Kann mir jemand einmal schlüssig erläutern, wie ich unter Berücksichtigung der Fundamentaldaten eine unter- oder überbewertete Aktie erkenne ?
Gemäß der Definition der Wiener Börse entspricht der Buchwert je Aktie dem Eigenkapital dividiert durch die Anzahl der Aktien. Liegt der Buchwert je Aktie erheblich über dem Preis einer Aktie, so ist dies als ein mögliches Kaufsignal anzusehen.
Ergibt sich beim BUV dabei ein Wert von eins, bedeutet das, dass die Firma genau mit ihrem Buchwert bewertet wird. Je höher das KBV, desto teurer ist das Unternehmen, je niedriger, desto billiger.
Ich verdeutliche es an Wirecard, der Kurs liegt hier am 22.04.2019 bei rund 119 € (Höchstkurs ca. 190€) der Buchwert je Aktie bei 13,23 und das BUV bei 7,03.
So wie ich das verstanden habe, ist Wirecard aufgrund des BUV von 7,03 zu teuer, auch wenn der aktuelle Kurs ca. 62% unter Höchstkurs liegt.
Bei Onvista vernehme ich eine Kaufempfehlung der Analysten von 9:0:0(Kaufen:Halten:Verkaufen).
Das ist das, was ich nicht verstehe.
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#2
utopus
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utopus
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AW: Qualitätsaktien, Aktienbewertung
Der Buchwert drückt ja nur aus, was das Unternehmen an Werten in der Billanz stehen hat - also was bei einer Unternehmensaufgabe verkauft werden könnte - ob das so realisierbar ist, müsste man dann schauen.
Oft wird auch das KGV Kurs Gewinn Verhältnis betrachtet - es drückt aus, wieviele Jahre der aktuelle Gewinn gezahlt werden müsste, damit sich die Aktie quasi selber bezahlt gemacht hat.
Für andere wieder ist von Bedeutug wieviele Jahre gleichbleibende oder steigende Dividende gezahlt wurde ...
Und natürlich, welches Potential im Unternehmen für die Zukunft gesehen wird.
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#3
Cici
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AW: Qualitätsaktien, Aktienbewertung
Zitat von kreis96
Kann mir jemand einmal schlüssig erläutern, wie ich unter Berücksichtigung der Fundamentaldaten eine unter- oder überbewertete Aktie erkenne ?
Zum Thema Fundamentalanalyse gibt es dutzende Bücher und Internetseiten mit den verschiedensten Methoden, das lässt sich kaum alles in einem Post darstellen. Wichtig in Bezug auf das KBV ist aber, dass man keine Kennzahl nur für sich betrachten sollte, sondern immer im historischen Zusammenhang und auch zusammen mit anderen Kennzahlen. Für sich genommen sagt das KBV nämlich nicht viel aus.
Wie utopus schon geschrieben hat, spiegelt der Buchwert nur die Buchwerte in der Bilanz des Unternehmens wider. Unternehmen mit sehr vielen Immobilien könnten während eines Immobilienbooms bspw. einen hohen Buchwert haben, auf dem Papier also extrem günstig erscheinen, obwohl sie überhaupt nicht profitabel arbeiten. Auf der anderen Seite könnte ein IT-Unternehmen mit praktisch gar keinem Buchwert eine extrem erfolgereiche Software anbieten, die zu hohen Gewinnen führt. Das KBV wäre hier gigantisch hoch, das Unternehmen würde optisch also extrem teuer erscheinen.
Das sind jetzt zwei extreme Beispiele. Normalerweise liegt die Wahrheit wie immer irgendwo dazwischen. Auf jeden Fall würde ich nicht nur aufs KBV schauen. Banken sind ein Beispiel, wo das KBV in den letzten Jahren mit ziemlicher Regelmäßigkeit deutlich unter 1 liegt. In der Theorie wären die also supergünstig. Es hat aber auch immer einen Grund, warum der Markt ein Unternehmen auf die eine oder andere Art bewertet. Bei vielen Banken dürfte es die fehlende Profitabilität sein.
Man sollte auch verstehen, wie solche Buchwerte entstehen: Beispielsweise die Deutsche Wohnen und die Vonovia bewerten einfach ihre Immobilien höher und schwupp tauchen mehrere Milliarden dann auf passive latente Steuern auf.
Oder die Firmenwerte ...
Wenn man gar nicht mehr weiter weiß, einfach die tatsächlich gezahlten Steuern angucken, denn Steuern werden von den "tatsächlichen Gewinnen" gezahlt.
Wenn man gar nicht mehr weiter weiß, einfach die tatsächlich gezahlten Steuern angucken, denn Steuern werden von den "tatsächlichen Gewinnen" gezahlt.
Irgendwie auch eine uneffiziente Logik.
Weil du gerade das Beispiel Wohnungsgesellschaften gebracht hast: Es gibt im deutschen Steuerrecht die Möglichkeit Buchgewinne aus Immobilienveräußerungen steuerfrei zu übertragen.
Verkauft die Wohnungsgesellschaft einen größeren Wohnungsbestand, kann Sie die Gewinne mit zukünftigen Erwerben wieder verrechnen. Bedeutet jede Menge Gewinn, aber keine gezahlte Steuern.
Dazu kommt, dass in der Steuerbilanz die neuen Grundstücke und Immobilien mit der Rücklage verrechnet werden und dann mit niedrigerem Wert, als in der Handelsbilanz angesetzt werden, weil dort mit den tatsächlichen Anschaffungskosten angesetzt wird.
Bei IAS/IFRS oder US-GAAP bewertest du die Objekte nach Marktwert. Natürlich ist das sehr objektiv. An einigen Stellen ist das aber sicherlich realtitätsnäher, als das HGB oder Steuerrecht, mit seinen historischen Anschaffungskosten abzüglich Abschreibung. Gerade wenn du einen sehr alten Wohnungsbestand hast, hast du ggf. recht hohe stille Reserven die bei HGB oder Steuerrecht nirgends auftauchen.
Lass dich nicht so sehr von solchen Werten durcheinander bringen. Frag dich einfach ob das Produkt/die Dienstleistung des betreffenden Unternehmens in 5 oder 10 oder 15 Jahren wohl noch benötigt wird. Danach triff deine Entscheidung ob die Aktie für dich kaufenswert ist oder nicht.
Gute Idee. Inzwischen gehe ich bei Einzelaktien anders vor. Ich habe monatliche Aktiensparpläne von dividenstarken Unternehmen angelegt, sogeannte Aristokraten, die ca, 2% und mehr an Dividendenrendite haben. Die Auswahlkriterien sind Aristokraten, Dividendenwachstum, Ausschüttungsquote, Steigerungsrate. Dann auch Gewinn pro Aktie, KCV, ROI und Eigenkapitalquote. Dann auch der KBV. Wenn ich dann jährlich 3% Dividenrendite und 3-5 % Perfomance einfahre, bin ich ganz zufrieden.