Vorabpauschale bei Junior-Depot: wie und wann ist diese relevant?
Hallo zusammen!
Ich bin mir unsicher, ob ich das Thema Vorabpauschale richtig verstanden habe und wollte fragen, ob mir jemand helfen kann.
Folgende Situation:
Ich möchte 2x 80k in einen All-World-ETF investieren.
Einmal auf mein eigenes Depot (angestellt berufstätig, nur regulär 1k Sparerpauschbetrag)
einmal auf ein Junior-Depot für den Nachwuchs (~5,5k Steuerfreibetrag [wegen Familienversicherung] + 1k Sparerpauschbetrag).
Nun stellt sich die Frage, ob ich einen ausschüttenden oder thesaurierenden ETF wählen sollte, um Steuern und Aufwand zu sparen.
Ich habe noch nicht verstanden, ob die Vorabpauschale nur für thesaurierende ETFs gilt und sich ausschließlich auf die Ausschüttungen bezieht oder ob auch Kursgewinne eine Rolle spielen.
Außerdem ist mir unklar, ob gezahlte Vorabpauschalen beim Verkauf irgendwie verrechnet werden.
Zum Beispiel: Ich halte einen ETF 10 Jahre lang und möchte ihn dann verkaufen. In den ersten 9 Jahren zahle ich Vorabpauschalen. Im zehnten Jahr, kurz vor dem Verkauf, ist der Kurs abgestürzt und ich bin, einschließlich der Thesaurierung, in den Miesen. Ich habe also neun Jahre lang Steuern für nichts bezahlt. Kann ich die gezahlten Pauschalen in irgendeiner Form geltend machen?
Ich möchte den Freibetrag meines Kindes optimal nutzen und gleichzeitig sicherstellen, dass ich keine Probleme mit der Krankenversicherung bekomme.
Da das Depot 80k beträgt und ich den Freibetrag noch nicht ausreize, muss ich Anteile verkaufen, um eventuelle Gewinne mitzunehmen. Für mehr Einfachheit könnte ich alles in einen ausschüttenden ETF investieren und den Freibetrag durch weitere Teilverkäufe, entsprechend dem noch verfügbaren Freibetrag, punktgenau nutzen und hätte das Thema Vorabpauschale gar nicht erst am Bein.
Sehe ich das richtig oder denke ich zu kurz?
Müsste ich, bei entsprechender Nichtveranlagungsbescheinigung des Finanzamts, dann für den Nachwuchs überhaupt eine Steuererklärung abgeben, wenn nichts zu versteuern ist und ich auch nichts rückerstatten lassen muss?
Für mein eigenes Depot würde ich gerne in einen ausschüttenden ETF investieren. Ich weiß, dass es gewisse Szenarien gibt, in denen der Thesaurier, trotz Vorabpauschale, dem ausschüttenden ETF gegenüber Vorteile bietet. Es wäre aber einfach eine psychische Präferenz, da der Unterschied bei diesen Beträgen ohnehin noch nicht groß wäre.
Gehe ich richtig davon aus, dass ich für Dividenden, die über den Pauschbetrag von 1.000 Euro hinausgehen, Kapitalertragssteuer abzg. Teilfreistellung zahlen muss und damit wäre das Thema Vorabpauschale in diesem Fall erledigt, bzw. gar nicht erst relevant?
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ZehWeh
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ZehWeh
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AW: Vorabpauschale bei Junior-Depot: wie und wann ist diese relevant?
Thesaurierende ETF schütten ja nichts aus, deswegen gibt es die Vorabpauschale ja überhaupt, denn der Staat will natürlich nicht, das oftmals 6stellige Beträge über Jahrzehnte "steuerfrei" im Depot liegen.
Die Höhe der Vorabpauschale wird jedes Jahr neu festgelegt, tatsächlich kann auch ein ausschüttender ETF davon betroffen sein, wenn die jährliche Ausschüttung zu gering ist. Im Grunde wird eine fiktive Ausschüttung vorgenommen, die im Idealfall aber mit dem Freistellungsauftrag abgedeckt wird. Kursgewinne spielen keine Rolle bei der Höhe der Vorabpauschale. Dieses Jahr werden es je 10.000€ etwa 32€ sein ! Um also den FSA für dieses Jahr eines Kindes mit der Vorabpauschale voll auszunutzen bräuchte es schon ein Depot um die 300.000€.
Bei einem Junior-Depot würde ich es daher einfach halten und mit thesaurierenden ETF arbeiten, da es im Grunde keinen großen Unterschied macht. Bei einem Ausschütter müsste man sich ja immer um die Wiederanlage der Ausschüttungen kümmern, nur wenige Banken bieten ein automatisches Re-Invest an. Sollte vom FSA etwas übrig bleiben kann man dies mit Teilverkäufen realisieren.
AW: Vorabpauschale bei Junior-Depot: wie und wann ist diese relevant?
Vielen Dank für deine Antwort!
Zitat von ZehWeh
Kursgewinne spielen keine Rolle bei der Höhe der Vorabpauschale.
Das ist schon mal eine sehr gute Nachricht, dass ich Kursgewinne dahingehend nicht beachten brauche.
Zitat von ZehWeh
Bei einem Ausschütter müsste man sich ja immer um die Wiederanlage der Ausschüttungen kümmern, nur wenige Banken bieten ein automatisches Re-Invest an. Sollte vom FSA etwas übrig bleiben kann man dies mit Teilverkäufen realisieren.
Genau so werde ich es wohl tun. So kann ich auch genauer steuern, dass ich die Freibeträge bestmöglich ausnutzen kann.
Weißt du zufällig, ob man in diesem Fall überhaupt für den Junior eine Steuererklärung anfertigen muss, wenn man vom FA eine Nichtveranlaungsbescheinigung hat? In dem Fall würde der Broker ja ohnehin nichts abführen, wodurch es für mich nichts zu holen gäbe. Würde das FA aber pro forma dennoch auf eine Erklärung der Beträge bestehen?