Warum haben soviele Menschen ihre Finanzen nicht im Griff ?
Ich verstehe es nicht. Da krieg ich ne platte Stirn, von soviel davorschlagen.
Auch in meinem Umkreis (Familie/Bekannte/Beruf) gibt es ein haufen Leute die nicht in der Lage sind Beispiel: bei einem Familieneinkommen von ca. 3500, 3 Personen und umgerechnet 1500,-€ Fixkosten (Miete, Strom, Heizung, Wasser, Auto) Geld zurückzulegen falls mal die Wama kaputtgeht (neue Wama kostet maximal um die 600-1000)
Aber immer mit dem neuesten Handy rumlaufen, immer Essen gehen, die belegten Brötchen für die Arbeit morgens auf dem Weg dahin für 10,-@ das Stück beim Bäcker kaufen, Teure Hobbies etc. Wenn man sich was nettes anschaffen will, wird nicht gespart sondern Kredite auf komm Teufel komm raus aufgenommen.
So läuft das Jahrelang und wenn dann das Kartenhaus irgendwann zusammenfällt fängt das Geheule an, man hätte kein Geld und alle anderen sind schuld ausser man selbst. Dann bettelt man die Leute an die genug Geld haben weil sie eben verantwortungsbewusst mit ihren Mitteln umgehen, damit sie diese gefälligst dafür verwenden die selbstverschuldete malaise anderer auszubügeln :-)
Das hat in den letzten Jahrzehnten echt überhand genommen. Können die Leut garnicht mehr mit Geld umgehen oder könnten sie es, aber machen es trotzdem weil man kann ja so einfach den Finger heben und das Spielchen von vorn beginnen lassen ?
AW: Warum haben soviele Menschen ihre Finanzen nicht im Griff ?
Schulden machen ist halt zu einfach - und man wird teilweise ja schon fast "gezwungen" welche zu machen (0% Finanzierung / Handyvertrag /etc.)
Aber auch das Insolvenzverfahren ist nur noch 3 Jahre - da ist es vielleicht verlockend - besonders bei den günstigen Zinsen in der Vergangenheit.
Lebe jetzt und zahle später ... man lebt nur einmal ...
Und natürlich die ganzen Rechner - welche Immobilie kann ich mir leisten - und dann immer max. Laufzeit um die Rate gering zu halten.
Da kann dann eine Krankheit / Arbeitslosigkeit / Autounfall schon die Existenz bedrohen.
Die Sprüche von früher sind teilweise scheinbar nicht mehr zeitgemäß - Spare in der Zeit, so hast du in der Not - oder man leistet sich etwas, wenn man Geld gespart hat ist halt "uncool".
AW: Warum haben soviele Menschen ihre Finanzen nicht im Griff ?
Ich glaube da hast du Recht. Vielleicht liegt es wirklich daran das Schulden machen so einfach gemacht wird. In Summe scheint das für die Kreditgeber/Finanzierer wohl immer noch ein BombenGeschäft zu sein.
AW: Warum haben soviele Menschen ihre Finanzen nicht im Griff ?
Natürlich sind Konsumschulden ein gutes Geschäft für die Banken, sonst würden die es nicht anbieten.
Über die Verhaltensweisen einiger Mitmenschen, die auf solche Angebote für Konsumschulden regelmäßig reinfallen, kann man sich natürlich wahlweise wundern oder aufregen, ändern wird man das kaum. Hat man das doch vor, muss man die wie Drogensüchtige komplett fallen lassen - aber keinesfalls weiter mit Geld privat unterstützen. Das Geld ist weg - ob für Drogen oder überteuerte Konsumgüter spielt keine Rolle.
Dass Kredite zu einfach oder zu billig seien, würde ich generell allerdings nicht unterschreiben. Die Betroffenen kommen ja häufig schon bei relativ kleinen Summen von 10-20T€ in Kontakt mit der Realität, dass kein weiteres Geld fließt. Relativ zum durchschnittlichen Lebenszeitarbeitseinkommen sind das aber peanuts - das liegt bei grob 1,5 Mio … wenn man ˋn Job hat.
