Wir stehen vor folgender Situation: Wir erwerben in Kürze ein Haus. Die wesentlichen Renovierungen sind abgedeckt. Es ist aber sicher so, dass wir in ein paar Jahren vielleicht einmal das Bad erneuern wollen, vielleicht die Treppe, etc. Alles keine Arbeiten, die zwingend sind, aber den Standard erhöhen. Daneben ist es möglich, dass wir in den nächsten 10 bis 20 Jahren das Dach neu decken müssen.
Von der Bank wurde uns bei Abschluss der Finanzierung für den Erwerb wenig überraschend ein Bausparvertrag empfohlen, Stichwort(e) "Krankenschein fürs Haus". Soweit ich es verstehe, zahlt man hier seine Sparrate ein und kann bei verschiedenen Zwischenschritten Teilkredite abrufen, laut Bankberater zu tollen Zinsen.
Ich habe mich zugegebenermaßen noch nicht wirklich eingelesen und wollte hier zunächst einmal in die Runde fragen, ob sich so etwas lohnen kann? Meine Grundsorge wäre, dass die Gebühren den Vorteil auffressen und dass der tatsächliche Abruf der Kredite dann doch deutlich komplizierter und an mehr Bedingungen geknüpft ist, als man erwarten würde.
Bausparverträge sind keine Kapitalanlagen. Somit wird nach Abschlusskosten eine Rendite <0 da stehen. Zudem müsst ihr warten bis der Vertrag zuteilungsreif ist bevor ihr ihn nutzen könnt. zudem können Wartezeiten entstehen bis der Bausparvertrag ausgezahlt wird. Dann müsste man noch einmal teuer zwischenfinanzieren wenn es dumm läuft. Heizungen gehen gerne im Winter kaputt oder ein Wasserschaden etc. es gibt relativ viel bei dem man schnell an Geld kommen muss.
Ich würde das in dem Fall lieber anders machen ist aber sicher Geschmackssache. Lieber Tagesgeld fürs Haus weglegen für die Kleinigkeiten <10.000€. Für die großen Dinge könnte sich auch Fonds anbieten wenn ihr euch sicher seit dass die großen Dinge erst in 10 bis 20 Jahren kommen. Vorteile ihr könnt bestimmen wann ihr welchen Puffer nutzt. Die "Zinsen" fürs Tagesgeld bewegen sich im Bereich eines Bausparvertrages wenn man die Abschlusskosten noch mit einbezieht. Die Nachteile sind aber auch dass die Kurse dann gerade schlecht stehen und man vielleicht -50% bei den Fonds ist und dann verkaufen müsste. Dafür sind die Kosten im Vergleich zum Bausparvertrag verschwindend gering. Wenn ihr ganz knapp mit der Finanzierung seit würde ich aber eine sicherere Variante wählen. Es gibt noch mehr Möglichkeiten. Bei einem Krankenschein für ein Haus sehe ich eher eine gute Gebäudeversicherung. Die deckt erhabliche Schäden am Haus ab und bei einer Selbstbeteilugung 1000 bis 2000 € sind die Jahreskosten auch überschaubar, denn dafür hat man den kleinen Puffer von 10.000€
Ich habe einen Puffer, einen Rahmenkredit und für Fonds entschieden mit dem Puffer decke ich die kleinen Dinge ab, mit dem Puffer und dem Rahmenkredit würde ich die größeren Dinge machen (Heizung, Dach etc.) erst dann würde ich an die Fonds gehen. Bringt mir die größte Flexibilität und Entscheidungsfreiheit. Die drei Dinge sind alle innerhalb kürzester Zeit abrufbar. (wenige Tage)
Bei meiner Hausfinanzierung bin ich mit einem zuteilungsreifen Baussparvertrag auf die Schnute gefallen, weil ich das Geld nicht rechtzeitig ausbezahlt bekiommen habe. Auszahlung erfolgte 2 Monate nach dem Hauskauf.
Vielen Dank für die schnelle Rückmeldung. Die Überlegungen klingen sinnvoll, insbesondere war ich tatsächlich noch nicht selbst auf die Idee gekommen, auch fürs Haus ein Depot anzulegen für langfristige Projekte. Liegt ja eigentlich nahe. Mit dem Thema Rahmenkredit habe ich mich auch noch nicht befasst, hier muss ich aber nochmal drüber nachdenken.
Insgesamt werden wir glaube ich ähnlich vorgehen. Einzig ob es nicht vielleicht doch Sinn macht, einen kleinen BSV aufzusetzen, um zB in 5 Jahren einen kleinen Niedrigzinszuschuss fürs Bad zu haben, muss ich nochmal überdenken bzw. einmal gucken, was denn überhaupt die konkreten Konditionen wären (letztlich wäre das Kapital vermutlich auch so da in 5 Jahren, es ist dann die einfach Rechnung ob es mehr Sinn macht, das lieber in Sondertilgung auf den Hauskredit zu stecken und sich dann neues Geld günstiger zu leihen...).
