Dazu kommen meine Versicherungsbeiträge bei der einer großen Versicherungsgesellschaft:
zur privaten Krankenversicherung: 175 €
Unfallversicherung: 16 €
Haftpflichtversicherung: 8 €
Rechtschutzversicherung: 19 € privaten Rentenversicherung: 145 €
und privaten Riester-Versicherung: 81 €
All die o.g. Versicherungen habe ich direkt zu Beginn meiner Ausbildung in 2011 abgeschlossen. Außerdem habe ich bei der gleichen Gesellschaft noch einen Bausparvertrag abgeschlossen. Dazu unten mehr. Weil ich es nicht besser wusste habe ich also beim Versicherer für das „Ich will auf Nummer Sicher gehen und nehme alles mit“ Paket unterschrieben. Aktuell versuche ich zum aller ersten Mal, die unterschriebenen Verträge halbwegs zu verstehen. Dabei sind mir ein paar Dinge aufgefallen, sodass ich derzeit überlege, alles in Bezug auf die Altersvorsorge umzustrukturieren.
In den letzten 2 Jahren habe ich mich viel mit passiven (Buy-and-Hold), unkomplizierten ETF-Sparplänen beschäftigt, bisher aber nichts selbst investiert. Seitdem konnte ich auf meinem Konto einen Betrag von ca. 5.000 € ansparen, den ich demnächst investieren werde.
Mein grundsätzlicher Gedanke ist jetzt, die mtl. Beiträge zur Renten- und Riester-Versicherungen einzusparen und stattdessen in einen ETF-Sparplan zu investieren um ihn über lange Zeit hinweg (bis zum Ruhestand) möglichst gewinnbringend anzulegen. Außerdem spiele ich mit dem Gedanken, den Bausparvertrag zu kündigen um die dort angesparten ca. 4.500 € ebenfalls in den ETF-Sparplan umzuschichten.
Meine nachfolgenden Fragen beziehen sich ausschließlich auf die private Rentenversicherung, Riester-Versicherung und den Bausparvertrag in Zusammenhang mit einer „Umschichtung“ in einen ETF-Sparplan. Ich gehe dabei von der Annahme aus, dass ich einen ausreichend diversifizierten, meiner Risikobereitschaft entsprechenden globalen Sparplan aufstelle. Es geht mir also nicht um eine Diskussion über Risikobereitschaft an sich oder den Aufbau und „Inhalt“ des ETF-Sparplans an sich.
1. zur Riester-Versicherung: Vertragsdaten:
Vertragsbeginn: 2011
Beiträge mtl.: variabel (immer geradeso hoch, dass die staatliche Zulage voll ausgenutzt werden konnte)
Rentenbeginn: 2060
So wie ich das verstehe steht mir zum Renteneintritt mindestens die Summe meiner Einzahlungen zu. Ich erhalte mtl. eine lebenslange Rentenzahlung, die ich dann allerdings auch (nachgelagert) versteuern muss.
Richtig "lohnen" würde sich die Riester wohl durch die Zulagenhöhe auf jeden Fall für jemanden, der ein oder mehrere Kinder hat. Für mein jetztigen Überlegungen gehe ich erstmal von der Annahme aus, kinderlos zu bleiben.
Folgende Gebühren gibt es bei meinem Vertrag: Abschluss- und Vertriebskosten (3 % aller Eigenbeiträge undstaatl. Zulagen), Gebühren für die Grundphase (bereits in denersten 5 Jahren des Vertrages in voller Höhe gezahlt), Gebühren fürdie Abrufphase (3 % jedes eingehenden Beitrages), Vertragsführungsgebühr (1,25 € mtl. bis zum Beginn der Rentenzahlung), Verwaltungskosten (3,5 % jedes eingegangenen Eigenbeitrages in der Grundphase und 4,5 % in der Abrufphase sowie 2% der Rente in der Rentenbezugszeit).
