Hallo,
auch ich habe ein paar Fragen zu dem beliebten Thema Berufsunfähigkeitsversicherung. Ich habe vor kurzem mein Medizinstudium beendet und werde im Laufe des Jahres vorraussichtlich als Assistenzarzt in der Chirurgie anfangen. Zur Berufsunfähigkeitsversicherung habe ich mich von einer Maklerin beraten lassen, die mir nach Risikovoranfrage folgenden Tarif bei der Alten Leipziger empfiehlt:
Secur AL (BV10) 1800€ Rente, 103€ Brutto, 78€ Netto, Berufsgruppe 1+, 5% Dynamik, 41 Jahre Dauer
Nun gäbe es alternativ die Option die RV10 (Rentenversicherung Gesamtbeitrag 250€, davon 65€ für die BU ansonsten die gleichen Konditionen wie oben) mit einer Berufunfähigkeitszusatzversicherung (BZ10) zu koppeln. Dabei würde ich dann in der Berufsgruppe 1++ landen. Das sei wohl eine Aktion von der ich profitieren könnte, wenn ich innerhalb eines Jahres nach Examen den Vertrag abschließe.
Ich habe schon relativ viel unkonkret Negatives darüber gelesen BU und Rente zu mixen, wobei sich das meistens auf die Kopplung mit einer Riester-Rente bezog. Deshalb wollte ich hier nochmal nachfragen, ob sich in diesem Fall für mich Nachteile ergeben. Der Nachteil der Besteuerung, der oft bei der Basisrentenkombination angeführt wird ergibt sich hier ja z.b. nicht.
Ist es z.b. ein Problem, dass dann beide Versicherungen an die gleiche Dynamik angebunden sind?
Meine Maklerin meinte auch, dass die RV10 der alten Leipziger eher konservativ/langweilig ist, was die Rendite angeht, und dass man deshalb auch überlegen könnte diese nur sehr gering zu bestücken, und lieber noch eine zusätzliche Rentenversicherung z.b. die Gothaer VarioRent-ReFlex abzuschließen.
Die Bewertung der RV10 von VorsorgeKampagne macht mich was die auch eher stutzig in Bezug auf Abschlussprovision und Verwaltungskosten. Wenn ich das richtig sehe würde ich die Kosten mit den 13€ Ersparnis bei der BU ja nicht reinbekommen und hätte eine eher unterdurchschnittliche Rentenversicherung.
Ich hoffe da lassen sich jetzt irgendwie meine Fragen rauslesen, konnte das nicht so ganz konkret formulieren. Vielen Dank schonmal für jedwede Hilfestellung.
Zur BU würde ich immer mal die Prozessquoten zum Vergleich heranziehen.
Hast du dir bewusst gemacht, was 5 % Dynamik in 41 Jahren bedeutet? Multipliziere mal deinen Monatbeitrag mit 7,39 dann weißt du es.
Ich bin nicht sicher, ob 5% dauerhaft zahlbar sind oder ob vielleicht auch 2% Inflationsausgleich reichen, was nach 35 Jahren beitragszeit schon den doppelten Betrag von heute macht.
BU und Rente nicht mixen, falls du mal in schieflage kommst, kannst du wenigstens beides trennen. Grundsätzlich würde ich erstmal nur das Thema BU angehen und im Nachgang die Altersvorsorge zum Thema machen.
Ich würde an deiner Stelle drauf achten, dass du 70-80% des Nettos absicherst. Eine Dynamik sollte aber so ausgelegt sein, dass du bestimmen kannst ob du sie jährlich annimmst oder auch nicht, ohne aus der Dynamik raus zu fliegen. Die 1800€ Rente werden ja bald nicht mehr für die 70-80% des Nettos ausreichen denn dein Netto wird ja hoffentlich für dich bald stark steigen und als Chirurge fehlt dann bei einer BU relativ viel Geld im Monat.
Man muss halt wissen was man später machen will und ob man sich mal selbstständig machen will oder auch nicht. Es lohnt immer mehr als eine Eisen im Feuer zu haben. Ein guter Chirurge wird ja so gut wie nie arbeitslos aber er kann schnell BU werden je nachdem wie man mit der BU abgesichert ist. Aber das müsste ein Experte sagen auf was da zu achten ist.
