ich suche aktuell ein neues Auto.
Meine meisten Reserven sind aktuell in ETFs/Fonds angelegt und sind aktuell im Plus. Deshalb müsste ich beim Verkauf für das Auto ordentlich Steuern zahlen.
Ich habe mir deshalb überlegt einen Teil für das Fahrzeug stattdessen zu finanzieren.
Auf den Ersten Blick sind die Zinsen aktuell auf einem ähnlichen Niveau wie die Steuern die beim Verkauf anfallen.
Ist es aus dieser Sicht eventuell die bessere Entscheidung einen Verbraucherkredit (ca. 1/3 des Fahrzeugwertes) auf 4 Jahre zu finanzieren? Oder würdet Ihr die Fondsanteile Verkaufen.
Bin mir gerade nicht sicher was hier die klügere Entscheidung ist.
Ob du die klügere Entscheidung getroffen hast, wirst du erst im Nachgang wissen.
Das hängt davon ab, wie sich die ETF in Zukunft entwickeln (bzw. wie sich die Weltwirtschaft entwickelt) - und ob es evtl. eine Wirtschaftskrise gegeben hat.
Also beispielsweise bei diesem Szenario:
Auto kostet 60t€ - 20t€ werden zu 3% finanziert - macht also bei 4 Jahren insgesamt 1200€ Zinsen - wenn nun die ETF-Anteile nach 4 Jahren 20% mehr wert sind, und für 20t€ nach Steuern 25t€ ETF verkaufen müsste, hätte man bei der Finanzierung unversteuerte ETF für 30t€ im Depot. - Solange man sich die Raten durchgehend leisten kann.
Wenn allerdings die Weltwirtschaft einbricht und man z.B. seinen Job verliert und man sich die Raten nicht mehr leisten kann, ist man evtl. das Auto los - oder man muss die dann evtl. um 50% gefallenen ETF verkaufen um den Kredit zahlen zu können ... dann hätte man sich evtl. gewünscht die ETF vorher verkauft zu haben. (Muss dann aber evtl. keine Steuern mehr zahlen ...)
Wirtschaftlich sinnvoller wäre es vermutlich sein altes Auto weiter zu fahren - oder ein gebrauchtes Auto zu kaufen - bei weniger Kapitaleinsatz/Wertverlust hat man finanziell in der Regel mehr davon - das gilt natürlich nicht für den "Fahrspaß" oder "Leben genießen" ...
Hallo Johann3s, es kommt wirklich darauf an welche ETF Sie haben und was Sie von der Weltwirtschaft erwarten wie utopus schreibt.
So ganz "rosig" sieht diese aktuell weniger aus und deswegen auch die Frage ob Sie mit den ETF im Plus sind. Okay sind Sie weil Sie Steuern erwähnen.
Das ist doch schön und investieren Sie doch das Geld in ein Auto.
Gebrauchtwagenmarkt plus 29% im Preis über ein Jahr.
Vielleicht geht bei Ihnen auch 1 Jahr Mieten und mal schauen was der Markt (Börse, Automarkt) so macht?
Steuern sollte nie ein Argument für oder gegen etwas sein. Wenn Stueren bezahlt werden müssen, bedeutet das du hast Gewinn gemacht. Alternative keine Steuern = im Normalfall kein Gewinn und das ist immer schlechter als Steuern auf Gewinn zu bezahlen.
Stand heute wäre wahrscheinlich der Verkauf der ETF Anteile eine bessere Entscheidung. Letztlich sind die Risiken für Aktienmärkte aktuell sehr, sehr hoch. Globale Riskien z.B. Krieg Russland Ukraine, Null Covid Strategie China mit rigorosen Lockdowns usw. mit der Folge von zusammenbrechenden Lieferketten, fehlenden Vorprodukten usw. und sehr hohe Inflation, die wahrscheinlich zu starken Kaufkraftverlusten, steigenden Zinsen usw. führen wird.
Natürlich kennt niemand die Zukunft, aber Stand heute würde (fast) jeder den Aktienmärkten mehr Risiken als Chancen zuordnen.
