ich habe mir schon einige Beiträge hier durchgelesen und würde euch gern kurz meinen "Fall" vorstellen, der mich seit einigen Wochen umtreibt.
Mein Partner hat mir den Floh ins Ohr gesetzt, dass eine ETW eine gute Altersvorsorgemöglichkeit wäre.
Er hat eine vermietete Wohnung. Selbst hat er auch schon öfters für ein paar Jahre im Eigentum gelebt.
Seit einem Jahr wohnen wir zusammen in München zur Miete (80 qm, zwei Zimmer). Davor lebte ich sechs Jahre im selben Haus in einer Einzimmerwohnung (nicht ganz 30 qm - er war auch oft bei mir, wir sind auch Homeoffice-erprobt auf so kleinem Raum).
Da ich wenig Lust auf ein Vermieterdasein und noch dazu Bedenken vor den damit einhergehenden Risiken (z.B. Mietnomaden) habe, kommt für mich nur Selbstnutzung infrage.
Allerdings ist es auch bei mir wie so oft: Ansprüche > Geldbeutel
Klein wohnen ist nicht mal das Thema, wobei ich als Paar inzwischen zwei Zimmer schon als Mindeststandard ansehe. Aber gut, ich muss kleinere Brötchen backen, da mir Lage/Stadtviertel und Zustand/Alter der Wohnung im Zweifelsfall wichtiger sind als der zur Verfügung stehende Platz.
Ich bin viel auf den einschlägigen Portalen unterwegs, kenne also inzwischen den Markt ein wenig.
Nun habe ich ein Objekt gefunden, das sehr viel von dem, was ich gerne hätte, in sich vereint.
Da ich schnell war, konnte ich die Wohnung beim Makler reservieren und ich habe sogar eine Finanzierungszusage der Bank.
Wichtig: Wenn ich kaufe und finanziere, dann allein, denn ich möchte unabhängig sein.
Aber: Ich kann es einfach nicht! Ich kann nicht unterschreiben, da ich das als zu riskant empfinde. Andererseits kann ich aber auch nicht absagen. Kurzum: Jede Entscheidung fühlt sich falsch an.
Eckdaten zu Wohnung/Finanzierung/meiner Person:
- Anfang 30 weiblich, ledig, mit Freund zur Miete wohnend
- seit 7 Jahren im Berufsleben, aktuell unbefristet im öffentlichen Dienst, Monatsgehalt knapp 3.000 netto
- EK 70.000 EUR, wobei ich mir für die Finanzierung noch etwas von meinem Freund leihen müsste
- Bankrate entspricht knapp 38 % meines Nettoeinkommens pro Monat; sonst keine weiteren Kreditverpflichtungen.
- Einzimmerappartement in München mit knapp 35 qm, Neubau - fertig erst in ca. 2 Jahren. Bauträger = Projektgesellschaft mit "Dreier-"Bonitätsscore, die alles über Subunternehmer abwickeln. In München bisher noch nicht gebaut. Gesellschaft hat aber noch eine andere Gesellschaft als "persönlich haftende Gesellschafterin" an Bord mit einem "Zweier-"Score.
- Wohnung kostet 430.000 EUR ohne NK
- Darlehenssumme: 380.000 EUR (90 %-Finanzierung)
- 20 Jahre Zinsbindung, Sondertilgung 5 %, Laufzeit ohne Nutzen der Sondertilgung: knapp 37 Jahre
- Bank wertet Wohnung nur mit 260.000 EUR ein --> Beleihungsauslauf damit bei knapp 150 %!!!
- Aktuell zahle ich keine 900 EUR Miete warm und wohne in einem tollen Viertel (an meiner Wohnsituation würde ich am liebsten nichts ändern)
Sollten mein Freund und ich uns trennen, könnte ich die gemeinsame Wohnung aber nicht lange halten. Ggf. könnte ich innerhalb des Hauses wieder in etwas kleineres und günstigeres umziehen, sofern frei.
Was sind meine Bedenken bzgl. Kauf?
- Bauträgerrisiko (baut er? baut er fertig? Mit wie vielen Mängeln? Wird er insolvent?)
