Für welche Art von Einlagen müssen die Banken bei der EZB Strafzinsen bezahlen? Warum behalten die Banken das Geld nicht einfach. Finde dazu keine vernünftige Antwort, kann mir nur vorstellen, dass die Mindestreserve davon betroffen ist.
Wenn Banken sich Geld von der EZB leihen (Tender) und z.B. Staatsanleihen hinterlegen, werden die Anleihen weiterhin verzinst. Erhält den Zins die EZB oder die Banken?
Und erstaunliche Geschehnisse, die sich in den letzten Jahren ereignet haben.
Erst einmal die Fragen beantworten:
Für Giralgeldeinlagen müssen die Banken (also "cash") Strafzinsen zahlen.
Für jegliche Art von "assets" nicht. (warum auch immer die bei der EZB gelagert sein sollten).
Warum behalten die Banken das Geld nicht einfach ?
Das ist schlicht und ergreifend nicht möglich. Also technisch gesehen.
Man muss sich das so vorstellen, dass genauso wie wir eine Bank brauchen, um ein Konto zu führen,
braucht eine Bank die Zentralbank, die dort wiederum ein Konto hat (was übrigens nicht überzogen werden darf - Riesendrama...)
Sprich alle Konten der Bank (der Kunden) sind sozusagen Unterkonten des Kontos der Bank bei der Zentralbank.
Die ganze Geschichte warum Banken Geld zur Zentralbank mit negativen Zinsen geben liegt im "counterparty risk".
(Oder anderen Risiken, die die Bank nicht will - zum Beispiel Konsumentenkredite...)
Eine Bank hat "cash". Sagen wir mal 50 Mio (Für Banken "peanuts")
Dieser Betrag wird nicht benötigt und soll "sicher" geparkt / angelegt werden.
Genau hier ist der Punkt.
Die A-Bank, die das Geld gerade über hat, könnte das ja der B-Bank geben.
Geht die B-Bank aber pleite, ist das Geld weg.
(Blöder Spruch: Geld ist nie weg, es hat nur jemand anderes...)
Da - verständlicher Weise - sich keiner mehr über den Weg traut nach der Finanzkrise,
gibt man sich gegenseitig sehr ungerne Geld. Vor allen Dingen zu praktisch Nullzinsen.
Jetzt stellt sich die Frage, WO kann man Geld denn noch sicher parken.
Zum einen bei der EZB. Die kann ja technisch gesehen nicht pleite gehen.
Oder eben bei den deutschen Staatsanleihen.
Vom Bubill (paar Monate Laufzeit) über Schätze (2 Jahre) Bundesobligationen (5 Jahre) oder Bundesanleihen (normaler Weise 10 Jahre, teils mehr).
Mittlerweile ist sogar im 10jährigen Bereich der Zins negativ.
Das heißt: ich gebe der Bundesrepublik Deutschland für 10 Jahre einen Kredit und bekomme dann insgesamt mit Zinszahlungen tatsächlich weniger wieder
insgesamt in den 10 Jahren.
Aber, da alle davon ausgehen, das Deutschland nicht pleite geht (technisch eher möglich) glauben alle an diese Anleihen.
Die Beträge um die es geht liegen im Milliardenbereich.
Das heißt, selbst wenn die Banken das Geld als Kredite vergeben wollten, müssten Sie diese Masse an Krediten erst einmal zusammen bekommen.
Die anderen "starken Hände" am Kapitalmarkt, wie zum Beispiel (Lebens-)Versicherungen oder Pensionskassen bekommen an jedem ersten
100e von Millionen rein und müssen irgendwo hin mit dem Geld, teils dürfen diese Institute gar keine Darlehen vergeben.
Ein Schwank aus der Realität:
Meine persönliche Meinung und Beschreibung der Finanzkrise und den Aktionen der EZB ist relativ einfach und kurz darstellbar:
Es wurden riesige Löcher aufgerissen 2008 (viel zu groß - wir sprechen hier über [mehrfaches] des Bruttoweltsozialprodukts.)
