27 Jahre ; keine abgeschl. Berufsausbildung ; Trotzdem staatliche Hilfe möglich?
Guten Tag,
mein Name ist Marcel, ich bin 27 Jahre alt und deutscher Staatsbürger aus Hessen. Ich hätte eine Frage bezgl. Bafög und dessen Alternativen, sofern es Alternativen geben sollte.
Selbstverständlich habe ich bereits den Versuch unternommen mich via Google (bzw. Internetseiten)
eigenständig über die Sachlage zu informieren, leider ließ die Informationsflut - und teilweise sogar Widersprüchlichkeit in den Aussagen - keinen nennenswerten Gesamtüberblick zu. Aus diesem Grund wende ich mich nun an euch.
Wie oben erwähnt bin ich derzeitig 27 Jahre alt und befasse mich mit der Thematik „Bafög“ bzw. generell mit Möglichkeiten mir mein Studium zu finanzieren. Mir fiel auf, dass das stärkste Kriterium für einen Anspruch die finanzielle Situation der Eltern zu sein scheint, deshalb möchte ich zunächst auf diese eingehen:
Mein Vater ist diplomierter Verwaltungswirt und hat einen Beamtenposten inne. Sein Einkommen beläuft sich auf 4250€ (Brutto) bzw. 3700€ (Netto). Meine Mutter besitzt einen Gewerbeschein und versucht sich als Freiberufliche, zwar ist mir ihr Brutto-/Nettoeinkommen nicht bekannt, es beläuft sich jedoch auf ca. 20 bis maximal 150€ monatlich.
Zwar bin ich das einzige Kind der Familie (=Einzelkind), dennoch ist es meinen Eltern nicht möglich mir eine hohe Unterhaltssumme zu zahlen. Meine Eltern haben, aufgrund der guten Wohnlage, recht hohe Mietkosten zu tragen. Hinzu kommen hohe Privatversicherungsbeiträge, eine extern-angemietete Garage und weitere anfallende Kosten wie z.B. 0%-Finanzierungskäufe (etc.).
Mir ist bewusst, dass 3700 Euro (netto) auf dem Papier nach viel Geld aussehen, dennoch leben wir nicht in Saus und Braus und müssen stark auf unsere Ausgaben achten.
Nun zu meiner Situation:
Ich bin 27 Jahre alt, habe keine abgeschlossene Berufsausbildung und lebe derzeitig „noch“ bei meinen Eltern. Seit 3 Semestern bin ich an der Justus-Liebig-Universität in Gießen immatrikuliert und pendle Tag für Tag über 140 Kilometer zur Universität (70 pro Fahrt). Leider musste ich feststellen, dass der Studiengang nicht meinen Talenten entspricht und mir keinerlei Spaß bereitet. Aus diesem Grund steht für mich ein Studiengangwechsel zu 100% fest! Mein Studiengangwechsel geht gleichzeitig mit einem Wechsel der Universität einher, d.h. ich werde von Gießen an die Hochschule Rhein/Main in Wiesbaden überwechseln.
Die Kernproblematik ist, dass die Hochschule in Wiesbaden wieder mit Pendeln verbunden sein wird und dies für mich keine tragbare Situation mehr darstellt. Dies meine ich sowohl nervlich als auch körperlich. Die Reduzierung von 140 auf 100 Kilometer pro Tag fällt kaum ins Gewicht. Zumal es keinerlei Möglichkeiten gibt am Hochschulsport, Lerngruppen (etc.) teilzunehmen - da man 3 bis 4 Stunden mit Bus-/Bahnfahrerei verbringt.
Mit dem Universitäts- und Studiengangwechsel möchte ich auch gleichzeitig meine derzeitige Wohnsituation ändern. Mich aus dem elterlichen Nest hinausbegeben und das Abenteuer Wiesbaden starten. Das Problem stellt die Finanzierung dar.
Wie bereits erwähnt habe ich keine abgeschlossene Berufsausbildung, d.h. der Studiengang wäre meine Erstausbildung. Mit 3700€ (netto) verdient mein Vater - zumindest auf dem Papier betrachtet - auch nicht wenig.
