Wie weit können Bauzinsen und Sparzinsen noch auseinander laufen ?
Nur mal eine allgemeine Frage an die Experten hier:
Generell sprach man ja früher vom sog. allgemeinen Zinsniveau. Einfach gesagt: Bei einem eher hohen Zinsniveau waren für Baudarlehen (und auch sonstige Kredite) tendenziell eben eher hohe Zinsen zu zahlen und Sparer/Anleger konnten sozusagen als Kehrseite der Medaille dann auch eher hohe Zinsen auf Einlagen bzw. Guthaben erwarten. Bei einem niedrigeren Zinsniveau galt dasselbe, nur eben umgekehrt. So weit, so gut.
Seit einiger Zeit scheint es aber kein allgemeines Zinsniveau mehr zu geben: In praxi laufen nämlich die (weiterhin nicht vorhanden) Zinsen für Einlagen bzw. Guthaben und die (stark steigenden um nicht zu sagen explodierenden) Zinsen für Immobilienkredite völlig auseinander: Während immer mehr Banken längst Null Prozent Zins für Einlagen etabliert haben und auch immer mehr Banken versuchen sogar Negativzinsen durchzusetzen (etwas vornehmer formuliert sog. "Verwahrentgelte" - parken Banken bei der ECB Geld wird dafür auch ein Negativzins von minus 0,5 Prozent fällig)) sind auf der "Kehrseite der Zinsmedaille" die Zinsen für Immobilienkredite drastisch angestiegen - (Beispiel: Eine Bekannte hatte im 3. Quartal 2020 eine Kondition von 0,55% erhalten (bei 10jähriger Zinsfestschreibung) - die exakt gleiche Bank (genossenschaftlicher Bereich) verlangt nun bei identischer Zinsbindungsfrist und auch ansonsten identischen Rahmenbedingungen (Realkreditbereich) bereits 2,42%. Tendenz wohl weiter steigend: Nach Meinung diverser Fachleute (z. B. FMH usw.) könnte auch bald bei Immobilienkrediten eine Drei vor dem Komma auftauchen
Mich würde interessieren, ob das quasi unbegrenzt so weiter auseinanderlaufen kann, also keine Zinsen (oder sogar Negativzins) für Einlagen während die Bauzinsen immer weiter steigen.
Das interessiert mich zum einen vom theoretischen Hintergrund her (wie ist dieses signifikante Auseinanderdriften möglich und was sind die Ursachen und Gründe dafür ?) aber auch praktisch: Wer eine oder mehrere Immobilien hat (sei es selbstgenutzt und/oder auch vermietet) muß ja zwingend liquide Rücklagen vorhalten für Reparaturen, Instandhaltungen, Sanierungen, eventuelle Sonderumlagen (WEG), wegen einem Mietausfall- bzw. Leerstandrisiko, für Maklerkosten (bei Vermietung) usw. Wenn es dafür aber einerseits keinerlei Zinsen mehr gibt (der Realzins ist ja schon sehr lange sprich seit dem Jahr 2009 negativ) und damit logischerweise auch keinen Zinses-Zins-Effekt mehr - auf der andere Seite aber die Preise für Rohstoffe, Baumaterialien, Transportkosten (u. a. Kraftstoffe), Handwerker- und Dienstleistungen in dem Bereich sowie auch die Zinskosten für Baufinanzierungen (sei es bei Neuabschluss oder Anschlussfinanzierungen) etc. immer weiter steigen, dann entsteht ja auch da automatisch eine erhebliche bzw. immer größere Lücke, die für Immobilienbesitzer (auch Wohneigentümer-Gemeinschaften) irgendwann zum Problem werden könnte. Erst recht vor dem Hintergrund der wohl sich noch weiter verschärfenden gesetzlichen Auflagen auch in diesem Bereich (Stichworte: Klimaschutz, Energieeffizienz usw. auch beim Thema "Wohnen und Wohnungsbestand").
Über konkrete Antworten aber auch Gedanken zu diesem Thema würde ich mich freuen.
AW: Wie weit können Bauzinsen und Sparzinsen noch auseinander laufen ?
Ich persönlich denke die Baufinanzierungszinsen können nur bis zu max. bis 3 - 4% steigen weil es
sonst zu viele Kreditausfälle gibt. Über Anstieg innerhalb letzten 1/2 Jahr über 1% nach oben hat mich persönlich
auf überrascht. Ende 2022 sehe ich allerdings auch 3,XX % Sollzinsen bei 10 jähriger Sollzinsbindung.
Die Folge: Neubauprojekte teilweise gestoppt und ob sich das Projekt lohnt wird genau betrachtet.
Die Guthabenzinsen / Darlehenszinsen sind teilweise an die 10 jährige Umlaufrendite gekoppelt
und die steigt! Somit werden wir vermutlich auch wieder Guthabenzinsen (in 1-2 Jahren Glaskugel) in Richtung 1 - 2% bekommen. (Festgeld 10 Jahre Laufzeit)
Allerdings würde ich nicht bei jeder Bank Geld anlegen.
Bonität wird sehr wichtig!
Bei einer Inflation von über 6% geht die Kaufkraft zurück.
Die Kaufpreise für Wohneigentum wird nicht weiter steigen
und Eigentümer bleiben im Betongold. Lieber eine Geldanlage die etwas
Rendite abwirft als keine Rendite! Oder der Schutz vor steigenden Mieten!
