Meinung Vermögenswirksame Leistungen als Azubi -- Bitte um Feedback meiner Ansicht
Hallo an das Forum und an Euch Leser ,
ich bin im zweiten Ausbildungsjahr. Mir wurde zu Beginn der Ausbildung, wo ich absolut keine Ahnung von den Themen hatte, folgendes angedreht:
1. Bausparvertrag --- 40€ VL vom AG (wg Arbeitnehmersparzulage) + 45€ Eigen-Einzahlung (wg Wohnungsbauprämie)
2. VL-Fondssparplan --- 35€ VL Eigenleistung durch AG (Umwandlung aus Gehalt) (wg Arbeitnehmersparzulage)
Auf den ersten Blick erscheinen die staatlichen Förderungen für Azubis ja ganz lukrativ, zumindest theoretisch.
In der Praxis habe ich das Ganze ein wenig hinterfragt und bin auf folgende Ansicht gekommen. Ich bitte Euch mir Eure Meinung dazu mitzuteilen.
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Als Azubi befindet man sich in den geförderten Einkommensgrenzen. Der Haken an der Sache: Man ist nicht sein Leben lang Azubi, und wird somit auch nicht jedes Jahr gefördert.
Ich zum Beispiel habe vor nach der Ausbildung zu studieren, jedoch weiß ich aus aktueller Sicht nicht, ob ich einem Vollzeitstudium nachgehen, oder einen Platz als Werkstudent finden werde (relevant wg Einkommen)
Demzufolge betrachte ich die Zahlung der VL in den nächsten Jahren als gefährdet.
Bedeutung für die VL-Anlagen:
Im Hinblick auf den Bausparvertrag schlecht --> Um sich den Bausparer auszahlen lassen zu können, bedarf es einer Zuteilungsreife, welche mit Einzahlung von 40%-50% der Bausparsumme erreicht ist. Das heißt ich muss auf jeden Fall weiterhin einzahlen und kann das Ding nicht einfach so liegen lassen. Wenn ich nun also keine VL mehr vom AG bekomme, weil ich als Student kein Arbeitnehmer bin, muss ich wenn überhaupt die 40€ selbst tragen (und werde nicht gefördert). Darüberhinaus muss ich weiterhin die 45€ für die Wohnungsbauprämie zahlen.
Fazit: Mehrere Jahre hohe Verbindlichkeiten als Student mit voraussichtlich wenig Einkommen, für ein paar Euro Förderung.
Zur Info: Mein BSV hat einen Guthabenzins von 0,2% + 600% ZinsBonus bei Auszahlung des Guthabens --> Also 1,2%
VL-Fondssparen betrachte ich als wesentlich flexibler: Es gibt zwar "nur" eine Förderung, nämlich die Arbeitnehmersparzulage, welche jedoch 20% auf max. 400€ gewährt. Das heißt die monatlichen Beiträge i.H.v. 33,33€ wären schon durch die 40€ VL vom AG gedeckt! Es fielen also keine weiteren Einzahlung auf mich zurück. Der Vorteil am VL-Fondssparen: Es gibt keine Mindesteinzahlungshöhe! Das heißt für mich also, sobald ich fertig mit der Ausbildung bin, lasse ich das VL-Depot über die Sperrfrist liegen, ohne weiterhin einzuzahlen, und behalte somit meinen Anspruch auf Erhalt der Zulagen bei.
Was bedeutet diese Schlussfolgerung nun für mich? Anhang dieser Argumentation habe ich mir überlegt, den BSV vorzeitig zu kündigen. Mir sind die Nachteile bekannt: Abschlussgebühr habe ich gezahlt, kein Anspruch auf Zulagen (bisher nichts beantragt, weshalb keine Rückzahlung notwendig ist), Auszahlung ohne Abzüge erst in für gewöhnlich 6 Monaten. Als Azubi/Student nützt mir ein BSV langfristig nichts. Der Sollzins ist 3,xx, also nicht mal außergewöhnlich gut. Würde mir das Guthaben des BSVs sowieso nur auszahlen lassen.
Für das VL-Depot gibt es zwei Optionen:
1. meinen aktuellen zumindest während der Ausbildung weiterlaufen lassen, und danach, sofern ich als Werkstudent keine VL erhalte bzw. keine VL-Eigenleistung tätigen kann, für den Rest der Sperrfrist ohne Einzahlung ruhen lassen, und somit die Förderung erhalten.