Wenn du jetzt schon weißt, dass du in 5 Jahren das Bad für z.B. 10.000€ machen möchtest, kannst du ja jetzt schon jedes Jahr 2000€ zurücklegen.
Man sollte ja sowieso einen "Notgroschen" auf dem Tagesgeld haben - für die "normalen" Dinge des Lebens - Autoreparatur, Waschmaschine, ... als Immobilienbesitzer sollte man hier zusätzlich seine Instandhaltungsrücklage bilden - für Dach/Heizung/Bad/Fassade/... damit man im Fall der Fälle keinen teuren Kredit benötigt.
Beim BSV über 10.000€ sind ja z.B. erstmal 160€ Gebühr und jedes Jahr die Kontoführungsgebühr zu zahlen - dann musst du ihn in 5 Jahren zuteilungsreif bekommen und dann schauen, wie hoch die Raten und Zinsen dann wirklich sind.
Der Klassiker im Bauspargeschäft, der "Krankenschein fürs Haus" ist eine gute Sache. Sollzins ist 0,99% bei der Bausparkasse Mainz. ca. alle 5 Jahre erhalten Sie dann automatische Zuteilungen.
Sie sind aber nicht verpflichtet diese dann auch anzunehmen - je nach Bedarf. Die optionalen Darlehen sind dann aber auf jeden Fall Blanko, d.h. Einkommen reicht aus zur Beantragung.
Sie können dann immer frei entscheiden, ob Sie die Zuteilung annehmen oder nur ihr Guthaben rausnehmen oder Guthaben + Darlehen oder alles erstmal liegenlassen, um z.B. in 8J dann 15.000 Euro zu entnehmen. Im Bauspardarlehen können Sie immer mehr zurück zahlen, auch monatlich. Zudem sind Sie in der Ansparphase sehr flexibel, da Sie jederzeit an ihr Geld rankommen oder die Einzahlung stoppen oder erhöhen können.
Nähere Informationen finden Sie auf meiner Seite: https://www.mein-bauspar-vergleich.d...ausparvertrag/
Könnte ich einen solchen BSV eigentlich in der besparungsphase auch jederzeit einfach kündigen und mein Geld zurück erhalten (so dass ich dann letztlich nur auf den Abschlussgebühren sitzen bleibe)? Oder ist das Geld gebunden/es gibt eine Abbruchsstrafe?
Könnte ich einen solchen BSV eigentlich in der besparungsphase auch jederzeit einfach kündigen und mein Geld zurück erhalten (so dass ich dann letztlich nur auf den Abschlussgebühren sitzen bleibe)? Oder ist das Geld gebunden/es gibt eine Abbruchsstrafe?
Ja das geht, entweder kündigen oder weniger einzahlen oder stilllegen. Allerdings ist diese Aussage nicht allgemeingültig, da jede Bausparkasse anders tickt.
Zumal, habe ich z.B. 3.000 Euro angespart, die zwingend anstehende und plötzlich auftretende Modernisierung, Reparatur oder Neuanschaffung kostet 6.000 oder 9.000 Euro, kann der "Krankenschein fürs Haus" eine sinnvolle und rettende Investition gewesen sein!
Besten Dank! Ja, ich glaube es leuchtet mir grundsätzlich ein. Wenn ich es richtig verstehe, ist es ja letztlich fast vergleichbar mit der Bildung einer normalen Rücklage (mit ggf etwas verzögerter Zugriffsmöglichkeit), mit der man ggf sogar noch einen günstigen Kredit ermöglicht. Nachteil ist vorrangig die Abschlussgebühr, unterm Strich aber schon interessant.
Gibt es irgendwo eine gute Übersicht zu den verschiedenen Anbietern solcher Produkte zwecks Vergleich?
1. Sparrate ist letztlich etwas flexibel. Mir schwebt etwas im Bereich 50-150 Euro vor. Wenn es gute Gründe gibt, wieso eine höhere Rate sinnvoll ist, wäre das aber auch machbar.
2. Optimal wäre eine Abrufbarkeit in 5 (alternativ auch kürzer) Jahresschritten. Vorrangiges Ziel wäre ja eine gewisse Flexibilität.
3. Die zielsumme ist ebenso schwierig zu bestimmen. Wenn alle fünf Jahre 5000 Euro zur Verfügung ständen, würde sich das ganz gut in das Gesamtkonzept der Rücklagen einfügen, denke ich.