Geld in Eigentum selbst bewohnt und oder vermietet einsetzen
und Bar etwas auf der hohen Kante haben.
Steigende Darlehenszinsen durch Bausparvertrag
absichern damit man in der Zukunft sich es immer leisten kann! (bedacht und mit gutem Tarifmix Ansparanteil / Laufzeit / Guthabenzins / Darlehenszins und Tilgungshöhe und Dauer)
Wenn es der Wirtschaft schlecht geht bzw. schlechter geht wird "Run"
auf ETF oder Börse ausbleiben. Die Inflation treibt oder stützt ja noch die
Kurse aber wird sich meiner Meinung nach drehen. (20 - 30% nach unten sind da gut möglich!)
Ich selbst bin Mitleser und kein Fachmann für Finanzprodukte.
AW: Wie weit können Bauzinsen und Sparzinsen noch auseinander laufen ?
Bei -0,5% "Sparzins" und 2,5% Kreditzins liegen die beiden ja nur 3 %-Punkte auseinander - das ist doch noch relativ gering.
In den 80er/90er Jahren waren teilweise bis zu 10% Kreditzinsen für Immobilien zu zahlen - auf dem Sparbuch gab es aber auch eher nur max. 5% - das sind 5%-Punkte Unterschied.
(Und bei einer Inflation von damals teilweise 7% trotzdem ein Kaufkraftverlust höher als Sparzins.)
AW: Wie weit können Bauzinsen und Sparzinsen noch auseinander laufen ?
Zitat von utopus
Bei -0,5% "Sparzins" und 2,5% Kreditzins liegen die beiden ja nur 3 %-Punkte auseinander - das ist doch noch relativ gering.
In den 80er/90er Jahren waren teilweise bis zu 10% Kreditzinsen für Immobilien zu zahlen - auf dem Sparbuch gab es aber auch eher nur max. 5% - das sind 5%-Punkte Unterschied.
(Und bei einer Inflation von damals teilweise 7% trotzdem ein Kaufkraftverlust höher als Sparzins.)
AW: Wie weit können Bauzinsen und Sparzinsen noch auseinander laufen ?
Vielen Dank für die Antworten und auch den Link (Artikel "Manager-Magazin"). Werde ich in Ruhe studieren.
Danke auch für den Hinweis zu den damaligen Zeiten als Vergleich. Spontan und auf die Schnelle: Auch mir ist noch gut im Gedächtnis, daß damals (z. B. Ende der 70er Jahre) das Zinsniveau sehr hoch war. Kann mich erinnern, daß da für Immobiliendarlehen (Kreditseite) 10, 11 oder sogar teilweise noch etwas mehr Prozent Zinsen zu bezahlen waren. Allerdings konnte man dies (und die auch damals höhere Inflation) auf der Anlageseite (Guthaben) relativ leicht kompensieren, indem man beispielsweise bei der Anlage auf etwas längere Laufzeiten gesetzt hat (sog. Illiquiditätsprämie). Damals war ich beispielsweise in Bundeswertpapieren investiert (es gab die kurzen Laufzeiten (= Finanzierungsschätze mit 1-2 Jahren), die mittlere Laufzeit (= Bundesobligation mit 5 Jahren) und die längeren Laufzeiten (= Bundesschatzbriefe mit 6-7 Jahren). Schon mit der mittleren Laufzeit einer Bundesobligation (z. B. im Jahr 1979 mit 7,75% und im Jahr 1981 sogar mit 11,49% Zins ausgestattet; nach meinen Unterlagen) ließ sich die damals (hohe Inflation) ausgleichen und es kam selbst nach Abzug der Inflation noch ein positiver Realzins heraus. Aktuell ist ja bei dem (praktisch nicht vorhanden) Zinsniveau auf Guthabenseite der Realzins so weit im Negativen wie noch nie (an höhere negative Realzinsen kann ich mich jedenfalls nicht erinnern).
Das Ausweichen auf längere Laufzeiten (Illiquiditätsprämien) ist heute m. E. unmöglich und/oder sinnlos. Zum einen ist die Zinsstrukturkurve unnatürlich extrem flach. Sprich selbst mit einer Laufzeit von 10 Jahren wäre man vor kurzer Zeit bei der Bundesanleihe sogar nominal noch im Minus gewesen (von real ganz zu schweigen). Keine Ahnung wie die 10jährige Bundesanleihe aktuell rentiert (um die 70-80 Basispunkte ?) - damit ist man, bei > 7% Inflation, meilenweit von einem positiven Realzins entfernt. Und bei noch längeren Laufzeiten (Beispiel: 100jährige österreichische Staatsanleihe) lohnt der Zins auch nicht - dazu kommt dann noch das Risiko, daß bei anziehenden Zinsen der Kurs der Anleihe abstürzt (bei so einer langen Laufzeit kann es schnell auf nur noch 70% oder 60% runtergehen, wenn die Zinsen anziehen und wenn man diese Anleihe vor Endfälligkeit wieder verkaufen will oder muß).
Nachtrag: Mit Sparzins hatte ich nicht die Beschränkung einzig und allein auf das Sparbuch im Sinn. Gemeint waren damit eher allgemein die sog. sicheren Anlagen wie Festgeld, Renten also festverzinsliche Wertpapiere (Staats- und Unternehmensanleihen bester oder guter Bonität), Pfandbriefe etc.