- 1 Jahr minimum müsste ich Bereitstellungszinsen zahlen, also Zusatzkosten. Zusatzkosten ggf. auch durch Baukosten
- Nach der Finanzierung hätte ich erstmal nichts mehr auf der Seite (aktuell spare ich ca. 1.000 EUR p.a. auf die Seite, mein "Notgroschen" wäre also schnell wieder aufgefüllt)
- Sparen kann ich! Deshalb sehe ich auch die Gefahr, dass ich zugunsten der Sondertilgung auf alles Mögliche verzichte, nur um schneller mit dem Kredit fertig zu werden
- Nach sechs Jahren auf unter 30 qm sehe ich meine jetzige Wohnfläche als Luxus an, den ich nur ungern schnell wieder aufgeben möchte
- Ich habe Angst vor so einem großen Schuldenberg (ich war schon froh, als ich meine 10.000 EUR BAföG-Schulden auf einen Schlag zurückzahlen konnte)
- Ich glaube, ich könnte nicht mehr schlafen, bis das Haus tatsächlich steht. Also zwei Jahre schlaflose Nächte :-)
- Meine größte Angst ist jedoch die Möglichkeit der Nachbesicherung! Immerhin habe ich 150 % Beleihungsauflauf, keine weiteren Sicherheiten, kann erst in 2 Jahren anfangen zu tilgen, da ja Neubau. Und der Münchner Markt ist definitiv "überbewertet", weshalb ich mittelfristig eine Korrektur nicht ausschließen würde. Und in meinem Fall wäre ja jegliche Korrektur "gefährlich"... Klar sagt mir die Bank, das sei nur "hypothetisch" und "kam noch nie vor" - Aber wie viele genau meiner Fälle hatten die denn schon? Eben, ist ja jeder individuell.
Warum kann ich aber auch nicht guten Gewissens "nein" sagen zum Kauf?
- Wir haben eine Indexmiete, ergo passt diese sich immer an Verbraucherpreisindex an und mit zunehmender Inflation... ihr wisst schon :-)
- Mein Freund will nicht für immer zur Miete/in München wohnen - ich sehe mich hier schon, zumal hier mein Job ist etc.
- Wohnen wird immer teurer (sowohl Kauf als auch Miete)
- Im Alter keine Miete mehr zahlen zu müssen, klingt für mich schon verlockend
- Ich hatte jetzt genau 9 Monate Zeit, um etwas zu kaufen. Davor war ich noch in der Probezeit und vor meinem jetzigen Job habe ich sehr viel schlechter verdient. Dazu die jetzt ja leider schon wieder steigenden Bauzinsen... Ich fühle mich irgendwie gedrängt ("jetzt oder nie!")
Wie sieht meine sonstige Altersvorsorge neben der gesetzlichen Rente aktuell aus?
- VL-Depot
- ETF-Sparpläne mit aktueller Sparrate von 15 % des Nettomonatseinkommens
- baV mit 80 % Zuschuss durch Arbeitgeber, (chancenorientierte ETFs, Höchstsparbetrag von monatlich 284 EUR)
Aber ob das reichen wird?! Also ohne ETW?
Sorry, das war sehr viel Input. Ich weiß, dass ich auch keine konkreten Fragen gestellt habe. Aber es tat auch schon mal gut, das alles mal niederzuschreiben :-)
Ich beschäftige mich seit Wochen mit nichts anderem mehr, mir geht es damit auch nicht gut. Die Entscheidung fühlt sich so essentiell, so existenziell an... Was, wenn ich mich falsch entscheide? Muss ich dann im Alter Flaschen sammeln? Soll ich schon mal anfangen?
Für die Wohnung möchtest du dich in 2 Jahren trennen?
Die 900€ warm sind nur dein Anteil? (ca. 50%?)
Habe mal gehört, dass man beim Neubau 10% als Reserve einplanen soll, die es mehr kosten kann ... 43t€ zusätzlich?
Was kostet die fertige Wohnung dich in 2 Jahren, wenn sie fertig ist pro Monat?
(Kreditrate/Hausgeld/Instandhaltung/...) - Als Eigentümer zahlt man auch die nichtumlagefähigen Nebenkosten, die ein Mieter nicht zahlen muss ... (Verwaltung/Reparatur/...)
Die Kaufnebenkosten sind in der Regel erstmal "weg" - bei z.B. 10% wären das hier 43.000€ - für die Zeit kann man auch ganz schön lang zur Miete wohnen ... wenn natürlich die Wohnungspreise immer weiter steigen, ist das vermutlich kein Problem.
Die eigentliche Frage ist meiner Meinung nach, was du 37 Jahre lang mit einer 1-Zimmerwohnung machen möchtest - bis zur Rente allein in der 1-Zimmer Eigentumswohnung wohnen?
Oder irgendwann vermieten/verkaufen/...
Also ich wohne mit meinem Partner aktuell zur Miete. Die knapp 900 warm sind strenggenommen 865, mein Partner zahlt 795. Warum nicht 50:50? Weil ich den TG-Platz alleine nutze und der kostet 70 EUR. Passt für mich.
