Altersvorsorge bei > 60.000€ Verdienst (Ist meine Strategie sinnvoll?)
Hallo zusammen,
ich habe mich hier angemeldet, da ich mir etwas Rat bzgl. einer Altersvorsorge erhoffe. Ich bin 30 Jahre alt und arbeite seit Anfang 2010. (Davor habe ich eine 3-Jährige Ausbildung abgeschlossen, mein Abi nachgeholt und Studiert).
Mein Jahresgehalt liegt bei etwas über 60.000€. Bei meinem ersten Arbeitgeber habe ich in eine Betriebsrente einbezahlt (bzw. der Arbeitgeber direkt). Seit knapp 2 Jahren bin ich nun allerdings bei einem Arbeitgeber, der keine Betriebsrente zahlt und überlege deshalb, ob meine aktuelle Anlagestrategie richtig ist.
Meine finanzielle Situation sieht aktuell wie folgt aus:
Vermögen ca. 45.000€; davon:
ca. 20.500€ auf dem Tagesgeldkonto (1,2% Zinsen p.A)
ca. 10.000€ auf dem Festgeldkonto (angelegt auf 1 Jahr, 1,4% p.A)
ca. 12.000€ auf dem Depot (Wechselnde Investitionen in Aktien)
ca. 2.500€ im Fondssparplan (momentane Rendite 7,0% p.A)
ca. 2.000€ Barvermögen bzw. auf dem Bankkonto
Immobilenbesitz:
3-Zimmer Wohnung mit 85,0m², Gekauft für 120.000€; Aktueller Wert ca. 150.000€
Ca. 65.000€ davon sind noch über meine Eltern mit 0% finanziert (keine Bank im Spiel; zahle 500€ monatlich an meine Eltern, bis die Wohnung abbezahlt ist - dafür keine Miete).
Offene Forderungen:
ca. 5.000€ Bafög Schulden (sind eigentlich schon fällig, plane diese vollständig auf "einen Schlag" zurück zu zahlen).
ca. 4.500€ Erschließungskosten (fällig in naher Zukunft, auch diese Plane ich sofort zu tilgen).
Aktuelle Vorsorgeplanung:
Aktuell spare ich pro Monat etwa 1.200€. Davon gehen 1.000€ erstmal aufs Tagesgeldkonto und ab und an investiere ich auch wieder etwas davon in Aktien. Zudem habe ich vor kurzem drei weitere Fondssparpläne (ebenfalls 50€ / monat) abgeschlossen, so dass ich momentan insgesamt 200€ in Fondssparpläne einzahle. Diese sind als langfristige Anlage gedacht.
Hinzu kommen noch die 500€, die ich für die Wohnung an meine Eltern bezahle. Diese sind ja ebenfalls nicht verloren, sondern ich erhalte diese beim Verkauf der Immobilie zurück. (Zudem spare ich mir die Miete).
Der Verkauf ist geplant, sofern die Familienplanung ansteht um mir eine größere Wohnung bzw. ein Haus zu kaufen. (Geplant in frühestens 3-5 Jahren). Aktuell arbeite ich darauf hin, dass ich für diese Anschaffung nur einen möglichst niedrigen Kredit aufnehmen muss. (Ziel < 100.000€, Vollständige Rückzahlung in 10 Jahren).
Die Fonds möchte ich langfristig laufen lassen und sehe diese als eine Art Vorsorge.
Beratungssituation / Vorsorgeplanung:
Aktuell manage ich alles alleine ohne Beratung. Hatte mal einen Finanzberater hier, der hat mich allerdings überhaupt nicht überzeugt.
Er hat mir vorgerechnet, dass ich eine Versorgungslücke von ca. 1.000€ pro Monat haben werde. Ich hätte seiner Meinung nach ca. 400€ monatlich in die Vorsorge (verschiedene Produkte) stecken sollen. Allerdings war mir das zu viel und ich halte auch die Versorgungslücke (auf 80% vom Netto bezogen), die er mir angegeben hat für nicht realistisch, da ich momentan ja nicht 80% von meinem Nettolohn zum leben brauche sondern sehr viel davon zurücklege. Den Finanzberater hat das allerdings nicht wirklich interessiert, er wollte mir nur seine Produkte verkaufen (Provision?).
Deswegen würde es mich interessieren, was Ihr hier denkt bzw. was ihr mir raten würdet wie ich meine Vorsorgeplanung noch weiter optimieren kann. Insbesondere mache ich mir aktuell Gedanken um eventuell kommende "schlechtere" Zeiten, in denen ich dann ggf. einen Großteil meines Vermögens aufbrauche würde. Kann man sowas irgendwie absichern?
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Der Fragesteller dankt für diese hilfreiche Antwort
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EasyD
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AW: Altersvorsorge bei > 60.000€ Verdienst (Ist meine Strategie sinnvoll?)
Vielen Dank zunächst für diese sehr übersichtliche Darstellung, R0li.
Beim Thema Vorsorge geht mein erster Gedanke immer erst an die Einkommenssicherung. Mir würden hier noch die Berufsunfähigkeits- und Krankentagegeldversicherung sowie eine Privathaftpflicht fehlen, um alles auch in Zukunft finanziell safe zu halten.
