ich möchte mich erst mal vorstellen. Ich heiße Johannes, bin 27 Jahre alt und promoviere zur Zeit in Chemie. Kaum hatte ich mein erstes eigenes Gehalt hat es natürlich nicht lange gedauert, bis mich ein Vertreter der DVAG aus meinem Bekanntenkreis angesprochen hat. Nicht viel später hatte ich auch schon mein erstes Gespräch und war von dem Prinzip der Allfinanz begeistert. Wie die Vertreter in so kurzer Zeit Vertrauen aufbauen ist euch ja schon bekannt.
(https://www.wertpapier-forum.de/topi...eise-der-dvag/)
Leichtgläubig wie ich da war, hat es natürlich nicht lange gedauert, bis ich einen Ordner voll Verträgen und sonstigen Papieren zuhause stehen hatte. Zuerst war ich noch euphorisch, wie schnell und kompetent ich doch meine Altervorsorge usw. in trockene Tücher bringen konnte, doch nach einigen Monaten fing ich an zu zweifeln. Je mehr ich googelte, was ich da an Verträgen hatte und je mehr ich mich in die Materie einlas, desto mehr ärgerte ich mich darüber, wie ich nur so dumm sein konnte blind alles zu unterschreiben.
Durch die ganze Recherche bin ich dann auch früher oder später auf dieses Forum gestoßen. Jetzt schreibe ich euch und bitte um eure Hilfe mir zu sagen, was das sinnvollste Vorgehen ist, mit den Verträgen die ich bereits habe.
Was ich bisher herausgefunden habe ist, dass die Kombination von Rürup und BU nicht empfohlen wird.
Ein Beispiel hier: https://www.finanzberatung-bierl.de/...e-kombination/
Desweiteren habe ich bereits auf mehreren Seiten gefunden, dass sich die Rürup nur in seltenen Fällen wirklich Lohnt wenn man alle Ausgaben durchrechnet und diese mit der zu erwartenden Rente vergleicht.
Der einzige Punkt der zurzeit für die Rürup spricht ist das zu erwartende Gehalt. Zurzeit Verdiene ich ca. 22.000€. Beim Berufseinstieg sind in meiner Branche 50.000 € bis 60.000€ üblich. Nach 10 Jahren geht man von einem durschnitts Gehalt von 70.000€ bis 90.000€ aus(wenn man der Statistik der GDCH glauben kann). Wer Lust auf Karriere hat und sich reinkniet kann auch problemlos die 100.000€ übersteigen.
Was haltet ihr von dem Vertrag ? Dass ich eine Rürup Rente nicht kündigen kann weiß ich, aber würde sich eine Beitragsfreistellung und der Wechsel zu einem anderen Vertrag für mich lohnen?
Was ich sonst noch von der DVAG habe ist eine neue Bank, nämlich die Deutsche Bank. Mit der bin ich zufrieden und ich würde auch gerne weiterhin dort bleiben. Die Fonds die ich dort über den Vertreter gekauft habe sind alle gut bewertet, von daher würde ich diese auch nicht weiter anrühren.
So das war jetzt viel Text. Ich lasse euch erst mal in Ruhe lesen und möchte mich jetzt schon für eure Hilfe und eure Meinungen zu meinen aktuellen Verträgen bedanken. Wenn ihr noch Fragen habt, oder euch noch irgendwelche Zahlen zu den Verträgen interessieren kann ich die euch gerne beantworten/mitteilen.
Zum Bausparvertrag:
Der macht aus meiner Sicht einfach keinen Sinn. Falls das Ziel hierbei sein sollte das Darlehen später zu nutzen, so gibt es bessere Verträge. Wenn es als Geldanlage gedacht ist, so kann der marketingtechnisch "großartige" Zinssatz von 600% nicht über die unterm Strich stehende miese Rendite hinwegtäuschen. Wenn sie den Vertrag so durchlaufen lassen wäre er nach ca. 13 Jahren zuteilungsreif. Eingezahlt hätten sie bis dahin rund 30.800 €, ihre Auszahlung würde bei ca. 32.800 € liegen. Entspricht einer Netto-Rendite von etwa 0,8% p.a. Die Werte sind grob überschlagen. Aber bei allem Respekt. Geld für so einen langen Zeitraum anzulegen, um im besten Fall eine solche Rendite zu erhalten ist nicht toll!
