Beratung bei Forwarddarlehen

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  1. Avatar von RheinPirat
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    Standard Beratung bei Forwarddarlehen

    Hallo zusammen,

    folgende Situation. Ab Mai 2023 können wir in die Nachfinanzierung für unser Reiheneckhaus im Speckgürtel Rostocks gehen. Restschuld beläuft sich dann von den ursprünglichen 182.000 auf ca. 134.000 Euro. Die Restschuld setzt sich aus zwei Krediten der DB zusammen. Ein Kredit läuft nach 10 Jahren aus, der andere wird mit einer Frist von 6 Monaten gekündigt.

    Über die lokale Sparkasse haben wir im Nachrang dieses Jahr noch einen Kredit in Höhe von 88.000 und mit einer Laufzeit von 5 Jahren zwecks Modernisierungen aufgenommen. Dort werden nach den fünf Jahren noch etwa 83.000 Euro übrig sein.

    Summa summarum eine Gesamtresthöhe von ca. 217.000 von insgesamt 270.000 Euro.

    Es ist zeitlich alles so abgestimmt, dass alle drei Kredite innerhalb von 6 Monaten auslaufen bzw. aufgrund von Kündigung enden.

    Das Vorhaben ist, alle drei Kredite in einem zusammenzuführen und über ein Forward zu finanzieren. Die lokale Sparkasse hat für dieses Vorhaben bereits Interesse signalisiert und wollte am Besten jetzt schon einen Termin mit uns, um alles einzutüten. Ich habe mir aber noch etwas Zeit erbeten. Jetzt ist August anvisiert.

    Man muss dazu sagen, dass wir zwar in 2013 die Immobilie für die ursprünglichen 182.000 erworben haben, aber der Marktwert, ohne die die erfolgten Modernisierungsvorhaben, von der lokalen Sparkasse im Februar (bei der Kreditprüfung) nach einer Besichtigung auf 280.000 geschätzt wurde. Wir haben halt in den letzten 5 Jahren einiges gemacht und hinzu kommt die Haus- und Wohnungsknappheit in und um Rostock an der schönen Ostsee.

    Meine Fragen an euch sind, muss ich irgendwas beachten? Wie liegen aktuelle Zinsen bei einem Vorhaben, wie dem unseren? Gibt es irgendwelche Fallen, in die ich tappen könnte?

    Vielen Dank!
    MfG

  2. Avatar von StGe1973
    StGe1973 ist offline

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    Standard AW: Beratung bei Forwarddarlehen

    batman,

    wir sind da gar nicht so weit auseinander, nur einen in einem Punkt:
    MM wurde Falschberatung wie auch der Widerrufsjoker sehr oft benutzt um einfach wirtschaftliche Vorteile zu bekommen. Beim WRJ wollten Kunden nicht im eigentlichen Sinne widerrufen, also weil sie den Vertrag nicht verstanden hatten oder ihn nicht haben wollten. Der Widerruf wurde benutzt um einen gewollten und beabsichtigten Vertrag aufzulösen und neu (natürlich mit geringeren Zinsen) abzuschließen. Es war rechtlich möglich, also taten es Kunden.

    Ebenso bei der Falschberatung: Eine gewollte und beabsichtige Investition ging schief, dann konnte man sich "dumm" stellen und sagen. Ok, wenn ich irgendwo einen Beratungsfehler finde z.B. einen Fehler im Verkaufsprospekt, dann kann ich argumentieren: Wenn ich das gewußt hätte, dann hätte ich natürlich gar nicht investiert. Das ist natürlich legitim und kein Gericht kann beweisen, dass es nicht so gewesen ist. Ich sage nur, dass mM sehr, sehr viele Menschen genau diese Investition trotzdem getätigt hätten, auch wenn ein Fehler vorhanden war.