Spannend dürfte werden, wie sich das (schnell und stark steigende Zinsen - jedenfalls auf der Kreditseite) auf die Immobilienpreise auswirkt. Immobilien gehören ja (auch wegen den häufig hohen Krediten - bei Vermietung oft auch zwecks Hebelung und aus steuerlichen Gründen eingesetzt) zu den zinssensibelsten aller Assets. Das könnte preisdämpfend wirken. Einerseits. Wird dann aber weniger gebaut (wegen der höheren Zinsen) könnte dies wiederum durch ein sinkendes Angebot auch die Immobilienpreise weiter treiben (zumindest aber unterstützen).
Keine richtige Idee habe ich, wie man als Immobilieneigentümer (habe sowohl selbst genutztes als auch vermietetes Wohneigentum) vor diesem Hintergrund seine unvermeidbaren Rücklagen verwaltet bzw. anlegt - damit einem bei einerseits weiterhin Null- und Negativzins und andererseits ständig steigenden Preisen (z. B. Instandhaltung, Reparaturen usw.) sowie auch steigenden Zinsen für Darlehen (Anschlussfinanzierung) die Kosten nicht aus dem Ruder laufen sprich die Rücklagen nicht durch die Inflation immer weiter im Wert abschmelzen ...
So ganz klar ist mir auch noch nicht, wie weit der Zins für "sichere Anlagen" und der Zins für "Immobilienkredite" sich noch auseinander entwickeln kann ...
Irgendwie scheint mir zudem der Spielraum der ECB was Zinserhöhungen (und auch das dauerhafte Einstellen der Anleihekäufe betrifft) begrenzt, wenn ich etwa an hochverschuldete Länder wie Griechenland, Italien us. denke.
Auf Dauer könnte es aber gerade in Deutschland irgendwann richtig Ärger geben, wenn der Leitzins immer meilenweit unter der Inflation liegt, zumal hierzulande ja die meisten Menschen hauptsächlich in Nominalwerten sparen (und/oder investiert sind; Beispiel: Lebensversicherungen) und viel weniger in Sachwerten (wie Immobilien) oder Produktivkapital (wie Aktien) - jedenfalls im Vergleich zu anderen Ländern.
Kommen die Immobilienpreise nicht runter (durch die höheren Kreditzinsen) dürfte Wohneigentum in absehbarer Zeit für noch mehr Menschen unerschwinglich werden (durch die höheren Zinsen bei gleichzeitig weiter sehr hohen immobilienpreisen). Das gilt ja auch für das Ansparen des nötigen Eigenkapitals für einen Immobilienkauf: Ohne Zins und ohne Zinses-Zins-Effekt kann man den Immobilienpreisen praktisch nicht mehr "hinterhersparen".
AW: Wie weit können Bauzinsen und Sparzinsen noch auseinander laufen ?
Wobei man natürlich auch sagen muss, dass Immobilien in Hochzinsphasen der Vergangenheit deutlich günstiger waren - in den 80/90ern hat man oft (teilweise deutlich) unter 100.000 DM ein Haus bekommen (und ein Alleinverdiener mit Familie konnte sich das leisten) - die heutzutage umgerechnet schnell über das 10-Fache kostet (und oft können sich das Doppelverdienerehepaare mit Kindern nicht mehr leisten ...) - wenn man bei 1/5 des Zinses aber den 10-Fachen Betrag abzahlen muss, sinkt zwar die Zinslast - aber die Tilgung erhöht sich halt enorm.
AW: Wie weit können Bauzinsen und Sparzinsen noch auseinander laufen ?
Und wieder hat die KfW die Konditionen erhöht, sieht "optisch" schon ganz ordentlich aus gegenüber den Zinsen vor 2-3 Monaten.
Und doch sind die Zinsen nach wie vor in einem sehr guten Niveau.
Schön dass viele hier Ihre persönliche Meinung haben wohin der Zins geht.
Wir wissen es alle nicht.
Wir sind der persönlichen Meinung dass die Baufinanzierungszinsen weiter steigen werden, aber unter der Inflation bleiben.
Und dass aber auch nicht in jeder Region die Immobilienpreise unter Druck geraten können.
In den Premiumgebieten wird es vermutlich noch auf Jahre so ein hohes Niveau an Immobilienpreisen geben.
Wir werden sehen...Stagflation? Wer weiß das schon...
AW: Wie weit können Bauzinsen und Sparzinsen noch auseinander laufen ?
Meine Meinung ist, so lange die Wohnungen/Häuser in den entsprechenden Gebieten knapp sind und was auf den Markt kommt praktisch "schrott" für den Preis ist, aber trotzdem gekauft wird werden in den Gebieten die Preise zumindest konstant bleiben. Es wird immer jemand geben, der den Preis bezahlen kann und möchte. Ganz anders wird es in den Gebieten sein die schon seit Jahren unter Bevölrkerungsschwund leiden, da werden die Preise mangels Nachfrage wieder sinken.
Die Zinsen für die Finanzierung werden also sich entsprechend verhalten, denn jeder möchte vom Besten der Käufer mit einem möglichst großen Stück abhaben. Also wird es auch hier die Zinsen steigen wo Luft nach oben ist und die Zinsen "fallen" wo keiner hin ziehen möchte. Also ein reines Angebot und Nachfrage Prinzip.
Für mein Teil bin froh dass ich gute Zinsen für eine lange Zeit festgeschrieben habe. Somit erst einmal einfach abwarten und weiter Sondertilgen kann. Da ich in einem Speckgürtel wohne und die Preise hier nach meinem Kauf 2020 noch einmal 20-30% zugelegt haben für vergleichbare Immobilen. Kann ich wohl sagen, dass hier die Preise nicht einknicken werden, da hier noch immer Immobilien auf den Markt kommen die schrott sind und trotzdem innerhalb weniger Tage verkauft werden.
