Hallo,
ich habe mich eingehend mit der Thematik investieren beschäftigt, da das Geld am Girokonto ja inflationsbedingt täglich an Wert verliert...
Ich möchte, da mir nun ca. 15.000-20.000€ freies Kapital zur Verfügung stehen mit ETFs beginnen und dann auch weiterhin monatlich sparen (kostenloser Onlinebroker).
Der derzeitige Plan sieht vor, mit einem größeren Teil in MSCI World bzw Emerging Markets (70/30) zu gehen und einen kleinen Teil für weitere Diversifikationen zu verwenden.
Die Aktienkurse sind ja zuletzt ordentlich gestiegen, daher meine Frage: Ist es derzeit überhaupt sinnvoll anzufangen? Soll ich den Betrag sofort zur Gänze sofort veranlagen (mehr Zeit im Markt ist ja eigentlich positiv) oder die Einzahlungen über eine gewisse Zeit strecken, um nicht Gefahr zu laufen, derzeit "zu teuer" einzukaufen? Also beispielsweise 1.000€ monatlich über die nächsten 1,5 Jahre einzahlen und danach monatlich ca. 300€, wie ich das vorgesehen habe?
Schau dir die Kurse der letzten 50 Jahre an, was fällt auf? Die Kurse sind immer gestiegen. Bei einem Anlagehorizont von 10 Jahren und mehr sind ein paar bärische Monate nur Peanuts.
Ob du jetzt eine große Einmalanlage machst oder es über 1,5 Jahre stückelst macht kaum einen Unterschied. Je nachdem mit welchen historischen Daten man das vergleicht ist mal das eine mal das andere besset. Wenn du dir unsicher bist Teile es auf. Einmalanlage ist nur dann schlechter, wenn es kurz danach zu einem Börsencrash kommt.
für den genannten Betrag würde ich noch nicht auf eine mehr ETF Strategie wechseln sondern nur einen World ETF auswählen, welcher aber mehr als im normalen MSCI World index Aktien vorhält ggf. auch die EM mit einschließt. Dann würde ich schauen ob du jedes Jahr bereits die 801/1602€ Freibetrag an Zinsen und Dividenden überschreitest. Wenn nicht muss du noch einen Ausschütter Suchen um den Freibetrag auszuschöpfen und wirklich buy & hold machen zu können. Am ende eines Jahres immer wieder verkaufen und kaufen zu müssen könnte irgendwann lästig und teuer werden. Kosten sollten für ein Sparplan geringer als 0,5% der Sparsumme entsprechen, kein Ausgabeaufschlag beinhalten und das Depot darf nicht mehr als 15€ pro Jahr kosten.
Zum invest selber wenn du der Meinung bist dass die Aktien in den nächsten Jahren und Monaten weiter steigen werden, wäre "all in" der richtige weg. Wenn du der Meinung bist, dass die Kurse fallen werden müsstest du ggf. splitten. Die Entscheidung wird dir keiner nehmen können, denn es weiß keiner wie es kommen wird. Zudem ist es eine Kostenfrage wie Teuer die unterschiedlichen Wege sind.
Ich würde in 3 Tranchen quartalsweise jeweils 5000€ einzahlen und dann zusätzlich noch einen Sparplan einrichten um den ETF weiter zu füttern. Den Rest würde ich mir auch wenn es schmerzen bereitet auf Tagesgeld als Reserve legen. Da du sonst nichts zu Vermögen und Absicherung gesagt hast. Aber das ist meine persönliche Meinung. Andere würden es sicher anders machen. Je nachdem ob sie eher steigende Kurse sehen oder eher fallende, gepaart mit hoher Inflation oder auch nicht. Laut Politiker soll die Inflation ende des Jahres wieder auf normale Werte zurückgehen weil da die MwSt Verringerung im letzten Jahr ausgelaufen ist..... Da glaube ich persönlich aber auch nicht dran.
So einfach ist es nicht.
Alle reden von ETF's, keiner redet von der Depotbank, außerdem sind denn alle Anbieter im Inland oder ein EU-Land mit einer ladungsfähigen Adresse vorhanden? Mitnichten, Delaware USA!
Schauen Sie mal ins:
Zwei getrennte Gesetze
Seit der Umsetzung der jüngsten EU-Entschädigungsrichtlinie von 2014 in deutsches Recht kommen im Fall von Bankinsolvenzen für Einlagen und Wertpapiere zwei getrennte Gesetze zum Tragen:
• Das Einlagensicherungsgesetz (EinSiG) regelt den Ausgleich von Einlagen, die nicht zurückgezahlt werden können.
• Das Anlegerentschädigungsgesetz (AnlEntG) legt fest, wie Inhaber von Wertpapierdepots zu entschädigen sind.
Und im AnlEntG gilt die alte Regelung
Dieses Regelwerk greift erst dann, wenn die Bank nicht in der Lage sein sollte, Wertpapiere auf ein anderes Depot zu übertragen, zum Beispiel, weil sie aufgrund eines betrügerischen Vorgehens gar nicht darüber verfügt.
In einem solchen, rein hypothetischen Fall, steht dem Anleger eine Entschädigung zu, allerdings in begrenztem Rahmen:
• 90 Prozent eines Verlustes sind abgesichert – maximal jedoch 20.000 Euro. (am)
Also wer bei bzw. in einem Wertpapierdepot mehr als 20.000 € liegen hat. der Riskiert schon 2.000 € Verlust, wenn sein Konto, durch Phishing gehackt wird. Oder der Strom durch Insolvenz abgeschaltet wird!