    Ein Beispiel war mW z.B. beim 2. oder 3. Börsengang der Telekom. Damals ging es mW darum, ob das Immobilienvermögen im Prospekt falsch angegeben war. Ich glaube niemandem, der behauptet er hätte die Aktie nicht gezeichnet, ob nun das Imobilienvermögen (Gesamtwert im Mrd-Bereich) 100 Mio zu hoch oder zu niedrig angegeben war. Diejenigen, die die Aktie zeichneten, glaubten an das Kerngeschäft der Telekom, also die Stellung, das Wachstum und die internationale Stärke im Telekommunikationsmarkt der Telekom. Aber es wurde eben versucht gegen die Telekom als Hebel zu benutzen, um die Verluste aus der Investition als Schadensersatz einzuklagen.

    Wo wir uns eben unterscheiden:
    Ich glaube nicht, dass ein vernünftiger Mensch eine hohe Summe in irgendetwas investiert, bei dem er danach zu hause sagt: Sorry, ich habe keinen Plan, was das ist, ich verstehe das überhaupt nicht, aber das setzte ich mal mein ganzes Barvermögen ein. Dass er das dann behauptet (wenn es schief geht) und hofft irgendwo einen Beratungsfehler zu finden, ja selbstverständlich.

  3. Avatar von Batman_BU
    Batman_BU ist offline

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    Standard AW: Beratung bei Forwarddarlehen

    Ich habe nicht behauptet, dass es die von dir geschilderten Versuche nicht gibt. Ich habe dir beim Thema Widerufsjoker bereits zugestimmt, sehe ich sehr ähnlich. Die Ankageberatung ist aber einfach ganz anders gestrickt.

    Telekom ist ein gutes Beispiel, genau wie der Neue Markt Boom. Glaubst du allen Ernstes, dass die Anleger wussten, wie die Geschäftsmodelle der Unternehmen aussehen? Wie viele Kleinaktionäre beschäftigen sich denn wirklich mit den Bilanzen? Und hälst du die Bilanzen ohne Kenntnis bilanzpolitischer Grundlagen überhaupt für transparent?

    Gerade die Telekom hat doch noch den letzten Bildleser zum Aktionär gemacht. Die meisten kannten
    doch nur das Telefoniegeschäft, nicht mehr.

    Das werfe ich den Bankern nicht mal vor. Wer da hingeht und sagt: „ ich möchte das kaufen“ der soll das gerne machen. Vermerk unterzeichnen und gut ist es.

    Ich bleibe dabei: die wenigsten verstehen wirklich, was sie da zeichnen. Wer liest schon das Kleingedruckte?

  4. Avatar von noelmaxim
    noelmaxim ist offline

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    Standard AW: Beratung bei Forwarddarlehen

    Zitat Zitat von Batman_BU
    Ich bleibe dabei: die wenigsten verstehen wirklich, was sie da zeichnen. Wer liest schon das Kleingedruckte?
    Beziehst du das auf die Immobilienfinanzierung?

    Eines zum Widerrufsjoker: Das Verbraucherrecht ist kein einseitiges Recht, die Banken haben da einen riesen Bock geschossen gehabt, denn es gab für die Widerrufsbelehrung Muster und die Banken haben dies nicht übernommen und wenn die Banken meinen, sie könnten da ihre eigenen Texte verwenden, das Muster abändern, dann finde ich schon, dass die Verbraucher das Recht haben, dies zu monieren. Ginge das einfach so, könnte man auch annehmen, bzw. müsste befürchten, dass dieses Recht sich die Banken auch rausnehmen, wenn sie dadurch ihre Bilanzen verbessern könnten oder Fehler korrigieren wollten.

    Dass das schlussendlich dann genutzt wurde, weil die Zinsen gefallen waren und es für die Anwälte eine Geschäftsstrategie geworden ist, die Banken sich möglicherweise nicht alle etwas böses bei gedacht haben will ich wohl anmerken, das rechtfertigt aber nicht, dass die Banken hier Willkür haben walten lassen und wenn dann der Bundesgerichtshof den Verbrauchern noch Recht gibt, dann sollten wir auch feststellen, dass es richtig war, wenn der Verbraucher von seinem Recht Gebrauch gemacht hat und die Banken für ihren Fehler zurecht bestraft worden sind.