AW: Wie weit können Bauzinsen und Sparzinsen noch auseinander laufen ?
Titan1981 bin der gleichen Meinung wie Du!
Allerdings sollte der ein oder andere versuchen seine Baufinanzierung
in der Zukunft zumindest für einen Teil mit einem Bausparvertrag abzusichern.
Wenn nicht langfristig Zinsen gesichert sind.
Auch im Speckgürtel sind die Kaufpreise seit Jahresbeginn etwas nach unten gegangen.
Ist von Region zu Region bestimmt unterschiedlich. Wir liegen aktuelle trotzdem bestimmt
noch gut 30% über dem Kaufpreis wie wir 2016 gebaut haben. Mit dem Einkommen 2016 und Zinsen aktuelle hätten das mit
dem L-Bank Förderdarlehen nicht geklappt und Mischzins / Gesamtzins deutlich höher. (jetzt würden wir 1,5% mehr Zinsen zahlen + Kaufpreis höher!)
Folge: Eigentum wird Luxus und viele werden es sich als Familie mit kleinen Kindern nicht mehr leisten können.
Vorallem in Regionen mit vielen Arbeitsplätzen und starker Industrie.
Wer reich ist wird reicher und Mittelschicht kommt klar
und bei geringem Einkommen wird es für die Zukunft schwierig.
Mal nachdenken was hab ihr und wie geht es euch und die Rendite
ist nicht so wichtig. Ist viel Geld wert wenn man Euro nicht zweimal
umdrehen muss. Energie / Lebensmittel / Dienstleistungen / Reisen alles wird teurer
aber ist doch toll wenn man es sich trotzdem leisten kann.
Und wer trotzdem noch genug Geld übrig hat kann auch drüber nachdenken
z.B. mehr Zeit für Freizeit oder Familie einzusetzen. (Thema Teilzeit)
AW: Wie weit können Bauzinsen und Sparzinsen noch auseinander laufen ?
Das Problem ist der grundsätzliche Begriff von allg. Zinsniveau. Den gab es nie und wird es nie geben. Ebenso wie es kein allg. Niveau von Immobilienpreisen gibt. Kommt eben aud Lage, Art usw. der einzelnen Immobilie an, wie auch auf die Art des jeweiligen Zinses.
Was mM viele Menschen aktuell verwirrt ist, dass häufig im Internet oder Zeitungen von "die Notenbanken (EZB) entscheidet üder den Zins" geschrieben wird. Nun passiert eben etwas, was dieser Aussage vollkommen widerspricht. Die EZB hat die letzten 9 Monate nichts getan und trotzdem sind Kreditzinsen z.B. für 10 jährige Immobilienkredite quasi "explodiert".
Da man die Realität nicht leugnen kann, sollte man einfach akzeptieren, dass die EZB spezielle Zinsen festlegen kann, diese aber nichts mit Marktzinsen zu tun haben (oder natürlich schon indirekt, aber eben nicht in dem Sinne dass die EZB die "Zinsen" festlegt).
Das Problem mit platzenden Immokredite sehe ich in D eigentlich nicht so extrem. Es gibt in D (fast) keine variable verzinste Darlehen, der Standard ist 10 Jahre Zinsbindung. Somit hat jeder die Möglichkeit über Tilgungen usw. sich auf die höheren Zinsen "vorzubereiten" und das Darlehen finanzierbar zu halten.
Wenn es natürlich "Spitz auf Knopf" Finanzierungen waren bzgl. Darlehensrate usw., dann könntes es natürlich schwierig werden... aber genau davon hat man hier im Forum auch immer abgeraten. Wer es trotzdem getan hat, dem könnte ein böses "Erwachen" beid er Anschlussfinanzierung drohen.
AW: Wie weit können Bauzinsen und Sparzinsen noch auseinander laufen ?
Vielen Dank für die diversen Meinungen und Statements !
Logisch und klar, eine Glaskugel "in Sachen Zinsen bzw. weiterer Zinsentwicklung" hat keiner - meine Wenigkeit natürlich auch (leider) nicht.
Gegen eine echte Zinswende der ECB spricht meines Erachtens, daß die ECB längst unter fiskalischer Dominanz steht (und der sorgenvolle Blick der ECB in der Eurozone immer auf die Schuldendiensttragfähigkeit der (hochverschuldeten) südlichen Länder inkl. France gerichtet ist (gerichtet sein muß); Motto: Systemstabilität hat Priorität vor Kaufkraftstabilität (sprich Geldwertstabilität - was nach den EU-Verträgen aber eigentlich die Hauptaufgabe der ECB wäre ... siehe z. B. Art. 119 Abs. 2 und Art. 127 Abs. AEUV).
Der Markt (Zinsmarkt) scheint (inflationsbedingt) insgesamt aber auch am längeren Ende höhere Zinsen sehen zu wollen bzw. zu antizipieren (wobei man wahrscheinlich trefflich streiten könnte, ob es sich in der Eurozone noch um einen "Markt" handelt, wenn die ECB Staatsanleihen in Billionenhöhe kauft und damit die Zinsen für die Staaten massiv nach unten drückt ... um die Formulierung nach unten manipuliert zu vermeiden).
