ETF: Private Rentenversicherung oder Sparplan im Onlinedepot?
Hallo zusammen,
ich habe mich vor einigen Monaten zu einer privaten Rentenversicherung eines Strukturvertriebmitarbeiters der Ergo überreden lassen.
Er hat mir dabei vom ETF iShares "MSCI World" erzählt und mir die Vorteile von passiven Fonds gegenüber aktiven Fonds erklärt. Er hat außerdem gesagt, dass man seiner Meinung nach auf Produkte mit Garantiezins verzichten sollte, da diese zu hohe Gebühren haben usw.
Ich habe also eine private Rentenversicherung, in der der Beitrag seiner Aussage nach zu 100 % in den MSCI World ETF fließt.
Von einem Freund, der mal kurzzeitig in dem Strukturvertrieb der Ergo tätig war habe ich jetzt allerdings erfahren, wie viel Geld die Vermittler an dem Vertrag verdienen.
Ich bin erst 19 Jahre alt und bin mit einem monatlichem Beitrag von 75€ in den Vertrag eingestiegen. Mein Freund meinte, aufgrund der langen Dauer dürfte der Vertriebler und seine Strukturhöheren insgesamt an mir in etwa 1500€ verdienen. Da hab ich mich natürlich gefragt, ob es nicht schlauer wäre, ohne den Versicherungsmantel einen Sparplan mit ETFs abzuschließen?
Als ich meinen Ansprechpartner darauf angesprochen habe meinte er, dass die Gebühren bei der privaten Rentenversicherung zwar höher sind, ich dafür aber bei der Auszahlung von den Steuervorteilen der Versicherung profitiere. Bei monatlicher Auszahlung von 1000€ (war nur ein Rechenbeispiel) würde ich 950€ rausbekommen, da nur der Ertragsanteil mit meinem persönlichem Steuersatz versteuert wird. Bei einmaliger Auszahlung müsste ich die Häflte der Gewinne versteuern. Er meinte, beim Depot müsste ich hingegen die gesamten Gewinne versteuern. Er hat mir das dann vorgerechnet, auf 47 Jahre gesehen würde ich mit 75€ monatlichem Beitrag 42.300€ einzahlen und hätte gesamt 224.000€. Also in etwa 180.000€ "Gewinn". Da geht es dann also seiner Erklärung nach um mehrere 10.000€ Ersparnis durch die Steuervorteile. Das würde natürlich die hohen Verwaltungskosten relativieren.
Kurz gesagt: Ist es für mich sinnvoller, ein Onlinedepot zu eröffnen und dort einen Sparplan auf denselben ETF zu führen, oder den Versicherungsmantel beizubehalten?
Mit betrieblicher Altersvorsorge, Riester und Co muss ich mich wann anders befassen, ich will erstmal zu dem Thema in meinem Kopf Klarheit schaffen...
AW: ETF: Private Rentenversicherung oder Sparplan im Onlinedepot?
Hallo Sparer 123,
also vorab, Beratung kostet Geld (ob Provision oder Honorar muss jeder selbst entscheiden) und die Provisionssätze im Jahr 2017 sind weit von denen früherer Rentenversicherungen entfernt. Aber über einen Versicherungsvertreter abzuschließen halte ich grundsätzlich für sehr ungünstig (keine "Beratung", ausschließlich "Verkauf"), man sollte sich einen freien Versicherungsmakler/Versicherungsberater suchen, der dir einen Marktüberblick verschaffen kann und ich garantiere dir, die ERGO wird nicht unter den besten Anbietern für ETF-Policen, Schicht 3 auftauchen (Stichwort Rentenfaktoren, Fondsauswahl, Ablaufleistung, etc....).
Da musst man schon bei Versicherern wie der InterRisk, Alte Leipziger, Condor, etc. schauen.
Für die Altersvorsorge Bausteine ohne Garantien beizumischen macht nach aktuellem Stand auf jeden Fall Sinn, grade in Schicht 3. Eine Fondspolice bei einem passenden Anbieter kann ihre Vorteile aber erst richtig ausschöpfen, wenn du deinen Freibetrag voll ausgeschöpft hast. Das scheint aktuell ja überhaupt nicht der Fall zu sein.
Außerdem sollte dir bewusst sein dass du den Vertrag auch bis zum Ende der Vertragslaufzeit bedienen können musst, ansonsten kommen die Vorteile der Fondspolice auch nicht richtig zum Tragen.
Als Faustformel kann man sagen, desto länger die Laufzeit (mind. 20 Jahre Laufzeit) und desto höher der Beitrag (100€+ sollten es schon sein), desto größer sind die Vorteile der Fondspolice gegenüber dem Fondssparplan, aber auch nur bei der richtigen Anbieterwahl, sowohl bei der Fondspolice (richtiger Versicherer mit passenden Fonds) als auch beim Fondssparplan (richtige Depotbank mit passenden Fonds).
Zur Fondsauswahl bei deinem jetzigen Vertrag, es hätte dich weitaus schlimmer treffen können, als Basis keine schlechte Wahl .
Ob das Depot mit Sparplan für dich persönlich sinnvoller ist, hängt von deiner zukünftigen Planung ab. Mit 75€ im Monat kommt man auf lange Sicht (ohne dein Einkommen zu kennen) sowieso nicht weit, egal ob wir über Sparpläne, Policen, etc. sprechen. Außerdem solltest du dich vor dem ersten Sparvertrag um eine vernünftige BU kümmern, und bitte nicht bei der ERGO.
AW: ETF: Private Rentenversicherung oder Sparplan im Onlinedepot?
Hallo Sparer123,
Ich kann dir nur empfehlen dich dazu mal von einem unabhängigen Versicherungsvermittler beraten zu lassen. Achte am besten darauf, dass er kein Versicherungsvertreter ist. Der vertritt nämlich nur eine bestimmte Gesellschaft und handelt in ihrem Interesse. Ein unabhängiger Makler kann hingegen in deinem Interesse handeln. Ich find das super wichtig! So wird dir nicht einfach irgendein Unsinn verkauft.
Mal als Tipp, so ein unabhängiger Berater ist z.B. feelix. Ich bin bei dem auch in der gleichnamigen App angemeldet und habe meinen Berater, dem ich all meine Versicherungssachen anvertrauen kann, auch im Schadensfall. Ich kann mir vorstellen, dass dir feelix auch in deinem Fall weiterhelfen könnte. Probiern geht über studiern
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