    Im übrigen, diese klare Gesetzgebung und die Kontrolle durch die BaFin in Deutschland rechtfertigt die Tatsache, das Kleingedruckte tatsächlich nicht zwingend lesen und verstehen zu müssen. Hier reden ich nicht von den wesentlichen Bestandteilen des Darlehensvertrages inkl. der Widerrufsbelehrung, vielmehr von den AGB's und dem Anhang, dem tatsächlich Kleingedrucktem, denn dem kann man in Deutschland schon trauen.

    Selbst ich habe das bei meinen Darlehensverträgen nie komplett gelesen und wollte man das verstehen, müsste jeder den Vertrag beim Fachanwalt orüfen lassen.

  5. Avatar von peer
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    Standard AW: Beratung bei Forwarddarlehen

    Der Thread hat ja nun gar nichts mehr mit der Anfangsfrage zu tun, aber interessant sind die Meinungen zum Verhalten der Banken/ Bankverkäufer schon. Natürlich versuchen die Banken größtmöglichen Profit auf Kosten der Kunden zu erhalten. Es sind knallharte Geschäftsunternehmen und keine Wohltätigkeitsorganisationen. Beratung ist ein Witz. Verkaufen ist angesagt und möglichst der Verbraucher übers Ohr zu hauen. Als Beispiel Kreditkartenverträge: Es gibt kaum welche, wo im Antrag die Voreinstellung nicht auf monatlicher Ratenzahlung mit Wucherzinsen steht. Wird diese vom Kunden nicht bewusst abgewählt, ist man ganz schnell in einer Schuldenspirale drin. Aber es gibt so gut wie nie die Voreinstellung, zum Zeitpunkt x allmonatlich das gesamte Saldo automatisch einzuziehen. Selbst ein entsprechendes Lastschriftverfahren lässt sich selten einrichten, sondern man muss aktiv auf die rechtzeitige Überweisung achten. Kundenfreundlich wäre anders. Oder Ratenkreditverträge, am Besten noch 0% Finanzierungen. Hier ist meist automatisch noch ne Kreditkarte, Cashcard, sonstwas dabei und auf jeden Fall noch die teure, nutzlose Restschuldversicherung. Wählt man das nicht bewust ab, hat man Zusatzkosten an der Backe und die Bank verdient gut.
    Mir persünlich wurde vor Jahren eine betriebliche Altersvorsorge über Gehaltsumwandlung von der Sparkasse verkauft. Deka BR 75 Kombi. Ich hab jetzt noch den Verkäufer im Ohr: Bis zu 75% Aktien im Fonds, damit haben sie gute Chancen an der Börse, Verluste sind natürlich auch möglich, aber die lange Laufzeit, blablabla... Was ist das Ende? Ich war überzeugt ein Produkt mit hohem Aktienanteil zu kaufen (mit entsprechenden Risiken, aber auch Chancen). Das kleine"Kombi" im Namen heißt aber, mein Geld wird NICHT in diesem Fond angelegt, sondern ausschließlich die Überschussanteile. Damit besitze ich nun nach 14 Jahren ganze 7,xx Fondanteile im Werte von wenigen 100 Euro, der Rest ist ein normaler Sparplan, festverzinst, der nix abwirft. Von der tollen Börsenentwicklung der letzten 14 Jahre habe ich Null profitiert.

  6. Avatar von Batman_BU
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    Standard AW: Beratung bei Forwarddarlehen

    Thomas, aus dem Zusammenhang und der Tatsache, dass ich fast nur über Anlage gesprochen habe, solltest du das erkennen können.

    Aber ich gehe auch davon aus, dass nicht viele den kompletten Darlehendvertrag lesen (und verstehen)

  7. Avatar von noelmaxim
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    Standard AW: Beratung bei Forwarddarlehen

    Zitat Zitat von Batman_BU
    Thomas, aus dem Zusammenhang und der Tatsache, dass ich fast nur über Anlage gesprochen habe, solltest du das erkennen können.

    Aber ich gehe auch davon aus, dass nicht viele den kompletten Darlehendvertrag lesen (und verstehen)
    Ja, ist ja auch gut, ich verstehe ja auch was du meinst und sehe es ähnlich. Ich habe von meiner Commerzbankzeit öfters mal berichtet, schrecklich, ich möchte das nicht wieder haben, um Gottes Willen.

