Berufsanfänger: Wieviel Geld in die Altersvorsorge stecken?
Hallo zusammen!
Ich habe diese Frage bereits versucht, durch einige Google-Anfragen zu klären und auch hier im Forum habe ich das ein oder andere gelesen, dennoch möchte ich ganz gerne einen eigenen Thread aufmachen und hoffe auf gute Ratschläge von euch.
Ich bin 26 Jahre alt und habe gerade mit meiner Arbeit im IT-Umfeld begonnen. Dabei verdiene ich etwa 2000 Euro netto.
Nun stellt sich mir die Frage, welche Versicherungen ich abschließen soll und vor allem wieviel Geld da reinfließen soll. Sinnvoll wäre wohl eine betriebliche Altersvorsorge, die mein Arbeitgeber mit 10% bezuschusst. Auch Riester würde wohl wegen staatlicher Förderung Sinn machen.
Doch wieviel Geld soll ich einplanen? Und sollte ich zusätzlich zu bAV und Riester auch noch eine "gewöhnliche" private Altersvorsorge abschließen?
Tatsächlich brauchen tu ich von meinen 2000 Euro eigentlich nur die Hälfte. 750 Euro gehen für die Miete drauf, ansonsten habe ich keinen übermäßig ausschweifenden Lebensstil. Außerdem komme ich ja gerade aus meiner Studentenzeit, das heißt wenig Geld bin ich sowieso noch gewohnt.
Theoretisch könnte ich also richtig viel in die Altersvorsorge packen. Aber ob das so sinnvoll ist, steht auf einem anderen Blatt.
Vielleicht könnt ihr mir da ja ein paar Tipps geben. Was soll ich machen mit meinem Geld?
In naher Zukunft stehen keine größeren Ausgaben an. Irgendwann kommt sicher mal ein Auto, und langfristig gesehen möchte ich irgendwann ein eigenes Haus haben.
Was Versicherungen betrifft, schließe ich wohl auch noch eine BU und eine Haftpflicht ab. Mehr denke ich ist momentan nicht nötig.
Ich bin gerade bei zwei Versicherungsmaklern parallel (einen selbst ausgesucht, der andere stammt von meinem AG wegen der bAV) und lasse mich beraten. Aber für einen Makler ist es natürlich auch tendenziell immer besser, wenn der Kunde mehr investiert. Deshalb würden mich eure neutralen Meinungen interessieren
War jetzt ganz schön viel Text Hoffe ich hab euch nicht erschlagen!
Vielen Dank schonmal im Vorraus.
AW: Berufsanfänger: Wieviel Geld in die Altersvorsorge stecken?
Hallo Romplayer. Bevor du dich mit dem Thema Altersvorsorge beschäftigst, bedenke die Absicherung der wesentlichen Risiken. Du hast es bereits angesprochen, ich bring es mal in Reihenfolge für dich.
Ich schätze aus deinen Angaben, dass du kürzlich ein Studium absolviert und nun in den Beruf eingestiegen bist. Das heißt unter anderem, du benötigst nun eine eigene Privathaftpflichtversicherung (45-80 Euro p.a.).
Die Privathaftpflicht stellt dich vor den finanziellen Folgen gerechtfertigter Schadensersatzansprüche Dritter frei, die du fahrlässig oder grob fahrlässig zu verschulden hast.
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Im nächsten Schritt solltest du über die Absicherung deiner Arbeitskraft nachdenken. Zwischen 26 und 67 verdienst du selbst bei aktuellem Netto ohne jedwede Anpassung 41 Jahre x 12 Monate x 2000 Euro = 984.000 Euro.
Real liegt der Wert deiner Arbeitskraft natürlich deutlich höher. Du stehst noch am Anfang deiner beruflichen und gehaltstechnischen Entwicklung.
Daher ist die Berufsunfähigkeitsversicherung der zu empfehlende 2. Schritt.
Bei einer BU ohne entsprechende Absicherung erledigt sich zwangsläufig jede noch so gute Altersvorsorgeplanung ... schlichtweg weil das Einkommen wegfällt.
