meine Frau und ich möchten gerne ein kleines Reihenmittelhaus am Rand einer Grossstadt finanzieren, welches sich gerade im Bau befindet.
Folgende Ausgangsdaten:
Alter 45 und 43
Mein Gehalt: 4100 € Basisnetto / Monat (14 Monatsgehälter -> auf 12 Monate umgerechnet ca. 4700 € pro Monat im Schnitt), Steuerklasse 4 mit Faktor
Gehalt meiner Frau: 1850 € Basisnetto / Monat ( 13 Monatsgehälter -> auf 12 Monate umgerechnet ca. 2000 € pro Monat im Schnitt), Steuerklasse 4
2 Kinder (7 und 9), 500 € Euro Kindergeld
Eigenkapital: 180 000 €
Kosten Reihenhaus mit Stellplatz fertigen Innenausbau (Malerarbeiten / Beläge) und Nebenkosten: 552 000 €
Wir möchten gerne 150 000 € von unserem Eigenkapital einbringen, so dass wir einen Kredit von ca. 402 000 € aufnehmen müssten.
Eine erste Rechnung bei einem Finanzierungsberater hat ergeben, dass bei ca. 3,4 % Zinsen und 2 % Tilgung so zwischen 1800 und 1900 € bezahlen müssten.
Wenn ich mir mal die Fausformeln hier im Forum / Internet anschaue, sollte man maximal 35% des Haushaltseinkommens für die Tilgung verwenden. Wenn ich konservativ nur vom Basisnetto ausgehe, also 5950 €, wären 35% davon 2065 €, ich das gesamte Gehalt nehmen würde sähe es noch besser aus. Ich gehe davon aus, dass das passen würde.
Leider ist das nicht die ganze Wahrheit, denn mit der Tilgung von 2% bleibt bei meinem Renteneintritt in 22 Jahren noch locker ca. 170000 € Restschuld übrig (Laufzeit ca. 28 Jahre). Und das macht mich nicht mehr so entspannt.
Mein Finanzierungsberater sagt, dass das kein Problem wäre. Ist das wirklich so ?
Man könnte das ganze umgehen, indem man entweder die Tilgung Richtung 3% (Rate 2200 bis 2300 €) erhöht, dann käme man auf eine Laufzeit von 22 Jahren, oder halt jedes Jahr Sondertilgungen (ca. 5000 €) fährt. Unser Problem ist, dass wir uns mit Raten jenseits der 2000 € nicht so wohl fühlen.
Meine Fragen:
1. Ist unser Vorhaben finanzieller Harakiri ?
2. Welche Zinsbindungen würden ihr in diesem Fall wählen, 10 oder 20 Jahre ? Der Finanzierungsberater empfiehlt 10 Jahre, mein Bauchgefühl tendiert aber zu 20 Jahren.
Hintergrund meiner Frage:
Eigentlich sind meine Frau und ich zufriedene Mitglieder einer Wohnungsgenossenschaft. Allerdings suchen wir schon seid einiger Zeit eine größere Wohnung. Die Genossenschaft kann uns da leider nichts bieten. Mit zwei größer werdenden Kindern ist es mittlerweile sehr beengt in unserer Wohnung. Wir haben immer wieder versucht in den letzten Jahren zu kaufen, wurden aber bei den interessanten Immobilien immer überboten. Die letzten Jahre waren halt der Wahnsinn in der Grossstadt. Aktuell ist es so, dass es hier jede Menge sanierungsbedürftige Immobilien im Angebot gibt, diese aber alle sehr alt sind (50er Jahre) und trotzdem werden diese nur jenseits der 400000 € angeboten. Miete kostet hier eine vernünftige 4 Zimmerwohnung Richtung 1800,- € Kaltmiete, Reihenhäuser sind noch teurer. Deshalb erscheint uns der Neubau relativ attraktiv, auch wenn wir uns wahrscheinlich dafür ganz schön strecken müssen.
AW: Baufinanzierung Neubau im fortgeschrittenen Alter
Hallo Lester, bei einer großen Veranstaltung einer großen Bank hieß es mal vor vielen Jahren:
"90% aller Kunden mit Direkttilgungsdarlehen wollen eine Sondertilgung und 90% davon nehmen unter dem Strich die Sondertilgung nicht wahr".
Wenn Sie sich einen Neubau vornehmen und im Rentenalter 100% schuldenfrei sein möchten dann wäre wirklich die Überlegung jetzt die Direkttilgung entsprechend hoch anzusetzen und weniger auf eine eventuelle Sondertilgung setzen.
Klar kann man jetzt nicht irgend einen Zins "würfeln" ohne die Details zu kennen.
Sie sind aber im super Lebensalter, haben Vermögen und klar, wenn Sie im Rentenalter noch eine Restschuld haben, dann bricht aber auch nicht gleich alles zusammen da Sie sicherlich auch eine entsprechende Rente bekommen.
Deswegen hier der Tip oder gefühlte Empfehlung:
20 Jahre Sollzinsbindung
Tilgung das was jetzt maximal geht.
Sondertilgung ist dann nur "Puffer" wenn man noch was weiter abzahlen will.
AW: Baufinanzierung Neubau im fortgeschrittenen Alter
1) Wenn sie heute in Rente gehen, was müssten sie an Miete zahlen?