    Umso schöner aber auch, dass man durch solch ein Forum den ein oder anderen - jeder auf seine Art - wachrütteln und sensibilisieren kann. Ich habe das schon Angebote und Konstrukte gesehen, wo ich mich echt gefragt habe, aus welcher Motivation man so etwas anbieten kann und dem Verbraucher da auch noch - was ich größtenteils mit Verbrauchern aus dem Forum ja nicht muss - in die Augen schauen kann. Ganz zu schweigen, dass sich die Berater ja jeden Morgen (oder auch nicht) auch in die Augen schauen müssen.

    Man kann aber auch nicht sagen "Die Banker", "Die Bank", auch hier gilt, Pauschalisieren und Verallgemeinern gilt nicht und auch wenn vieles nicht schön und verwerflich ist, wir müssen den Verbrauchern auch ein "selbstbestimmtes Handeln und Denken", sowie ein gewisses Maß an Eigenverantwortung zugestehen, anders funktioniert das nicht, will man akzeptieren, dass jeder sein eigenes, individuelles Umfeld, seine eigene Risikoklassifizierung, seine eigene Lebenserfahung und Sichtweise zum Geld hat, ja seine eigene Gesinnung - kurzum Leben - hat und im großen und ganzen das individuell auch besser einschätzen kann als so mancher hier von uns, der ohne Hintergrundwissen und mit null Kenntnis über den Menschen alles über einen kamm scheert und erzählen will, wie das Leben für alle gleich funktionieren soll.

  8. Avatar von StGe1973
    StGe1973 ist offline

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    Standard AW: Beratung bei Forwarddarlehen

    peer,
    Es mag sein, dass du mit dein Kombi Produkt falsch verstanden hast oder es dir falsch erklärt wurde. Es mag auch sein, dass du den Vertrag nicht verstanden bzw. nicht gelesen hast. Aber spätestens bei der 1. Abrechnung muss dir aufgefallen sein, wie die Aufteilung in Sparplan und Aktienanlage ist. Dann habe ich absolutes Verständnis, wenn ein Verbraucher zur Bank geht und sagt: Ok, schön und gut, aber ich wollte viel mehr Risiko (Aktienanteil) und will ein anderes Produkt. Ich gehe mal davon aus, dass du bis 2010 und dem Börsencrash mit der Finanzkrise sehr froh warst nur einen geringen Aktienanteil zu haben. Relative gute Verzinsung deines Sparplans und Aktiencrash hat dich nicht groß interessiert. Natürlich kannst du Stand heute sagen: Verdammt, mit höheren Aktienanteil hätte ich mehr profitiert. Aber nach 14 Jahren auf die Bank schimpfen, finde ich etwas „komisch“...

    batman,
    Die Konsequenz deiner Argumentation wäre, dass außer Finanzspezialisten niemand ein Darlehen oder Geldanlage abschließen dürfte, weil niemand das "Kleingedruckte" versteht. Oder die Bank müsste jeden Kunden über 2 Tage beraten, um dem Kunden jeden Satz und jeden Ausdruck zu erklären, der im Vertrag, Kleingedruckten, Anhang, ABG usw. steht. So eine Beratung kann keine Bank leisten und trotzdem wollen Kunden eben ein Darlehen oder eine Geldanlage für mehr Rendite. Deshalb ist für mich entscheidend, ob ein Kunde grundsätzlich versteht, in was er investiert und ob ihm grundsätzlich Chancen und Risiken klar sind. Das muss eine Bank in der Beratung leisten und dann ist es die Eigenverantwortung des Kunden, ob er will oder nicht.