Danke für die ausführlich Antwort! Und auch die anderen Antworten!
Also zuerst zur persönlichen Situation: Meine Partnerin und ich sind Mitte 20, gemeinsam ca 90.000 € auf verschiedenen Konten und würden davon nun insgesamt gerne ein gutes Drittel in Aktien anlegen. Wir leben zur Miete (Neubau, gute Dämmung, Pellets Heizung, kaum Nebenkosten, besitzen nur ein Auto um Kosten zu sparen) und sind gut ausgebildet in (hoffentlich) krisenfesten technischen Berufen. Unsere Familien (Eltern und Großeltern, jeweils ein tolles Verhältnis) besitzen insgesamt 4 Einfamilienhäuser (2 davon aus den 2000er Jahren, also noch halbwegs neu) und ein Mehrfamilienhaus (Stand jetzt vererben meine Großeltern meinen Geschwistern und mir jeweils eine dieser Wohnungen). Sozial und wirtschaftlich sehe ich uns daher als relativ gut abgesichert an, wir würden nicht auf der Straße landen.
Das Geld muss jedoch zumindest zum Teil investiert werden, das ist mir klar und sollte mit diesen Voraussetzungen auch wie geplant machbar sein.
Dann würde ich schauen ob du jedes Jahr bereits die 801/1602€ Freibetrag an Zinsen und Dividenden überschreitest. Wenn nicht muss du noch einen Ausschütter Suchen um den Freibetrag auszuschöpfen und wirklich buy & hold machen zu können. Am ende eines Jahres immer wieder verkaufen und kaufen zu müssen könnte irgendwann lästig und teuer werden.
Wie genau ist das gemeint? Also wenn ich den Freibetrag nicht überschreite soll ich noch einen ausschüttenden nehmen? Das mit dem Ende des Jahres ist mir nicht ganz klar, vielleicht kannst du das noch mal präzisieren? Danke
Wenn der Freibetrag nicht ausgeschöpft ist lohnt sich ein Ausschütter. Sofern die Ausschüttung direkt wieder angelegt wird erzielt man dadurch einen Steuervorteil, wenn man später verkauft.
Man kann das aber auch mit einem thesaurierer realisieren, indem man zum Jahresende einfach ein paar Anteile entsprechend des Freibetrags verkauft und dann direkt wieder zurück kauft. Hier können aber Gebühren anfallen und wenn ein Broker z.b. 0,25% Gebühr vom Handelsvolumen verlangt summiert sich das über die Jahre zu ner stolzen Summe. Lohnt sich eigentlich nur bei Neo Brokern.
Absicherung und Notgroschen zielte eher auf den BU/Versicherungsstatus ab und was schon an AV vorhanden und wie dies gestaltet ist. Auch hier führen viele Wege nach Rom viele aber auch wo anders hin Auf dem falschen Weg verliert man Geld oder kommt gar nicht erst an. Erben ist auch so eine Sache solange man nicht als Eigentümer eingetragen ist kann alles Schall und Rauch sein. Vor allem wenn das vererben weniger als 10 Jahre zurück liegt. Da kann schnell mal der Staat die Rückabwicklung fordern wenn der Erblasser Pflege bedarf und selber nicht ausreichend solvent mehr ist.
Jeder Bundesbürger mit Steuernummer hat einen jährlichen Steuerfreibetrag von 801€ bei verheirateten 1602€ bis zu diesem Freibetrag sind jährlich Zins und Dividendeneinkünfte steuerfrei. Wenn die Höhe nicht erreicht wird verfällt der Rest jährlich, das wäre ja schade. Somit wählt man einen ETF der ausschüttet um diesen Freibetrag nebenbei abzuschöpfen. Viele ausschüttende ETFs schütten ca. 1% des Investvolumens aus also wären das ca 80.000€ bis man den Freibetrag nur mit dem ETF aufbrauchen würde. Ab dieser Größe würde ich dann auf einen thesaurierenden Fonds wechseln und den ausschüttenden im Depot ohne weitere Einzahlung belassen. Dann könnte man ab der Depotgröße, wenn man möchte und Zeit hat einen weiteren ETF hinzu nehmen.
Man spart sich mit dem Ausschüttenden am Ende des Jahres den Teilverkauf um die Gewinne zur realisieren um so den Freibetrag aufzubrauchen. Zudem werden für den Verkauf meist noch einmal Gebühren verlangt. So muss man also am Ende des Jahres nichts verkaufen und gleich wieder kaufen man spart dann Zeit und ggf. Kosten.
Bei der ein ETF Strategie kann man sich zudem noch den teuren Berater sparen. Denn in einer Tiefzins und Hochinflationsphase muss man da sparen wo es nicht weh tut.
Wobei bei Fonds hier ein wenig andere Regeln gelten - zum einen bei aktienorientierten ETF eine Steuerbefreiung von 30% - dafür wird allerdings auch ein Teil des Gewinns schon vorher berücksichtigt.
Der Steuerfreibetrag von 801€ hört sich erst mal viel an - aber man spart natürlich nur die Steuern auf diesen Ertrag (ca. 27%).
Natürlich zählt beim langfristigen Sparen jeder 1/10 Prozentpunkt - deshalb ja auch günstige ETF mit günstigem Depot - und jede zusätzliche "Sicherheit" kostet halt Ertrag/Geld.
In der Vergangenheit war es in der Regel fast immer ein guter Zeitpunkt einzusteigen - natürlich gab es auch Inflation/Geldentwertung und man muss genau schauen in welcher Währung die entsprechenden Betrachtungen gemacht wurden - das kann auch schon zu deutichen Unterschieden führen.