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Im dritten Schritt solltest du das existenziellste Risiko eines modernen Menschen überprüfen. Das ist die Krankenversicherung. Vermutlich bist du aktuell gesetzlich krankenversichert, zumindest sprechen die Rahmendaten dafür.
Aber wer weiss, ob du als ITler nicht beispielsweise in 10-15 Jahren selbstständig werden möchtest oder auch ... wie sich dein Einkommen entwickelt?
Aus diesem Grund sollte überlegt werden, sich mit einer kleinen Anwartschaftsversicherung (ca. 6 Euro p. Monat) quasi die goldene Eintrittskarte in die PKV zu sichern ... eben für den Fall der Fälle.
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Nach diesen 3 Schritten kannst du beginnen über Sparanstrengungen zum Thema Altersvorsorge nachzudenken.
Hier solltest du zunächst einmal sicherstellen, dass du auf finanzielle Herausforderungen des Alltags angemessen reagieren kannst.
Bevor du also Geld in langfristige Verträge steckst, bau dir erst einmal ein Polster von mind. 3 bis 6 Nettos auf, in relativ leicht verfügbaren Anlagen. So lassen sich unverhoffte Zwischenfälle lösen, von der Autoreparatur bis hin zur Waschmaschine.
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Jetzt kannst du dich über die Möglichkeiten der Altersvorsorge in den 3 Schichten informieren.
Riester und bAV sind sicherlich Optionen, aber natürlich auch nur eingeschränkt flexibel. Es spricht nichts dagegen diese Optionen zu nutzen.
Gänzlich auf eigenverantwortlichen Vermögensaufbau zu Gunsten langlaufender, starrer und restriktiver Verträge aus Schicht 2 zu verzichten, halte ich nicht für sinnvoll.
Sprich: Du solltest ein gesundes Maß zwischen den Schichten 2 und 3 für dich finden.
Was den "Bedarf" als solchen angeht: Du kannst heute nur äußerst grob schätzen, wie hoch die Lücke im Alter einmal ausfallen wird. Lass dich nicht von Panik erregenden AV Lücken einschüchtern.
Lässt du dir eine solche Rechnung von einem Vermittler erstellen, wird in der Regel 100 % des letzten Nettos als Absicherungsbedarf angenommen. Mit der entsprechenden Inflationsannahme dazu ergeben sich dann natürlich besorgniserregende Vorsorgelücken.
AW: Berufsanfänger: Wieviel Geld in die Altersvorsorge stecken?
Die Summen sind quasi festgelegt.
Also die BAV ist nur bis zu einer Summe von monatlich 238 € steuer- und sozialversicherungsbegünstigt. Darüber hinaus lohnt es sich also nicht wirklich.
Und bei Riester musst du 4% von deinem Brutto mindestens monatlich einzahlen um die maximale Förderung zu bekommen. ( Mehr einzuzahlen macht auch dort keinen wirklichen Sinn ) Die Förderung von 154 Euro brauchst du schon alleine damit du die Abschlusskosten auf 30 Jahre gerechnet refinanzieren kannst.
Bleibt dir also der aktuelle Steuervorteil, im Rentenalter darfst du es natürlich wieder voll versteuern.
Was du mit deinem restlichen Geld machen sollst kann dir keiner sagen, dass muss man selbst wissen. Ich selbst habe mir ein kleines Aktiendepot zugelegt und schau zu, dass ich etwas Dividende einstreichen kann. :smile: Aber man sollte sich natürlich dem Risiko bewusst sein. Aber was ist schon risikofrei...
AW: Berufsanfänger: Wieviel Geld in die Altersvorsorge stecken?
Die maximale Förderung ergibt sich aus der Steuerersparnis im geschilderten Fall des TO.
Die 4 % des Vorjahresbrutto abzgl. Zulagenanspruch (also maximal 1.946 €) beziehen sich ausschließlich auf die volle Zulage. Doch auch wenn der TO nur 60 Euro p.a. einbezahlen würde, würde der Anspruch auf Steuererstattung den Zulagenanspruch übersteigen.
Es ist also in keinster Art und Weise notwendig eine bestimmte Einzahlung in der beschriebenen Konstellation zu leisten. Genau so wenig ist es pauschal sinnvoll oder auch nicht sinnvoll einen Betrag X in der beschriebenen Situation in Riester einzuzahlen.
