Betriebliche Altersvorsorge - weitermachen oder nicht?
Hallo,
ich überlege, meine betriebliche Altersvorsorge beitragsfrei zu stellen.
Es geht um eine monatliche Entgeltumwandlung von 100 Euro, die ich seit 15 Jahren tätige und die nicht vom Arbeitgeber bezuschusst wird. Sie läuft noch bis 2040. Mir wurde jetzt geraten, sie beitragsfrei zu stellen, weil ich dadurch weniger in die gesetzliche Rente einzahle und später weniger herausbekomme. Die Steuern, die ich jetzt einspare (ich bin privat krankenversichert), werden im Rentenalter in vollem Umfang auf die Auszahlungen fällig - anders als bei einer privaten Geldanlage.
Falls ich den Vertrag jetzt beitragsfrei stelle, bekomme ich eine garantierte Rente von 175 Euro monatlich (plus Überschussbeteiligung), falls ich bis 2040 weiterzahle, steigt die Garantierente auf 320 Euro. Ist es also sinnvoll, jetzt aufzuhören, von einer höheren gesetzlichen Rente zu profitieren und lieber 50 Euro monatlich vom Nettogehalt woanders (in Fonds oder ETFs) zu investieren?
Ich habe zusätzlich noch einen Riestervertrag (160 Euro monatlich) und eine Lebensversicherung mit Zukunftskapital als Altersvorsorge.
Ich bin für eure Meinungen und Einschätzungen sehr, sehr dankbar.
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#2
utopus
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AW: Betriebliche Altersvorsorge - weitermachen oder nicht?
Bei 100€ im Monat zahlst du ~10€ weniger in die gesetzliche Rente - dein Arbeitgeber übrigens auch. (Warum gibt er davon nichts ab?)
Das ist pro Jahr ca. 1/30 eines Entgeltpunktes also ca. 1€ Rentenanspruch - bei noch 22 Jahren bekommst du also 22€ weniger Rente pro Monat.
Die gesetzliche Rente ist aber auch in 2040 zu 100% Einkommenssteuerpflichtig.
Bei einer privaten Vorsorge kann man allerdings nur mit dem Netto arbeiten - eine klassische Renten-/Lebensvericherung würde ich aber bestimmt nicht neu abschließen.
Wenn die 100€ brutto für dich arbeiten, würdest du bei 10% Zins (hypothetisch!) 10€ im Jahr Zinsen erwirtschaften - bei 50€ sind das nur 5€ Zinsen - die können mit dem Zinseszins weiterarbeiten, bis die Rente ausgezahlt wird ...
hängt natürlich von deinen persönlichen Verhältnissen ab - Steuerberater fragen?
Geh doch mal zur gesetzlichen Rentenversicherung und laß dich beraten (vorher Termin machen) ...
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#3
Spiagei
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AW: Betriebliche Altersvorsorge - weitermachen oder nicht?
Hallo,
als das bißchen das du weniger in der gesetzlichen Rente dadurch erhälst ( ca. -22€), gleichst du mehr als aus. Also das ist definitiv kein Grund.
Wenn du diese Direktversicherung vor 15 J abgeschlossen hast, hast du vermutlich noch 4% Garantiezins. Dazu kommen deine jetzigen Steuervorteile + Sozialverwicherungsersparnis....
Was du später versteuern musst ist deine Rente zu 100% ( mit dann niedrigerem Steuersatz) und nicht die Steuervorteile die du jetzt hast.....wer hat der den das erzählt?? Krankenbeiträge zahlst du auch nicht, da du privat versichert bist.
Wollte derjenige dir etwa die 50€ neue Anlage verkaufen.... dann laß das, der hat keine Ahnung..
AW: Betriebliche Altersvorsorge - weitermachen oder nicht?
Von einem Garantiezins steht in meinem Vertrag nichts. Die Rede ist nur von einer schwankenden, nicht garantierten Überschussbeteiligung, von 3,25 % Rechenzins und von den von mir genannten Garantierenten. Wenn ich das richtig sehe, verzichte ich also nur auf 22 Euro gesetzliche Rente und erhalte dafür eine um 145 Euro höhere Garantierente aus der Pensionskasse, wenn ich die Entgeltumwandlung fortsetze und netto ca. 50 Euro weniger herausbekomme. Das erscheint mir sinnvoll, vielen Dank!
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#5
Malapascua
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AW: Betriebliche Altersvorsorge - weitermachen oder nicht?
Erhälst du dadurch überhaupt weniger gesetzliche Rente? Wenn du über der BBG der RV verdienst, dann trifft das ja nicht zu. Zudem bist privat ersichert, das bedeutet auf die Auszahlung wird keine KV fällig.
Würde ich auf keinen Fall kündigen, schon aufgrund der damaligen vereinbarten Zinsen.
AW: Betriebliche Altersvorsorge - weitermachen oder nicht?
Ja, ich liege unter der Beitragsbemessungsgrenze für die Rentenversicherung. Und es stimmt, für meine Krankenversicherung spielt die Entgeltumwandlung keine Rolle, ich spare hier aktuell nichts und muss dafür später auch nichts von der Rente abführen. Es geht nur um die Steuer.
AW: Betriebliche Altersvorsorge - weitermachen oder nicht?