2. prinzipiell wie Option 1, jedoch aktuelles VL-Depot ohne weitere Einzahlungen stilllegen und ein weiteres eröffnen mit Sparplan in einen ETF (Grund: Aktuell Einzahlung in aktiv gemanageten Aktienfonds "Concentra A" --> ETF sind günstiger)
Ich nehme an, das ich grundsätzlich als Azubu/Student keine Depotgebühren zahle. Aktuell zumindest der Fall.
Ich hoffe, Ihr konntet meine Ansicht nachvollziehen. Ich bedanke mich herzlich für's Lesen und für Eure Kommentare. Ich bin für jede Anregung offen.
AW: Meinung Vermögenswirksame Leistungen als Azubi -- Bitte um Feedback meiner Ansich
Hallo Financer01, ich finde es gut wie umfangreich Sie sich über eine VL Anlage Gedanken machen.
Abschlussgebühr in welcher Höhe gezahlt? Mit einem Sollzins von 3% Sie meinen sicher Bauspardarlehenszins oder?
Sparplan über Fondssparen kann durchaus lukrativ sein.
Doch es sind auch Kursverluste möglich.
AW: Meinung Vermögenswirksame Leistungen als Azubi -- Bitte um Feedback meiner Ansich
Hallo Bankkaufmann und Danke für Ihre Antwort,
bei einer Bausparsumme von 17.000,00€ beträgt die Abschlussgebühr 272,00€ und die jährliche Kontoführungsgebühr 9,48€.
Richtig! Gemeint ist der gebundene Darlehenssollzinssatz in Höhe von 3,15%.
Insgesamt sind mir an Kosten für den BSV 286,22€ entstanden (272+9,48+4,74(Hälfte der Kontogebühren, da im Sommer abgeschlossen))
Diese Kosten sind am Anfang angefallen und wurden durch die Einzahlungen kompensiert. Zur Schönrede könnte man also meinen, dass die Kosten nach sieben Monate vom Arbeitgeber beglichen worden sind (7x40€=280€). Das ist natürlich nicht ganz richtig, da die VWL trotzdem mein Geld ist.
Naja, letztendlich könnte ich mich mit diesem Lehrgeld abfinden.
AW: Meinung Vermögenswirksame Leistungen als Azubi -- Bitte um Feedback meiner Ansich
Da der Bausparvertrag "eingelöst" ist, ist es Ihrer. Sie können diesen ruhen lassen wenn Sie eventuell dafür langfristig Verwendung haben.
Bei 3,15% Darlehenssollzins sehe ich das aktuell aber nicht.
Wenn Sie die jährliche Kontogebühr von EUR 9,48 nicht stört lassen Sie noch 2-3 Jahre laufen.
Möglich ja dass wir eine Hyperinflation erhalten verbunden mit stark ansteigenden Zinsen.
Ansonsten wenn Sie jetzt kündigen klar, ist alles weg.
AW: Meinung Vermögenswirksame Leistungen als Azubi -- Bitte um Feedback meiner Ansich
Die Kosten stören mich nicht in erster Linie. Es ist viel mehr der Bausparvertrag an sich im Hinblick auf meine aktuelle berufliche Situation als Azubi und ggf. anschließend Student. Ich finde das Produkt für mich schlicht und ergreifend schlecht und unpassend.
Ich könnte mich viel eher, unabhängig der VL, damit anfreunden, monatlich in ETFs zu investieren. Das ist wesentlich flexibler als solch ein Vertragsverhältnis.
Demzufolge habe ich kein Problem damit, dass, wie Sie gesagt haben, die Option auf das (teure) Darlehen und die Guthabenzinsen i.H.v. 0,2% weg sind.
Mein BSV-Guthaben, bestehend aus oben genannter Eigenleistungen und VL, lautet mittlerweile auf vier Stellen vor dem Komma, was für einen Auszubildenden nicht wenig Geld ist. Wie gesagt, könnte ich mir vorstellen dieses Guthaben nach Erhalt in ETFs fließen zu lassen. Mir ist bewusst, dass die Auszahlung sechs bis zwölf Monate andauern kann.