Warm insg. kostet uns unsere jetzige Wohnung also 1660. Das wäre für einen allein auf Dauer zu viel.
Ich will mich nicht trennen, aber man sollte ja so realistisch sein und in Betracht ziehen, dass man eben nicht für immer zusammenbleibt.
Bevor wir zusammengezogen sind, war er etwa ein Jahr auch schon oft bei mir, sprich wir haben so gut wie "zusammengewohnt" in meiner 30 qm-Bude. Scheinbar haben wir uns also echt lieb...
Was man dazu sagen muss: Damals hatte er selbst noch eine kleine Mietwohnung, in die er sich zwischendurch mal zurückziehen konnte.
Hintergrundinfo: Meinen Freund und mich trennen knapp 20 Jahre. D.h. er wird auch mal sehr viel früher in Rente gehen als ich.
Dass eine Wohnung mehr kostet als den reinen Kaufpreis samt NK ist mir bewusst. Leider kann ich die tatsächlichen Kosten aktuell natürlich recht schwer schätzen (Grundsteuer, Hausgeld).
Auch die sehr unterschiedlichen Angaben zur Rücklagenbildung außerhalb des Hausgelds finde ich sehr verwirrend. Auch wenn ich ein vorsichtiger Typ bin, halte ich es beispielsweise für übertrieben, bei einem Neubau bereits ab Jahr 1 gleich 1 % des Kaufpreises als Rücklage p.a. zu bilden.
Die Kaufnebenkosten liegen hier nur bei knapp 24.000 EUR (da provisionsfrei und Grunderwerbssteuer in Bayern ja relativ niedrig).
Von den 24.000 EUR könnte ich also meinen aktuellen Mietanteil für fast 2,5 Jahre zahlen - wenn man die Mietpreissteigerung mal außen vor lässt.
Ja, die Nutzung ist eine gute Frage! Ich würde selbst einziehen - mit Freund, der sich dann aber parallel auch wieder was eigenes Kleines bei sich in der Heimat sucht (auf dem Land, ca. 250 km weg). Weil: Er ist a) sehr heimatverbunden b) kann da günstig mieten und c) seine "Vater-Sohn-Wochenenden" verbringen (sein Kind wohnt bei der Mutter).
Bevor jemand fragt: Ich hege keinen Kinderwunsch, brauche also auch perspektivisch keine 3, 4 Zimmer oder gar ein Haus :-)
Das Problem in den großen Städten ist ja inzwischen, dass man sich zur Miete sehr viel "mehr" an Wohnen leisten kann als wenn man es kaufen möchte.
Müsste ich mir allerdings aufgrund von Trennung wieder eine kleinere Mietwohnung in München suchen, könnte es leider gut sein, dass mich diese bereits 1.000 EUR kalt kostet (und das ist dann auch nichts Nobles oder Großes, sondern einfach das Gesetz der Neuvermietung in der heutigen Zeit). Im Vergleich dazu klingt eine Bankrate von 1150 ja schon fast "verlockend"...
Aktuell ist die Differenz zwischen Kaltmiete und Bankrate mit knapp 400 EUR natürlich sehr viel höher...
Lange Rede, kurzer Sinn:
Der Kauf der Neubauwohnung wäre eine Möglichkeit, über den Fremdkapitalhebel Vermögen zu bilden, wenn ich die Wohnung in einigen Jahren wieder verkaufen würde.
Vermieten kommt für mich nur im äußersten Notfall infrage. Oder aber ich halte es dort tatsächlich "für immer" aus und wohne auch noch mit grauen Haaren darin...
Mein Freund beispielsweise hat bei seiner Wohnung natürlich sehr von der Wertsteigerung der letzten Jahre profitiert (ich denke, so geht es sicher nicht für immer weiter). Er sagt zu mir immer, dass die Wohnung für ihn die einzige Möglichkeit war, Vermögen aufzubauen, weil er monatlich kein Geld auf die Seite brachte. Ich hingegen benötige diesen "Sparzwang", der den Eigentümern ja oft Vermögensvorteile im Vergleich zum "verschwenderischen" Mieter einbringt, nicht. Ich weiß nur nicht, ob ich mit ETFs allein und einem Anlagehorizont von knapp 30 Jahren ausreichend für das Alter vorsorge oder ob der Aktienmarkt allein vielleicht nicht doch zu riskant ist, um sich quasi fast allein darauf zu verlassen.
Auf der anderen Seite ist die Lebensqualität in meiner jetzigen Situation natürlich besser als hochverschuldet in einer Einzimmerwohnung, für die ich allein verantwortlich bin und die erstmal gaaanz lang der Bank gehört...