Zitat von Spiagei
Wenn du diese Direktversicherung vor 15 J abgeschlossen hast, hast du vermutlich noch 4% Garantiezins.
Zitat von Malapascua
Würde ich auf keinen Fall kündigen, schon aufgrund der damaligen vereinbarten Zinsen.
Sorry, ich muss da noch mal nachfragen. Sind die Zinsen wirklich so gut? Ich habe bis jetzt 17.400 Euro eingezahlt und laut Standmitteilung ein Guthaben von 19.800 Euro. Das entspricht einer Verzinsung von ca. 1,75 % p.a. Oder habe ich einen Denkfehler?
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#8
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AW: Betriebliche Altersvorsorge - weitermachen oder nicht?
Wobei die 22€ Rente ja nur von den 10€AN+10€AG Anteil kommen - es bleiben ja noch 90€ übrig (40 Steuer/50 Netto).
Von den 40€ Steuer, kann man sich ja durch den Steuerjahresausgleich noch was zurückholen. (Werbungskosten absetzen etc.)
Wenn man die 50€ netto in ETF anlegt, kann man evtl 8% erzielen - muss man sich ausrechnen, was dabei rauskommt.
Bin persönlich der Meinung, dass du eigentlich schon ganz gut abgesichert bist - wie seht es z.B. mit Wohneigentum aus?
AW: Betriebliche Altersvorsorge - weitermachen oder nicht?
Wohneigentum habe ich nicht, werde ich aber irgendwann erben. Ich mache mir auch keine Sorgen, nicht hinreichend abgesichert zu sein. Ich wurde nur verunsichert, dass die Entgeltumwandlung ein Minusgeschäft sei, weil die Steuern lediglich verlagert würden und die gesetzliche Rente sinkt. Wenn ich hier lese, dass sie nur um 22 Euro sinkt, ich aber 145 Euro mehr Rente bekomme, wenn ich weitermache, bin ich beruhigt.
AW: Betriebliche Altersvorsorge - weitermachen oder nicht?
Alle vermittelten Produkte sind "irgendwie" schlecht, weil ein Vermittler und die Gesellschaft dran verdient.
Zusätzlich "fördert" der Staat diese vermittelten Produkte, was die Wahl erschwert.
Diese Förderung holt sich der Staat meist später wieder über die Steuer und die KV + PV (bei dir nicht).
Ist die LV noch eine steuerfreie? Wenn nein, weg damit.
Bei der bAV kommt es m.E. auf das Produkt an. Wie ist die Wertentwicklung gewesen? Welche Kosten fallen an?
Wie ist die Wertentwicklung der Riester? Welche Kosten fallen an?
Sowohl die bAV und Riester sind prinzipiell nicht so schlecht.
Diese Kosten sind natürlich bei einem ETF minimiert und bei der Aktiendirekanlage bei einem Discountbroker noch geringer.
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#11
Malapascua
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AW: Betriebliche Altersvorsorge - weitermachen oder nicht?
Zitat von Sunni
Sorry, ich muss da noch mal nachfragen. Sind die Zinsen wirklich so gut? Ich habe bis jetzt 17.400 Euro eingezahlt und laut Standmitteilung ein Guthaben von 19.800 Euro. Das entspricht einer Verzinsung von ca. 1,75 % p.a. Oder habe ich einen Denkfehler?
Welche Kosten wurden vom Guthaben abgezogen? Diese fallen in aller Regel die ersten Jahre an....
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#12
Spiagei
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AW: Betriebliche Altersvorsorge - weitermachen oder nicht?
Eben. in der ersten Jahren zahlst du Abschlußgebühren und natürlcih auch Verwaltungsgebühren. Dann kommt noch der Risikoanteil einer Lebensversicherung weg ( Es sterben ja auch manche, das muß bezahlt sein) Der Rest wird dann mit dem Garantiezins verzinst....
2003 waren es 3,25%.....das ergibt das deine Versicherung eine Rendite von ca 2,8-3 % hat in Zukunft.....+ Steuervorteil + Sozivorteil.....Also durchaus in Ordnung.
AW: Betriebliche Altersvorsorge - weitermachen oder nicht?
Oh, vielen Dank für die Info. Das bedeutet ja dann, dass ich jetzt erst recht weiter einzahlen sollte, weil nun die Rendite deutlich höher ist pro eingezahltem Euro, als am Anfang. Besten Dank für eure Mühe, ihr habt mir wirklich sehr bei der Entscheidung geholfen.
AW: Betriebliche Altersvorsorge - weitermachen oder nicht?
Man weiß halt nie, was passiert ... falls der € crashed oder die Inflation stark ansteigt, wird die kapitalgedeckte Altersvorsorge vermutlich nicht mehr viel nützen ...
dann wäre die gesetzliche Rente die bessere Wahl - oder man hat morgen einen Unfall und garnix mehr davon - oder man wird 120 Jahre alt und verwünscht sich später, warum man nicht mehr gemacht hat.
Oder die Steuergesetze/Sozialgesetze ändern sich 2030 und auf einmal sind doch alle in der gesetzlichen Krankenkasse ... oder die Rente wird in ein bedingungsloses Grundeinkommen überführt.