EU-Pläne bedrohen Geschäft der Schweizer Banken mit Deutschen
Sollte die EU ihre Kapitalmarktrichtlinien wie vorgesehen verschärfen, könnten Banken aus der Schweiz das Geld deutscher Anleger nicht mehr wie bisher in Zürich, Basel oder Genf verwalten. Die Eidgenossen sehen sich als Kollateralschaden des Brexit.
Das hunderte Milliarden Franken schwere Geschäft Schweizer Banken mit deutschen Anlegern könnte massiv einbrechen, wenn sich in der Europäischen Union (EU) die Befürworter einer scharfen Kapitalmarktreform durchsetzen.
• Die geplante Neuerung sieht vor, dass nur noch Banken mit einer physischen Präsenz Kunden in dem betreffenden EU-Land aktiv betreuen dürfen.
Das würde bedeuten:
• Schweizer Bankberater dürften Kunden, die in Deutschland leben, nicht mehr aus Zürich, Basel oder Genf ansprechen.
• Zudem dürften die Banken im Nachbarland aktiv keine Kunden mehr werben.
Der entsprechende Reformentwurf habe viele Schweizer Banken "aufgeschreckt", berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung".
Zurzeit haben die einzelnen EU-Länder viel Spielraum, wie sie mit Banken aus Drittstaaten verfahren. Frankreich oder Italien sind bereits restriktiv.
Deutschland hingegen erlaubt Banken aus Ländern außerhalb der EU aktuell noch, ihre Dienstleistungen grenzüberschreitend anzubieten.
Für den Kurswechsel der EU macht ein Schweizer Branchenvertreter den Brexit verantwortlich:
• Die Schweiz sei lediglich ein Kollateralschaden, eigentlich sei die Maßnahme gegen das Vereinigte Königreich gerichtet, zitiert ihn die "FAZ".
Gespräche zwischen EU-Organen stehen noch aus
Die Reform wäre demnach ein gravierender Einschnitt ins Geschäft der Schweizer Banken.
Im Jahr 2021 lagen laut Bankenverband SBA insgesamt 2,4 Billionen Franken von Privatkunden aus dem Ausland bei Banken in der Schweiz.
Ein Experte geht davon aus, dass 20 bis 25 Prozent davon aus Deutschland stammen – bei kleineren Instituten sogar noch mehr.
Wie einschneidend die Reform ausfällt, hängt von Gesprächen zwischen den EU-Organen in den kommenden Monaten ab.