Die letzten 10 Jahre konnte man in vielen Gegenden mit Immobilien nicht viel falsch machen ... habe vor 16 Jahren auch eine ETW gekauft (allerdings kein Neubau, sondern ca. 22 Jahre alt).
Damals war es noch günstiger - dafür waren die Zinsen höher - habe damals 4% gezahlt - meine Mutter hat mir allerding erzählt, dass sie vor 40 Jahren knapp 10% gezahlt hat.
Die Wohnung ist inzwischen 2-3 mal soviel wert, wie beim Kauf - also hätte ich nicht günstiger wohnen können ... der Wertzuwachs war quasi jeden Monat höher, als Kreditrate + Nebenkosten waren.
Das ist natürlich besser gewesen, als die ganze Zeit Miete zu zahlen.
Allerdings ist das Hausgeld in der Zeit von ca. 3€/m² auf 4,5€/m² gestiegen - ist auch schon eine kleine Miete ... und es gab schon ein paar Sonderumlagen - Fassadensanierung 9 Jahre 70€ Sonderzahung pro Monat -> ca. 7500€ - 2. Rettungsweg musste erneuert werden -> 1800€ Sonderumlage - mal schauen, was als nächstes kommt? (Dach/Tiefgarage?)
(Das wurde auch aus der Instandhaltungsrücklage der Gemeinschaft bezahlt ... aber das reicht halt nicht immer ganz aus.) - In der Wohnung selber, neben normalen Renovierungen noch ca. 2000€ Fußbodenheizung saniert und 300€ Fenster und 12.000€ neues Badezimmer ... das macht zusammen schon ca. 1500€ pro Jahr aus, für die man halt Rücklagen bilden sollte.
(Hier sind in näherer Zunkunft noch Gäste-WC und Rolladen fällig ...)
Für die Zukunft sieht es auch nicht so schlecht aus - hoffe die Fernwärme wird nicht so stark steigen, wie der Gaspreis - und die Grundsteuer wird ja demnächst auch neu geregelt - ob es da teurer als 30€/Monat wird?
danke für den spannenden Überblick über mögliche Kosten im Laufe der Zeit!
Deshalb finde ich ja Neubau ganz spannend - wenn nicht gleich zu Beginn ganz grobe Mängel erscheinen, hat man ja im Idealfall erstmal eine Weile Ruhe.
Was bei dem von mir ausgewählten Objekt noch spannend wird, ist dass ggf. noch ein Rad-/Fußweg gebaut wird, an dem sich die Eigentümer dann beteiligen dürfen...
Ansonsten handelt es sich leider um eine Gasheizung, d.h. man kann sich schon mal auf steigende Energiekosten einstellen.
Ich gönne jedem, der von der Wertsteigerung profitieren konnte - da war ich halt noch zu jung :-)
Auch aufgrund meiner sonstigen Einkommens-/Vermögensverhältnisse kann ich tatsächlich erst seit ca. 9 Monaten ernsthaft über Kauf nachdenken.
Für mich fühlt sich die Entscheidung aktuell wie nach "Pest oder Cholera" an. Ich bin weder für das eine noch für das andere. Ansonsten findet man ja oft zwei sehr deutlich voneinander getrennte Lager - die überzeugten Immofans und die Börsenanhänger. Und beide scheinen so überzeugt von dem was sie tun. Und ich würde aus Gründen der Diversifikation am liebsten beides machen - bin aber halt auch ein großer Angsthase.
Mit Nutzung der Sondertilgungsoption könnte ich es vielleicht schaffen, die Wohnung auch in 25 - 27 Jahren abzubezahlen - aber das fühlt sich auch nach einer Ewigkeit an! Und ist es mir das wert, in einer 35 qm-Wohnung zu wohnen "für immer"?
Immerhin wäre es - im Gegensatz zu einer Mietwohnung - irgendwann "meine" und sie wäre neu, da Neubau. Sollte es zur Trennung von meinem Freund kommen, müsste ich sonst, wenn es doof läuft was altes, kleines, energetisch nicht so Gutes mieten.
Die Rechnung, dass ich mir zuerst eine kleine Wohnung kaufe, diese dann später "gewinnbringend" verkaufe, um mir dann etwas "Größeres" leisten zu können, geht ja leider nicht auf, weil die Preise (und künftig eben auch wieder die Kreditzinsen) steigen.
Es ist einfach so bescheuert, dass der Lebensstandard in Städten wie München zur Miete vielfach höher ist als im Eigentum (also für Normalverbraucher). Zur Miete kann man sich tendenziell mehr leisten als zum Kauf. Aber gut, daran kann ich natürlich nichts ändern.