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Der TO verdient nach eigenen Angaben aktuell 2000 Euro Netto, als Berufseinsteiger. Bei einigermaßen durchschnittlicher Gehaltsentwicklung sollte es nur eine Frage der Zeit sein, bis die BBG KV überschritten wird.
Spätestens dann passt auch die pauschale Aussage der Sozialabgabenersparnis eben nicht mehr.
AW: Berufsanfänger: Wieviel Geld in die Altersvorsorge stecken?
Die Summen sind quasi festgelegt.
Also die BAV ist nur bis zu einer Summe von monatlich 238 € steuer- und sozialversicherungsbegünstigt.
Das ist bestenfalls eine Momentaufnahme.Die Förderung über die Freistellung von der Abgabenpflicht zur Sozialversicherung bezieht sich auf die Beitragsbemessungsgrenze,davon maximal 4%.Diese Grenze ist aber nicht starr und verschiebt sich im Prinzip jährlich nach oben.
Erhöht sich der Schwellenwert wie in diesem Jahr um bspw. um 150€ monatlich,so sind zusätzliche 6€ begünstigt.Uswusf..
AW: Berufsanfänger: Wieviel Geld in die Altersvorsorge stecken?
Danke erstmal für eure ausführlichen Antworten!
Die meisten Punkte habe ich aufgrund meiner Maklerberatungen bereits gewusst. So z.B. die Haftpflicht-, Kranken- und BU-Versicherung. Auch dass ich mindestens 3 Nettogehälter spontan zugriffsbereit haben sollte, ist mir bewusst und habe ich bereits.
Nach diesen 3 Schritten kannst du beginnen über Sparanstrengungen zum Thema Altersvorsorge nachzudenken.
Genau bei diesem Punkt bin ich eben gerade.
Also die BAV ist nur bis zu einer Summe von monatlich 238 € steuer- und sozialversicherungsbegünstigt.
Mir ist die Summe von 388 Euro vom Brutto bekannt. Entspricht vermutlich dem selben Wert.
Der TO verdient nach eigenen Angaben aktuell 2000 Euro Netto, als Berufseinsteiger. Bei einigermaßen durchschnittlicher Gehaltsentwicklung sollte es nur eine Frage der Zeit sein, bis die BBG KV überschritten wird.
Spätestens dann passt auch die pauschale Aussage der Sozialabgabenersparnis eben nicht mehr.
Könntest du das etwas näher erläutern, was du damit sagen willst?
Die wichtigste Frage für mich ist aber noch offen: Wieviel Geld für die AV ist nun wirklich sinnvoll? Bei Riester gehe ich tatsächlich davon aus, dass ich die 4% einzahlen werde (nicht mehr und nicht weniger), bei der bAV weiß ich es noch nicht.
Und was eventuelle andere Anlagen betrifft, habe ich ebenfalls noch keine Ahnung. Soll ich eine weitere (dritte) private AV abschließen? Oder soll ich lieber in Fonds investieren anstatt in langfristige Versicherungen?
AW: Berufsanfänger: Wieviel Geld in die Altersvorsorge stecken?
Mir ist die Summe von 388 Euro vom Brutto bekannt. Entspricht vermutlich dem selben Wert.
Hier gilt es,zu differenzieren.
a)4% der BBG sozialabgabenfrei;
b)weitere maximal 1500€ jährlich steuerfrei
Liegt dein Einkommen oberhalb der BBG,sparst du dementsprechend auch keine Sozialabgaben mehr.
AW: Berufsanfänger: Wieviel Geld in die Altersvorsorge stecken?
Wie ich schon sagte, es gibt keinen Grund 4 % einzuzahlen. Deine Förderung setzt sich maßgeblich aus der Steuerersparnis und nebenbei noch aus den Zulagen zusammen. Ob du 50,100 oder 150 Euro mtl. einzahlst, hat in deinem Falle keinen Effekt auf die prozentuale Förderung deiner Beiträge, die bleibt gleich.