Übrigens wurde daran knapp 3 Jahrzehnte hart gearbeitet. Also keine kurzfristige Entwicklung.
Die "Krankheit im System" oder die "Gründe des Übels" wurden praktisch gar nicht "behandelt" oder entfernt.
Es wurde versucht die großen Löcher sozusagen im Verhältnis zur Welt drumherum kleiner zu machen.
Deshalb hat die EZB schon diverse Tausende Milliarden oben in den Finanzmarkt "hineingekippt". (Weltbruttosozialprodukt ca. 60.000 Milliarden).
Natürlich sollen die Menschen auch mehr business machen. Je mehr wir "umsetzten" und "generieren" um so kleiner werden wieder die Löcher - relativ gesehen.
Deshalb hat die EZB ab 2008 auch den Banken Geld umsonst (zinsfrei) praktisch "reingedrückt".
Erreicht werden sollte, dass die Banken Privat und Geschäftskunden leichter und mehr Kredite geben.
Aber gute (Investment-)Banker sind schlau, gierig und risikoscheu.
Also haben die Banken tatsächlich das Geld der EZB, welches sie umsonst bekommen haben bei der EZB wieder angelegt, um Zinsen bekommen.
Nur 0,25% ? Egal 0,25% profit ohne Risiko ! Genial "
Kein Witz !!! Realität !!!!
Irgendwann ist dann mal aufgefallen, dass das ja keinen Sinn macht.
Dann wurde der Einlagenzins eben negativ. Das sollte abschrecken.
Möglich war das, weil das Zinsniveau eben auch so niedrig ist.
Warum ist das Zinsniveau so niedrig ?
Weil soviel Geld "gedruckt" und (vom Staat / EZB) geliehen wurde.
Große Mengen von Krediten kosten auch nicht viel, wenn der Zins niedrig ist....
Die große (und meiner Meinung nach heftigste) Wende wird kommen,
wenn die Staaten (nicht die EZB) sich ausreichend für eine gewissen Zeit (10 Jahre) "umsonst refinanziert haben".
Denn dann wäre es schon wieder eher interessant Zinsen zu bekommen - auch für Staaten.
Da ich mit meiner Meinung angefangen habe:
Ich glaube übrigens, dass die Idee der EZB nicht langfristig fruchten wird.
Auch wenn ich das vielleicht irgendwo falsch interpretiert haben sollte.
Da wird ein nie da gewesenes Pulverfass gebastelt.
Man bedenke:
Jeden Monat kauft sie EZB am Finanzmarkt mittlerweile sogar den allerletzten Papiermüll auf.
Für mindestens 80 Milliarden EUR. J E D E N M O N A T.
Dagegen sind "Stuttgart 21", "Flughafen Berlin" und die Philharmonie in Hamburg zusammen noch nicht mal "peanuts".
Das ist wirklich echtes Geld !!
Der Verkäufer von den "toxischen Papieren" bekommt ja echtes Geld, was er ausgeben kann....
Danke für deine Antwort. Allerdings tun sich bei mir noch mehr Fragen auf als vorher. Leider finde man zu Geldthemen sowohl im Internet als auch in Büchern immer wieder sich widersprechende Antworten. Das Thema was ansich schon komplex ist, ist damit noch schwieriger durchgeifend zu erfassen.
Für Giralgeldeinlagen müssen die Banken (also "cash") Strafzinsen zahlen.
Für jegliche Art von "assets" nicht. (warum auch immer die bei der EZB gelagert sein sollten).
Warum behalten die Banken das Geld nicht einfach ?
Das ist schlicht und ergreifend nicht möglich. Also technisch gesehen.
Das höre ich zum ersten Mal und würde bedeuten, dass jede Einzahlung einer Nichtbank von den Geschäftsbanken bei der EZB eingelagert wird und somit negativ verzinst wird. Warum bieten dann Geschäftsbanken überhaupt noch Girokonten an? Die Geschäftsbank verwendet doch für Kreditvergaben nicht das Geld der Sparer und kann damit das Geld also gar nicht weitergeben. Versteh ich nicht.