- Wie schätzt ihr das Risiko von Preiskorrekturen ein, auch vor dem Hinblick des demografischen Wandels? (Stichwort "Nachbesicherung")
- Hättet ihr bei einem Beleihungsauslauf von 150 % auch Bauchschmerzen? (wieder Stichwort "Nachbesicherung")
du bist hier zwar in einem Finanzforum, aber meiner Meinung nach vergleichst du Äpfel mit Birnen. Weiterhin erscheint es mir, als ob der Kauf einer Wohnung zweitrangig ist.
Du muss wissen,...
- ob du 90% deiner Freizeit mit deinem Freund verbringen willst (und weiterhin eure 80qm Wohnung mietet)
oder
- ob ihr deutlich weniger Freizeit miteinander verbringen und dein Freund seinen "Altlasten" nachgehen kann (du kaufst eine 35qm Wohnung und dein Freund mietet eine weit entfernte Wohnung).
Wenn du weiterhin 90% deiner Freizeit mit deinem Freund verbringen willst, dann lasst entweder alles so, wie es ist oder kauft euch zusammen eine 60qm Wohnung und vereinbart gleich, dass im Todesfall du seinen Anteil an der Wohnung erhältst. Wenn dein Freund sich nicht darauf einlässt, würde ich mir denken, dass er nicht mein bestes (auch in Bezug auf meinen Ruhestand) will, sondern nur einen schönen Lebensabschnitt.
Inwiefern ich deiner Meinung nach Äpfel mit Birnen vergleiche, verstehe ich nur nicht ganz...
Ich möchte ja eben nichts mit meinem Freund zusammen kaufen, denn damit mache ich mich ja noch abhängiger von ihm als wenn wir gemeinsam etwas mieten.
Ich will soweit möglich finanziell unabhängig sein. Wir werden nicht heiraten (will ich nicht) und keine gemeinsamen Kinder haben (will ich auch nicht).
Er hat einen Sohn - warum also sollte er mir seinen Anteil an einer gemeinsamen Wohnung vererben? Der geht natürlich an sein Kind.
Aber klar, der Wohnungskauf ist bei mir schon auch etwas "angstgetrieben" im Sinne, dass ich meine für eine Trennung "vorsorgen zu müssen".
Bei anderen Paaren ist das ja oft eine eindeutige Sache a la "mitgehangen, mitgefangen". Die kaufen gemeinsam und entweder klappt´s oder es wird bei der Scheidung halt bisschen unschön und teuer.
Jetzt mit meinem Freund etwas "mittelgroßes" in München zu kaufen, wo er seinen Lebensabend ja nicht verbringen will, ist m.E. eher mäßig sinnvoll, zudem er ja nur noch knapp 15 Jahre bis zur Rente hat. Da wäre die Wohnung ja auch noch lange nicht abbezahlt... (60 qm in München/Umland sind minimum 600.000 EUR aufwärts, ich bekomme ja allein auch "nur" 400.000 als Kreditsumme)
Mein Freund will schon mein Bestes, denke ich, sonst hätte er mich auch nicht auf die Idee gebracht, eine Wohnung zu kaufen und würde mir dafür auch nicht Geld leihen.
Für ihn ist es die beste Möglichkeit aus wenig Kapital Vermögen aufzubauen. Er verdient das Gleiche wie ich, hat aber nur deshalb mehr Vermögen, weil er eine Wohnung besitzt. Sparen kann ich definitiv besser :-) Aber Sparen nutzt einem heute ja nur noch bedingt etwas und ob das mit den ETFs langfristig hinhaut, werden wir sehen...
Auch wenn mich jetzt der eine oder andere steinigen wird, aber ich würde auch niemals "nur" meine ETW abbezahlen, sondern auch schön brav weiter meine ETF-Sparpläne besparen, auch wenn ich dann die Sondertilgung nur zum Teil ausschöpfen könnte. Denn: Was bringt mir im Rentenalter eine abbezahlte Wohnung, wenn ich 0 liquide bin?
Was hat der Kauf einer ETW mit meiner Freizeitgestaltung zu tun?
Mein Freund darf die Wohnung auch verlassen, um seiner Freizeit nachzugehen... Er hat an allen zwei Wochenenden seinen Sohn. Der kommt aktuell zu uns in die Zweizimmerwohnung, wir haben aber auch schon Wochenenden in meiner Einzimmerwohnung miteinander verbracht.
Allein durch diese Vater-Sohn-WEs habe ich genug Zeit für mich (die ich auch gern habe) - der Unterschied ist nur, ob ich diese in einer gemeinsamen gemieteten großen Wohnung oder aber in einer allein gekauften sehr viel kleinen verbringe...
