Kondratieff-Zyklen, die Jahreszeiten der Börse
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Kondratieff-Zyklen, die Jahreszeiten der Börse
Kondratieff war eine russischer Ökonom, der in den 1920er Jahren die Wirtschaft und deren Zyklen bis zurück ins Jahr 1789 analysierte und dabei auf interessante Rhytmen zwischen Hausse und Baisse, Inflation und Deflation aufmerksam wurde.
Diese Rhytmen wurden bekannt unter dem Namen "Kondratieff Zyklen".
Jeder Zyklus dauert etwa 50-60 Jahre und wird wie in der Natur in vier Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter aufgeteilt.
Jeder Zyklus hat seine eigenen Investment-Chancen und -Risiken. So ist es für einen Langfristinvestor lebenswichtig zu wissen, in welchem Zyklus der Wirtschaft er sich momentan befindet.
Was ist das richtige Investment? Aktien? Obligationen? Gold? Rohstoffe?
Besonders schwierig wird's beim Wechsel der Jahreszeiten: Was die letzten 10 Jahre das richtige Investment war, wird für die nächsten 10 Jahre das falsche sein. Wird der Investor den Umstieg rechtzeitig schaffen?
Grund genug also, sich die vier Jahreszeiten des Kondratieff-Zykus etwas genauer anzuschauen.
(Quelle: https://www.financialsense.com/transcriptions/Gordon.htm)
Frühling (1949-1966)
Der Frost des Winters hat unter den Firmen gewütet und tüchtig aufgeräumt. Nur die besten und stärksten haben überlebt. Schulden wurden abgebaut. Geldgeber (Banken, wie auch Anleger) sind nach dem strengen Winter verunsichert und vergeben kaum Kredite.
Die Wirtschaft muss sich also selbst helfen und Investitionen mit Eigenmitteln und aus Gewinnen finanzieren. Die Aktien sind extrem billig. KGV von 6-8 sind die Regel, die Dividendenrenditen liegen bei 8-10% aber keiner will die Aktien kaufen, obschon jetzt der ideale Zeitpunkt wäre, um langfristige Investments aufzubauen.
Nun, die überlebenden Unternehmen haben den Vorteil, dass der Markt recht ausgetrocknet ist. Nachfrage ist da und Konkurrenz ist zum grossen Teil Pleite gegangen. Die Wirtschaft steigt anfangs langsam und stetig an. Neue Arbeitsplätze werden geschaffen. Langsam kehrt das Vertrauen in die Wirtschaft zurück. Es herrscht Frühlingsstimmung. Man gönnt sich wieder Luxus und die Börsenkurse steigen und steigen.
Die Kreditvergabe wird immer lockerer. Investitionen können nun getätigt werden und neue Firmen schiessen aus dem Boden. Zinsen und Inflation steigen.
Bestes Investment: Aktien
Sommer (1967-1982)
Immer neue Investitionen, neue Schulden (auch im Privatsektor). Es herrscht Aufbruchstimmung. Die Inflation erreicht zweistellige Bereiche. Aktien sind bereits so teuer geworden, dass sich die Kurse kaum noch bewegen. Zwar liegen die Renditen von Aktien immer noch bei stolzen 8-12% aber die Inflation erreicht noch höhere Werte.
In dieser Situation macht es keinen Sinn, in Aktien oder Obligationen zu investieren. Die Inflation frisst die Gewinne mehr als weg.
Profitabel sind Rohstoffe und Gold, da alle Langfrist-Anleger nach einer Anlage suchen, die zumindest werterhaltend ist.
Beispiel aus den 70er Jahren: Gold kostete 1970 $50/oz und 1982 zeitweise über $800/oz.
Wir erinnern uns auch an die Erdölkrise von 1973 und die autofreien Sonntage. Die boomende Wirtschaft benötigt mehr und schneller Rohstoffe als die Produzenten in der Lage sind zu liefern.
Beste Investments: Gold und Rohstoffe
Symptomatische für die Stimmung in dieser Zeit ist der folgende Artikel aus der "Business-Week" vom August 1979
Der Tod der Aktien
„Die Massen haben sich bereits vor langer Zeit aus dem Aktienmarkt zurückgezogen. Sie sind in alternative Investments mit höherer Verzinsung und damit größerem Schutz vor Inflation eingestiegen. Jetzt haben auch Pensionsfunds die Erlaubnis erhalten, Aktien und Anleihen zugunsten von Immobilien, Futures, Gold und sogar Diamanten fallen zu lassen. Der Tod der Aktien sieht nach einem beinahe permanenten Zustand aus; irgendwann umkehrbar, aber nicht in der nahen Zukunft.“
„Bis jetzt war die Flucht der Institutionen aus den Finanzmärkten eher moderat. Aber es besteht die Gefahr, dass sie sich in einen reißenden Strom verwandelt, falls der diesjährige 60%ige Anstieg des Öl-Preises eine tiefe Rezession auslöst, während die Inflation gen Himmel schießt.“
„In der Tat haben die Aktienmärkte nach einer Untersuchung der Salomon Bros. seit 1968 einen enttäuschenden Return von 3,1% geliefert, der Consumer Price Index (CPI) ist dagegen um 6,5% gestiegen. Gold konnte um unglaubliche jährliche 19,4% zulegen, Diamanten um 11,8% und der Preis von Einfamilienhäusern um 9,6%.“
Herbst (1982-2000)
Aus der Rohstoffknappheit der 70er Jahr wurden die Konsequenzen gezogen und zeigen nun Wirkung. So wurden einerseits neue Ölquellen erschlossen, um der ständig steigenden Nachfrage gerecht zu werden und andererseits sparsamere Autos produziert. 1985 sank der Ölpreis wieder auf das Niveau der 60er Jahre.