Zur Basisrente mit BU:
Ob ein Mix hieraus nun empfehlenswert ist oder nicht, da gibt es sicherlich diverse Pro- und Kontra-Meinungen. Insgesamt, was ich jedoch hier nur vermuten kann, dürfte der Beitrag für den Teil der BU zu hoch sein. Wenn sie die BU bei selben Leistungen günstiger bekommen, so könnte sich mehr Geld für die Altersrente ansparen. Die Fonds in dem Vertrag wären noch interessant.
Bei beiden Produkten passt aus meiner Sicht nicht das Kosten-/Ertrags-Verhältnis. Das sollte - bei vorausgesetztem gleichgebliebenen Gesundheitszustand hinsichtlich der BU - deutlich besser gehen!
Aber insgesamt sind - aus meiner Sicht - die Produkte selbst zunächst völlig nebensächlich, sondern die Ziele und Wünsche, die damit erreicht werden sollen, entscheidend.
der Bausparvertrag wurde abgeschlossen, da ich in 10 bis 15 Jahren vorhabe zu bauen/kaufen. Jenachdem was zu dem Zeitpunkt besser ist. Da ich die Abschlussgebühr nicht wieder zurück bekomme und ich im Endeffekt ja einen Bausparvertrag brauche. Werde ich diesen wohl weiter durch ziehen, auch wenn er vielleicht nicht die besten Konditionen hat.
Die Basisrente investiert in folgende Fonds:
25% DWS Vermögensbildungsfonds I LD | Aktienfonds
25% DWS Top Dividende LD | Aktienfonds
25% DWS Vermögensmandat Dynamik | Mischfonds
25% DWS Deutschland GLC | Aktienfonds
Spannendes Thema: Die Kombination Rürup+BU ist zunächst einmal ein steuerlich wenig sinnvolles Konstrukt.
(Kurzversion): Rürup Rente ist gegenüber anderen Kapitalanlagen (in Schicht III) steuerlich vorteilhaft in der Ansparphase (man kann die Beiträge z.T. steuerlich absetzen),
aber steuerlich nachteilig in der Auszahlungsphase (Auszahlung ist voll steuerpflichtig) - Daher kann man bei einer reinen Rentenversicherung noch halbwegs mit Rendite rechnen
(kommt immer auf die Parameter an, mit denen man die Berechnung durchführt: Steuersatz jetzt, Steuersatz im Alter, Rentenbeginn, Lebenserwartung etc.) -
bei einer eingeschlossenen BU Versicherung, bei der ich nicht vorher sagen kann, zu welchem Zeitpunkt aus dem steuerlichen Vorteil ein Nachteil wird, hat das schon ein bisserl was von Zockerei an sich.
Wenn alles gut, geht, man nicht BU wird, kann es sein, dass sich der Deal gelohnt hat. Wenn eine frühe BU eintritt, wirds zum gefährlichen Rendite-Flop.
(Extremfall, polemisch: Ein Monat Beitrag gezahlt=Steuern gespart - den Rest meines Lebens steuerlich zur Kasse gebeten)
Kleine Anmerkung: Sämtliche, mir bekannten Vergleichsrechnungen, die den Angeboten dieser Konstrukte beigefügt werden, sind falsch berechnet, zum Vorteil des Basisrentenmodells.
Es wird weder das Prinzip der Kohortenbesteuerung noch die Auswirkung zukünftiger Rentensteigerungen im Leistungsfall richtig berücksichtigt.
Ich habe jedenfalls noch keinen korrekten, richtig gerechneten Vergleich gesehen!
Zudem ist das Produkt unflexibel bis zum Anschlag:
Der Beitrag für den BU Anteil darf max. 49% des Beitrages der Rentenversicherung ausmachen, sonst ist Schluss mit "von der Steuer absetzen".