Siehst du, bisher habt ihr die Zeit, egal ob mit oder ohne Sohn zusammen verbracht.
Wenn er nun Geld für eine eigene Wohnung in 250 km Entfernung hat, dann wird er die Vater-Sohn-WE vermutlich dort verbringen, statt in deiner 35qm-Wohnung. Klar du könntest öfters mit zu diesen Wochenenden fahren. Möglicherweise gefällt es ihm irgendwann in seiner bisherigen Heimat viel besser, der Sohn möchte dauerhaft bei ihm einziehen, was auch immer...
Über die Kauf- oder Mietentscheidung kannst du also nicht nur deine finanzielle, sondern auch eure persönliche Zukunft steuern.
Als Scheidungsopfer kann ich anfügen, dass man immer nur für sich denken und absichern sollte und alles gemeinsame so gestalten sollte, dass Mandats auch wieder entmaschen kann. Zum Glück seit ihr nicht verheiratet und habt es auch nicht vor und wollt auch keine gemeinsamen Kinder. Das hilft euch zumindest alles getrennt zu halten. Allerdings auch die jeweilige Absicherung. Egal was passiert es besteht bei dir das Risiko, dass du bei einer Trennung oder Veränderung der Lebensplan ausziehen bzw. Verkaufen müsstest.
Auch wenn die Gegend Hipp und für dich passend ist würde ich doch stark darüber nachdenken die Örtlichkeit zu verändern so dass egal was mit der Lebensplanung passiert du dir dein Dach über Kopf auch leisten kannst und auch ggf. Jemand dauerhaft mit wohnen lassen könntest der dann dauerhaft eine eigenes Zimmer benötigt.
Wir sind seit 5 Jahren zusammen, wohnen aber erst seit einem Jahr zusammen.
In den ersten vier Jahren hatte er noch eine Mietwohnung 250 km entfernt, die er aber nur alle zwei Wochenenden mit seinem Sohn aufsuchte. Ich war auch manchmal dabei. Ansonsten war er in meiner 30qm-Bude.
Würde ich mir nun allein etwas kaufen, müsste er keine knapp 800 EUR mehr Miete für unsere gemeinsame Wohnung in München zahlen, sondern könnte sich wieder eine Wohnung auf dem Land für 300 EUR Miete nehmen. Dennoch wäre er weiterhin überwiegend bei mir. Durch das Freiwerden von 500 EUR würde er sich auch entsprechend an den monatlichen Nebenkosten in meiner ETW beteiligen.
Wenn es darum geht, ihn bestmöglich an mich zu "binden", müsste ich wohl tatsächlich eine Wohnung mit ihm gemeinsam kaufen und ihm noch dazu einen Ring an den Finger stecken...
Das ist aber nicht meine Intention.
Aktuell denke ich, dass die ETW großen Verzicht darstellt.
Immerhin wären meine Kosten fürs "Wohnen kalt" um 400 EUR höher als jetzt.
Dafür bekomme ich zwar eine Neubauwohnung, aber eben auch nur 35 statt wie jetzt 80 qm und in einem nicht so tollen Stadtteil.
Ist es wirklich so, dass ich nur halbwegs gut durchs Rentenalter komme, wenn ich mich jetzt in meinen "besten Jahren" derart einschränke und für immer auf Studentenbudengröße wohne?
Dann lohnt es sich vielleicht allein vom Lebensgefühl her tatsächlich, jetzt zu leben wie man will und zu schauen, was dann im Alter wird...
Ich fokussiere mich gerade sehr auf das Thema Altersvorsorge und vergesse fast jetzt zu leben.
Vielleicht sollte ich mir (weil ich mich allein nicht traue) ja zusammen mit meinem Freund irgendwo anders in einer B-Stadt eine kleine Wohnung kaufen, diese vermieten und mal schauen, wie sich das anfühlt. Alle Vermieter, die ich kenne, wohnen selbst zur Miete... Das muss ja auch einen Grund haben :-)
Ich würde nicht aus einer 80qm Wohnung für den Rest meines Lebens in eine 35qm Wohnung ziehen.
Wenn dein Freund dir aber 500 € dazugibt, dann hättest du ja immerhin 100 € mehr zum sparen, im vergleich zu jetzt.