Dies gilt analog für alle Rohstoffe.
Politisch ist der Herbst geprägt durch den Kampf gegen die Inflation. Zinsen und Teuerung sinken wieder in den niedrigen einstelligen Bereich (2-4%). Dadurch werden Aktien und Obligationen wieder interessant und erleben einen Boom.
Rohstoffe und Gold hingegen werden billig. Das Horten von Gold bringt keine Rendite. Ganz im Gegensatz zum boomenden Aktienmarkt.
Die niedrigen Zinsen erlauben weitere Investitionen. Neue Firmen werden gegründet und dank der niedrigen Schuldzinsen verschulden sich auch Privathaushalte immer mehr. Die Schulden wachsen ins Unermessliche. Dies wird aber nicht als Gefahr erkannt, da ja die Aktien schneller steigen als die Schulden.
Vermehrt werden deshalb auch Aktien auf Schulden gekauft. Wer könnte dem auch widersprechen? Macht es nicht Sinn, Für einen Kredit 6% Zinsen zu zahlen, wenn man mit Aktien 40% Gewinn einstreichen kann?
Der Aktienmarkt überhitzt mehr und mehr. Aktien sind extrem überbewertet, werden aber weiterhin höher und höher getrieben.
Beste Investments: Aktien und Obligationen
Schlussendlich kommt es wie es kommen muss: Börsencrash! Über Nacht ist der Winter da.
Winter (2000- ca. (2009-2013))
Die Aufgabe des Winters besteht in der Bereinigung. Rezessionen, Konkurse, Platzen von Blasen und faulen Krediten prägen das Bild dieser düsteren Jahre.
Wer Aktien auf Kredit gekauft hatte, muss nun zwangsverkaufen und steht mit Schulden da. Schulden müssen bezahlt werden, der Konsum wird entsprechend eingeschränkt.
Dies führt dazu, dass die Wirtschaft weniger Gewinne erwirtschaftet und Arbeitsplätze streicht, was den Teufelskreis weiter verstärkt. Abspecken ist angesagt. Bei Firmen wie den Privaten.
Wer das nicht mehr kann, geht Konkurs.
Für Kreditgeber wie Banken aber auch Investoren (Obligationen und Aktien sind schliesslich auch Kredite) brechen ebenfalls schwierige Zeiten an. Sie müssen viele faule Kredite abschreiben bzw. Kursverluste hinnehmen, können aber andererseits ihr Risiko auch nicht absichern, da die Zinsen und Dividenden zu niedrig sind. Wer in dieser Situation noch Geld übrig hat, wird es in Gold anlegen, das im Winter einen neuen Boom erfährt.
Die Krise an den Finanzmärkten führt den Menschen vor Augen, dass Papier häufig nichts anderes ist als eben dieses: wertloses Papier.
Aktien, Obligationen, Hypothekarverträge, Schuldscheine werden über Nacht wertlos. Auch Papiergeld als solches wird mit mehr und mehr Misstrauen betrachtet. Man besinnt sich auf die wahren Werte: Gold und Rohstoffe.
Währungskrisen und -reformen fallen immer in den Winter des Kondratieff-Zyklus.
Wegen dieser Unsicherheiten, werden Kredite nur noch dann gewährt, wenn sich der Gläubiger durch hohe Zinsen gegen die Risiken wie Zahlungsunfähigkeit oder Währungsverlust ausreichend abgesichert glaubt. "Entweder Du gibst mir mindestens xx% Zinsen oder Du kannst den Kredit vergessen und ich kaufe Gold"
In der zweiten Winterhälfte werden deshalb die Zinsen am langen Ende sehr stark ansteigen.
Beste Investments: Gold, nach Anstieg der Zinsen auch Obligationen
Irgendwann ist auch der strengste Winter vorbei, sind alle Altlasten bereinigt, die Schulden abgebaut, überlebens-unfähige Firmen pleite gegangen und die Börsen liegen am Boden.
Die Aktienbewertungen liegen auf historisch niedrigem Niveau, die Überlebenden sind allesamt seriöse und unterbewertete Firmen aber keiner will noch Aktien kaufen.
Investoren, insbesondere Kleinanleger, wurde 10 Jahre lang in regelmässigen Abständen durch Scheinrallys dazu bewegt, ihre sauer verdienten Ersparnisse in Aktien zu investieren, die vielleicht noch 1 Monat lang stiegen, nur um danach neue Mehrjahres-Tiefs zu markieren. Am Ende des Winters hat auch der hinterste und letzte Kleinanleger das Vertrauen in die Börse verloren, die Nase gestrichen voll und schwört sich hoch und heilig, nie mehr an der Börse zu investieren.
