Zitat von
Kalchas
Ihr betrachtet nicht das Portfolio eines einzelnen MIG Fonds. Genauso wenig habt Ihr die mangelhafte Diversifikation des einzelnen Portfolios im Blick. Wenn Ihr 3-5 mal das Geld zurück bekommen wollt, das im gesamten Portfolio investiert ist, wie gut muss der Exit von z.B. Antisense Pharma werden? Was ist mit der Rendite, wenn diese Beteiligung abgeschrieben werden muss? Alles nichts ungewöhnliches bei diesen risikoreichen Beteiligungen.
Im Folgenden ein Beispiel, wie ein den Umständen entsprechender Exit eines Portfolio-Unternehmens beschrieben wird, das ein deutlich geringeres Risikoprofil als Corimmun hat. Übrigens auch ein Fond der etwas anders aufgestellt ist.
330 Mio. Euro – Thermo Fisher kauft die Brahms AG
01.10.2009
Für das Vierfache des Jahresumsatzes geht die Brahms AG an den Laborzulieferer Thermo Fisher Scientific. Der will aus dem Firmensitz nördlich von Berlin ein Center of Excellence für klinische Diagnostik machen. Vor Kündigungen müssen die Mitarbeiter keine Angst haben.
Bernd Wegener hatte es wirklich versucht. Er wollte Freude zeigen über den Verkauf der von ihm mitgegründeten und geführten Brahms AG für 330 Mio. Euro an den US-amerikanischen Multi Thermo Fisher Scientific. Doch schon die erste Nachfrage einer Journalistin beförderte es zu Tage: Wegener hat gegen seinen Investor HBM Bioventures den Kürzeren gezogen. Finanzinteressen schlugen Unternehmergeist.
Arbeitsplatzgarantie
Dabei hatte der Brahms-Chef den Deal zunächst in den leuchtendsten Farben beschrieben. Thermo Fisher wolle aus dem brandenburgischen Biotech-Unternehmen ein European Center of Excellence für klinische Diagnostik machen. Die rund 400 Mitarbeiter erhielten für die kommenden fünf Jahre eine Arbeitsplatzgarantie. Betriebsbedingt könne ihnen nicht gekündigt werden. Der Standort solle sogar ausgebaut werden, die Karrierechancen seien in einem Unternehmen mit 34.000 Mitarbeitern viel größer als in einem mit 400. Von der Anwesenheit eines Global Players wie Thermo Fisher werde auch die Region Berlin-Brandenburg profitieren. Selbst der erzielte Preis ist attraktiv. Bei einem Umsatz von 75 Mio. Euro im vergangenen Jahr bezahlen die Nordamerikaner mehr als das Vierfache der Erlöse und sogar mehr als das Zwanzigfache des Gewinns von 15 Mio. Euro. Das ist offenbar auch strategisch begründet. Thermo Fisher hofft, den nordamerikanischen Markt mit den Brahms-Produkten zu erschließen, was die Biotech-Firma mit ihren beschränkten Ressourcen nie geschafft hat. „Wir sind stolz auf das Verhandlungsergebnis“, fasst Wegener die Sachlage in einem Satz zusammen. Ein weinendes Auge bleibt jedoch. Denn in dem eingefleischten Unternehmer, der sich ehrenamtlich im Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) für Mittelstandsinteressen einsetzt, grummelt es. Zwar hat er als einer der Träger des Kern-Know hows von Brahms vertraglich sein Bleiben „für die vorhersehbare Zukunft“ zugesichert. Doch präzisiert er diese schwammige Zeitspanne schnell auf „das vertraglich zugesicherte Jahr. Alles darüber hinaus ist davon abhängig, wie sehr ich im Konzern unternehmerisch tätig sein kann.“ Das klingt viel eher nach einem Neustart als nach einem Angestelltendasein im Räderwerk des weltgrößten Laborzulieferkonzerns. Wegener: „Ich bin geborener Unternehmer – mir gehen die Ideen nicht aus.“
Die Idee, im Jahr 1994 den Diagnostikspezialisten Brahms zu gründen, hat sich ausgezahlt. Nicht nur für Wegener, sondern auch für die Investoren HBM Bioventures und HBM Capital, die ihr Einstiegsinvestments von insgesamt 6,5 Mio. Euro auf mehr als 140 Mio. Euro verzwanzigfachten, wenn man den aktuellen Verkaufswert zugrundelegt. „Nicht ungewöhnlich hoch“, nennt Andreas Wicki, CEO von HBM Bioventures, den Verkaufspreis von Brahms: „Bei ähnlichen Transaktionen wurde bis zum Sechsfachen des Umsatzes bezahlt.“ Zudem wachse die Firma sehr schnell. Vor allem in den letzten Jahren waren die Brandenburger erfolgreich bei der Vermarktung ihres patentierten Biomarkers Procalcitonin (PCT), der sich bei der Früherkennung der Sepsis als Standard durchsetzte – allerdings nur in Europa. In den USA soll die Vermarktung des PCT-Tests jetzt beschleunigt werden. „Thermo Fisher hat hier ganz andere Vertriebsmöglichkeiten“, erklärt Wicki. Weitere Produkte von Brahms sind diagnostische Tests und Instrumente für das Schilddrüsen-, Autoimmun- und pränatale Screening.
Obwohl der Verkaufsprozess seit mehreren Monaten lief, leugnete der Brahms-Chef noch im Mai auf der Bilanzpressekonferenz seines Unternehmens entsprechende Bemühungen: „Warum sollten wir verkaufen?“, gab er auf eine entsprechende Anfrage von |transkript zurück. Dabei pfiffen es die Spatzen von den Dächern der Hauptstadt: Brahms muss verkaufen. Investor HBM Bioventures, der fast die Hälfte der Firma besitzt, braucht Geld und will sein bestes Investment versilbern. Die Schweizer müssen im kommenden Jahr eine Wandelanleihe bedienen. Mit dem Verkauf von Brahms, der ihnen nach Abzug aller Transaktionskosten und Mitarbeiterbeteiligungen 85 Mio. Euro bringt, können sie sich aller Finanzsorgen entledigen. Thermo Fisher war allerdings nicht von Anfang an der Traumpartner: Bis Anfang des Jahres suchte Merril Lynch im Auftrag von Brahms nach einem Finanzinvestor, der den Minderheitsanteil von HBM übernimmt – Fehlanzeige. „Die Interessenten erwarteten innerhalb von vier Jahren eine Verdopplung des Unternehmenswertes und wollten zudem Gewinne aus der Firma mitnehmen“, beschreibt Wegener die Verhandlungen. Vor fünf Monaten wurde schließlich ein strategischer Investor gesucht. Zehn Firmen wurden angesprochen, zwei schafften es in die engere Auswahl. Vor etwa drei Monaten kristallisierte sich Thermo als Favorit heraus. Es zeigte sich aber, dass den Amerikanern ein Minderheitsanteil nicht ausreicht. Sie wollten die Kontrollmehrheit, mindestens 75,1%. Zudem war sich die Erbengemeinschaft des im vergangenen Jahr verstorbenen Vorstands Dr. Rudolf Nothelfer nicht einig. Unter diesem Druck entschieden sich auch Wegener und seine Vorstandskollegen zum Verkauf: „Wir wollten nicht als Minderheitsaktionäre in der eigenen Firma bleiben“.