Gibt es irgendwelche Möglichkeiten sich fördern zu lassen? Bafög? Sozialhilfe?
Natürlich gibt es die Möglichkeit des KFW-Studienkredits, aber die Rückzahlungsbeiträge sind happig. Vielleicht gibt es günstigere Alternativen? Bestimmte Kredite mit niedrigem Festzins? Staatliche Förderungsmaßnahmen die in meinem Fall greifen würden? Geringere Bafög-Ansprüche, sodass ich einen KFW-Kredit niedriger halten könnte?
Ich bin für jede Hilfe in diesem Bereich dankbar.
Ich habe bereits einen ziemlich großen Roman geschrieben, deshalb warte ich vorerst auf Antwort und beantworte anstehende Fragen im Nachhinein.
PS: Der Hochschulwechsel findet zum März 2015 (Sommersemester) statt. Mitte März werde ich bereits 28 Jahre alt, d.h. es kann sein, dass ich zum Studienbeginn in Wiesbaden bereits 28 Jahre alt bin, sofern dies eine Rolle spielt.
VIELEN DANK FÜRS LESEN und hoffentlich finden sich ein paar hilfsbereite Wissende
AW: 27 Jahre ; keine abgeschl. Berufsausbildung ; Trotzdem staatliche Hilfe möglich?
Wenn Sie in einem anderen Ort studieren ist Ihnen diese Pendelstrecke nicht zuzumuten.Daher sollten Sie sich nach dem Einschreiben um ein Zimmer in einer WG oder im Wohnheim bemühen. Das ist auch nicht so super teuer, es geht ja nicht nach München.
1. eine Hohe Summe... Ihnen stehen 670 Euro von den Eltern maximal zu. Bemühen Sie mal den Bafög Rechner mit den Ihnen zur Verfügung stehenden Werten aber so, als würden Sie nicht mehr zu Hause wohnen. Die Differenz aus Bafög und den 670 Euro wäre das was Ihre Eltern noch beisteuern müssten. Plus Krankenversicherung!!!!
Alternativ wäre zu prüfen ob Sie tatsächlich noch unterhaltsberechtigt sind. Diesen Anspruch kann man auch verwirken,wenn man zu lange "schludert". Denn die Eltern können erwarten, dass die Kinder zügig eine Ausbildung absolvieren und ihr eigenes Geld verdienen. Was haben Sie denn die ganze Zeit getrieben? Abi mit 20 und dann...????
Selbstverständlich ist es auch zumutbar als Student z.B.in den Semesterferien Nachtschichten in Kneipen, Fabriken etc. zu schieben um Geld zu verdienen. Bei uns in der Gegend gibt es eine Druckerei die gutes Geld zahlt und auch ein Autowerk welches gern Studenten beschäftigt. Da sind dann in den Semesterferien durchaus einige tausend Euro drin, wenn man sie gut einteilt reicht es für einige Monate. Und neben dem Studium ist auch immer noch die Möglichkeit etwas nebenher zu arbeiten. Nachilfe, Zeitungen austragen, Samstag im Getränkemarkt oder im Supermarkt Regale füllen. Es gibt vielfältige Möglichkeiten sich elternunabhängig zu machen. Bislang scheint das wohl eher keine Alternative für Sie zu sein ...????
AW: 27 Jahre ; keine abgeschl. Berufsausbildung ; Trotzdem staatliche Hilfe möglich?
Verstehe ich das richtig, dass es tatsächlich einen Anspruch auf Bafög in meinem Fall geben könnte? Trotz der hohen Einnahmen meines Vaters?
Ich hatte in der Schule starke Probleme. Meine Weigerung in der 5+6 Klasse zu rauchen und zu kiffen (mit 10 Lebensjahren), hat mich zum Außenseiter befördert. Körperliche Misshandlungen und Demütigungen waren an der Tagesordnung. Das zog sich einige Jahre hin. Selbstverständlich entwickelt ein Teenager in diesem Alter eine Antisympathie zur Schule. Letztlich fing ich an zu schwänzen und zu kiffen. Meine Eltern wurden ziemlich auf die Probe gestellt, dar ich ohne Abschluss von der Schule geworfen wurde und sich die Zeit danach als Gammelzeit erwies. Auf Schule hatte ich keine Lust, auf eine Ausbildung (Berufschule) erstrecht nicht.