Nur und das ist das Problem:
Wenn China sehr schnell versteht, dass bei Omikron eine Null Covid Strategie scheitern muss, Putin innerhalb von kurzer Zeit versteht, dass ein Land militärisch zu besiegen keinen Sinn macht, wenn man nachher als Besatzungsmacht "gehasst" wird und Gewerkschaften dann nicht zwingend extrem hohe Lohnforderungen stellen müssen, dann könnte der "Spuk" auch schnell vorbei sein und Aktienmärkte wieder gute Aussichten haben...
Die Steuern wird man ja so oder so zahlen müssen, wenn nicht jetzt dann irgendwann in der Zukunft.
Der Unterschied ist, mit dem Halten der ETF erwirtschaftet die "Brutto"summe weitere Rendite, während beim Verkauf der ETF nur der Nachsteuerbetrag die Zinsen für die Nichtaufnahme des KFZ-Darlehens "erwirtschaftet". Grundsätzlich ist Steuern später zahlen damit eigentlich immer besser, es sei denn, das Steuersystem wird mal wieder angepasst.
Der kritische Zinssatz für die Nachsteuerrentide des ETF dürfte damit leicht unterhalb der 3% liegen.
Klar ist das Risiko zur Zeit an der Börse sehr groß. Auf der anderen Seite heißt es auch immer, man solle Kaufen, wenn die Kanonen donnern.
Die Corona-Strategie in China macht mir aber auch Sorgen. Was passiert, wenn ein großer Hafen schließt haben wir schon gesehen. Ich möchte nicht wissen, was passiert, wenn China für paar Wochen alles dicht macht.
Man muss sich einfach die Frage stellen : Wird die erwartete Rendite höher sein als die bei Kreditaufnahme zu zahlenden Zinsen. Wenn Ja, dann Kredit nehmen.
Die Steuern wird man ja so oder so zahlen müssen, wenn nicht jetzt dann irgendwann in der Zukunft.
Wenn man das Zahlen der Steuern verschieben/vermeiden kann, sollte man das tun.
Gibt da die alte Weisheit: "Hin und Her macht Taschen leer"
Wenn ich z.B. 15.000€ in einem ETF habe, der mit 50% im Gewinn ist und ich meinen Freibetrag schon ausgeschöpft habe, bleiben nach Steuern/Solii/Kirchensteuer nur:
5000€ Gewinn ca. 30% Teilfreistellung wegen mehr als 50% Aktienanteil -> 3500€ zu versteuern - bei ca. 30% sind da über 1100€ "weg".
In einem neuen ETF kann also nur 13.900€ angelegt werden.
Wenn nun alter und neuer ETF sich mit 7% pro Jahr entwickeln wären das nach 10 Jahren:
alter ETF: 15.000€ -> 29500€ (19500€ Gewinn zu versteuern) -> ca. 4100€ Steuern -> 25400€ "netto"
neuer ETF: 13900€ -> 27300€ (13400€ Gewinn zu versteuern) -> ca. 2800€ Steuern -> 24500€ "netto"
Also hat man durch die zwischenzeitliche Steuerzahlung ca. 900€ verloren.
Möglicherweise gibt es ja in Zukunft wieder Spekulationsfristen, bei denen der Gewinn steuerfrei ist - oder bei Nutzung für die Altersvorsorge steuerfrei ...
Werde als erstes wohl versuchen das alte Auto ein paar Monate länger zu fahren. Ob sich die Gebrauchtwagenpreise wieder normalisieren kann mir natürlich auch keiner sagen.
Verkaufen werde ich maximal so viel, dass ich es mit dem Freibetrag abdecken kann. Bin ja "nur" 20% im Plus, da ich auschüttende ETFs habe und dadurch immer schon mal mit dem Freibetrag die Dividenden steuerfrei mitgenommen habe.
Ich sehe es eben so, dass mir bei einem Verkauf auch die zukünftigen Dividenden verloren gehen.
Mittlerweile hat der Zinssatz für Verbraucherkredite aber auch ordentlich angezogen, so dass der Zinssatz und die aktuellen Dividenenrenditen auf ähnlich hohem Niveau, so dass der Verkauf nicht mehr ganz so abwägig ist.