Schade eigentlich, denn genau jetzt wäre der ideale Zeitpunkt, um im grossen Stil in die Märkte einzusteigen. Jetzt, nur jetzt kriegt man die Perlen für ein Butterbrot.
Die Börsen liegen am Boden, der Tiefpunkt ist erreicht und es geht langsam wieder aufwärts. Ein neuer Frühling ist da, der Zyklus beginnt von vorne.
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Zugegeben, es ist schwierig, den Wechsel der Jahreszeit zu erkennen. Sind wir noch im Winter oder schon im Frühling? Wo ist die Grenze zwischen Sommer und Herbst?
In der Regel erkennt man dies erst Jahre zu spät. Den Frühling beispielsweise erst, wenn die Kurse über 1-2 Jahre stetig nach oben gelaufen sind.
Einzig den Winter erkennt man sehr deutlich, denn der Herbst endet mit einem Crash.
Umso unverständlicher ist, weshalb so viele Kleinanleger trotz Winterzeit immer noch das genau falsche tun, nämlich langfristig in Aktien zu investieren und den Goldbullen zu verschlafen.
Zugegeben, wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Wir haben vielleicht 10 Jahre lang die positive Erfahrung gemacht, dass Aktien immer steigen und Rückschläge nur kurzfristig sind. Nun kurzfristig den Umstieg von Aktien in Gold zu wagen dürfte wohl in erster Linie ein psychologisches Problem sein.
Das hängt sicher auch damit zusammen, dass ein Kondratieff-Zyklus mit 50-60 Jahren so lange dauert, dass kaum ein Investor einen ganzen Zyklus aktiv an der Börse miterlebt. Wären die Zyklen kürzer - zum Beispiel ein Jahr - kämen wir damit sehr gut zurecht und wären alle Top-Spekulanten:
Ersetzen wir einmal Börsenkurse durch Temperaturen und nehmen wir an, wir könnten auf steigende Temperaturen spekulieren, wie mit Aktien. Wohl jeder von uns würde in einer kalten Januar-Nacht Temperatur-Aktien kaufen und Ende Juli wieder verkaufen. Dabei wären uns die Eisheiligen oder die Hundstage ziemlich schnuppe, denn wir wären uns ganz sicher, dass es Ende Juli wärmer ist als im Januar und wir dann unsere Aktien an einem sonnigen Tag um die Mittagszeit veräussern könnten.
Schliesslich hat jeder von uns, diesen Temperatur-Zyklus namens "Jahr" bereits zig mal erlebt und somit haben wird die langfristigen Verläufe wie auch die kurzfristigen Rückschläge sehr gut im Griff.
Jeder von uns wäre aber auch so intelligent, seine Temperatur-Aktien im Juli, spätestens August zu verkaufen. Niemand käme auf die Idee, sie bis zum Oktober oder gar Dezember zu halten.
Nun gut, ein Kondratieff-Zyklus dauert 50-60 mal länger, ein Monat Kondratieff entspricht 4-1/2 Jahren und ich behaupte mal, dass die meisten Kleinanleger höchstens 1-2 Kondratieff-Monate erlebt haben.
Entsprechend verhalten wir uns auch: Wir steigen vielleicht im Juli in die Börse ein, nachdem wir erkannt haben, dass seit März die Temperaturen gestiegen sind und die Zeitungen von einer kommenden Hitzewelle sprechen. Der August erreicht noch höhere Temperaturen und gibt uns mit unserer Entscheidung Recht. Die ersten kalten Tage des Septembers nutzen wir dazu, günstig Temperatur-Aktien nachzukaufen, im Oktober beschliessen wir, unsere Verluste auszusitzen aber spätestens im Dezember werfen wir das Handtuch.
Wir betrachten das Kondratieff-Jahr durch die Lupe einer Fliege, die im natürlichen Jahr durch den ersten Frost völlig überrascht und tödlich getroffen wird.
Zugegeben, wir konnten nie einen ganzen Kondratieff-Zyklus persönlich durchleben. Genau so wenig, wie eine Fliege mehr als ein Jahr überleben kann. Aber im Gegensatz zur Fliege können wir lesen, die Geschichte verstehen und in unsere Erfahrung einfliessen lassen.
Machen wir doch Gebrauch von dieser Fähigkeit und nutzen wir sie zu unserem Vorteil.
Zusammenfassung
Wir befinden uns seit dem Jahr 2000 in einem Kondratieff Winter.
Die Tiefstände der Börsen liegen noch vor uns. Dass das Fed seit November 2002 künstlich versucht, die Temperaturen anzuheiten (sprich: Geld druckt, um einen Verfall der Aktienpreise zu verhindern), mag für ein paar Jahre die notwendige Korrektur aufhalten aber sicher nicht abwenden.
Im Gegenteil: Je mehr Liquidität (= künstliches Geld) in den Markt gepumpt wird umso grösser werden die Ungleichgewichte und umso grösser die Explosion, wenn der Kessel mal platzt.
Also raus aus Aktien und rein in Rohstoffe und Gold.
Wenn der Tiefpunkt der Aktienmärkte zwischen 2009 und 2013 erreicht ist, können wir das Gold für weit über $1000/oz verkaufen und billig Aktien zu Spottpreisen kaufen.
Eigentlich ganz einfach, oder?