    Gute Beispiel sind der von dir erwähnte Neue Markt oder Immobilienfonds:
    Der Neue Markt:
    Da haben sich alle (sehr viele) geirrt, Banker wie Kunden, weil man einfach (anders war es nicht möglich) Erfahrungen aus der Offline Welt auf die Onlinewelt übertragen hat z.B.:
    - Offline sind wir gewohnt für Informationen zu bezahlen, jede Zeitung kostet Geld. Online setzte sich paradoxerweise durch dass Informationen kostenlos sind.
    - Offline zahlt jede Firma Werbung nach der Auflage, Zuschauern usw (pay per View). Online setzte sich durch dass Firmen nur für personalisierte Werbung oder pay per Click bezahlen.
    - Offline hat niemand Hemmungen mit Karten zu bezahlen. Online (gerade zu Beginn des Internets) war diese Hemmung vorhanden, weil das Internet eben als nicht sicher galt. Viele haben sich online informiert und dann doch offline gekauft. usw. usw.
    Das wußte niemand und konnte niemand vorher wissen. Aber hat natürlich die Geschäftsmodelle vieler Firmen einfach zerstört.

    Immobilienfonds:
    Jeder wußte, dass er in Immobilien investierte und dann kam die Finanzkrise. Plötzlich brauchten die Anleger Geld wegen Verlusten aus anderen Anlagen und versuchten Geld schnell aus diesen Fonds abzuziehen. Das funktioniert aber bei einem Immobilienfond nicht. Schnell alle Verögenswerte (Immobilien) flüssig zu machen funktioniert nur, wenn man mit großen Abschlägen verkauft. Haben diese Fonds auch teilweise versucht, aber mussten dann Bestand neu bewerten und dann sind sie zusammengebrochen bzw. mussten geschlossen werden. Es gab natürlich früher auch schon Krisen, aber die waren lokal, sprich in GB wollten alle raus, aber in der EU wurden diese Anteile gekauft. 2008 war die erste globale Krise, die in einer vernetzten und globaliserten Welt stattgefunden hat und alle wichtigen Regionen gleichzeitig betroffen hat. Niemand konnte das wissen, weder Banker noch Kunde.

    Worauf ich hinaus will ist folgendes:
    Es ist ein falscher Anspruch, dass es eine perfekte Beratung gibt. Niemand hat eine Glaskugel und kennt die Zukunft. Natürlich soll eine Bank möglichst gut informieren und den Kunden auf Risiken hinweisen. Aber es ist auch irgendwo "schwierig", wenn Ereignisse eintreten wie im Neuen Markt, Immobilienfonds usw., die niemand kannte und wußte, dann geht es schief und plötzlich fängt man an in Verkaufsprospekten nach Fehlern (und zwar nach Fehlern, die weder das Ereignis verhindern hätten können noch damit etwas zu tun hatten) zu suchen, nur um die Verluste der Bank wegen Falschberatung "anzuhängen".

    Aber das ist auch klar und da stimme ich dir absolut zu:
    Es gab sicher auch Fälle, bei denen gerade alten Menschen ein X für ein U verkauft wurde, denen wirklich im Vertrauen auf die Bank "vermeidbare und ungewollte" Risiken verkauft wurden und die wirklich nicht mal grundsätzlich verstanden haben, was sie da gekauft haben. Da sollen Banken auch haften, das ist keine Frage.

  9. Avatar von Batman_BU
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    Standard AW: Beratung bei Forwarddarlehen

    Es dreht sich im Kreis. Du kannst noch hundert mal schreiben, dass man vorher ja nicht gewusst hätte, was alles passieren könnte.

    Fakt ist: wer etwas komplexes verkauft muss auch umfassend informieren. Wenn man das nicht macht und es auch nicht nachweisen kann dann muss man mit den Folfen leben. Und das bedeutet auch, dass sich einiges Leute diese Fehler sehr bewusst zu Nutze machen. Letztlich auch eine Form der Marktwirtschaft.

    Die Tatsache, dass das geht ist schon Beweis genug dafür, dass die Verkäufer entweder schlecht beraten und schlecht dokumentiert oder aber wenigstens nur schlecht dokumentiert haben.

    Im Falle des Widerrufsjokers ist das mMn diskutabel, weil z.B. aufgrund einer anderen Schriftart kein Schaden entstanden sein dürfte, bei Anlageprodukten sieht das aber nachweislich ganz anders aus. Hier ist bei vielen Menschen die wirtschaftliche Existenz gefährdet oder zerstört worden.

