten gibt es noch, das bei gewissen Einkommensgrenzen der BSV über die Wohnungsbauprämie und der Arbeitnehmer Sparzulage ( unterschiedliche Einkommensgrenzen bei beiden Förderungen ) staatlich gefördert wird, was den spärlichen Guthabenszins etwas erhöht!