Marcus
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Kurzgeschichte der Kondratieff-Zyklen
Der Mensch schafft neue Erfindungen, die teilweise das Potential zur Basisinovation haben und in der Wirtschaft einen ungeheuren Boom auslösen, weil sie die Priduktivität drastisch erhöhen.
1. Kondratieff: Dampfmaschine
So geschehen mit der Dampfmaschine, die James Watt im Auftrag der Britischen Industrie erfand. Dank besserer Pumpen konnten Kohlebergwerke billiger und tiefer das Wasser aus den Schächten pumpen und somit mehr Kohle fördern. Dank dieser Kohle konnte mehr Eisen geschmolzen werden, was dieser Industrie erhebliche Impulse gab. Noch wichtiger: Dank Dampfmaschinen konnten Textilfabriken gebaut werden, die 20 mal effizienter als ein Handwebstuhl waren. Die britische Industrie war damit den deutschen und französischen Webern haushoch überlegen, da sie diese Basisinnovation am besten nutzte. Lag der Anteil der Textilindustrie um 1770 noch bei 2.6% des BIP, stieg er bis 1801 auf 17%.
Die Roheisen-Produktion stieg von 60000 Tonnen 1780 auf 224400 Tonnen (1806) und 322500 Tonnen 1811.
Der Höhepunkt wurde 1815 erreicht. Die Dampfmaschinen wurden zwar noch laufend verbessert aber diese Verbesserungen sorgten nicht mehr für ein wesentlich höheres Produktivitätswachstum. Zwei Probleme verhinderten ein weiteres Wachstum:
:arrow: Der Transport, denn die enormen Mengen an Textilien und Eisen mussten effizient zu den Kunden transportiert werden und das ging mit Ochsenkarren auf schlammigen Wegen nicht sonderlich gut.
:arrow: Trotz hoher Arbeitslosigkeit (Landwirtschaft) fehlten Fabrikarbeiter. Es ist das eine, eine neue Technologie zu entwickeln aber das andere, die Gesellschaftliche Struktur an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Kurz: Arbeitslose Bauern davon zu überzeugen, Fabrikarbeiter zu werden und ihren Hof aufzugeben.
Die Stagnation führte zur Krise von 1820-1830 und konnte erst mit der Lösung des Transportproblems behoben werden.
2. Kondratieff: Die Eisenbahn
Die Eisenbahn - obschon bereits seit 1825 die erste Linie existierte - wurde erst ab 1830 in grossem Stil eingeführt. Dank der erhöhten Kohle- und Eisenproduktion aus dem 1. Kondratieff stand nun genügend Eisen zur Verfügung. Das Transportproblem wurde gelöst und erst jetzt konnten die Textilfabriken ihre Kapazitäten voll aussschöpfen. Dank Eisen-Bahn und Eisen-Schiffen konnte die Prodkution weltweit vertrieben werden.
Reisezeiten schmolzen. Die Reise von New York nach Chicago verkürzte sich von 3 Wochen auf drei Tage. Die Rinder aus Texas und Montana konnten nun zu den Schlachthöfen in Chicago und den hungrigen Menschen der Ostküste transportiert werden. Industrie und Städte konnten getrennt werden.
1846 verschlang die Eisenbahnindustrie 50% des britischen Investitionskapitals.
Allenthalben wurden neue Eisenbahngesellschaften gegründet.
Etwa um 1873 war die Spitze erreicht und die profitablen Strecken waren gebaut. Es gab nun enorme Überkapazitäten. Neue Eisenbahnlinien konnten höchstens noch kleinere Ortschaften verbinden, waren also weniger profitabel.
Es kam wie es kommen musste: Zunächst ein enormer Konkurrenzkampf zwischen den verschiedenen Gesellschaften. Man unterbot die Preise, hatte aber andererseits wegen der unprofitableren Strecken weniger Gewinne. Die meisten Firmen gingen Pleite und es kam zur Krise der "Gründerjahre" ab 1873-1890
Der Eisenbahnboom wurde durch Privatkapital finanziert. Da bis 1873 die Kurse von Eisenbahngesellschaften enorm stiegen, investierten immer mehr und mehr Leute in deren Aktien. Im Schnitt wurden 1871/72 in Frankreich pro Tag eine neue Firma an der Börse kotiert.
Die Zuwanderung vom Land in die Städte beschleunigt sich. Die Bevölkerung Berlins wächst von 500000 (1870) auf 900000 (1873). Entsprechend steigen die Mietpreise.
Geld steht in Übermass zur Verfügung, die Zinsen sinken ins Nichts. Am Höhepunkt des Zyklus lässt sich mit Eisenbahnen aber kaum noch etwas verdienen. Das Geld sucht sich neue Investitionsmöglichkeiten. Doch wohin mit dem Geld?
Wie immer, wenn sich mit Staatsanleihen oder der etablierten Industrie nichts mehr verdienen lässt, fliesst das Geld einerseits in Rohstoffe andererseits in neue spekulative Unternehmen, die hohe Gewinne versprechen. Die Aktien dieser Firmen stiegen, obschon diese neuen Unternehmen keine Gewinne auswiesen. Um 1870 investierten gar Dienstboten und Arbeiter ihre Spargroschen in diese dubiosen Firmen der New-Economy. Die Aktien sind hoffnungslos überbewertet steigen aber immer weiter.