Damit komme ich auf Gebühren in Höhe von derzeit ca. 7 % meiner Eigenbeiträge. Derzeit zahleich ca. 81 € an Riesterbeiträgen monatlich. Das ergibt 5,67 € monatlich an Gebühren, jährlich also 68,04 €. Die jähriche Grundzulage vom Staat beträgt 175 €. Durch die Gebühren schrumpft dieser Riester -"Vorteil" auf 107 € jährlich. Der Vorteil schrumpft weiter mit, sobald ich mehr verdiene.
Vorteile also:
-garantierte Rente (in Höhe meiner Einzahlungen)
-Zulagen vom Staat
(-Steuervorteile während der Ansparphase)
Nachteile:
-unflexibel, da ich mir das Geld erst ab dem Renteneintrittsalter auszahlen lassen kann
-Versicherungsgesellschaft „entscheidet“, wie investiert wird und ist damit zuständig dafür, ob ich im Endeffekt mehr als die garantierten Zahlungen meiner Eigenbeiträge erhalte
-im Gegenzug für das Verwalten fallen relativ hohe Gebühren an
(-Besteuerung der Rente im Alter)
Meiner Ansicht nach könnte ich mir die Riester-Beiträge sparen und die (derzeit) 80 € mtl. in den ETF-Sparplan einfließen lassen. Da gibt es aufgrund meiner extrem passiven Anlagestrategie im Vergleich zum Riestern weniger Gebühren. Außerdem wäre ich damit "eigenverantwortlicher" und weitaus flexibler unterwegs, weil ich (nur im absoluten Notfall) immer an das Geld kommen könnte.
So sieht es für mich auf den allerersten leienhaften Blick mit meiner Riester aus.
Habe ich etwas vergessen oder einen Denkfehler?
Was ist eure Meinung zu demThema?
2. zur privatenRentenversicherung: Vertragsdaten:
Vertragsbeginn: 2011
Beiträge: derzeit 145 € (steigen alle 2 Jahre, dynamisch)
Rentenbeginn: 2060
Rückkaufswert: derzeit ca. 4.000 €
Die private Rentenversicherung hat in meinem Versicherungsschein folgende, fürmich nicht ganz so einfach nachvollziehbare Bezeichnung:"Leibrentenversicherung auf ein Leben mit aufgeschobener Rentenzahlung, einer konstanten Todesfall-Leistung in Höhe der Kapitalabfindung vor Rentenbeginn und Auszahlung der Kapitalabfindung abzüglich gezahlter garantierter Rente bei Tod nach Rentenbeginn mit Dynamik."
Klingt für mich nach einer Kombination von Rentenversicherung und Lebensversicherung.
Außerdem enthalten ist eine Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung.
Dazu steht dannnoch eine Unfall-Zusatzversicherung auf dem Schein.
Meine private Rentenversicherung ist also scheinbar ein Kombi-Produkt (Rente,Lebensvers., BU-Vers., Unfallvers.), so weit so gut. Klingt für mich erst einmal wieder nach umfangreicher Absicherung mit vergleichsweise etwas hohen Gebühren.
Ich erhalte also zum Rentenbeginn eine lebenslange monatliche Rente (angegeben mit 250€ mtl.). Alternativ dazu kann ich mch für die Kapitalabfindung, also einmalig einen hohen Betrag entscheiden.
Bei vorzeitigem Todesfall wird die Kapitalabfindung an den/die Begünstigte/n gezahlt.
Bei "vollständiger" (!) Berufsunfähigkeit erhalte ich eine mtl. Rente von 750 €.
Bei Unfalltod wird die Leistung zusätzlich an den/die Begünstigte/n gezahlt.
Dynamik bedeutet in dem Fall, dass Erhöhungen der Versicherungsleistungen und des zuzahlenden Beitrages alle 2 Jahre erfolgen.
Bei vorzeitiger Kündigung der privaten Rentenversicherung erhalte ich den Rückkaufswert. Dem Wert muss ich laut Bedingungen noch eine "Gebühr" in Höhe von 0 - 15 % je nach Kapitalmarktsituation abziehen.