AW: Warum haben soviele Menschen ihre Finanzen nicht im Griff ?
Konsumschulden sind ein super Geschäft für Banken.
Doch viele haben einfach zu hohe Ansprüche an das Leben, verzocken sich an der Börse, beim Pokern, gibt ja 1000 Gründe.
Aktuell haben wir im Rahmen einer Schuldenzusammenfassung einen Kunden der 60 (sechzig) Konsumkredite hat.
Der nierdigste sind EUR 137 mit einer Rate von 7 EUR.
AW: Warum haben soviele Menschen ihre Finanzen nicht im Griff ?
Der Unternehmensverbund, bei dem ich aktuell arbeite, ist mal aus aus einem Handyladen entstanden. Das wurde dann kontinuierlich um weitere Läden erweitert.
Von dem usprünglichen Filialbetrieb ist nur noch einer übrig geblieben. Und zwar ausgerechnet der Laden, der in der eigentlich ärmsten Gegend liegt, wirft immer noch gut Gewinne ab. Da kommen seit Jahren regelmäßig Leute rein, die haben kein Konto usw. Aber alle 2 Jahre ein neues Handy muß halt sein.
AW: Warum haben soviele Menschen ihre Finanzen nicht im Griff ?
Zitat von Bankkaufmann
Aktuell haben wir im Rahmen einer Schuldenzusammenfassung einen Kunden der 60 (sechzig) Konsumkredite hat.
Der nierdigste sind EUR 137 mit einer Rate von 7 EUR.
Das ist ja mal ne Hausnummer. Da könnte ich nicht eine Nacht mehr schlafen. Ob da nun ein Schicksal oder Vorsatz oder laissez faire hintersteht, da hat man ja keine ruhige minute mehr.
AW: Warum haben soviele Menschen ihre Finanzen nicht im Griff ?
Dass die Menschen nicht ihr finanzielles Leben im Griff haben, liegt schon im Kindesalter!
Da braucht man nur die Geschenke anzuschauen, statt mit 14-15 Jahren die Sachen selber kaufen lassen und mit dem verdienten Geld, aus Zeitung austragen, Gartenarbeiten u. s. w.
Werden die Kinder mit dem Auto zur Schule gebracht, der Nachmittag mit irgendwelchen kostenpflichtigen Kursen vollgepackt und mit Geld dicht geschüttet.
Am Ende wird das Verlangen nach einem Bedarf herangezüchtet, das zukünftig durch den eigen Verdienst überhaupt nicht mehr erfüllbar ist.
Man braucht nur mal den Pfändungsfreibetrag anzuschauen, dieser liegt bei verheiratet, zwei Kinder bei stolzen 3.610 € netto Gesamteinkommen, was in etwa 7.100 € brutto, runde 13.900 DM monatlich bedeutet.
Wer hat 2000 oder 2024 schon monatlich 13.900 DM monatlich brutto verdient? Doch nur AN, Angestellte, die stündlich mehr als 120 DM als Lohnverdienst, inkl. Nebenkosten rechen können.
Das sind auch die gleichen Personen, die zukünftig scheitern, sei es bei der Familie, Immo-Finanzierung oder Altersvorsorge! was stand gestern in der Bild?
Die große Pleite der Riester-Rente für die erste Generation, nur knapp 1.600 € Riesterrente jährlich.
Fazit: Die Verschuldung kommt aus mehreren Gründen und aus unterschiedlichen Gewichtung zustande;
1) eine völlige Selbstüberschätzung seiner eigen Fähigkeiten, jedweder Art, sei es Finanztechnisch oder die Bedeutung von juristentischen Texte, insbesondere wenn lateinische Wörter oder Abkürzung im Satztext stehen.
"pacata sunt servanda (p.s.s)", = "Verträge sind einzuhalten"; was auch bedeutet bis in die Bankrottreife, nach § 850 c ZPO, die Verträge sind restlos einzuhalten!
AW: Warum haben soviele Menschen ihre Finanzen nicht im Griff ?
Ja, es wird den Leuten einfach zu leicht gemacht um auch an kleine Kredite heranzukommen.