Mal angenommen, die ECB beendet wirklich die Anleihekäufe (nach ECB-Sprech ja die "conditio sine qua non" für eine erste - wie auch immer geartete - Zinserhöhung). Passiert nach ECB-Sprech nichts "Unvorhergesehenes" (nach Einstellung der Anleihekäufe) dann "könnten" nach "einiger Zeit später" (erneut ECB-Sprech) die Zinsen angehoben werden (ziemliche viele "wenn" und "Konjunktive" und "unbestimmte Zeiträume"). Selbst wenn: Die Frage wäre dann noch, um wieviel ?! Selbst nach ein, zwei, drei oder sogar vier Zinserhöhungen (a 25 Basispunkte) wäre der Leitzins dann im Jahr 2023 oder 2024 lediglich bei 0,25, 0,50, 0,75 oder 1,00%. angekommen. Im Klartext: Der Realzins wäre weiter extrem tief im negativen Bereich - wenn die Inflation gleichzeitig eher bei fünf oder sechs Prozent liegt. Wonach es derzeit aussieht. Der "Anlagenotstand" (sowohl für Institutionelle als auch "Otto Normalverbraucher") bliebe aufgrund dieser "Finanziellen Repression" weiter bestehen. Was für die weitere Flucht in "Betongold" sprechen könnte. Einerseits.
Andererseits: Ein Zins von drei oder vier Prozent für Immobiliendarlehen wäre dann auch gut möglich. Bei einem solchen Zins dürften die aktuellen Immobilienpreise (zumindest etwas) von den aktuellen Bewertungsniveaus aus gesehen, nachgeben. Zukünftige Erträge der Immobilien (sei es die ersparte Miete oder erwartete Mieteinnahmen wäre dann bei der Preisermittlung wieder mit einem höheren Zins zu diskontieren, was den aktuellen Wert runterdrückt).
Das dann höhere Zinsniveau samt der besonders hohen Teuerung am Bau (Rohstoffe, Materialien, Transportkosten usw.) sowie der zunehmenden Regulatorik (Umwelt/Energieeffizienz) könnte aber auch die Fertigstellungszahlen (insbesondere im Geschosswohnungsbau) dämpfen und damit hinter den Erwartungen zurückbleiben lassen. Was wiederum für eher stabile Preise im Bestand spricht (Angebot steigt nicht wie erwartet - Nachfrage bleibt aber relativ hoch).
Ziemlich viele Für und Wider und einerseits und andererseits ...
Hatte heute früh Gelegenheit mit zwei Profis zu telefonieren - die sehen beide die Baufi-Zinsen am Ende des Jahres eher bei drei als wieder bei zwei Prozent. Aber auch die haben natürlich keine Glaskugel.
Was mich in dem Kontext beim deutschen Michel langsam echt wundert: Leitzins weiter bei Null, immer mehr Banken mit Null- und Negativzinsen und gleichzeitig eine Inflation bei über 7% - mich wundert, daß die Leute nicht auf die Barrikaden steigen (zudem nun auch noch die Baufi-Zinsen stark steigen bei (immer noch) sehr hohen Immobilienpreisen). Schließlich schmelzen so Nominalwerte wie Eis in der Sonne ... Und die meisten Menschen sparen ja in Deutschland in Nominalwerten (Deutschland hat m. W. die niedrigste Wohneigentumsquote in der gesamten Eurozone). Auf die Barrikaden gehen würde wahrscheinlich auch Nix helfen würde. Das Ganze scheint ja politisch so gewollt zu sein oder wird zumindest von der Politik geduldet - damit der Euro und die Eurozone weiter am Leben bleiben.
So wie ich das sehe, könnten am Ende dieses Jahres wirklich Immo-Darlehen drei Prozent kosten - während es auf dem Konto weiter heißt Nullzinsen ... oder sogar Negativzinsen.
AW: Wie weit können Bauzinsen und Sparzinsen noch auseinander laufen ?
Vielleicht ist der dt. Michel einfach etwas klüger als du es denkst....
Was würde ich heute bei der inflation ändern, wenn die EZB die Zinsen schon mehrmal erhöht hätte... richtig, wenig, bis nichts. Hauptgründe für die heutige Inflation sind:
1. Es gibt einen Angebotsmangel und einen Nachfrageübergang wegen der Coronakrise und den Lockdowns.
2. Es gibt weiterhin Probleme mit Lieferketten (Lockdown in Shanghai), was du Probelmen auf der Angebotseite führt.
3. Putin hat einen Krieg begonnen, der Energiepreise explodieren läßt und bestimmte Produkte wie Weizen, Düngemittel usw. die von der Ukraine exportiert wurden.
Hat wenig bis nichts mit der Geldpolitik der Notenbank zu tun bzw. die Notenbank könnte die Nachfrage nur mit extrem hohen Zinssätzen signifikant (also dann es dem Angebot in etwa entspricht) dämpfen, dass Die Schäden viel größer wären als der Nutzen.
Problem für die EZB: Wenn es zu interner hohen Inflation kommt, also z.B. durch hohe Lohnforderungen der Gewerkschaften (aus deren Sicht natürlich absolut legitim) und die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale droht. Dann muss die EZB aktiv werden.
Zudem sind deine Zitate der EZB eigentlich Zitate von Lagarde. Sie ist zwar Präsidentin, aber entscheidet nichts. Entscheidungen trifft der EZB Rat und da mehren sich die Stimmen, die bereits im Juli eine Zinserhöhung als möglich erachten.