Die andereren fixen und laufenden Gebühren finde ich leider nirgends.
Vorteile:
-garantierte Rente
Nachteile:
-unflexibel
-steigende Beiträge alle 2 Jahre
-auf die Lebensversicherung sowie Unfall-Zusatzversicherung kann ichverzichten
-Gebühren
Meiner Meinung nach macht dieses Kombi-Produkt für mich einfach aus dem Grund keinen Sinn, dass ich auf eine Lebensversicherung (bei Tod) sowie eine Unfall-Zusatzversicherung (bei Unfalltod) verzichten kann. Die Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung (nur für "vollständige" Berufsunfähigkeit) macht Sinn für mich. Mit der Rentenversicherung an sich habe ich dasselbe Problem wie mit der Riester: mir scheint das ganze extrem "unflexibel" und gebührenlastig zu sein ohne diese Nachteile wirklich durch Vorteile wieder ausgleichen zukönnen.
Wenn die Rentenversicherung inkl. der Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung Sinn macht ist mein Vertrag ja aufgrund der Lebens- und Unfall-Zusatzversicherung immernoch nicht meinen Wünschen angepasst. Aus den Unterlagen ist leider nicht ersichtlich, welche Beitragshöhe auf die beiden für mich verzichtbaren Versicherungsbestandteile entfällt. Kann ich so ein Kombi-Produkt anpassen oder hilft da nur eine "komplette" Kündigung?
Wie seht ihr das? Habe ich evtl. etwas missverstanden oder vergessen?
3. zum Bausparvertrag: Vertragsdaten:
Vertragsbeginn: 2011
Bausparsumme: 12.000 €
Zinsen auf das Guthaben jährlich: 3 %
Bis heute gespart: ca. 4.600 € Gebühren laut Steuerbescheinigung: 24,00 € jährlich
Ich plane nicht, das Darlehen (zu den lt. der Versicherungsgesellschaft günstigen Konditionen), welches mir am Ende der Ansparphase womöglich zur Verfügung stehen würde, in Anspruch zunehmen.
Zusatzinfo im Vertrag: sollte ich nach 10Jahren (also 2021) bei Auszahlung des Bausparguthabens auf ein Darlehen verzichten (was ich vorhabe) erhalte ich einen Zinsbonus. Der Zinsbonus besteht in einer auf den Vertragsbeginn rückbezogenen Erhöhung des Guthabenzinses von 3,00 % auf 3,40 % zugunsten meinerseits.
Andererseits steht in den Bedingungen, dass bei vorzeitiger Kündigung meinerseits ein Diskont von 0,5 %zu meinen Ungunsten anfällt.
Selber zahle ich nichts in den Bausparvertrag ein. Das Guthaben besteht in voller Höhe aus vermögenswirksamen Leistungen (40 € mtl. seit Beginn von meinem Arbeitgeber). Mehr oder weniger sind die 40 € also geschenkt (?), so verstehe ich das zumindest. Außerde mist der Guthabenzins mit 3 % ganz gut.
Es macht dadurch meiner Meinung nach erstmal keinen Sinn, den Vertrag zu kündigen. Die mtl. 40 € würde ich dadurch nur "verlieren". Der einzige Vorteil wäre, dass ich das angesparte Guthaben auf einen Schlag in den ETF-Sparplanstecken könnte. Von dem ETF-Sparplan erhoffe ich mir über den langen Anlage-Zeitraum hinweg eine durchschnittliche Rendite von ca. 5 - 6 %. Ich warte also am besten einfach solange, bis ich aus dem Vertrag "geschmissen" werde, oder?
Sehe ich das halbwegs richtig in Bezug aufs Bausparen? Vergesse ich evtl. etwas in meinen Überlegungen?
Ist ein ganz schön umfangreicher Text geworden, ich hoffe jemand kann zu einem oder mehreren Fragen etwas beitragen. Würde mich über jeden Tipp, jede Anregung und jede Info von euch freuen.