Wieso gibt es überhaupt die Möglichkeit einen Teil der Steuer die man im Steuerausgleich zurückbekommt über EUR 137 als Kredit aufzunehmen.
Es wird einfach zu leicht gemacht was schon beim Handykauf losgeht...großes Thema...
die belegten Brötchen für die Arbeit morgens auf dem Weg dahin für 10,-@ das Stück beim Bäcker kaufen,
mit was sind die Brötchen denn belegt? Selbst aktuell wüsste ich keinen Bäcker, der annähernd 10 Euro pro belegtes Brötchen nimmt.
Zitat von tneub
Da kommen seit Jahren regelmäßig Leute rein, die haben kein Konto usw. Aber alle 2 Jahre ein neues Handy muß halt sein.
Nahezu alle Menschen wollen Statussymbole. Desto weniger klassische Statussymbole wie Haus, akademische Titel, teures Auto etc. erreichbar scheinen, desto mehr kommt es eben auf erreichbare - vermeintliche - Statussymbole wie Kleidung und Handys an.
Zitat von Andreas-H
Dann bettelt man die Leute an die genug Geld haben weil sie eben verantwortungsbewusst mit ihren Mitteln umgehen, damit sie diese gefälligst dafür verwenden die selbstverschuldete malaise anderer auszubügeln :-)
AW: Warum haben soviele Menschen ihre Finanzen nicht im Griff ?
Zitat von Andreas-H
Ich schon. Aber ist dies die essentiell definierende Frage ?
Nein, aber eben eine von vielen...
Warum hast du gerade und ausschließlich diese Frage zitiert, wenn du sie doch als unwichtig charakterisierst?
Wäre es dann nicht konsequent, auf die anderen Aspekte einzugehen? Zum Beispiel auf die Frage danach, ob "seit Jahrzehnten wird es immer schlimmer" auf realen Daten beruht, oder ob es sich um ein bloßes Gefühl bei dir handelt?
AW: Warum haben soviele Menschen ihre Finanzen nicht im Griff ?
Zitat von wary
Nein, aber eben eine von vielen...
Warum hast du gerade und ausschließlich diese Frage zitiert, wenn du sie doch als unwichtig charakterisierst?
Wäre es dann nicht konsequent, auf die anderen Aspekte einzugehen? Zum Beispiel auf die Frage danach, ob "seit Jahrzehnten wird es immer schlimmer" auf realen Daten beruht, oder ob es sich um ein bloßes Gefühl bei dir handelt?
Auszug aus AGB der Statista GmbH:
'Statistiken von Statista enthalten verallgemeinerte Informationen, die keine sichere Grundlage für Entscheidungen im Einzelfall darstellen und zudem fehlerhaft oder interpretationsbedürftig sein können, ohne dass dies bei der Nutzung ohne weiteres erkennbar ist.'
geschenkt.
Eine Private GmbH die keine Eigenen Daten erhebt. Selbst wenn die (was ich annehme) zu 100% gewissenhaft arbeiten kann man denen alles schicken was man will und daraus eine Statistik generieren lassen. Niemand von uns kennt die Rohdaten. Oder hat jemand hier ein statista account und kann zugreifen ? Wenn ich hier darum gebeten hätte das man mir ne statistik vorhält, würde es irgendwo stehen.
Das einzige was ggf. interessant wärde: Pro Kopf Verschuldung/Bürger. Also nicht die Pro Kopf verschuldung des Staates sondern der Bürger. Wenn es da was offizielles gäbe könnte man das mit dem BIP und (oder) dem Pro Kopf Einkommen über die jahre abgleichen um zu sehen ob die voraussetzungen besser/schlechter/gleich geblieben sind. Wieviele es soweit übertreiben bis sie in die insolvenz rutschen, das ist als statistik (mit wechselnden datenquellen schufa etc, wechselnder rechtslage etc) nonsens. Das ist wie als ob man versuchen würde anhand der sterbefälle statistisch herzuleiten wieviele neugeborene es dies jahr gab.
Wenn du da was findest spendier ich dir vielleicht ein Krabbenbrötchen für 15€ ... aber wirklich nur vielleicht, wenn ich mich so "fühle...."