Das wird sich bei der Sitzung im Juni entscheiden, da dort mW die EZB eine neue Inflationsprogose vorlegen wird, die mW alle 3 Monate erfolgt. Wenn diese so ausfällt wie es alle erwarten und keine Änderungen sichtbar sind (Lockwohns in China, Krieg Russland usw.), dann wird die EZB schneller reagieren, wie heute alle denken.
AW: Wie weit können Bauzinsen und Sparzinsen noch auseinander laufen ?
Fakt ist, der Anstieg der Zinsen hat nicht unwesentlich mit Erwartungen zu tun, schauen wir mal, ob dem so entsprochen wird.
Erhöht die EZB den Leitzins, muss das nicht zwingend mit einem Anstieg der Immobilienzinsen einhergehen, viel mehr kann die Entscheidung der EZB die Zinsen wieder sinken lassen!
AW: Wie weit können Bauzinsen und Sparzinsen noch auseinander laufen ?
Richtig, entscheidend ist die Kommunikation bei der Zinserhöhung...
Der Markt erwartet einen Zinsschritt im 3. Quartal. Anschließend wird Lagarde den Zinsschritt kommentieren, was so in etwa eine Zusammenfassung der Stimmung der EZB Rates ist.
Da der Zinsschritt etwa 3 bis 6 Monate verzögert in der Realwirtschaft wirkt, könnte die EZB sagen: Ok, das war der Anfang, jetzt warten wir mal ab, wie die Wirkungen in 6 Monaten sind. Das würde die Zinsen tendenziell sinken lassen, da dann in den nächsten 6 Monaten kein weiterer Zinsschritt zu erwarten ist.
Oder die EZB kann sagen: Besorgniserregende (Inflations-)Situation und interne Inflation wie Lohn-Preis-Spiralen müssen unbedingt verhindert werden. Das würde für eine aggressive Straffung der Geldpolitik sprechen, weitere Zinsschritte in naher Zukunft wahrscheinlich machen und Zinsen tendenziell steigen lassen.
Ist in etwa wie bei jeder Blianzpressekonferenz einer Aktienunternehmens. Die aktuellen Zahlen (ob gut oder schlecht) interessieren eigentlich niemanden mehr, außer es gibt eine grobe Überraschung, die vorher nicht z.B. über eine Gewinnwarnung kommuniziert wurde. Entscheidend für den Aktienkurs sind die Aussagen und Erwartungen zum zukünftigen Geschäftsverlauf...
AW: Wie weit können Bauzinsen und Sparzinsen noch auseinander laufen ?
Zitat von StGe1973
Richtig, entscheidend ist die Kommunikation bei der Zinserhöhung...
Der Markt erwartet einen Zinsschritt im 3. Quartal. Anschließend wird Lagarde den Zinsschritt kommentieren, was so in etwa eine Zusammenfassung der Stimmung der EZB Rates ist.
Da der Zinsschritt etwa 3 bis 6 Monate verzögert in der Realwirtschaft wirkt, könnte die EZB sagen: Ok, das war der Anfang, jetzt warten wir mal ab, wie die Wirkungen in 6 Monaten sind. Das würde die Zinsen tendenziell sinken lassen, da dann in den nächsten 6 Monaten kein weiterer Zinsschritt zu erwarten ist.
Oder die EZB kann sagen: Besorgniserregende (Inflations-)Situation und interne Inflation wie Lohn-Preis-Spiralen müssen unbedingt verhindert werden. Das würde für eine aggressive Straffung der Geldpolitik sprechen, weitere Zinsschritte in naher Zukunft wahrscheinlich machen und Zinsen tendenziell steigen lassen.
Ist in etwa wie bei jeder Blianzpressekonferenz einer Aktienunternehmens. Die aktuellen Zahlen (ob gut oder schlecht) interessieren eigentlich niemanden mehr, außer es gibt eine grobe Überraschung, die vorher nicht z.B. über eine Gewinnwarnung kommuniziert wurde. Entscheidend für den Aktienkurs sind die Aussagen und Erwartungen zum zukünftigen Geschäftsverlauf...
AW: Wie weit können Bauzinsen und Sparzinsen noch auseinander laufen ?
Alternativ kann man natürlich auf Fremdwährungen setzen und dort teilweise auch bessere Zinsen bekommen -
aber ob das Währungsbereinigt und vor allem nach der Inflation noch positiv ist, ist durchaus fragwürdig.
Bei steigenden Zinsen wird es natürlich für einige Zombie-Firmen und -Länder auch schwieriger mit den Zinszahlungen.
Und natürlich sind bei steigenden Rohstoffkosten/Energiekosten und der damit stattfindenden Inflation auch eine entsprechende Lohnerhöhung durchaus sinnvoll ist - und damit weiter die Preise/Löhne steigen stimmt natürlich - durch die Inflation werden natürlich auch bestehende Schulden entwertet - aber natürlich auch z.B. Lebensversicherungen/Rentenansprüche/Sparguthaben ... u.U. positiv für Geldanlagen in Sachwerte - solange es keine Massenarbeitslosigkeit/Wirtschaftskrise gibt.
AW: Wie weit können Bauzinsen und Sparzinsen noch auseinander laufen ?
Zitat von StGe1973
Vielleicht ist der dt. Michel einfach etwas klüger als du es denkst....