Der Crash kommt am 7. Februar 1873 als Gerüchte um Bilanzfälschungen um die Pommersche Centralbahn bekannt werden. Auch aus den USA werden Ungelemässigkeiten bekannt. Die Aktien sinken ins Bodenlose, und zwar quebeet durch alle Branchen. 61 Banken, 116 Industrieunternehmen und 4 Eisenbahngesellschaften gehen konkurs. Die Anleger verlieren ihr Geld.
Die erste grosse Spekulationsblase ist geplatzt. 1876 liegen die Kurse im Schnitt 50% unter jenen von Anfang 1873.
Wie nach jedem Crash will niemand mehr investieren. Die Leute bleiben auf ihern Geldern sitzen. Man spricht von "Käuferstreik", der Konsum geht zurück und die Industrie muss ihre Preise senken um konkurrenzfähig zu bleiben.
Nochmals: Was war der Auslöser der Krise? Der springende Punkt ist, dass neue Eisenbahnlinien keine Produktivitätssteigerung mehr brachten. Es war eine klassische Strukturkrise. Es dauerte immer länger, zusätzliche Eisenbahnkilometer zu amortisieren. Die Gewinne sanken entsprechend, die Wachstumskurve flacht sich ab.
3. Kondratieff: Elektrischer Strom, Stahl, Chemie, Massenproduktion
Die Dampfmaschine hatte den Nachteil, dass sich nur sehr reiche Industrielle eine Maschine leisten konnten. ausserdem war sie laut, störanfällig und musste praktisch ununterbrochen betrieben werden. In der Regel gab es eine einzige Dampfmaschine pro Fabrik und die einzelnen Maschinen wurden über ein Werk von Riemen und Hebeln angetrieben. Für kleine Handwerksbetriebe war so eine Maschine unerschwinglich.
Abhilfe schaffte hier der Elektromotor. Presslufthämmer vereinfachen den Kohleabbau. Dank elektrischer Hochöfen lassen sich höhere Temperaturen erreichen, Eisen wird durch den viel zäheren Stahl ersetzt. Katalytische Prozesse ermöglichen die Geburtsstunde der chemischen Industrie.
Motorenkraft ist nun tragbar geworden und überall verfügbar wohin ein Kabel gezogen werden kann.
Elektrisch betriebene Maschinen sind effizienter als Dampfmaschinen und steigern die Produktivität.
Glühbirnen machen in Fabrikhallen die Nacht zum Tag.
Eine neue Elektroindustrie stellt Produkte her, von denen man vorher nichtmal geträumt hat. Das Telefon zum Beispiel, elektrische Strassenbahnen, Glühbirnen und Elektrizität in jedem Haushalt.
Die chemische Industrie ist nun in der Lage Aluminium, Kupfer, Farben, Zement, Chlor, Glas, Papier und Keramik in grossen Mengen billig herzustellen.
Die Elektrifizierung der Privathaushalte ist etwa 1922 abgeschlossen.
Entwicklungen fördern sich gegenseitig: Dank Strom und Elektrolyse ist die Produktion von Kupfer möglich, was wiederum für Kabel verwendet wird und somit die Ausbreitung der Stromindustrie fördert.
Die Welt-Kupferproduktion stieg von 130'000 Tonnen (1875) auf 525000 Tonnen (1900); Der Stahl-Output Deutschlands von 0.7 auf 18.9 Mio Tonnen zwischen 1880 und 1913.
Startpunkt des dritten Kondratieff geben Thomas Alva Edison (Glühbirne), Emil Rathenau (Gründer von AEG) und Werner von Siemens (Elektrolyse, Kabelisolation, Dynamo).
Der Boom beginnt um das Jahr 1900 so richtig und erreicht seinen Höhepunkt in Europa etwa um 1922.
1920 sind 50% der amerikanischen Betriebe elektrifiziert, 1930 bereits 90%. Die S-Kurve der möglichen Produktivitätssteigerung erreicht langsam ihren Zenit.
Mit Elektro- und Chemiefirmen ist immer weniger Geld zu verdienen. Die Produktivität wächst nicht mehr im selben Tempo wie bisher. Das Spekulationskapital sucht sich andere Wege und landet - wie schon 1873 - in Aktien, die eine enorme Preissteigerung erfahren. US-Banken ziehen im Sommer 1928 Gelder aus Europa ab, um sie in die US-Finanzmärkte zu investieren. Vermehrt kaufen auch Kleinanleger Aktien - vermehrt auch auf Kredit - um am Boom teilzuhaben.
Die Wirtschaft schrumpft allerdings bereits vor dem Crash vom Oktober 1929. Die US-Automobilproduktion geht von 622000 Stück im März 1929 auf 416000 im September 1929 zurück (Nach dem Crash übrigens 92000 Autos im Dezember 1929).
Die US-Notenbank ist 1928/29 in der Zwickmühle: Soll sie die Zinsen anheben um die Spekulationsblase an den Aktienmärkten abzulassen oder die Zinsen senken, um der Industrie billigere Kredite zu ermöglichen?
Aber andererseits: Billigere Kredite würden auch den Spekulanten zugute kommen, die dann vermehrt Aktien auf Kredit kaufen würden.