Was sind denn deine Beobachtungen im Bekannten/Freundes/Arbeitskollegen/Familienkreis ?
PS: wenn der Text den du in Anführungszeichen gesetzt hast ein Zitat von mir sein soll, nimm bitte den echten text den ich schrieb, keinen selbstgemachten. wenn nicht, wäre es zum verständnis besser die anführungszeichen zu entfernen.
AW: Warum haben soviele Menschen ihre Finanzen nicht im Griff ?
Zitat von Andreas-H
Wenn ich hier darum gebeten hätte das man mir ne statistik vorhält, würde es irgendwo stehen.
Aha. Man störe also nicht deine Schlussfolgerungen
Zitat von Andreas-H
Das hat in den letzten Jahrzehnten echt überhand genommen.
durch ungebetene Fakten.
Aber so ist das eben: Wenn man öffentlich einen Thread eröffnet, dann dürfen die Teilnehmer auch Dinge antworten, um die Du nicht gebeten hast.
Was genau soll der Thread dann hier, wenn es nur um anekdotische Evidenz geht? Geht es nur darum, sich in der Gruppe dem Schulden-Proletariat überlegen zu fühlen? Ich habe nicht das Gefühl, dass es dir um einen Erkenntnis-Gewinn geht. Das Konsum-Schulden unnötig und unsinnig sind, ist wohl kaum eine bahnbrechende Erkenntnis. Das Menschen unsinnige Dinge aus Geltungsbedürfnis, suchtähnlichem Verhalten, gefühlter Perspektivlosigkeit, mentalen Problemen oder mangelnder Bildung tun, ist auch kein unbekanntes Problem.
Wenn man da aber wirklich ansetzen will, muss man fachrichtungsübergreifend an den Wurzeln der Probleme arbeiten. Das kann in einem solchen Thread natürlich ohnehin nicht geschehen, wenn aber schon der bloße Hinweis auf öffentlich zugängliche Statistiken als "ungefragt" zurückgewiesen wird, vermag ich den Sinn des Unterfangens (abseits von dem, was ich als Lästern bezeichnen würde) nicht zu erkennen.
Zitat von Andreas-H
Wenn du da was findest
Wozu die Mühe... Du hast doch schon klar gesagt, dass Du nicht darum gebeten hast, dass man deiner Nachbereichsempirie Statistiken entgegenhält.
Im Übrigen gilt immer noch, dass derjenige der etwas behauptet, im Zweifel einen Nachweis bringen sollte.
Zitat von Andreas-H
spendier ich dir vielleicht ein Krabbenbrötchen für 15€ ... aber wirklich nur vielleicht, wenn ich mich so "fühle...."
Nee, lass mal.
Zitat von Andreas-H
PS: wenn der Text den du in Anführungszeichen gesetzt hast ein Zitat von mir sein soll, nimm bitte den echten text den ich schrieb, keinen selbstgemachten. wenn nicht, wäre es zum verständnis besser die anführungszeichen zu entfernen.
Wie Du selber bereits bemerkt hast, gibt es hier eine Zitier-Funktion. Wenn ich dich also zitieren möchte, nutze ich die. Da ich das anderweitig getan habe, deuten auch Anführungszeichen gerade nicht auf ein wörtliches Zitat sondern eben nur auf eine inhaltliche Referenz hin.
Also nein, ich sehe keine Erfordernis für eine bessere Verständlichkeit meinen Text zu ändern.
AW: Warum haben soviele Menschen ihre Finanzen nicht im Griff ?
Zitat von wary
Geht es nur darum, sich in der Gruppe dem Schulden-Proletariat überlegen zu fühlen? Ich habe nicht das Gefühl, dass es dir um einen Erkenntnis-Gewinn geht.
Gefühle... Was du fühlst im Hinblick auf meine Intentionen, kann ich akzeptieren, das gehört zu einer Diskussion dazu. Wir müssen nicht einer Meinung sein.