Sich krampfhaft an den 4 % fest zu klammern läuft darauf hinaus, dass ein Äffchen mit Dartpfeilen auf eine Scheibe mit möglichen Beiträgen wirft ... und ist in etwa auch genau so zielführend.
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Die 388 Euro sind der (in der Ansparphase) steuerfreie Höchsbetrag gem. § 3 Nr. 63 EStG. Eine Sozialabgabenersparnis ergibt sich nur im Rahmen der von Matthew Pryor dargestellten Höchstbeträge.
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Wenn du die Beitragsbemessungsgrenze Krankenversicherung überschreitest, fällt die Ersparnis der KV Beiträge weg. Im Rentenalter wird hingegen mit vollem KV Beitrag belastet.
Bei den 388 Euro wird ebenfalls der volle KV Beitrag fällig, obwohl aktuell nur 238 Euro sozialabgabenfrei eingezahlt werden können.
Oder anders formuliert: Du hast perspektivisch eine doppelte Belastung KV zusätzlich zur ohnehin vollständigen steuerlichen Belastung für die bAV Rente.
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Wie du deinen Vermögensaufbau betreiben sollst, können wir dir nun beim besten Willen nicht sagen. Wir haben keine Ahnung von deinen Kenntnissen, deiner Aufwandbereitschaft etc. ... sry.
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Btw.: Ich glaub du unterschätzt die Wahl der richtigen BU deutlich. Gesundheitshistorie aufbereiten, passendes Bedingungswerk mit maximaler Leistungswahrscheinlichkeit finden, ggf. Voranfragen an die Versicherer um einen sauberen Antrag hin zu bekommen ... das läuft nicht im Vorbeigehen.
Und wenn es im Vorbeigehen läuft, dann läuft etwas gewaltig schief.
Darf ich mal aus reiner Neugier fragen, ob es in Sachen BU schon ein Angebot gab und wie das abgelaufen ist?
AW: Berufsanfänger: Wieviel Geld in die Altersvorsorge stecken?
Zitat von Torsten Breitag
Die 4 % des Vorjahresbrutto abzgl. Zulagenanspruch (also maximal 1.946 €) beziehen sich ausschließlich auf die volle Zulage. Doch auch wenn der TO nur 60 Euro p.a. einbezahlen würde, würde der Anspruch auf Steuererstattung den Zulagenanspruch übersteigen.
Und man bekommt nur die Zulage oder die Steuererstattung ( Günstigkeitsprüfung ). Sprich die 154 Euro werden vom Finanzamt bei einer höheren Steuerersparnis verrechnet. Soweit korrekt? Wenn jemand also unabhängig von seinem Einkommen die 60 Euro p.A. einzahlt bekommt er die 154 Euro und das war es dann, korrekt? ( Da die 154 Euro mehr sind als seine Steuerersparnis )
Wenn ich also eine Steuerlast von 30% annehme müsste man rechnerisch ~513 € in den Riestervertrag jährlich einzahlen um auf die Schnittmenge von 154 Euro zu kommen. Sprich zahle ich weniger als ~513 Euro im Jahr in meinen Riestervertrag ein so bekomme ich die Zulage von 154 Euro. Zahle ich mehr so übersteigt mein Steuervorteil die Zulage und die Zulage wird irrelevant da sie verrechnet wird.
Die 4 % des Vorjahresbrutto abzgl. Zulagenanspruch (also maximal 1.946 €) beziehen sich ausschließlich auf die volle Zulage. Doch auch wenn der TO nur 60 Euro p.a. einbezahlen würde, würde der Anspruch auf Steuererstattung den Zulagenanspruch übersteigen.
Also eigentlich eine Nebelkerze da die 4% im Normalfall irrlevant sind? Sprich ein Marketingtrick damit die Leute mehr als die 60 Euro im Jahr einzahlen und die eigene Provision steigt?
AW: Berufsanfänger: Wieviel Geld in die Altersvorsorge stecken?
Zitat von Romplayer
Die wichtigste Frage für mich ist aber noch offen: Wieviel Geld für die AV ist nun wirklich sinnvoll? Bei Riester gehe ich tatsächlich davon aus, dass ich die 4% einzahlen werde (nicht mehr und nicht weniger), bei der bAV weiß ich es noch nicht.