Das FED entscheidet sich für ersteres und hebt die Zinsen in vier Schritten bis August 1929 von 3.5% auf 6.0% an.
Am 15. Oktober 1929 prognostiziert Yale-Professor Irving Fisher: "Die Kurse haben ein dauerhaft hohes Niveau erreicht. Ich erwarte, dass die Kurse in wenigen Monaten ein gutes Stück höher als heute stehen werden.".
Am 28. und 29.Oktober 1929 folgt der Crash. Der Dow Jones verliert in diesen zwei Tagen 40% und es dauert bis 1954 um dieses Niveau wieder zu erreichen.
Merke: Die Wirtschaft begann bereits vor dem Crash von 1929 zu lahmen. In Europa nach 1922, in den USA ab 1928. Der Crash von 1929 ist also nicht Auslöser sondern Folge der sich abschwächenden Wirtschaft.
4. Kondratieff: Automobil
Eisenbahnen halten nicht vor der eigenen Haustüre oder der Laderampe des Geschäftspartners. Autos schon.
Um 1900 rechnete man die Verkäufe der Autos hoch und kam zur Schlussfolgerung, dass in Deutschland nie mehr als 40'000 Autos fahren würden. Damals war ein Automobil ein Luxusgut, das sich nur die Reichsten leisten konnten. Jedes Auto benötigte einen eigenen Ingenieur für die Wartung.
Eine Kombination von Innovationen aus dem dritten Kondratieff verhalf dem Auto zum Durchbruch: Bessere Verbrennungsmotoren, Benzin dank Raffinierung, Synthetisches Gummi, Fliessbandproduktion.
Die Automobilindustrie wurde der grösste Abnehmer von Glas, Stahl und Gummi.
Dank Fliessbandproduktion wurden die Preise günstiger, die Qualität verbessert.
Nun konnte sich fast jede Familie ein Auto leisten. Die individuelle Mobilität hatte auch gesellschaftliche Auswirkungen. Dank Auto musste man nun nicht mehr in der Nähe des Arbeitsplatzes oder der Geschäfte wohnen sondern konnte in die gesündere Umgebung aufs Land ziehen. Was die Automilindustrie den Menschen an individueller Freiheit gab, nahm sie ihnen allerdings andererseits in der Arbeitswelt, denn die Fliessband-Arbeiter mussten sich dem Takt der Maschinen unterordnen.
Das Auto löste auch einen Boom in der Baubranche aus: Kopfsteinpflaster und Feldwege wurden durch glatte Strassen und Autobahnen ersetzt. Autos und Lastwagen konkurrenzierten mit der Eisenbahn und ermöglichten die Feinverteilung von Menschen und Gütern von Haustür zu Haustür.
Der Boom begann 1966/67 zu stottern als die Strassen weitestgehend gebaut und diejenigen, die es sich leisten konten, mit Autos versorgt waren. Es gab entsprechend weniger Neuanschaffungen, die Automobilindustrie konnte nunmehr nur noch alte Autos ersetzen.
Die Börse erreichte ihren Höhepunkt im Januar 1967.
Die Krise begann 1973 mit dem Öl-Schock.
Die Regierungen gaben mehr Geld aus, um den Konsum aufrecht zu erhalten aber die Menschen begannen zu sparen. Im Gegensatz zum Gründerboom von 1871/72 oder den "goldenen Jahren" vor 1929 investierten die Anleger ihr Geld nicht in spekulative Aktientitel sondern sparten es. Entsprechend wurden Kredite immer teurer und die Zinsen stiegen.
"Inflation" war das grosse Thema zwischen 1973 und 1982. Die Renditen von Anleihen stiegen bis 14.5%, was allerdings dank der Inflationsrate von knapp über 12% nur geringe Renditen versprach.
Die Welt ist komplex geworden, hat sich vernetzt. Ganze Industriezweige und Branchen hängen voneinander ab und müssen miteinander interagieren. Gemäss dem Schweizerischen kaufmännischen Verband benötigt eine Sekretärin 30 Minuten im Schnitt, um einen Brief zu schreiben. Und wird die Satzstellung im Brief verändert, muss sie den Brief neu schreiben.
Ganze Heerscharen von Lagerverwaltern versuchen, ihre Lagerbestände mittels Karteikarten zu verwalten und den Überblick zu behalten.
Das Wissen der Menschheit steigt exponentiell. Die zunehmende Flut an Informationen muss verarbeitet werden aber hier stellen die vorhandenen Mittel ein Hindernis dar, das überwunden werden muss.
Die Stunde der Informationstechnologie ist geboren.
5. Kondratieff: Informationstechnnologie, Computer
Der Computer ermöglichte es, diese Informationsflut zu beherrschen. Lager konnten abgebaut werden, da man nun weniger Sicherheitsreserven halten musste und stetig den Überblick über Bestände hatte. Eine Sekretärin musste nicht jeden Brief neu tippen sondern konnte den gespeicherten schnell editieren und neu ausdrucken.
Noch 1966 hatte IBM geschätzt, dass der Weltweite Bedarf an Computern um 6 Stück liegen würde. Weit gefehlt: Heute haben wir rund 750 Mio Computer weltweit. Die Prozessoren in Digitalkameras, Handys oder dem Gameboy gar nicht mitgerechnet.