  10. Avatar von noelmaxim
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    Standard AW: Beratung bei Forwarddarlehen

    Lieber Batman, aufgrund einer anderen Schriftart hat in der letzten Instanz das BGH den Banken auch kein "Schnippchen" geschlagen und hat - vereinfacht dargestellt - das OLG Urteil zugunster der Banken bestätigt, mindestens aber nicht revidiert.

    Wie dem auch sei, 100% Sicherheit wird es nie geben, wo Menschen schalten und walten war - wenn es brennt - hinterher immer alles ganz anders. Egal ob aus der Not, aus Gier oder aus dem Prinzip heraus, schnell wird was verdreht, sich was zu Nutze gemacht oder einfach nur Profit geschlagen. Niemand und schon gar nicht Gesetze und verschärfte Richtlinien wird das entscheidend ändern können, denn wo sich Richtlinien und Gesetze ändern, ändert sich auch die Möglichkeit oder die Art und Weise, jemanden zu überfordern, ganz gleich und ich denke das ist wichtig, ob die Bank den Verbraucher überfordert oder der Verbraucher die Bank.

    Richtig ist aber auch, dass mit dem Widerrufsjoker und den Bearbeitungsgebühren das erste Mal Verbraucherrechte auch durch Urteile - bis zum BGH - gestärkt wurden und ich denke dies auch zurecht und dem Verbraucher würdig.

    Entscheidend aber ist, dass die Interessen der Bank mit den Möglichkeiten, Zielen und Wünschen des Verbrauchers vereinbart werden und da wird es immer entscheidend sein, wer da mit welcher Ethik und Moral auf wem trifft, wer wie und wann seine Interessen wem gegenüber vertritt und es bleibt immer die Frage wo fängt Fehlberatung an und wo hört sie auf, was ist der Grund dieser Fehlberatung und wer hat diese eingefordert bzw. gefördert.

    Nehmen wir doch einfach mal mich als Beispiel. Ganz sicher treffe ich nicht immer die optimalste Entscheidung im Bezug auf das Konzept/Angebot des Verbrauchers und selbstverständlich wird es auch das günstigste Angebot von mir ohne mich noch mal ein Zehntel günstiger geben, vergleiche ich dies aber mit dem was vorlag, mit dem was der Verbraucher bis dato so auf die Beine gestellt hat, was es zu verändern und zu optimieren gibt/gab, insbesondere auf das Konzept, was am Anfang jeder Überlegung und Vorhabensumsetzung stehen muss, kann ich behaupten, dass ich das mir gegenüber nachweislich vertreten kann.

    Im Kern geht es darum aber nicht, was ich sagen will ist die Tatsache, dass ich zu meiner Commerzbankzeit so nicht habe handeln können, ich viel mehr verkaufen musste als beraten, da ich nur die Produkte des Konzerns anbieten konnte und auch da habe ich Finanzierungen gestaltet, wo ich wusste, die gibt es gegenüber bei der NordLB günstiger. Habe ich den Kunden nun überfordert oder gar beschissen? Wer bezahlte denn damals meinen Lohn? Wessen Brot ich es........

    Zu dem, welche Zeit hatte ich denn den Kunden zu beraten? Wie lange durfte ich denn rumdoktern, bis jemand kam und sagte, dass Geschäft wird ineffizient, wir wollen nichts mitbringen/mitgeben, wir wollen und müssen was holen!

    Fakt ist, ich hatte für mich seinerzeit entschieden, dieses System nicht mehr anwenden zu wollen, entsprechend habe ich Tschüss gesagt und kann behaupten, heute um ein vielfaches unabhängiger und freier beraten zu können, nur so entscheidet sich nicht jeder und diejenigen - und das sind nicht wenig - die den Weg weiter gehen, müssen entsprechend der Geschäftspolitik handeln, Kunden in einer gewissen Art und Weise überfordern, verkaufen statt beraten, tricksen und auch lügen.