Erst relativ spät machte ich meine Haupt- und Realschule nach und bewarb mich in kaufmännischen Ausbildungsberufen. Vergeblich. Trotz 1er Realschulabschluss kam es nie zu einem Vorstellungsgespräch. Auch mein Angebot ein einjähriges unentgeltliches Praktikum zu machen, wurde mit einer Absage abgeschmettert. Selbstverständlich spreche ich gerade von unzähligen Bewerbungen und unzähligen Praktikaanfragen.
Letztlich sah ich keinen anderen Ausweg als weiterhin die Schulbank zu drücken. Die Problematik besteht nun darin, dass mich die Abendschulen - aufgrund mangelnder Berufserfahrung - nicht annehmen wollten Ich sah nur die Möglichkeit eines Fernlernganges. Verschwendete Zeit. Das Lernen ohne Lerngruppe, ohne Lehrer (etc.) erwies sich als nicht durchsetzbar. Meine damalige Partnerin versuchte mich sets zu puschen und zu motivieren, letztlich verschwendete ich damit nur Lebenszeit, denn zu einem Abschluss ist es nie gekommen, sehr wohl aber zu einer erneuten zweijährigen Lebenslauflücke.
Darauffolgend bewarb ich mich ein weiteres Mal für kaufmännische Ausbildungen. Es regnete Absagen. Verständlich, denn im Grunde änderte sich nichts, außer dass mein Lebenslauf eine zweijährige Lücke dazugewonnen hatte.
Das darauffolgende Jahr jobbte ich 1 Jahr auf 400€ Basis in einer Bar. Während dieser Zeit erfuhr ich, dass die Möglichkeit bestünde, dass Fachabitur in einer richtigen Schule nachzuholen. Gesagt getan! Mit Mitte 20 setzte ich mich in das zweijährige Fachabitur unter 16 Jährige. Anschließend ging ich nahtlos ins Studium über, welches ich nun unbedingt wechseln will (bzw. wechseln werde!).
Mein Lebenslauf strotzt vor Abbrüchen und Lücken. Eine abgeschlossene Berufsausbildung habe ich keine, einen Ausbildungsabbruch auch nicht. Ich habe noch auf Teilzeit- oder Vollzeitbasis gearbeitet oder war außerhalb vom Elternhaus gemeldet.
AW: 27 Jahre ; keine abgeschl. Berufsausbildung ; Trotzdem staatliche Hilfe möglich?
Dein Lebenslauf ist ,wie Du selbst weißt, sehr bescheiden. Sicherlich hast Du Deinen Eltern während der Kindergeldberechtigung den Familienzuschlag (eines Beamtenkindes) und das Kindergeld versaut. Als Beamtenkind bist Du wahrscheinlich zu relativ hohen Beiträgen privat krankenversichert und dies - nach Wegfall der Kindergeldberechtigung - ohne Beihilfe des Staates.
Zitat von verschaukelt
Die Differenz aus Bafög und den 670 Euro wäre das was Ihre Eltern noch beisteuern müssten. Plus Krankenversicherung!!!!
Meines Wissens beinhalten die 670 € bereits die Aufwände für eine Krankenversicherung.
Zitat von Marcel87
Verstehe ich das richtig, dass es tatsächlich einen Anspruch auf Bafög in meinem Fall geben könnte? Trotz der hohen Einnahmen meines Vaters?
Unwahrscheinlich und wenn überhaupt, dann nur ergänzend wie "verschaukelt" bereits andeutete.
Zitat von Marcel87
Anschließend ging ich nahtlos ins Studium über, welches ich nun unbedingt wechseln will (bzw. wechseln werde!).
Das könnte - unabhängig vom Elterneinkommen - ein Ablehnungsgrund für BAföG sein. Aber man soll nie aufgeben. Ich würde vorschlagen, Du informierst Dich in dieser speziellen Angelegenheit bei den entsprechenden Spezialisten. Meines Erachtens kannst Du hier viel Antworten finden und darüber hinaus weitere Fragen stellen.