Während die USA in den 60er Jahren noch 60% ihres BIP mit der Produktion von Automobilen verdienten, waren es 2000 die Computerindustrie und Software, die 60% des BIP generierten. (wenn auch hedonistisch).
Auf den Boom der Computer in den Firmen folgte der Boom der Personal-Computer ab 1985, der Vernetzung innerhalb der Firmen (Novell-Netzwerke ab 1987) und schlussendlich der Boom der globalen Vernetzung durch das WWW ab etwa 1995.
Weitere Entwicklungen folgten auf dem Fuss. So die individuelle Telefonie, das Handy. 2000 wurden weltweit 465 Millionen Handys verkauft.
Doch auch der Boom der Computer begann zu stagnieren. Die Produktivitätssteigerung von der Karteikarte zum PC war enorm. Jene vom DOS-Rechner zu Windows nicht mehr ganz so enorm.
Im Klartext: Die Sekretärin konnte die Arbeitszeit zum Schreiben einse Briefes von der Schreibmaschine zum PC von 30 auf vielleicht 10 Minuten verkürzen. Mit einem Windows-Rechner ist diese Zeit jedoch gleich geblieben. Die Möglichkeit, Grafiken und Formatierungen einzuführen bringt höchstens Kosmetik, nicht viel mehr.
Ähnlich der Boom beim Handy: Die Möglichkeit, jederzeit und überall telefonisch erreichbar zu sein bringt eine wesentliche Verbesserung des Informationsflusses und somit eine reale Produktivitätssteigerung. Die Verbesserung, nun auch Bilder verschicken zu können, Musik, Bilder und Viedeos aufzunehmen ist eine Spielerei. Sicherlich eine Verbesserung gegenüber den Handys von 1997 aber keine wesentliche Produktivitätssteigerung.
Insofern haben wir um 2000/01 wieder einen Sättigungsgrad erreicht bei dem zusätzliche Verbesserungen kein nennenswertes Produktivitätswachstum mehr auslösen.
Wer sich einen PC leisten kann, hat einen, und auch ein Handy (oder zwei oder drei).
Die Kurve der verkauften Handys erreichte 2000 mit den erwähnten 465 Mio den Höhepunkt. Bereits 2001 lag die Zahl 20% niedriger. Die Kurve flacht sich ab.
Da mit der klassischen Computertechnologie seit dem Mini-Crash 2000/01 kein Blumentopf mehr zu gewinnen war (IBM, Nortel, Lucent, Microsoft, cisco, Nokia) suchte sich das Kapital ab 2002/03 wieder ein neues Spielfeld. Es findet dies einerseits in den Stars von gestern, andererseits aber auch in neuen, spekulativen Unternehmungen.
Es ist dabei menschlich verständlich, dass man sich Investitionen sucht, die sich in der Vergangenheit (der letzten 10 Jahre) bewährt haben. Hätte man 1980 für $1000 Cisco-Aktien gekäuft, hätte man die - nach allen Splits - 2000 für rund $825000 verkaufen können.
Microsoft und Nokia hatten eine ähnliche Performance. Doch ist es sinnvoll, jetzt (200x) in die Stars von gestern zu investieren?
Wäre es sinnvoll gewesen, nach der Ölkrise 1973 in Automobilfirmen zu investieren? 1875 in Eisenbahnen? 1820 in Dampfmaschinen?
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Zusammenfassung
Die Welt verändert sich. Neue Technologien bestimmen jeweils die Zukunft und Erfindungen ergänzen und fördern sich.
Zunächst ist festzuhalten, dass Basisinnovationen immer eine gewisse Zeit brauchen, um als solche erkannt zu werden bzw. in Massenproduktion zu kommen:
:arrow: Die Eisenbahn wurde bereits vor 1825 erfunden, konnte aber erst ab 1835 einen Boom auslösen.
:arrow: Elektrizität war bereits 1880 bekannt aber der Boom setzte erst 1900 ein.
:arrow: Computer gibt es seit 1947 aber erst seit 1982 wurden sie zum Massenprodukt
:arrow: Automobile gab es bereits vor 1910 aber sie wurden erst ab 1950 zum Massentransportmittel.
:arrow: Das Internet (Arpa-net) gibt es seit den 60er Jahren aber erst seit 1995 ist es ein "Muss" für die breiten Massen.
Die Lehre aus der Vergangenheit lässt sich wie folgt abstrahieren:
:arrow: Die Wirtschaft stagniert und es kommt zur Krise, weil es gewisse Hindernisse gibt, die eine Expansion verhindern.
:arrow: Eine Basisinnovation löst die anstehenden Probleme und löst den nächsten Aufschwung-Zyklus aus.
:arrow: Die Wirtschaft boomt. Arbeitnehmer setzen Lohnerhöhungen und niedrigere Arbeitszeiten durch.
:arrow: Die Basisinovation erreicht eine Sättigung. Weiterentwicklungen und Verbesserungen lösen nur noch eine immer geringer werdende Produktivitätssteigerung aus.
:arrow: Inzwischen sind es zu viele Firmen, die von dieser Basisinnovation profitieren wollen. Es besteht nun ein Überangebot und der Konkurrenzdruck wächst. Die Preise geraten unter Druck, müssen gesenkt werden, die Gewinne der Unternehmen schmelzen.