Und was eventuelle andere Anlagen betrifft, habe ich ebenfalls noch keine Ahnung. Soll ich eine weitere (dritte) private AV abschließen? Oder soll ich lieber in Fonds investieren anstatt in langfristige Versicherungen?
Schlussendlich hängt das von ihren eigenen Zielen und Wünschen ab, was sie tatsächlich im Alter haben wollen bzw. benötigen. Das wäre der erste Schritt den sie beim Gedanken Altersvorsorge tätigen müssten. Und diesen Wert in heutiger Kaufkraft natürlich mit einem realistischen Inflationswert hochrechnen bzw. hochrechnen lassen.
Aber erst wenn sie ihr Ziel gefunden haben kann auch erst ein Konzept aufgebaut werden, mit welchen Mitteln (bAV, Riester usw.) das erreicht werden soll.
Ich persönlich neige dazu, dass man nicht immer alles in Versicherungen reinhauen sollte. Auch ihr Gedanke bzgl. Eigentum ist ja eine Altersvorsorge. Und auch hierauf können sie ja anfangen drauf zu sparen.
Ansonsten kann ich die Wichtigkeit der BU, die Herr Breitag in seinen wirklich guten Beiträgen hier geschildert hat, nur unterstreichen.
AW: Berufsanfänger: Wieviel Geld in die Altersvorsorge stecken?
Zitat von Suxxess
Und man bekommt nur die Zulage oder die Steuererstattung ( Günstigkeitsprüfung ). Sprich die 154 Euro werden vom Finanzamt bei einer höheren Steuerersparnis verrechnet. Soweit korrekt? Wenn jemand also unabhängig von seinem Einkommen die 60 Euro p.A. einzahlt bekommt er die 154 Euro und das war es dann, korrekt? ( Da die 154 Euro mehr sind als seine Steuerersparnis )
Nein. Die Zulage berechnet sich auf Basis der eingezahlten Beiträge. Um den vollen Zulagenanspruch zu erhalten (bspw. 154 Euro Grundzulage), muss ich 4 % des rentenversicherungspflichtigen Einkommens aus dem Vorjahr abzüglich Zulagenanspruch einzahlen. >> Mindesteigenbeitrag
Zahle ich jetzt bspw. nur die Hälfte ein, habe ich auch nur den halben Zulagenanspruch.
Die steuerliche Förderung bleibt davon völlig unberührt. Die ergibt sich durch die Sonderausgaben bzw. den Ansatz der Beiträge als Sonderausgaben im Rahmen der Steuererklärung.
Zahle ich nur ein Zehntel ein, erhalte ich auch nur ein Zehntel der Zulage.
Heißt für den Fall hier im Klartext: Auch bei 60 Euro p.a. übersteigt die Steuererstattung den Zulagenanspruch.
Wenn ich also eine Steuerlast von 30% annehme müsste man rechnerisch ~513 € in den Riestervertrag jährlich einzahlen um auf die Schnittmenge von 154 Euro zu kommen. Sprich zahle ich weniger als ~513 Euro im Jahr in meinen Riestervertrag ein so bekomme ich die Zulage von 154 Euro. Zahle ich mehr so übersteigt mein Steuervorteil die Zulage und die Zulage wird irrelevant da sie verrechnet wird.
Nö, absoluter Nonsens.
Also eigentlich eine Nebelkerze da die 4% im Normalfall irrlevant sind? Sprich ein Marketingtrick damit die Leute mehr als die 60 Euro im Jahr einzahlen und die Provision steigt?
Die 4 % sind insofern eine Nebelkerze, wenn die steuerliche Förderung den Zulagenanspruch ohnehin immer übersteigt.
Das ist bei Alleinstehenden ohne Kinder mit gutem Einkommen immer der Fall.
Die 4 % sind hingegen sehr wichtig bei mittelbar Zulagenberechtigten mit hohem Zulagenanspruch.Zahlt der unmittelbar förderberechtigte Eheparter nicht 4 % - gesamten Zulagenanspruch ein, gibt es auch für den mittelbar Zulagenberechtigten nur anteilig Zulagen. Einen eigenen Sonderausgabenabzug haben mittelbar Förderberechtigte auch nicht.