Moin, moin,
ich bin ein Freund der Trennung von Altersvorsorge und BU aus 3 Gründen:
1. In finanziellen Notlagen kann man die Produkte einzeln ein und ausschalten und verliert nicht gleich den gesamten Versicherungsschutz bei Beitragsfreistellung.
2. In Schicht 3 kann man relativ hohe BU Renten versichern, ohne wirklich viel Steuern auf die BU Rente im BU Fall zahlen zu müssen. In allen anderen Schichten sieht das deutlich schlechter aus und damit relativiert sich der Steuervorteil in der Einzahlungsphase.
3. Oft ist der Anbieter im BU Bereich nicht auch der passende Anbieter im AV Sektor, Gesamtverzinsung, Rentenfaktoren und Fondsauswahl, um einige mögliche Kriterien zu nennen.
aus meiner Sicht sind beide angebotenen Optionen nicht wirklich zielführend:
1.) BV 10
- wovon willst Du im Falle einer BU Deine Altersvorsorge bestreiten - bei 1800.- mtl Rente ist da nicht viel Luft für übrig
- als Jungmediziner wirst Du mit 5% Dynamisierung kaum mit den aktuell zu erwartenden Einkommenssteigerungen Schritt halten können
- ausserdem fehlt (zumindest konnte ich das beim Nach-Rechnen nicht erkennen) der Einschluss einer garantierten Rentenerhöhung im Leistungsausfall, d.h. im Falle einer Berufsunfähigkeit erfolgt ein Inflationsausgleich in den Folgejahren nur aus den (nicht garantierten!) Überschüssen.
2.) Kombi aus RV +BUZ
- in der angebotenen Höhe (=Grossteil des Beitrages für die RV) ziemlicher Humbug, da der weitaus gösste Teil Deines Beitrages in eine relativ renditeschwache, wenig verfügbare Anlageform wandert.
Generell kann die Kombi durchaus einen Sinn ergeben, dann müssen aber ein paar Parameter anders festgezurrt werden:
1. Anteil Rentenversicherung so niedrig wie möglich halten! (hier bei A.L. 1/20 der BU-Rente)
2. Maximal mögliche Dynamik vereinbaren (hier bei A.L. 10%)
3. Unbedingt: maximale Beitragsfreie Dynamik im Leistungsfall vereinbaren (hier bei A.L. 10%)
4. Empfehlung: 2% garantierte Rentensteigerung im Leistungsfall vereinbaren
(s.o. - ist aber im Rechenbeispiel nicht berücksichtigt!)
Wenn man das so umsetzt, ergeben sich folgende Zahlen:
a) BV10 - reine BU : 78,00 €
b) Kombi : 114,99 € (BU identisch zu a!)
Mehrbeitrag für Kombi: 36,99 €
Jetzt schauen wir, was es dafür gibt:
1.) Angenommen, Vertrag läuft durch, keine BU tritt ein, keine Dynamik wird angenommen, A.L. kann Überschüsse halten --> Prognose A.L. ca. 46.000.- €
wir rechnen nach: (( Zinsen-berechnen.de | Online-Rechner für Ihre Finanzen))
36,99 € mtl. über 41 Jahre, Ablauf 46.000.- ergibt eine Rendite von 4,07%
(ohne Steuervorteile im Vergleich zu anderen Anlageformen berechnet)
Ist jetzt nix gigantisches, habe ich aber in vielen Depots schon deutlich schlechter gesehen...
2.) Die BU tritt im ersten Jahr der Laufzeit ein und bleibt bis Ablauf bestehen, dann ergäbe sich durch die Beitragsfreie Dynamik im Leistungsfall eine Ablaufleistung von ca. 483.000.-€ - denke, das ist eine ordentliche Rendite für die 36,99 € Mehraufwand.
Bei einer BU im zweiten Jahr der Vertragslaufzeit wären es noch 477.000.- € usw...wird von Jahr zu Jahr weniger..
Ich denke, das ist zumindest eine ernsthafte Überlegung wert!
Viel Spass beim Grübeln