Jede Bank versucht Ihr Konto bei der Zentralbank auf null - leicht positiv - zu halten.
Wenn Sie Geld von Ihrer Bank A an an einen Freund bei Bank B überweisen, findet tatsächlich eine Überweisung beim Zentralbankkonto der beiden Banken statt.
Bzw. verrechnen diese beiden Banken alle gemeinsamen Zahlungsströme und machen eine Zahlung.
Was ich mit dem Absatz meinte, war, dass eine Bank Ihr eigenes Konto nicht "im Hause führen kann".
Ich versuche mal zu verdeutlichen:
Ein Konservenhändler könnte ein Lager haben, dort seine Unmengen von Konserven lagern.
Eine Bank kann Ihr Geld eben nicht "im eigenen Lager" lagern. Sie kann auf Ihr Konto ("ihr Lager") bei der Zantralbank packen.
Oder es einer anderen Bank geben auf Ihr Konto dort.
Oder an einen Kunden (als Kredit).
Kurze Antworten noch:
Es gibt verschiedene "Schubladen", wo Banken Geld bei der EZB einlagern können. So ganz genau weiß ich das technisch auch nicht.
Aber ja: jedes Guthaben - wo auch immer - sollte negativ verzinst werden.
Das Thema "Wo kommt das Geld der Kredite her" ist etwas komplexer (So 10.000 Seiten komplexer )
Im Grunde genommen stellen Sie sich das so vor, um mal eine vereinfachte Erklärung zu versuchen:
Banken handeln mit Geld wie ein Gemüsehändler mit Gemüse.
Wo Sie das billig einkauft und teuer verkauft ist der Bank komplett egal.
Es gibt aber Auflagen (jede Menge, sonst würde die komplett freidrehen).
So können zum Beispiel von Guthaben auf Girokonten nur x% alsBaufinanzierung verliehen werden.
Von der Sparkonten ist der Faktor eventuell ein bisschen höher (bleibt erfahrungsgemäß länger liegen)
Wenn die Bank sich nun Geld (billiger leiht) um es (teurer) zu verleihen, muss auch mit einem (minimalen) Anteil an Eigenkapital unterlegt sein.
Also ein Bank kann nur endlich Kredite vergeben. (Das ist auch gut so)
Irgendwie reden wir aneinander vorbei. Geld entsteht durch Buchung. Also trifft das das Beispiel mit dem Gemüsehändler nicht wirklich zu. Banken bauen eher ihr eigenes Gemüse an, im Falle sie verkaufen es (Kredit). Siehe hier:
Wollen Sie (und alle anderen Kreditnehmer auch) des Geld (von der Bank) weg überweisen, muss die bank sich das geld [von der EZB] leihen.
Erschaffen kann es nur die EZB, wenn es "anfassbar werden soll".
Es ging mehr eher darum wissen zu wollen welche Einlagen überhaupt vom Strafzins betroffen sind. Soweit ich mir es herleiten kann sind es nur die Mindestreserve bzw. Überschußreserve, die wie du korrekt gesagt hast auf einem Konto bei der EZB liegen. Dies ist aber nur ein sehr kleiner Teil des Giralgeldes (ca. 1-2% Giralgeld). Mehr würde auch keinen Sinn machen, da der Strafzins sofort weitergegeben werden würde und keine Nichtbank mehr ein Kosten bzw. Zinsloses Girokonto hätte. Leider gibt es sobald es tiefer geht in der Materie kaum Informationen. In der Zeitung steht nur Strafzins. Aber welchen Teil der Anlagen dies betrifft weiß kaum jemand.
Wollen Sie (und alle anderen Kreditnehmer auch) des Geld (von der Bank) weg überweisen, muss die bank sich das geld [von der EZB] leihen.
Erschaffen kann es nur die EZB, wenn es "anfassbar werden soll".
Solange die Kreditvergabe der Banken im Gleichschritt erfolgt muss kein Geld von der EZB geliehen werden. Es werden lediglich die Differenzen mit Zentralbankgeld gecleared.