Was würde ich heute bei der inflation ändern, wenn die EZB die Zinsen schon mehrmal erhöht hätte... richtig, wenig, bis nichts. Hauptgründe für die heutige Inflation sind:
1. Es gibt einen Angebotsmangel und einen Nachfrageübergang wegen der Coronakrise und den Lockdowns.
2. Es gibt weiterhin Probleme mit Lieferketten (Lockdown in Shanghai), was du Probelmen auf der Angebotseite führt.
3. Putin hat einen Krieg begonnen, der Energiepreise explodieren läßt und bestimmte Produkte wie Weizen, Düngemittel usw. die von der Ukraine exportiert wurden.
Hat wenig bis nichts mit der Geldpolitik der Notenbank zu tun bzw. die Notenbank könnte die Nachfrage nur mit extrem hohen Zinssätzen signifikant (also dann es dem Angebot in etwa entspricht) dämpfen, dass Die Schäden viel größer wären als der Nutzen.
Problem für die EZB: Wenn es zu interner hohen Inflation kommt, also z.B. durch hohe Lohnforderungen der Gewerkschaften (aus deren Sicht natürlich absolut legitim) und die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale droht. Dann muss die EZB aktiv werden.
Zudem sind deine Zitate der EZB eigentlich Zitate von Lagarde. Sie ist zwar Präsidentin, aber entscheidet nichts. Entscheidungen trifft der EZB Rat und da mehren sich die Stimmen, die bereits im Juli eine Zinserhöhung als möglich erachten.
Das wird sich bei der Sitzung im Juni entscheiden, da dort mW die EZB eine neue Inflationsprogose vorlegen wird, die mW alle 3 Monate erfolgt. Wenn diese so ausfällt wie es alle erwarten und keine Änderungen sichtbar sind (Lockwohns in China, Krieg Russland usw.), dann wird die EZB schneller reagieren, wie heute alle denken.
Daß ausgerechnet der deutsche Michel "etwas klüger ist, als ich denke" (wie Du es formulierst) muß man bezweifeln. In allen mir bekannten Studien landet der deutsche Michel nämlich in Sachen Aktien - und/oder Immobilienquote (Wohneigentumsquote) in internationalen Vergleichen regelmäßig auf den hinteren bzw. sogar den letzten Plätzen. Gerade bei einer Weichwährung (man könnte auch sagen Schwach- oder Schwundwährung wie dem Euro - die "Liraisierung" des Euro läuft schon seit langer Zeit) ist diese hauptsächliche Positionierung des deutschen Michel in Nominalwerten besonders unglücklich, um nicht zu sagen tragisch (der Realzins in der Eurozone ist bereits seit dem Jahr 2009 negativ - und ist seitdem immer noch negativer geworden). Auch bei den "durchschnittlichen Vermögen" rangiert der deutsche Michel demzufolge und sozusagen denknotwendig weit hinter vielen anderen Ländern in der Eurozone.
Die ECB hat jedenfalls mit einem unvorstellbaren Geldüberhang - dazu reicht ein Blick in die massiv aufgeblähte ECB-Bilanz - (Anleihekäufe in Billionenhöhe) iVm einer fiskalischen Überstimulation den Boden für die aktuell überschießende (eine Vermögenspreisinflation haben wir ja schon seit gut 10 Jahren) auch offizielle Inflation bereitet (instruktiv hierzu beispielsweise auch das Memorandum ehemaliger hochrangiger Notenbanker bereits vor Jahren, meine mich zu erinnern, das war 2019). De facto und in praxi wäre es auch eine probate Möglichkeit mittels Zinserhöhungen wenigstens die "importierte Inflation" einzudämmen (die über den schwachen Wechselkurs zum Dollar die Inflation hierzulande noch zusätzlich anheizt - by the way: interessant übrigens auch der Wechselkurs des Euro zum Schweizer Franken - bei Euroeinführung habe ich noch zum Kurs 1,6 Schweizer Franken gekauft, inzwischen sind wir fast bei der Parität angekommen).
Die massiven Anleihekäufe der ECB (Money Printer in Billionenhöhe) haben übrigens zu bizarren Situationen geführt. So konnten sich dadurch hochverschuldete Länder wie Griechenland und Italien zeitweise zu niedrigeren Zinsen verschulden als die größte und stärkste Volkswirtschaft der Welt (USA). Das ist eine kafkaeske Verzerrung von Zins und Risiko.
Zum Glück "ist Frau Lagarde Präsidentin, entscheidet aber nichts" (wie Du schreibst). Hier in Frankfurt wird sie übrigens längst "Madame Inflation" genannt. Meines Wissens hat diese Madame nicht mal eine Banklehre - aber seitens eines französischen Gerichts die offizielle Bestätigung erhalten des "fahrlässigen Umgangs mit Steuergeldern" ... Schon in ihrer ersten PK ist sie hier vor Ort auf einer semantischen Bananenschale ausgerutscht, die ihr ein Journalist als Frage verkleidet hingeworfen hat: "Ob sie denn auf die Spreads (iGz zu deutschen Bundesanleihe) für italienische Staatsanleihe achte ?" In ihrer kompletten Ahnungslosigkeit antwortete Madame: "Auf diese Spreads zu achten, ist nicht Aufgabe einer Notenbank wie der ECB". Klingt wie aus dem kleinen Handbuch "Notenbankpolitik leicht gemacht für den Anfänger" - stimmt zwar so und steht so natürlich übrigens in den Verträgen zur EWU (siehe Art. 123 AEUV "Verbot der monetären Staatsfinanzierung"). Nichtsdestotrotz macht die ECB seit der Finanzkrise spätestens aber seit der Eurokrise in praxi nix anderes, als auf diese Spreads, die Zinsen für die hochverschuldeten Länder Südeuropas inkl. France und deren Schuldendiensttragfähigkeit zu achten (s. auch oben: wie sonst konnten sich Länder wie Italy, Greece etc. zu niedrigeren Zinsen verschulden als die USA ?). Denknotwendig begannen noch während dieser PK die Spreads für Italy zu steigen. Der arme Philip R. Lane mußte daraufhin fast zwei Wochen lang täglich Interviews geben, um mit verschwurbelten Statements (Motto: Keine Sorge, wir halten die Spreads weiterhin unten auch wenn wir das, also monetäre Staatsfinanzierung, nach den EU-Verträgen nicht dürfen) den geäußerten verbalen Klops von Lagarde wieder einzufangen. Seitdem liest Madame vom Blatt ab ... was andere ihr aufgeschrieben haben.