Viele Grüße!
#Edit: gerade kurz bearbeitet: ein paar "verschluckte" Leerzeichen ergänzt
AW: 25 Jahre alt: private RV, Riester, Bausparvertrag durch ETF-Sparplan ersetzen?
Hallo Kofitech,
bisher hat sich niemand an Ihren langen Text herangetraut. Ich versuche mich aber mal mit ein paar Anmerkungen und hoffe, dass Ihnen das heute noch etwas bringt.
Riester:
Die Beiträge zur Riester-Rente können Sie von der Einkommenssteuer absetzen. Daher werden Sie als Single in Steuerklasse 1 und mit ca. 28.700 € Bruttoeinkommen mit mehr als 175 € jährlich gefördert. Ihr Steuersatz liegt aber auch nicht so hoch, dass Riester in jedem Fall anzuraten wäre.
Es ist in Ihrem Fall Unsinn sich an den 4 % vom Brutto zu orientieren um die Zulage voll zu erhalten.
Das ist vermutlich die DEBEKA? Die bieten eine solche automatische Anpassung an. Als Single gehören Sie aber nicht in die Zielgruppe für diese Regelung!
Sie haben richtig erkannt, dass die eingezahlten Beiträge zum Rentenbeginn garantiert noch da sind. Sie müssen nur die Inflation abziehen die deren Kaufkraft bis dahin deutlich reduziert hat. Das schafft ein Tagesgeldkonto aber auch.
Was Riester bietet, ist eine lebenslange Rente ohne wenn und aber. Auch wenn Sie 110 Jahre alte werden und das Tagesgeld längst aufgebraucht wäre.
Private Rentenversicherung:
Solche Kombi Produkte sind meist schwer durchschaubar und wie Sie richtig erkannt haben, gehören Sie auch hier eigentlich nicht zur Zielgruppe.
Versuchen Sie doch mal bei Ihrem Anbieter (vermutlich auch DEBEKA) die Elemente die Sie nicht brauchen entfernen zu lassen, ohne dass ein neuer Vertrag abgeschlossen wird.
Eine BU Versicherung sollte bezahlen, wenn man den zuletzt ausgeübten Beruf zu über 50 % nicht mehr ausüben kann.
In Ihrem Fall wäre noch eine Dienstunfähigkeitsklausel wichtig, weil man manchmal DU ist ohne BU zu sein. Die bietet DEBEKA zumindest.
Zu den 750 € Schutz müssen Sie natürlich noch die staatliche Absicherung bei Dienstunfähigkeit dazu rechnen die Sie als BaL haben. Sonst wäre das ja Hartz 4.
Bei Rentenbeginn hat der Vertrag einen kleinen Vorteil gegenüber der Riester-Rente, weil die Rente hier nur mit dem "Ertragsanteil" besteuert wird. (Bitte googeln)
Und wenn Sie eine Einmalzahlung nehmen, müssen Sie nur den halben Gewinn mit dem dann gültigen Steuersatz versteuern. Am besten legen Sie das also in ein Jahr in dem Sie schon in Pension sind und deshalb einen geringeren Steuersatz haben.
Bausparvertrag:
Einen Vertrag mit 3,4 % Guthabenzins würde ich als sehr gutes Festgeldkonto nutzen. Sie haben vermutlich eine Kündigungsfrist von 6 Monaten. Nur wenn Sie die nicht einhalten fällt die Kündigungsgebühr von 0.5 % an. Und auch nicht wenn Sie bis zur Zuteilungsreife warten.
Sie können diesen Vertrag auch höher besparen. Wie hoch müssen Sie die Bausparkasse fragen, doch bei sicheren 3,4 % würde ich das voll ausnutzen!
Rausgeschmissen wird man in der Regel erst dann, wenn das angesparte Vermögen die Bausparsumme erreicht.
MfG
Alexander Reibold
Freie Finanzberatung
Neuburg an der Donau
Freie-Finanzberatung.com