Nehmen wir mal an, Baufinanzierung: Höherer Absicherungsbedarf für die BU, gleichzeitig weniger Liquidität im Haushaltsplan - da kann es schon mal spannend werden, wenn ich meine BU erhöhen will,
aber mindestens den gleichen Beitrag in eine Rentenversicherung investieren muss, von deren Vorteile ich eh nicht so ganz überzeugt bin. (Keine Einmalauszahlung, eingeschränkte Vereerbbarkeit,
nicht beleihbar, nicht verpfändbar etc.)
Zusammenfassung: Eine BU Absicherung gehört in Schicht III, von ganz wenigen Ausnahmen mal abgesehen (nein, der junge Gutverdiener <30 ist KEINE Ausnahme).
Das Ganze wird nur deswegen so erfolgreich vertickert, weil der Verkäufer mehr verdient als bei einer reinen BU Versicherung und weil der Deutsche hier mit seinen Grundinstinkten geködert wird.
Fällt das Wort "Steuern sparen" setzt bei den meisten die Schnappatmung ein und sie beginnen automatisch mit
der umgekehrten, schwäbischen Brustschwimmbewegung: Habbe wolle, habbe wolle....
Handlungsempfehlung:
- BU Versicherer mit mit besseren Vertragsbedingungen als AAM suchen (gibts ungefähr 30 auf dem Markt) - dort per Risikovoranfrage klären, ob Absicherung in der gewünschten Höhe möglich (aktuell m.E. zu niedrig)
- Dort separate BU absichern - danach BU aus AAM Vertrag rauskündigen.
- Dann Angebote guter Rürup Renten Anbieter einholen (z.B. auf garantierten Rentenfaktor achten, Nettopolice?) - mit bestehendem (Rest)Vertrag der AAM vergleichen, bewerten - entscheiden.
Viel Erfolg!
Meine Empfehlung an sie ist, Johannes, sich da nochmal einen neuen Berater ihres Vertrauens zu suchen, der mit dem Gesamtbild von ihnen einen Plan für das Ziel Immobilienerwerb erstellt. Das Motiv für den Weg ist nachvollziehbar, ob es jedoch dann tatsächlich später so aufgehen wird oder evtl. eher noch mehr Geldverbrennerei sein wird, halte ich für überprüfungswürdig.
Die beiden erstgenannten Fonds halte ich persönlich für ordentliche, von denen sich auch langfristig etwas erwarten lässt. Dennoch, aber auch das ist meine persönliche Meinung, würde ich auch mit Versicherungsmantel aktuell mehr auf Mischfonds setzen und erst wieder in Aktienfonds umswitchen, sobald sich der Markt erkennbar im Aufschwung befindet. Für Aktien oder Aktienfonds ist mir der Markt zurzeit zu wackelig.
Der DWS Vermögensmandat Dynamik ist zwar grundsätzlich ein Mischfonds, jedoch auch sehr offensiv angelegt. Hat den Vorteil, dass er durchaus gute Perfomances in der Vergangenheit geliefert hat, aber halt auch genau wie ein Aktienfonds jede kleine Krise richtig mitgenommen hat. Und gerade da sehe ich normalerweise den Vorteil eines Mischfonds, dass diese auch in Krisen keine zu starken Abwärtsbewegungen gehen müssen, da sie auch einen Aktienanteil unter 51% fahren dürfen.
Den DWS Deutschland GLC sehe ich als zu experimentell. Er ist frisch in 2018 aufgelegt und hat gleich 26% Kursverlust eingefahren seither. Das lässt natürlich keinen Schluss über die Zukunft zu, aber hier gilt es einfach zu wissen, dass es sich um einen Neuling in der Strategie handelt, der seine Qualität noch nicht unter Beweis gestellt hat.
Aber insgesamt: Auch der Vertrag gehört komplett unter die Lupe genommen. Selbst wenn die Strategie Basis-Rente mit BU der richtige wäre, so bin ich mir ziemlich sicher, dass das andere Anbieter deutlich besser hinbekommen.