Oder du kaufst dir im Umkreis für dich was, dass es nicht nur 35qm sind. Auf Dauer wird dir der Stadtteil auf den Keks gehen die Frage ist ob der Stadtteil dir auch in deinem späteren Alter das dann bietet was du benötigst und dort bis zum ableben zu leben. Wobei wenn ich drüber nachdenke würde ich schauen dass ich ohne Kinder nichts zu vererben habe, denn mitnehmen kannst du eh nichts. Ein bleibendes Vermächtnis musst du somit auch nicht weiter geben. Du wirst wahrscheinlich auch 30 Jahre, wenn das reicht, später ohne deinen Freund als „Witwe“ weiter leben und hast niemanden der sich vielleicht um dich kümmern könnte. Sobald du nicht mehr alleine leben könntest müsstest du ins Heim da würde als erstes alles was du besitzt aufgebrauchte werden um die Pflege zu bezahlen. Also wäre das Eigentum auch weg
Genau, ganz viele Gründe, die für Eigentum sprechen, ziehen bei mir z.B. gar nicht:
a) In München würde ich mit einer ETW im Gegensatz zu meiner jetzigen Mietwohnung meinen Lebensstandard nicht steigern - im Gegenteil
b) Ich brauche niemandem etwas zu vererben, da ich keine Nachkommen haben werde
Es wäre einzig und allein die Möglichkeit, mir mit Fremdkapital ein vermeintliches Vermögen aufzubauen und unabhängig von etwaigen Partnern/Trennungen zu sein sowie von Mietsteigerungen.
Ansonsten komme ich mit meinem Vermieter sehr gut zurecht und Eigenbedarfskündigung gibt es mit großer Wahrscheinlichkeit auch nie, da ihm das gesamte Haus gehört und er ganz woanders wohnt.
Zu BenniG:
500 EUR würde mir mein Freund nicht geben, ein bisschen was halt. Unterstützung von ihm hätte ich wohl, aber ich würde es natürlich auch gern ohne ihn schaffen...
Was in Zukunft alles passiert, kann natürlich keiner sagen - aber hier ein paar Gedanken dazu von mir:
Die Rentenauskunft von der GKV zeigt eine Bruttorente - selbst wenn dort (sehr gute) 2000€ stehen, ist davon noch Krankenversicherung/Pflegeversicherung/Steuern zu zahlen.
Wenn dann also z.B. nach Sozialversicherungen 1780€ zu versteuern sind, bleiben vielleicht 1500€ übrig - dann muss man natürlich schauen, was z.B. bei 2% Inflation in 37 Jahren als Kaufkraft über bleibt. Dazu kommen dann natürlich die entsprechenden Privatrenten/BaV ... ob das dann für Miete/Nebenkosten ausreicht, wird sich zeigen.
(Auch wie es mit den Energiekosten/Nebenkosten weitergeht.)
Wenn natürlich durch den demographischen Wandel die Bevölkerungsstruktur in Deutschland verändert wird und evtl. ländliches Wohnen durch Homeoffice/Lieferdienste/Telemedizin attraktiver wird, muss man schauen, ob dadurch die Preise in den Innenstädten sinken werden.
In einigen Regionen Deutschlands kann man teilweise sehr günstig wohnen - z.B. Eifel/Sauerland/Ostdeutschland ... natürlich ist München sehr reizvoll - hat halt viel zu bieten - ob es einem das wert ist, muss man natürlich selber entscheiden.
Aber auch ein ETF-Sparplan kann mit Zinseszinseffekt durchaus ein gutes Polster bilden - meine Aktien/ETFs sind inzwischen fast 50% mehr wert, als ich dafür gezahlt habe.
(Hier kann ich inzwischen natürlich mehr investieren, seit dem der Immobilienkredit abgezahlt ist ...)
Vielen Dank auch dir, utopus!
Das stimmt, das sind alles Sachen, über die ich mir auch schon Gedanken gemacht habe.
Vermutlich werde ich als Rentnerin nicht mehr in München wohnen bleiben können. Da ich keine Nachkommen und vielleicht auch keinen (neuen) Partner mehr haben werde, täte ich gut daran, wenigstens in eine Kleinstadt mit halbwegs ordentlicher Infrastruktur/Versorgung zu ziehen und nicht in die totale ländliche Peripherie.
Natürlich wird die gesetzliche Rente zusammen mit baV und dem ETF-Depot nicht unbedingt zum Leben reichen.
Ob die selbstgenutzte Immobilie oder aber ein Aktiendepot die bessere Wahl war, wird sich leider erst später zeigen...
Kaufe ich die Wohnung, bliebe mir weniger Geld a) zum "Konsumieren/Leben" und b) zum Anlegen.
Diese Opportunitätskosten sollte man zumindest im Blick haben.