    Erst gestern schrieb mir wieder ein User hier aus dem Forum dessen Vorhaben ich begleite, seine Hausbank - eine Sparkasse - hätte die Aussage getätigt, aufgrund der Wohnimmobilienkreditrichtlinie seien Kapitalbeschaffung (das ist ein Teil der Finanzierung) nicht mehr möglich. Mein Angebot - ebenfalls von einer Sparkasse - sieht aber exakt dieses vor, was natürlich selbstverständlich auch noch möglich ist. Nur soll man jetzt sagen abhängig beschäftigte Banker verkaufen, lügen und betrügen alle? Hat sie vielleicht gar nicht gelogen und wusste es einfach nur nicht besser? Ist das ein generelles Problem der jeweilgen Bank, bzw. die grundsätzliche Handlungsweise der Bank? Nein, es hängt in erster Linie von den jeweiligen Menschen ab und hier sage ich klipp und klar, auf beiden Seiten, auf der Seite der Anbieter ebenso wie auf der Seite der Verbraucher.

    Ich muss dem Verbraucher auch ein gewisses Maß an Eigenverantwortung, eigenständigem Handeln und Entscheiden und ein gewisses Maß an Reife zugestehen/abverlangen, soll dieses ganze System funktionieren. Der User hat das getan, in dem er die Aussagen seiner Bank überprüft und sich - unter anderem ja auch hier - informiert. Auch möchte ich klar erwähnen, dass der Gesetzgeber das schon ein paar Sicherheiten (EU Vermittlerichtline damit schwarze Schaafe vom Markt verschwinden, Darlehensvermittlungsvertrag, Vorvertragliche Informationen, Beratungsprotokoll usw.) eingebaut hat, aber wie schon beschrieben, wird noch mehr reguliert und noch mehr vorgeschrieben, finden sich auch immer wieder neue Schlüpflöcher und ganz ehrlich, irgendwann weiß der Verbraucher erst Recht nicht mehr, was er unterschreibt und umso mehr er zu unterschreiben hat, umso mehr kann man ihm auch unterjubeln, so man das will und benötigt!

    Mal wieder langes Ding geworden, sorry, aber ich denke so katastrophal ist das alles gar nicht, wie es oftmals beschrieben wird und man wird wohl in Kauf nehmen müssen, dass leider immer wieder Verbraucher überfordert werden und schwarze Schaafe ihr Unwesen treiben, ebenso streben aber auch immer wieder Verbraucher nach dem goldenen Ei oder der eierlegenden Wollmilchsau, ohne zu merken, dass es das nicht gibt und wenn die es gemerkt haben die anderen dafür schuldig machen. Ja, wo Menschen schalten und walten..........

    Eine kleine Sache noch, einiges würde aus meiner Sicht besser werden, wenn man unseren Kindern nicht die 8 Wurzel von 235 berechnen lässt oder das Periodensystem auswendig lernen lässt, sondern mehr und individuell das tatsächliche Leben in der Schule lernen und erleben lässt. Mehr Ethik und Moral vermittelt, kaufmännische, finanzielle und versicherungstechnische Grundlagen vermittelt, praktischer und lebensnäher schult. In Zeiten der Globalisierung und der Digitalisierung ist aus meiner Sicht hier der Hebel anzusetzen, will man verändern, will man mündige und selbstbestimmende Bürger heranwachsen lassen, nur glaubt hier einer, dass das gewünscht ist? Ist das nicht alles Teil des Systems, ein System was so sein soll und sein muss, damit es funktioniert? Können wir da tatsächlich etwas dran ändern?

  11. Avatar von Batman_BU
    Batman_BU ist offline

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    Standard AW: Beratung bei Forwarddarlehen

    Mit mehr Ethik und Moral würde auch dein Geschäftsmodell sicherlich nicht ganz so viel Geschäft abgeworfen haben oder wie erklärst du dir deinen
    Häufigen Hinweis auf Widerufsklauseln in Darlehensverträgen? Moral? Ethik? Welcher Schaden ist denn da ganz konkret entstanden, den es nun durch die Banken zu ersetzen gilt? Fair wäre gewesen, wenn die Verbraucher, die nachweisen könnten, dass sie aus ihrem
    Vertrag raus wollten und es mit Verweis auf die Klausel bis zum
    Zeitpunkt x nicht dürften entschädigt werden. Aber die ganzen Trittbrettfahrer?
    Das dient doch nicht mehr dem Verbraucherschutz - er wurde nicht wirklich geschädigt - sondern einzig dem Neuabschluss

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