Zum Schulden-Proletariat. (karl marx sagte 'lumpenproletariat' ist das deine abwandlung dieses begriffes aus dieser 'ecke'?) Der Begriff ist nicht nur abwertend, sondern ist auch faktisch nonsens. Das Thema 'ausschweifender lebensstil' in Kombination mit 'Sucht nach Statussymbolen' (ein anderer hat dies hier ganz gut ausgeführt, das hatte ich nicht so prägnat auf dem Schirm) oder dem Bedürfnis mehr zu schein als sein ist nicht ausschliesslich ein Thema für die 'wirtschaftlich schwache' Bevölkerungsgruppe. (die gern als 'sozial schwach' bezeichnet wird obwohl das auch falsch ist)
Es fällt bei den wirtschaftlich schwachen gruppen das Kartenhaus eben nur schneller zusammen als bei denen die mehr möglichkeiten haben das Kreditrad über Jahre weiterzudrehen.
das Thema zieht sich vom dir so zitierten 'proletariat' bis durch zu den oberen 10.000.
Deine Statistik zeigt die 'Sterbefälle'. also diejenigen die das Rad schon so lang gedreht haben bis es steckenbleibt. Das passiert eben nach 'finanzieller' aufstellung früher oder später. Aber das Problem, wie ein anderer schon gut darlegte ist der Weg dahin. Wenn du dies nicht siehst und verstehst, ich kann und will dir das auch nicht erklären.
Wenn für dich kein Erkenntnisgewinn dahintersteckt und du der Meinung bist ich hätte diesen Thread eröffnet damit man sich hier als Gruppe über das von dir so bezeichnete 'schulden-proletariat' lustig machen kann dann melde diesen Diskussionsfaden und lasse ihn löschen.
AW: Warum haben soviele Menschen ihre Finanzen nicht im Griff ?
Zitat von Andreas-H
Gefühle... Was du fühlst im Hinblick auf meine Intentionen, kann ich akzeptieren, das gehört zu einer Diskussion dazu. Wir müssen nicht einer Meinung sein.
Nein. Das müssen wir nicht.
Du könntest aber meinen "Gefühlen" inhaltlich etwas entgegnen, in dem Du sachlich auf meine Fragen eingehst.
Stattdessen nehme ich deine Reaktion eher als ein wenig mimosenhaft war:
Zitat von Andreas-H
Wenn für dich kein Erkenntnisgewinn dahintersteckt und du der Meinung bist ich hätte diesen Thread eröffnet damit man sich hier als Gruppe über das von dir so bezeichnete 'schulden-proletariat' lustig machen kann dann melde diesen Diskussionsfaden und lasse ihn löschen.
Wieso? Ich halte sowohl abweichende Meinungen als auch unsinnige Diskussionen aus. Und nur weil ein Thread ggf. wenig Sinn ergibt, verstößt er ja noch lange nicht gegen Forenregeln.
Ich habe keine Intention, eine Löschung herbeizuführen. Selbst wenn das erfolgreich wäre, was wäre damit gewonnen? Ich bevorzuge die inhaltliche Auseinandersetzung. In der Du mich durchaus von meinem Eindruck abbringen könntest, wenn ich etwas substanzvolles zu Lesen bekäme...
Zitat von Andreas-H
Zum Schulden-Proletariat. (karl marx sagte 'lumpenproletariat' ist das deine abwandlung dieses begriffes aus dieser 'ecke'?) Der Begriff ist nicht nur abwertend, sondern ist auch faktisch nonsens. Das Thema 'ausschweifender lebensstil' in Kombination mit 'Sucht nach Statussymbolen' (ein anderer hat dies hier ganz gut ausgeführt, das hatte ich nicht so prägnat auf dem Schirm) oder dem Bedürfnis mehr zu schein als sein ist nicht ausschliesslich ein Thema für die 'wirtschaftlich schwache' Bevölkerungsgruppe. (die gern als 'sozial schwach' bezeichnet wird obwohl das auch falsch ist)
Proletariat nach seiner Wortherkunft: Lohnabhängige ohne relevantes Eigentum, aber nicht versklavten Bürger.
Lumpen-Proletariat nach Marx: keine regelmäßige klassische Lohnarbeit, keine Motivation oder Befähigung dazu, abwertend und abgrenzend gemeint.
