Hallo ins Forum, ich stehe davor, mich mit einer kleinen Werbeagentur (Einzelunternehmen) selbstständig zu machen. Allerdings habe ich noch ein wenig Angst in das sprichwörtliche kalte Wasser zu springen. Im Internet kursieren so viele Geschichten über Abmahnungen und so weiter. Kann mir eine Betriebshaftpflichtversicherung helfen? BZW schützen solche Versicherungen VOR Abmahnungen?? Und gibt es die überhaupt für freie Berufe überhaupt?
Hallo,
eine Betriebshaftpflicht hilft Ihnen regelmäßig nicht weiter wenn es um Urheber- und Patentrechtsverletzungen geht.
Eine Betriebshaftpflicht kann hier weiter helfen, wenn es ums Internet geht, es kommt auf die Bedingungen an, und sie hilft auch nicht in allen Fällen.
Hier mal ein Auszug aus BetriebshaftpflichtBedingungen den man so oder so ähnlich finden kann.
"Versichert ist – abweichend von ..... – die gesetzliche Haftpflicht des Versicherungsnehmers wegen Schäden aus dem Austausch, der Übermittlung und der Bereitstellung elektronischer Daten, z. B. im Internet, per E-Mail oder mittels Datenträger, soweit es sich handelt um Schäden aus
der Verletzung von Persönlichkeitsrechten, insoweit besteht auch Versicherungsschutz für immaterielle Schäden, nicht jedoch aus der Verletzung von Urheberrechten;
der Verletzung von Namensrechten, insoweit besteht auch Versicherungsschutz für immaterielle Schäden.
In Erweiterung von Ziffer 1.1 AHB ersetzt der Versicherer
• Gerichts- und Anwaltskosten eines Verfahrens, mit dem der Erlass einer einstweiligen Verfügung gegen den Versicherungsnehmer begehrt wird, auch wenn es sich um Ansprüche auf Unterlassung oder Widerruf handelt;
• Gerichts- und Anwaltskosten einer Unterlassungs- oder Widerrufsklage gegen den Versicherungsnehmer.
Übrigens: der Bereich Urheber- und Patentrecht ist auch im Bereich Rechtsschutz ausgeschlossen, da gibt es nur einen Spezialanbieter in Deutschland der sowas abdeckt.
Auch von mir ein Hallo! Das sind ja gleich mehrere Fragen auf einmal. Erstens: Ja, die Berufshaftpflicht für freie Berufe, zu denen auch beispielsweise Werbeagenturen, Hausverwalter oder Journalisten gehören, gibt es durchaus. Und – glaub‘ mir – die ist mehr als sinnvoll. Möglicherweise wirst Du etliche Deiner Tätigkeiten für Internetpräsenzen optimieren. Das Web ist endlos, aber es birgt auch nach dem Telemediagesetz etliche Fallstricke, die sehr schnell unüberschaubar teuer werden können. Viele Abmahnunternehmen haben sich darauf förmlich spezialisiert. Arbeitest Du im Print-Bereich, ist das oftmals noch viel heikler. Allzu schnell kann man sich mal in einem Wort vergreifen. Zack, schon hast Du einen Anwalt mit einer Unterlassungsklage am Hals. Erstellst Du selber Werbekataloge oder Sheets, kann passieren, dass man etwas nicht nach Kundenwunsch oder Vertrag durchgeführt hat. Ist ja menschlich, wenn man rund um die Uhr arbeitet. Im besten Fall bekommst Du Dein Geld nicht. Im schlimmsten Fall hast Du auch noch eine Schadenersatzforderung am Hals. Weil es in diesem Bereich so endlos viele mögliche Risiken gibt, solltest Du unbedingt eine Betriebshaftpflicht abschließen. Ich kann’s nur empfehlen. Belesen habe ich mich auf finanzchecks.de, auf deren Website findet man ausreichend Infos dazu.
Vorab danke für eure Antworten. Jetzt habe ich es verstanden: Nicht Betriebs- sondern Berufshaftpflicht ist das richtige Wort ^^
Freiberufler haben ja keinen "Betrieb" also solches.
Jetzt habe ich mal gestöbert und folgendes gefunden: Berufshaftpflicht bzw. Vermögensschadenhaftpflicht Werbeagentur
Schadensbeispiele: - Verletzung von Urheberrechten bei der Gestaltung von Werbemitteln;
- erkennbare Verstöße gegen Wettbewerbsvorschriften;
- Mehraufwand durch Fehler bei der Leitung von Projekten (z.B. verspätete Einbeziehung von Fachabteilungen);
- fehlerhafte Entwicklung und Pflege von Kundenservern;
- irrtümliches Löschen von Daten Dritter, Weitergabe virenbehafteter Daten;
Das hieße im Umkehrschluss, dass ich bei rechtswidrigem Verhalten (natürlich nicht absichtlich, sondern unwissentlich) abgesichert wäre, oder?
Ich habe diese Infos auf https://www.finanzchecks.de/betriebs...eiberufler.php gelesen, dort gibt es einen Bereich, der die Berufshaftpflicht für Werbeagenturen, Steuerberater und alle anderen freien Berufe definiert.
Allerdings bleiben noch Fragen offen:
Muss ich in solchen Fällen in Vorleistung gehen (Anwalt, Gericht) oder übernimmt eine Institution (o. ä.) die anfallenden Kosten bis zum Verfahrensende?
Wie kann man in einem Fall der (z. B.) Urheberrechtsverletzung nachweisen, dass man das nicht absichtlich gemacht hat?
Hat jemand Erfahrungen mit sogenannten Abmahnanwälten? Davor fürchte ich mich am meisten
Vor Abmahnanwälten kann dich keiner schützen. Und die Fälle sind vielfältig. Ich habe mal bei Ebay ein Webseitentemplate gekauft, also die HTML Seite inklusive Bilder etc. und auf einer Webseite benutzt. 7 Jahre später kamen die Abmahnanwälte von Walldorf-Frommer, weil die Rechte an den Fotos auf meiner Webseite angeblich Getty Images gehörten. Da half auch der Verweis auf das gekaufte Template nichts, hätte höchstens den Verkäufer belangen können, den es nach 7 Jahren natürlich nicht mehr gab... Hab das dann zum Glück anders lösen können.
Eine Betriebshaftpflicht bzw. Berufshaftpflicht hilft in so einem Fall meist auch nicht, denn häufig werden die Versicherungen nur mit 1000 Euro Selbstbeteiligung angeboten. Bei Abmahnungen bleibt man da meist drunter.
Eine Betriebshaftpflichtversicherung ist dann sinnvoll, wenn man ganz teure Fehler absichern möchte. Bei einem Freiberufler in der Werbebranche fällt es mir schwer da jetzt mögliche Risiken zu nennen, die viele tausend Euro kosten können. Aber da sollte man einen Fachmann beauftragen, der eine Risikoanalyse der eigenen Selbständigkeit machen kann (Hab ich selber hier angefordert: https://www.betriebshaftpflicht-betriebshaftpflichtversicherung.de). Dabei kommen manchmal ganz schön skurrile Haftungsrisiken hervor.
Ich habe in meiner Betriebshaftpflichtversicherung einige Ausschlüsse, weshalb ich einige Dienstleistungen nicht mehr anbiete. Denn das Risiko ist zu groß und die Versicherung übernimmt diese Risiken nicht bzw. nur gegen einen wesentlich höheren Beitrag! Also, auf jeden Fall von einem Experten eine Risikoeinschätzung vornehmen lassen!
LG