Wenn evtl. in drei Jahren ein Haus gekauft werden könnte, dann finde ich es auch richtig, dass sie sich einen höheren Betrag monatlich auf das Tagesgeldkonto packen. Ansonsten könnte man natürlich hier noch über einen Bausparvertrag nachdenken.
Interessant finde ich, dass sie scheinbar bisher auf keine staatlich geförderten Varianten zurück greifen. Gerade mit ihrem vermutlich eher höheren Steuersatz dürften sie damit einen großen Hebel haben. Gibt es da Gründe, die bisher dagegen sprachen?
Ansonsten stellt sich bei der Altersvorsorge natürlich die Frage, was denn ihr Ziel ist? Wie viel benötigen und wollen sie zum Leben im Alter haben und mit wie viel Jahren wollen sie in Rente gehen? Außer Acht sollten sie dabei dann natürlich nicht das Thema Inflation lassen.
Was genau meinen sie mit kommende, schlechtere Zeiten? Meinen sie, falls sie arbeitslos werden?
AW: Altersvorsorge bei > 60.000€ Verdienst (Ist meine Strategie sinnvoll?)
An die Einkommenssicherung habe ich schon gedacht. Ich habe eine Berufsunfähigkeitsversicherung sowie eine Privathaftpflicht.
Wobei ich sagen muss, dass ich die Berufsunfähigkeitsversicherung relativ niedrig abgeschlossen habe. (1250€, bei ca. 25€ monatlichen Kosten). Grund für mich war, dass ich einen Ausschluss (aufgrund Skoliose und Knieproblemen) drinnen habe. Krankentagegeld habe ich nicht - benötige ich die zwingend? (Hat mir bisher noch niemand empfohlen).
Auf dem Tagesgeldkonto ist aktuell unter anderem auch mehr, da ich bald mit der Bafög Rückzahlung sowie mit den Erschließungskosten rechne.
Zitat von EasyD
Interessant finde ich, dass sie scheinbar bisher auf keine staatlich geförderten Varianten zurück greifen. Gerade mit ihrem vermutlich eher höheren Steuersatz dürften sie damit einen großen Hebel haben. Gibt es da Gründe, die bisher dagegen sprachen?
Ja - ich kenne mich damit wohl zu wenig aus! Im Grunde wäre ich sehr daran interessiert, wenn es für mich passende Produkte gibt.
AW: Altersvorsorge bei > 60.000€ Verdienst (Ist meine Strategie sinnvoll?)
Die Krankentagegeldabsicherung ist für Geschichten, die nicht so lange gehen und nicht so schlimm sind wie die Berufsunfähigkeit (BU). Im Normalfall zahlt ja ein Arbeitgeber bei Arbeitsunfähigkeit sechs Wochen ihr Gehalt voll weiter. Danach kommt die Krankenkasse ins Spiel, die nur noch einen Teil (90% vom Netto oder 70% vom Brutto abzgl. Sozialversicherungskosten) davon weiterzahlt. Wenn dieser Teil zu gering ist, um seine laufenden Kosten bedienen zu können, empfiehlt man die Krankentagegeldversicherung, die auch weit weniger als die BU kostet.
Ihr Tagesgeldkontosystem gefällt mir wie erwähnt unter den genannten Voraussetzungen sehr gut.
Wenn es um staatlich geförderte Systeme geht, wird es ein Stück schwieriger Tipps übers Internet zu geben, da das sehr individuell ist. Hier bräuchte ein Profi ihres Vertrauens Einblick in einen aktuellen Steuerbescheid und Gehaltsabrechnung, um das ordentlich zu machen.
AW: Altersvorsorge bei > 60.000€ Verdienst (Ist meine Strategie sinnvoll?)
Zitat von R0Li84
An die Einkommenssicherung habe ich schon gedacht. Ich habe eine Berufsunfähigkeitsversicherung sowie eine Privathaftpflicht.
Wobei ich sagen muss, dass ich die Berufsunfähigkeitsversicherung relativ niedrig abgeschlossen habe. (1250€, bei ca. 25€ monatlichen Kosten). Grund für mich war, dass ich einen Ausschluss (aufgrund Skoliose und Knieproblemen) drinnen habe. Krankentagegeld habe ich nicht - benötige ich die zwingend? (Hat mir bisher noch niemand empfohlen).
Hallo,
hier der Versuch einer Antwort in Kurzversion: Anlagestrategie - denke, das kann man so machen
BU - Absicherung ist zu niedrig, denken Sie daran, dass auch im BU Falle eine Altersvorsorge gespeist werden muss
Lösungsvorschlag a - Sonderaktion über Versicherer mit vereinfachte Gesundheitsprüfung
Lösungsvorschlag b - Alternativabsicherung zur BU prüfen (lassen)
Krankentagegeld - 6 Wochen (wie schon beschrieben) zahlt der Arbeitgeber, dann die Kasse, max. 78 Wochen lang, dann ist Schluss. Wieviel gezahlt wird, kann man mit dem anhängenden pdf ganz gut berechnen.