AW: Berufsanfänger: Wieviel Geld in die Altersvorsorge stecken?
Zitat von Torsten Breitag
Die 4 % sind hingegen sehr wichtig bei mittelbar Zulagenberechtigten mit hohem Zulagenanspruch.
Sprich z.B. Hausfrau mit geringen Einkommen + Kinderzulage
Nö, absoluter Nonsens.
In Ordnung.
Dass die Zulage allerdings mit einer Steuerersparnis verrechnet wird stimmt allerdings, oder? ( Und somit irrlevant wird wenn die Steuerersparnis dadrüber liegt )
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Torsten Breitag
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AW: Berufsanfänger: Wieviel Geld in die Altersvorsorge stecken?
Ich weiss nicht, ob ich dich jetzt richtig verstanden habe.
Aber es läuft immer in der Reihenfolge:
- Zulagenanspruch gem. Beitrag ggü. der ZFA
- Steuererstattung der über den Zulagenanspruch hinaus gehenden Ersparnis vom Finanzamt
Evtl. am Beispiel mit 45.000 Brutto p.a. (stark vereinfacht):
bei 60 Euro p.a.
Zulage p.a. -> 6 Euro
Steuererstattung -> 18 Euro
Nettoaufwand 42 Euro p.a. / Förderung gesamt 24 Euro p.a. / Förderung in % = 58 % des Nettoaufwands
bei 1200 Euro p.a.
Zulage p.a. -> 112 Euro
Steuererstattung -> 362 Euro
Nettoaufwand 838 Euro p.a. / Förderung gesamt 474 Euro p.a. / Förderung in % = 57 % des Nettoaufwands
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Die abweichenden %te kommen durch die Rundung zu Stande. Bei vollem Mindesteigenbeitrag (in dem Beispiel 137,17 mtl.) wären es halt 56 % Förderung des Nettoaufwands.
Heißt im Klartext, für die reine Betrachtung der prozentualen Förderung spielt in dem Fall Alleinstehender ohne Kinder mit gutem Einkommen die Höhe der Einzahlungen keine Rolle.
AW: Berufsanfänger: Wieviel Geld in die Altersvorsorge stecken?
Noch das Beispiel mit der Hausfrau:
Der Mann verdient 45.000 Euro Brutto und die junge Familie hat 3 Kinder, die ab 01.01.2008 geboren wurden. Die Frau ist Hausfrau und hat kein eigenes Einkommen.
AW: Berufsanfänger: Wieviel Geld in die Altersvorsorge stecken?
Hui... wurde ganz schön viel geschrieben gestern noch.
Ich gehe mal chronologisch vor.
Mein letzter Beitrag war #6. Da habe ich die 388 Euro genannt in Bezug auf die bAV. Daraufhin zitiert mich Matthew Pryor und fügt folgendes hinzu:
Hier gilt es,zu differenzieren.
a)4% der BBG sozialabgabenfrei;
b)weitere maximal 1500€ jährlich steuerfrei
Liegt dein Einkommen oberhalb der BBG,sparst du dementsprechend auch keine Sozialabgaben mehr.
Und auch im Beitrag danach erwähnt Torsten Breitag die 4%.
Moment mal! Werden hier nicht gerade zwei grundverschiedene Dinge vermischt? Die 4%-Marke wird doch normalerweise in Bezug auf Riester genannt! Mit bAV hat das meines Wissens doch nichts zu tun?
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Beitrag #8 von Torsten:
Btw.: Ich glaub du unterschätzt die Wahl der richtigen BU deutlich. Gesundheitshistorie aufbereiten, passendes Bedingungswerk mit maximaler Leistungswahrscheinlichkeit finden, ggf. Voranfragen an die Versicherer um einen sauberen Antrag hin zu bekommen ... das läuft nicht im Vorbeigehen.
Und wenn es im Vorbeigehen läuft, dann läuft etwas gewaltig schief.
Darf ich mal aus reiner Neugier fragen, ob es in Sachen BU schon ein Angebot gab und wie das abgelaufen ist?