Mein grundsätzliches Problem ist ja auch, dass ich Altersvorsorge wichtig finde, definitiv. Aber um jeden Preis? Und auf Kosten der Lebensqualität bis zur Rente?
Mir fällt es hier aktuell sehr schwer, die richtige Balance aus "Vorsorge" und "Spaß am Leben" zu finden.
Und, nicht falsch verstehen: Ich ziehe keinen großen Nutzen aus Konsumgütern. Klamotten beispielsweise kaufe ich nur, wenn ich wirklich etwas brauche/etwas kaputt ist. Ich bin kein Lustkäufer. Geld, das ich nicht spare, investiere ich eher in Erlebnisse wie Reisen (kein Luxus) oder Museums-/Kino-/Restaurantbesuche (was man in München halt so machen kann :-))
die Frage ist eher ob du nicht aus München und Umgebung irgendwann raus möchtest/musst weil du wo anders anfängst zu arbeiten. Ich weiß öffentlicher Dienst etc. aber auch hier kann der Verdienst in München vielleicht nicht mehr mit der Miete mithalten auch, wenn man sich gut mit dem Vermieter versteht. Ein Erbe irgendwo in Aussicht die deine Lage verbessern könnte?
Vermietung würde wenn es nur eine Wohnung als sehr hohes Risiko ansehen wenn man sich drauf verlassen muss, dass die einnahmen laufen... Es kann gut gehen aber bei einem Mietnormaden hat man als Vermieter einer Wohnung und den hohen Reparaturkosten dann schwer zu knapsen vor allem wenn man als Vermieter selber noch Miete zahlt...
Für mich ist das eher ein Fall für ETF-Depot und verbrauch des Geldes bis zum Ableben und hoffen, dass es bis zum Ende reicht.
Mann heute hört sich alles gruselig an was ich schreibe....
ich komme "vom Land" :-) und hab mir bewusst München ausgesucht. Aktuell zieht es mich hier nicht weg. Aber klar, wenn ich´s mir nicht mehr leisten kann, muss ich so vernünftig sein und mir was anderes überlegen...
Natürlich könnte ich auch heulen, wenn ich sehe, was ich woanders für meine 400.000 bekommen könnte.
Erbe, damit ich mehr EK für den Kauf hätte oder generell mehr Kapital im Rücken?
Ich bin aktuell Teil einer Erbengemeinschaft, die sich so schnell nicht auflösen lässt... Bin bei meinem Elternhaus zu 1/8 im Grundbuch eingetragen, seit mein Vater verstorben ist. Im Haus leben meine Mutter und mein erwachsener Bruder. Das EFH steht in einer kleinen süddeutschen Stadt und ist noch nicht komplett abbezahlt... Wert vllt. 400.000, wegen der Grundstücksgröße.
70t€ EK sieht ja erstmal nicht ganz schlecht aus - und bei 3000€ netto wird ja schon einiges gespart:
VL 40€? 284€ BaV + 450€ ETF -> +1000€ Notgroschen pro Jahr sind ja ca. 10t€ pro Jahr
Wenn man allein den ETF-Sparplan anschaut und z.B. diesen Rechner bemüht: https://www.bvi.de/service/rechner/sparplanrechner/ - hat man bei 450€ pro Monat - 37 Jahre lang - 0% Ausgabeaufschlag - und 7% p.a. knapp 200t€ eingezahlt - und ca. 900t€ im Depot.
- Natürlich sind dann evtl. noch Steuern zu zahlen und die Kaufkraft ist auch geringer als jetzt (ca. 50% bei 2%) - aber das Geld ist dann auf jeden Fall vermutlich nicht weniger geworden.
Wenn ein ETF-Depot durchschnittlich 7% erwirtschaftet, kann man in der Rentenphase vermutlich 4% dauerhaft entnehmen, ohne dass die Substanz angeknabbert wird - bei 900t€ wären das 3000€ pro Monat (brutto) - inflationsbereinigt dann wohl 1500€ brutto pro Monat. (Ist natürlich alles Spekulation!)
Vorteil bei einer Immobilie: Man ist zum Zahlen "gezwungen" - bei einem Sparplan gibt es das Risiko, dass man "nur einmal" aussetzt oder einmalige Ausgaben vom Depot zahlt - das geht bei einer Immobilie nicht so einfach. Dafür hat man hier natürlich ein deutliches Klumpenrisiko - wenn mit der Immobilie/Stadtteil was passiert, hat man ein Problem.
Da du aber auch schon jetzt viel sparst, bist du es gewohnt mit weniger Geld auszukommen - das ist deutlich einfacher, als bei Renteneintritt abrupt von 3000€ auf 1500€ "abzustürzen".