Der Blick in die Historie und Finanzgeschichte zeigt, daß es stets angezeigt war, mit Inflation umzugehen wie mit einem Feuer sprich es möglichst schnell austreten bevor es anfängt sich auszubreiten. Ansonsten muß man irgendwann stärker löschen sprich bremsen als es einem lieb sein kann. Aus meiner Sicht ist es im ECB Tower längst gesicherte Erkenntnis, daß einige Länder der Eurozone dauerhaft auf niedrige Zinsen angewiesen sind und das am besten auch iVm höheren Inflationsraten (Abschmelzen der hohen Verschuldung via "Finanzieller Repression") - jedenfalls, wenn diese Länder Mitglied der Eurozone bleiben sollen. Dies dürfte der wahre Grund hinter dem Zögern und Zaudern der ECB sein. Womit wir wieder beim deutschen Michel gelandet wären - der mit seinem Sparbuch, seinem Tagesgeldkonto, seiner Lebensversicherung usw. usw. bei dieser Art von Geldpolitik und (Weich)Währung jeden Tag ärmer wird ...
AW: Wie weit können Bauzinsen und Sparzinsen noch auseinander laufen ?
Ich hatte hier schon einmal mit jemanden so eine Diskussion. Wenn du es nicht warst, dann war der sehr ähnlich zu dir...
Du schmeisst so ziemlich alles in einen Topf, rührst einmal um und dann kommen deine großen Erkenntnisse über die Welt der Wirtschaft.
Sorry, aktuell fehlt mir wirklich die Zeit, das alles auseinander zu dividieren. Das ist immer das Problem, dass du Begriffe in einem Zusammenhang verwendest, die in sich zwar richtig sind, aber es fehlt dir vollkommen am Verständnis der Begriffe, um diese auf komplexe Situationen anzupassen...
AW: Wie weit können Bauzinsen und Sparzinsen noch auseinander laufen ?
Zitat von StGe1973
Du schmeisst so ziemlich alles in einen Topf, rührst einmal um und dann kommen deine großen Erkenntnisse über die Welt der Wirtschaft.
Sorry, aktuell fehlt mir wirklich die Zeit, das alles auseinander zu dividieren.
Das ist immer das Problem, dass du Begriffe in einem Zusammenhang verwendest, die in sich zwar richtig sind, aber es fehlt dir vollkommen am Verständnis der Begriffe, um diese auf komplexe Situationen anzupassen...
Ad 1: "Große Erkenntnisse über die Wirtschaft" (um Deine seltsame Zuschreibung aufzugreifen - es ging hier doch nicht um die "Welt der Wirtschaft" sondern ganz konkret um die "Welt der ECB" und deren Zinspolitik !?) wage ich nicht anzustellen. Im Gegenteil. Mache mir nur Gedanken über den Euro (den ich leider - jedenfalls im Alltag - gezwungen bin zu verwenden; siehe § 14 Bundesbank Gesetz Abs. 1, Satz 2), die ECB und deren - nach meinem Dafürhalten seltsame - Zinspolitik. Und was das für mich als Sparer, Anleger, meiner Ruhestandsplanung usw. bedeutet. Thats all.
Ad 2: Da kann man als geneigter Leser nur von Glück sprechen ...
Ad 3: Mir reicht mein bescheidenes Verständnis völlig aus. Hat es mich doch damals motiviert und befähigt noch vor Einführung der Einheitswährung meine Altersvorsorge komplett umzukrempeln. Damit bin ich bislang jedenfalls bestens gefahren. Zugegebenermaßen (m)eine Mikrosicht. Auf Makroebene sieht es nach meinem Dafürhalten für die Eurozone deutlich schlechter aus: Der Euro hat längst den Charakter eines chronischen Pflegefalls angenommen, der vom ständigen Mißbrauch bedroht ist - und Deutschland sowie seine Bürger und Steuerzahler der Gefahr einer schier unbegrenzten Zwangsgläubigerschaft aussetzt. Neben all den Problemen, die eine Schwach- und Schwundwährung ohnehin hervorruft (von der Enteignung der Sparer bis hin zu Vermögenspreisblasen). Eine unter Orchestrierung der ECB immer weniger markt- und wettbewerblich aufgestellte Eurozone dürfte eher den Weg eines langen Siechtums inkl. Liraisierung des Euro denn den des Wachstums und der wirtschaftlichen Stärke samt einer Hartwährung beschreiten. Letzteres ist aber den Bürgern hierzulande bei der Aufgabe der Deutschen Mark versprochen worden.