Wer über seine Verhältnisse konsumiert, macht sich damit unabhängig vom Einkommen faktisch Eigentumslos, weil seine Schulden eben sein Eigentum übersteigen. Vom Lohn abhängig ist wohl ein Großteil der Bevölkerung, der jeweilige Grad ist aber sehr unterschiedlich. Wer von "Paycheck zu Paycheck" lebt, der ist ganz unmittelbar abhängig. Auch dann, wenn er überdurchschnittlich verdient.
Die Gründe für das Überkonsumieren sind doch einfach:
1. Konsum befriedigt (gefühlte) Bedürfnisse und ist bequem.
2. Es gibt auf der anderen Seite Gewinner.
Eben sowohl die Anbieter der Konsumgüter, die Anbieter von Konsumkrediten als auch das gesamte System als solches, welches auf dauerhaftes Wachstum angelegt ist. Am Ende auch die Wirtschaft als Arbeitgeber, weil abhängige Arbeitnehmer halt zu schlechteren Konditionen arbeiten.
Und diese "Gewinner" können große Mengen der Gewinne zur Steuerung der Gesellschaft einsetzen. Zur Meinungsmache, Werbung, Gestaltung politischer Verhältnisse...
Und all diesen Einflüssen können sich eben nicht alle erfolgreich entziehen.
Alles kein Geheimnis und trotzdem keine böse Verschwörung, sondern einfach ein System, von dem viele profitieren. Was mit all seinen Fehlern und negativen Begleiterscheinungen wohl kaum auf lange Sicht so funktioniert, dem aber auch bis heute keine Alternativen entgegenstünden, die langfristig besser funktioniert hätten.
AW: Warum haben soviele Menschen ihre Finanzen nicht im Griff ?
Zitat von wary
Es gibt auf der anderen Seite Gewinner.
Das ist eigentlich der Entscheidende Faktor, alles andere ist obsolet, aber all das ist schon lange bekannt. Die Gewinner Bezahlen die Musik (Steuern?/Dividenden?) und bestimmen daher auch was gespielt wird. (oder eben auch nicht, wo bleibt die Schulische Aufklärung zum Umgang mit Geld ?) Das Problem besteht, unabhängig der Regierungsform in jedem System und die Intention derjenigen die dir das Rad in die Hand geben ist immer die selbe: Guck nicht aufs Rad sondern dreh es härter.
Das wird jetzt ziemlich Zynisch:
Was die 'wirtschaftlich schwachen' angeht im verhältnis zum 'mittelstand' kann ich jetzt nicht erahnen wem man profitabler in die verschuldung treiben kann. (also was den ROI angeht)
Natürlich wird niemand dazu gezwungen da mitzumachen aber es ist wie mit den Drogen, da wird auch fast niemals jemand gezwungen damit anzufangen.
Ist das die Essenz?. Durch Konsum wird Wachstum generiert. Über-Konsum ohne Schulden gab es mal, würde man das heute auf Knall revidieren wärs das. (-> alle Konsumkredite fällig stellen) Weitergedacht: würden alle Bürger dies aus eigenen Stücken tun, also nur noch das konsumieren was sie tatsächlich brauchen, was wäre dann?
Kann es sein das es tatsächlich sogar notwendig ist, zum Weiterbewegen des aktuellen schuldenfinanzierten Rades, das immer eine Mindestmenge an Bürgern dran gefesselt bleiben muss ?
Bislang ist die Entscheidung ob man mit dreht oder nicht noch eine eigene, der versuchung zu widerstehen oder nicht. was passiert wenn niemand mehr ins rad steigt ?
AW: Warum haben soviele Menschen ihre Finanzen nicht im Griff ?
Zitat von Andreas-H
Bislang ist die Entscheidung ob man mit dreht oder nicht noch eine eigene, der versuchung zu widerstehen oder nicht. was passiert wenn niemand mehr ins rad steigt ?
Dann wird der Staat das tun müssen, also durch mehr Staats-Verschuldung den Konsum anfeuern. Ganz ohne privaten Verschuldungsanteil wird es aber nie gehen, es sei denn, man kauft sich ein Haus nur dann, wenn man Cash bezahlen kann.