:arrow: Die Firmen reagieren auf den Preisdruck durch Rationalisierung und erhöhte Produktion. Damit verschlimmern sie das Überangebot.
:arrow: Die während des Aufschwungs erhöhten Löhne sind nun ein Klotz am Bein Löhne müssen nun gekürzt oder Arbeitnehmer entlassen werden. Die Firmen reduzieren ihre Produktion, viele gehen in Konkurs.
Aus Sicht der Arbeitnehmer:
Während des Aufschwungs ist ihre Arbeitskraft gefragt. Sie haben gute Karten, Forderungen durchzusetzen. Das Blatt wendet sich im Abschwung.
Aus Sicht der Börsen:
Zu Beginn des Aufschwunges sind Kredite rar und teuer. Aktien sind billig und Firmen zahlen sehr hohe Dividenden. Mit den Investitionen lässt sich leicht Geld verdienen. Einerseits durch die hohe Dividende und andererseits durch die stetig steigenden Kurse der Aktien.
Im Abwärtstrend sucht sich das Kapital neue Investitionsmöglichkeiten. Die sind aber schwer zu finden, da die Aktien bereits zu teuer und die Dividende entsprechend niedrig ist. Investiert wird zunächst in Spekulations-Aktien, die wegen des hohen Kaufdruckes zunächst auch stark ansteigen. Das lockt in der Schlussphase auch die Kleinanleger aufs Parkett. Wegen der niedrigen Zinsen werden vermehrt Aktien auf Kredit gekauft.
Diese Aktienhausse ist aber rein liquiditätsgetrieben, weil den Investitionen keine nennenswerten Produktivitätssteigerungen gegenüberstehen. Es kommt zum Crash, die Anleger werden sehr restriktiv bei Investitionen. Entsprechend steigen Zinsen und Inflation worauf die Anleger den Werterhalt ihres Kapitals in Rohstoffen und Edelmetallen suchen.
Es ist weniger Geld im Umlauf und es wird weniger konsumiert. Das Ergebnis ist eine Rezession, die ihrerseits Arbeitsplatz-Verlustängste schafft. Also wird noch weniger ausgegeben und vermehrt gespart.
In der Folge gehen viele schwache Firmen in Konkurs, was für die überlebenden gesunden Firmen allerdings den Vorteil hat, dass ihr Marktanteil steigt.
Am Ende des Abschwungs greift eine neue Basisinnovation, die die vorhandenen Hindernisse aus dem Weg schafft. Die überlebenden Firmen greifen diese Innovation auf, setzen sie um und ein neuer Zyklus beginnt.
Wohl dem, der zu diesem Zeitpunkt noch etwas Cash in der Kasse hat und für ein Butterbrot die billigen Aktien jener Firmen kauft, die im neuen Zyklus die nächste Basisinnovation umsetzen!
Irrtümer
Es wird beispielsweise von Volkswirtschaftlern moniert, die Eisenbahn hätte gar keinen so grossen Einfluss auf die Wirtschaft gehabt. Schliesslich hätte dieser Industriezweig nur mit 3% des BIP zu Buche geschlagen.
Wer dies behauptet, vergisst, dass die Eisenbahn in erster Linie die anderen Wirtschaftszweige beflügelt hat. Dabei geht es eben nicht um die Zulieferer von Eisen, Stahl, Waggons, Lokomotiven oder das Personal der Bahnbetriebe sondern um den logistischen Vorteil, den die Eisenbahn z.B. der Landwirtschaft gegeben hat, nun ihre Güter schnell und billig in die Städte zu transportieren.
Es ist ebenso falsch anzunehmen, dass der Crash von 1929 die Depression ausgelöst hat. Der Abschwung hat bereits früher begonnen.
Auch Kriege können die Zyklen nur kurz und keinesfalls nachhaltig beeinflussen. Der erste Weltkrieg wird für die Krise nach 1922 verantwortlich gemacht, der zweite Weltkrieg für das Wirtschaftswunder der 1950er Jahre. Wieso soll ein Krieg einmal eine Depression und ein anderes mal ein Wirtschaftswunder auslösen?
"Hitler hat Deutschland den Weg in den vierten Kondratieff geebnet, indem er die Autobahnen bauen liess und somit die Basis für das Bedürfnis nach Autos schaffte." Diese von vielen alten Deutschen gerne zitierte Wahrheit ist eben keine: Tatsache ist, dass die Pläne für den Autobahnbau bereits 1927 vorlagen. Hitler hat lediglich die Macht seiner Diktatur dazu verwendet, die Arbeitslosigkeit künstlich zu senken, indem er Arbeitslose zum Autobahnbau zwangsverpflichtet hat.
Der sechste Kondratieff ab 2009
Natürlich stellt sich nun die Frage, welche Basisinnovation den nächsten Kondratieff-Zyklus bestimmen wird. Wo wir - wenn Aktien mal billiger geworden sind - unser Geld am besten anlegen, um für die folgenden 20 Jahre enorme Gewinne einzufahren.
Doch dazu später mehr ...
... hier, in diesem Thread ...
Marcus
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AW: Kondratieff-Zyklen, die Jahreszeiten der Börse
und was ist nun die neue technologie?
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