tolles Forum. Leider bin ich erst heute drauf gestoßen...
Bei meiner ersten Frage hier geht es mir jetzt gar nicht um eine genaue Aussage zu einer geplanten Baufinanzierung sondern eher um die Klärung einer Verständnisfrage bzw. Unverständnisfrage.
Auslöser, aber nicht allein deswegen, meiner Frage ist, dass das Haus in dem wir derzeit zur Miete wohnen verkauft werden soll.
Der Verkaufspreis von rund 600.000 ,- Euro (Maklerprovision schon enthalten) im Speckgürtel von München ist nach meinen Recherchen wohl derzeit normal.
Nach Aussage des beauftragten Maklers wäre eine Finanzierung dieser Summe kein Problem. Ein maximales Eigenkapital von 10% Prozent hier in der Gegend völlig üblich, weil mehr bei vielen nicht machbar ist.
Wenn ich mir die Finanzierung jetzt mal ausrechne, als wirklich gut verdienender Angestellter und mit einigermaßen realistischen Zahlen (zinsen-berechnen.de), komme ich bei einem Eigenkapital von ca. 100.000 € auf über 30 Jahre Kreditabzahlung!
Ich würde eine solche Finanzierung niemals eingehen. Das mag auch sicherlich daran liegen, dass ich schon gut in den 40er bin und es auch so schon nicht mehr passt.
Aber es scheint genügend Menschen zu geben, die so etwas oder so ähnlich machen.
Wie kann so etwas gehen? Denke ich zu konservativ? Wird von vielen eine Immobilie nur zwischenfinanziert und dann wieder verkauft oder ist meine Rechnung bzw. sind meine Annahmen falsch wenn man mal davon ausgeht das ca. 2000.- pro Monat für den Kredit zur Verfügung stünden?
Man muss ja auch bedenken, dass jetzt die Zinsen günstig sind. Aber wie sieht es mit einer Anschlussfinanzierung in z.B. 10 Jahren aus?
Fragen über Fragen...
Ich würde mich freuen, wenn ich Eure Einschätzungen bekommen könnte.
Wenn das Thema hier nicht passt, bitte ich es zu verschieben.
Dieser Beitrag hat 1 Danke erhalten
Der Fragesteller dankt für diese hilfreiche Antwort
#2
Bankkaufmann
Erfahrener Benutzer
20.05.2013
6.928
1
Bankkaufmann
Title
Erfahrener Benutzer
seit
20.05.2013
Ort
71229 Leonberg-Höfingen, Hinter der Kelter 3
Beiträge
6.928
Danke
519
1
AW: Generelle Finanzierungsfrage
@pommes, Ihre Überlegungen sind kritisch und das ist richtig so.
Sie zahlen bei geplanter Monatsrate von EUR 2.000 Monatsrate und EUR 500.000 Darlehen ( Bei EUR 600.000 Kaufpreis und EUR 100.000 Eigenkapital ) in etwa 30 Jahre.
Finanzierungsvorschlag:
A) Bankdarlehen
Nettodarlehensbetrag EUR 450.000
Bankdarlehen = 100% Auszahlung
10 Jahre Sollzinsbindung
2,60% gebundener Sollzins
2,63% effektiver Jahreszins
2,00% anfänglicher Tilgungssatz
Sondertilgung pro Jahr 5% möglich
Bereitstellungszinsfrei 3 Monate
Keine Bearbeitungsgebühren
Keine Kontoführungsgebühren
Keine Schätzkosten
Laufzeit 32 Jahre 2 Monate
=> EUR 1.725,00 monatliche Rate
B) Fördermitteldarlehen
Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) - Wohneigentumsprogramm Nr.124
Nettodarlehensbetrag EUR 50.000
Bankdarlehen = 100% Auszahlung
10 Jahre Sollzinsbindung
2,65% gebundener Sollzins
2,68% effektiver Jahreszins
1,73% anfänglicher Tilgungssatz
Tilgungsfreie Zeit 1 Jahr
Bereitstellungszinsfrei 4 Monate
Keine Bearbeitungsgebühren
Keine Kontoführungsgebühren
Keine Schätzkosten
Laufzeit 35 Jahre
=> EUR 186,06 monatliche Rate
Ergebnis:
Ihre Immobilie - nebst Ablösung Ratenkrediten - kann mit einer monatlichen Rate in Höhe von EUR 1.911,06 - vorbehaltlich abschließender Objekt und Bonitätsprüfung - durch den Bankpartner finanziert werden.
Der Mischzins der gesamten Finanzierung beträgt 2,61% / 2,64%
Banktechnisch kann die Finanzierung von EUR 1.911,06 für Ihre Überlegungen positiv in Aussicht gestellt werden wenn Ihre Ausgaben aller Kredite Leasingverbindlichkeiten und dieser Rate u n t e r 50% des Gesamteinkommens liegen.
Folgende Ausgaben sollten Sie berücksichtigen:
EUR 1.911,06 Rate für Darlehen
EUR 400,00 ( 2 EUR Bewirtschaftungskosten pro QM Wohnfläche als Ansatz )
EUR 2.311,06
Somit sollte Ihr nachhaltiges Einkommen über EUR 4.600,00 liegen. Dann soweit in Ordnung und es könnte sogar banktechnisch klappen.
Ohne fest mit eine passenden Erbschaft zu rechnen, sollte man so etwas nicht machen.
Was ist, wenn sich die Zinsen verdoppeln oder gar verdreifachen?
Warum machen Menschen so etwas?
Viele haben es nicht so mit Mathe oder gar Finanzmathe und sehen nur die Nachbarn/Freunde, die das auch glauben zu können.
Der Bank ist es egal, solange die ihr Geld so halbwegs wiedersieht. Sie will nur verdienen und nicht beraten. Am Besten noch mit Coutage obendrauf alle paar Jahre.
Der Haushabenwollentrieb ist m.E. stärker als der Sexualtrieb.
Nach 10 Jahren müssen dann ca. 387.000€ (347tsd+40tsd) verlängert werden.
Bei einem Zinssatz von in 10 Jahren 5% und minimalst-Tilgung von 1% bleibt die Rate konstant, das Haus wird aber "nie" abbezahlt :-(
Angenommen die Zinsen sind in 10 Jahren bei 6% so ergibt sich bei minimalster 1%-Tilgung eine neue Rate von 2257 + 400€ Bewirtschaftungskosten also 2657€, ihr Gehalt müsste dann also mind. 5314€ betragen damit die Anschlussfinanzierung klappt.
Natürlich weiß niemand wie hoch die Zinsen in 10 Jahren sind, aber möglicherweise gibt es dann viele Häuser zu günstigen Preisen :-(
vielen Dank für die Antworten.
Vor allem auch an Bankkaufmann für die klasse Berechnung.
Man sieht aber wie knapp das alles wäre.
Wie schon gesagt. Mir ist das zu heiß.....
Vor allem dann, wenn man noch private Rentenvorsorge, Kindersparkonto etc. als Belastungen hat
Ich kann schon den Drang zu einem eigenen Haus verstehen. Aber ich kann dieses "ohne wenn und aber" nicht nachvollziehen was manche treibt.
Ich sehe heute Häuser in unserer Gegend, die noch vor 2-3 Jahren 200.-250.000 € weniger gekostet haben.
Das geht für mich schon in Richtung Blase. Angebot und Nachfrage werden andere das nennen.
Soweit so gut.
Ich wünsche allen die sich das so oder ähnlich trauen viel Erfolg und das meine ich jetzt gar nicht einmal ironisch.