Es kommt doch noch mal etwas Leben in die Übernahmestory. Vorerst war ja von einem Angebot von Crucell entsprechend einem Berna-Kurs von ca. 15.65 die Rede gewesen. Die Aktionäre haben in den letzten Tagen den schriftlichen Deal erhalten, es werden 0.447 Crucell-Aktien für eine Berna-Aktie geliefert. Nach Kurstaucher von Crucell waren das noch etwa 13.65 CHF. Dank dem Interesse von Novartis kommt nochmals Leben in den Deal, das Angebot müsste wohl etwas höher werden. Kann bedeuten, dass die Crucell-Aktie getrieben wird oder dass Novartis Berna-Aktien sammelt. In der Gegend von 16 CHF dürfte schon die Schmerzgrenze beim Novartis-Angebot liegen. Falls Novartis gewinnt, verschwindet eine Impfstoffperle von der Biotechszene im trägen Dynosaurier-Magen. Grundsätzlich einem Crucell-Deal vorzuziehen.
Zürich (Reuters) - Der Pharma-Gigant Novartis interessiert sich für den Impfstoffhersteller Berna Biotech und wird dort eine so genannte Due Diligence-Prüfung vornehmen. Diese Prüfung, die normalerweise den ersten Schritt einer Übernahme darstellt, bringt Novartis in Konkurrenz zur kleinen niederländischen Biotechnologiefirma Crucell, die bereits ein Angebot für Berna vorgelegt hat. Doch zu einem echten Bieterwettbewerb wird es angesichts des Grössenunterschiedes und der unterschiedlichen Finanzkraft der Berna-Interessenten wohl kaum kommen.
Novartis will Berna nach Angaben vom Montag im Falle einer Übernahme mit dem amerikanischen Impfstoffhersteller Chiron zusammenlegen. Novartis ist im Begriff, Chiron vollständig zu übernehmen. Ob es tatsächlich zu einer Übernahme-Offerte für Berna komme, sei noch nicht sicher, betonte Novartis. Auf jeden Fall würde es sich um eine Bar-Angebot handeln, erklärte Novartis.
Viel prüfen muss Novartis möglicherweise nicht mehr. Er habe das Berna-Dossier sicher zehn Mal auf dem Tisch gehabt, erklärte Novartis-Konzernchef Daniel Vasella in einem Interview der Zeitung "Finanz und Wirtschaft" vom Samstag. In der Mitteilung vom Montag schilderte Novartis ausführlich die geographische und produktmässige Komplementarität von Berna und Chiron.
Die niederländische Crucell, die bereits ein vom Berna-Verwaltungsrat unterstütztes Angebot vorlegt hat, will die Berna-Aktionäre dagegen mit eigenen Aktien abfinden. Es soll 0,447 Crucell-Aktien für einen Berna-Titel geben, was beim gegenwärtigen Aktienkurs etwa 14,50 sfr je Berna-Aktie entsprechen würde. Am Montag stiegen die Crucell-Aktien an der Amsterdamer Börse um drei Prozent auf 20,95 Euro.
Letzten Spekulationen zufolge könnte Novartis etwa 16 sfr je Berna-Aktie auf den Tisch legen. Berna stiegen an der Börse um fast zehn Prozent auf 14,90 sfr und erreichte damit einen Kurs, der zuletzt im Februar 2004 verzeichnet wurde.
Crucell-Konzernchef Ronald Brus sagte in einem Interview in der "Finanz und Wirtschaft" vom Samstag, im Augenblick gebe es keine andere Gesellschaft, für die Berna so viel wert sei wie für Crucell. Crucell hat ihre Offerte an die Bedingung geknüpft, dass ihr mindestens 67 Prozent der Aktien angedient werden.
Dass diese Bedingung nun nach der Novartis-Entscheidung erfüllt werden kann, gilt Analysten als zweifelhaft. Die Berna-Aktionäre dürften ein Bar-Angebot auf jeden Fall vorziehen, so Analysten. So hält etwa der New Yorker Fondsmanager OrbiMed 13,69 Prozent an Berna.
Für Novartis wäre eine Übernahme von Berna ein kleiner Fisch. Die Firma wird an der Börse mit knapp 600 Millionen sfr bewertet. Nach der Crucell-Offerte Anfang Dezember war die Berna-Aktie in kurzer Zeit um 15 Prozent gestiegen. Berna rechnet für dieses Jahr mit einem Verlust von gut zwei Millionen sfr. Auch 2004 war ein Verlust in der gleichen Grössenordnung angefallen. Im ersten Halbjahr setzte Berna 66 Millionen sfr um.
Zu der Frage, ob Novartis an dem Schweizer Biotechnologiekonzern Serono interessiert sei, wollte sich Vasella in dem Interview der "Finanz und Wirtschaft" nicht äussern. "Fast jedes Unternehmen hat etwas, das reizvoll ist; fast jedes Unternehmen hat aber auch sehr vieles, das wenig attraktiv ist. Weiter will ich mich dazu nicht äussern", erklärte er.