2) Wenn sie heute 170.000 Euro finanzieren müssten, wie hoch wäre die Rate?
1) und 2) Warum sollen sie die Mietzahlung, die sie im Rentenalter nicht mehr haben, nicht für Zins-, und Tilgung ausgeben, zumal sie immer wüssten, zur Erwerbszeit durch Tilgung ihre Immobilie abbezahlt, ihre Hypothek getilgt zu haben und nicht die der Genossenschaft/des Vermieters?!?
3) Könnte es ggf. sein, dass ihnen zum bzw. mit Rentenbeginn eine ebenerdige Wohnung ausreicht, so dass sie das Haus verkaufen und von dem Überschuss diese Wohnung bezahlen können?
4) Wäre die Restschuld noch bei 170.000 Euro, wenn sie bei ihrem Einkommen Sonderilgungen leisten würden?
5) Efüllt das Haus einen förderfähigen Energieeffizienzstandard?
6) Bietet ihr Bundesland Landesfördermittel an? Aus welchem Bundesland kommen sie?
7) Fühlen sie sich mit dem besseren Wohnkomfort - auch insbesondere für die Kinder - nicht wohler? 4 Personen und einer Wohnung, dies bei diesem Einkommen, bei 200.000 Euro liquider Mittel/EK?
Zitat von Lester
Meine Fragen:
1. Ist unser Vorhaben finanzieller Harakiri ?
2. Welche Zinsbindungen würden ihr in diesem Fall wählen, 10 oder 20 Jahre ? Der Finanzierungsberater empfiehlt 10 Jahre, mein Bauchgefühl tendiert aber zu 20 Jahren.
1) Grundsätzlich mal von den bekannten Zahlen, Fakten und Daten her ein klares Nein!!!
2) Warum nicht einen Teil 10 Jahre, einen 15 und einen 20 Jahre fest schreiben? Konditionen bilden dann einen angenehmen Mischzins und das Risiko einer Restschuld ist immer nur auf einen kleinen Anteil zu sehen ?!?
Zitat von Lester
Man könnte das ganze umgehen, indem man entweder die Tilgung Richtung 3% (Rate 2200 bis 2300 €) erhöht, dann käme man auf eine Laufzeit von 22 Jahren, oder halt jedes Jahr Sondertilgungen (ca. 5000 €) fährt. Unser Problem ist, dass wir uns mit Raten jenseits der 2000 € nicht so wohl fühlen.
Grundsätzlich auch völlig unnötig, wenig müssen/viel können kann hier der Ansatz zur Lösung sein, zumal sie auch eine Tilgungssatzänderungsoption mit einbauen sollten, die es ihnen ermöglicht, die Zins-, und Tilgungsrate innerhalb eines gewissen Korridors flexibel zu gestalten.
AW: Baufinanzierung Neubau im fortgeschrittenen Alter
Meine Meinung dazu:
Die Mieten werden weiter steigen und vorallem in Großstadt!
Es wird extrem wenig gebaut und Bedarf laut Regierung ca. 800.000 Wohnungen fehlen.
Der Zins ist wieder im Bereich wo es Sinn macht dann Komfort mehr Platz
und Einkommen und EK steht dem nichts im Wege!
Sollzinsbindung würde ich auf 10 Jahre (kleinere Teil) und Teil auf 15 Jahre (größere Teil) splitten. (aber kommt auf Zinsunterschied drauf an!)
Dann dazu die Tilgungsänderungsoption und mit 2% Tilgung starten + Sondertilgungsmöglichkeit. (also Tilgungsänderungsoption + Sondertilgungsmöglichkeit)
Guthabenzins aktuelle im Bereich vom Sollzins. (Tendenz Festgeld Guthabenzins fallend)
Darlehenszinsen gehen aktuelle meiner EInschätzung auch eher nach unten aber nur minimal.
Deshalb nicht aufschieben sondern jetzt umsetzen und jeder Euro fließt dann auch früher in die Tilgung / eigene Objekt.
Bei uns war beste Anlage Neubau vor ca. 7-8 Jahren zu wagen! (Bauplätzemangel!)
Damals Zinstrend steigend aber günstig aber Preise hoch. (sind dann noch höher gestiegen!)
Und dank Einkommen, sparen + Bausparverträge alles in trockenen Tüchern. (hatten ähnliche Finanzierungssumme!)
Mut es umzusetzen !!!
Wir haben 3 Kids und in MIetwohnung zuvor 100 qm EG mit Garten undenkbar für uns heute. (jeder sein eigenes Kinderzimmer + Büro)
AW: Baufinanzierung Neubau im fortgeschrittenen Alter
Wir hatten damals ca. 560T an Kosten (130t Grundstück + Haus mit Garage)
sind dann aber mit Mehrkosten bei über 600t gelandet (Teil auch Garten)
als Tipp mind. 5% besser 10% Puffer mit einplanen und vom EK zur Seite legen!
AW: Baufinanzierung Neubau im fortgeschrittenen Alter
So ist es!
Bei einem Neubau kommen immer noch anfänglich unbekannte Kosten mit dazu.
Sei es für den goldenen Wasserhahn oder gestiegene Materialkosten oder nicht erbrachter Eigenleistung die eine Handwerkerfirma dann umsetzen muss.
Deswegen sollte immer noch ein Puffer in der Hinterhand sein.