Tausende Euro weg – Der Preis der PKV-Beitrags-Entlastungs-Police 20.02.2024
Im Finanzvertrieb ist Marketingkreativität gefragt, um Kunden zum Abschluss zu bewegen. Die Prinzipien des ehrbaren Kaufmanns bleiben dabei manchmal auf der Strecke. So geschehen beim Verkauf von Rürup-Verträgen als PKV-Beitrags-Entlastungs-Police. Über die Analyse einer Honorarberaterin, die die Nachteile eines solchen Verkaufsverhaltens für den Kunden aufzeigt.
Prof. Dr. Hartmut Walz ist ein kritischer Beobachter der Finanzdienstleistungsbranche, insbesondere von Finanzprodukten mit hohen Nebenkosten und geringer Rendite. Auf seinem Finanzblog schildert eine Honorar-Finanzanlagenberaterin einen Fall, der kein gutes Licht auf den Provisionsvertrieb wirft.
In dem Fall hatte eine Kundin einen Vertrag abgeschlossen, um den steigenden Beiträgen ihrer privaten Krankenversicherung entgegenzuwirken. Der als Schutz vor Beitragserhöhungen verkaufte Vertrag entpuppte sich als gewöhnlicher Rürup-Vertrag. Über einen Zeitraum von 13 Jahren zahlte die Kundin seit 2010 mehr als 56.000 Euro ein, die in einen Mischfonds investiert wurden. Dieser erzielte eine durchschnittliche jährliche Rendite von nur 0,99 Prozent.
Die Beraterin stellte fest, dass die Fondsauswahl und die damit erzielte Rendite hinter den Möglichkeiten des Marktes zurückblieben. Zum Vergleich wurde ein passiver Aktienfonds herangezogen, der eine deutlich höhere durchschnittliche Rendite von 10 % p.a. erzielte. Dieser Fonds hätte im gleichen Zeitraum einen Wert von über 100.000 Euro erzielt, was einer Mehrrendite von fast 50.000 Euro entspricht. Tatsächlich erzielte die Kundin mit ihrem Mischfonds nur 3.500 Euro, also nicht einmal einen Inflationsausgleich ihrer Einzahlungen.
Neben der schlechten Performance bestand eine Diskrepanz zwischen dem erwarteten und dem tatsächlichen Wert der Fondsanteile. Verglichen mit der Renditeberechnung ergab sich in der Standmitteilung des Versicherers ein Minus von fast 15.000 EUR. Diese Differenz wurde auf die hohen Vertragskosten und Vermittlerprovisionen zurückgeführt, die zu einem erheblichen Verlust für die Kundin führten.
Die Vermarktung von Rürup-Verträgen als PKV-Beitragsentlastungspolicen bringt Provisionen, geht aber an den Bedürfnissen der Kunden vorbei. Die hohen Kosten und die geringe Rendite solcher Produkte benachteiligen die Kunden erheblich. Fatal ist, dass diese Anlage dazu dienen soll, die steigenden PKV-Beiträge im Alter aufzufangen.