Wie kommst du denn darauf, dass ich die Wahl der BU vernachlässige oder unterschätze? Es ist lediglich nicht das Thema von diesem Thread! Mir geht es hier gerade um die Altersvorsorge, nicht um eine Berufsunfähigkeitsversicherung. Deshalb spreche ich das hier auch nicht im Detail an. Das bedeutet aber nicht, dass ich das "im Vorbeigehen" entscheide.
Zur Frage: Ich habe vom einen Makler Angebote von der Alten Leipziger und von Gothaer erhalten, vom anderen Makler ebenfalls zwei Angebote vom Volkswohlbund und von Continentale. Wie du siehst, beschäftige ich mich also durchaus damit. Wobei es extrem schwer für mich ist, diese Angebote zu vergleichen, weil sie alle ganz unterschiedlich rechnen.
AW: Berufsanfänger: Wieviel Geld in die Altersvorsorge stecken?
Moment mal! Werden hier nicht gerade zwei grundverschiedene Dinge vermischt? Die 4%-Marke wird doch normalerweise in Bezug auf Riester genannt! Mit bAV hat das meines Wissens doch nichts zu tun?
Doch,hat es.Die "magischen" 4% spielen für beide Vorsorgekonzepte,also sowohl Riester als auch bAv,eine Rolle.
Unabhängig vom Einkommen können bei einer bAv bis zu 4% der Beitragsbemessungsgrenze RV Beiträge eingezahlt werden,die dann von der Pflicht zur Verbeitragung in der Sozialversicherung befreit werden.Du sparst also aus deinem Bruttoeinkommen,der Nettoaufwand ist dementsprechend geringer.
Bei Riester ist es so,dass für den vollen Erhalt der Zulage (was missverständlich sein kann) 4% des Vorjahresbruttoeinkommens eingezahlt werden müssen.Zahlst du weniger ein,wird entsprechend anteilig die Zulage gekürzt.In Relation zum Eigenbeitrag bleibt aber die Förderquote mehr oder minder gleich.
Und auch,wenn es bislang noch nicht das Thema dieses Threads gewesen ist:Für mein Empfinden sollte die sorgfältige Auswahl eines passenden BU-Anbieters und die damit einhergehende Antragstellung auf deiner Vorsorgeagenda einen gewaltigen Schritt nach oben rutschen,und zwar ganz nach oben.Für rudimentäre Informationen zu den Themen Riester und/oder bAv findest du Legionen nützlicher Hinweise im Netz.
AW: Berufsanfänger: Wieviel Geld in die Altersvorsorge stecken?
Bei Riester geht es um den rechnerischen Mindesteigenbeitrag. Dieser beträgt 4% des rentenversicherungspflichtigen Vorjahreseinkommens abzüglich Zulagenanspruch.
Was davon zu halten ist und warum das praktisch in deinem Fall überhaupt keine Relevanz hat, wurde ausführlich dargestellt.
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Bei bAV geht es um 4% der Beitragsbemessungsgrenze West der gesetzlichen Rentenversicherung. Nur dieser Betrag ist ggf. Sozialabgabenfrei, das sind die dargestellten 238 Euro für das Jahr 2014.
Liegst du nicht über der Beitragsbemessungsgrenze der Rentenversicherung / Krankenversicherung, sparst du für Beiträge bis 238 Euro zur bAV im Rahmen einer Direktversicherung die Sozialabgaben.
Bei dir aber vermutlich nur eine Frage der Zeit, bis du einkommenstechnisch über der BBG KV liegst, dann hat sich das Thema auch erledigt.
Die 388 Euro sind der (in der Ansparphase) steuerfreie Höchsbetrag gem. § 3 Nr. 63 EStG. Sprich die von Matthew genannten 1500 Euro können zusätzich zu den 4% der BBG RV West eingezahlt werden, es entfällt darauf keine "Lohnsteuer".
Im Gegenzug sind Leistungen aus der bAV für gesetzlich Krankenversicherte im Alter voll zu verbreitragen in Kranken- und Pflegeversicherung und zwar mit dem vollen Satz (inkl. Arbeitgeberanteil), während in der Ansparphase nur der Arbeitnehmeranteil eingespart wird.
Stellt sich mir schon die Frage, wie bei Unkenntnis dieser grundlegenden Dinge die Beratung gelaufen sein muss. Sind nun wirklich die Basics, die ein Vermittler rüber bringen sollte.
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Bei BU bestätigt sich mein Eindruck durch deine Schilderungen. Es ist völlig irrelevant "wie ein Anbieter kalkuliert". Sprich der Preis ist quasi bedeutungslos, betrachtet man nur diesen.
Bei jeder Versicherung kauft man das Bedingungswerk / die Versicherungsbedingungen. In diesen steht, was kann der Versicherer tun, um keine Leistungen zahlen zu müssen.
Das Bedingungswerk gibt also die Leistungswahrscheinlichkeit der Versicherung wieder.
Ein BU Vertrag mit einem miserablen Bedingungswerk für bspw. 40 Euro mtl. kann effektiv viel zu teuer gemessen an einem Vertrag für bspw. 70 Euro mtl. mit sehr gutem Bedingungswerk sein.
Wie gesagt, das einzig Relevante bei BUs sind die Versicherungsbedingungen und nur die sind zu vergleichen. Und das sollte ein Makler auf der Pfanne haben, das ist sein Job.
Denn einzig und allein die Bedingungen entscheiden, wann und ob es eine Leistung gibt, oder ob man seine ach so günstigen Beiträge auch im Leistungsfall völlig umsonst gezahlt hat.
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Oder um mal bildlicher mit einer Autometapher zu sprechen:
Mit der AL hast du bedingungstechnisch ein beliebiges Oberklasseauto, mit Volkswohlbund und Continentale eine beliebige gediegene Mittelklasse und mit der Gothaer einen Daihatsu Kleinwagen im Angebot.
Die einzige Gemeinsamkeit dieser Tarife ist demnach auch sinngemäß, dass alle 4 Räder, nen Radio, nen Motor und mindestens 2 Türen haben.
Wenn das sinngemäß die einzigen Kriterien sind, kein Problem.
AW: Berufsanfänger: Wieviel Geld in die Altersvorsorge stecken?
Ich habe irgendwie den Eindruck, ihr kritisiert ganz schön meine Unwissenheit. Natürlich habe ich noch deutliche Erkenntnislücken! Was meint ihr, wieso ich den Weg gehe und hier extra ein Thema aufgemacht habe?
Mein erstes Maklergespräch fand im Februar statt. Das ist schon recht lange her und somit nicht mehr perfekt in meinem Kopf drin. Der Makler hat aber durchaus klare Vergleiche zwischen verschiedenen Anbietern gezogen und mir diese auch in schriftlicher weitergeleitet. Es geht also keineswegs nur um die Preisangaben bei der BU, das habe ich vielleicht falsch formuliert. Ich besitze auch die gesamten Vertragsunterlagen.
Der zweite Makler war letzte Woche bei uns in der Firma und hat die bAV vorgestellt, anschließend hatte ich ein Einzelgespräch, wo weitere Sachen erstmalig angesprochen wurden. Heute Abend folgt ein zweites Treffen, bei dem es wohl deutlich mehr in die Tiefe gehen wird im Vergleich zu letzter Woche.
Davon mal abgesehen: Danke für eure beiden Erklärungen bzgl den 4-Prozent-Marken. Dadurch ist mir einiges klarer geworden.
AW: Berufsanfänger: Wieviel Geld in die Altersvorsorge stecken?
Mea culpa,solltest du das so aufgefasst haben.Eine gut durchdachte Rentenvorsorge stürzt aber wie ein Kartenhaus zusammen,wenn die Arbeitskraft nicht mehr so kann,wie sie soll.
Daher der eindringliche Hinweis,dieses Thema so schnell,aber auch so umfassend wie möglich in Angriff zu nehmen.
Das wird auch Torstens Intention gewesen sein.
Ich fände es interessant,wenn du uns den weiteren Verlauf der Gespräche schildern würdest.Unter Umständen kannst du noch den einen oder anderen wertvollen Hinweis bekommen.