"a) Der Prozessvergleich hat eine rechtliche Doppelnatur. Er ist zum einen Prozesshandlung, durch die der Rechtsstreit beendet wird und deren Wirksamkeit sich nach verfahrensrechtlichen Grundsätzen bestimmt. Dazu ist er ein privates Rechtsgeschäft, für das die Vorschriften des materiellen Rechts gelten und mit dem die Parteien Ansprüche und Verbindlichkeiten regeln (BGH, Urteil vom 30. September 2005 -
V ZR 275/04,
BGHZ 164, 190, 193 f. mwN; vgl. auch BGH, Urteile vom 18. Juni 1999 -
V ZR 40/98,
BGHZ 142, 84, 88; vom 3. Dezember 1980 -
VIII ZR 274/79,
BGHZ 79, 71, 74; vom 15. April 1964 -
Ib ZR 201/62,
BGHZ 41, 310, 311; vom 29. September 1958 -
VII ZR 198/57,
BGHZ 28, 171, 172; vom 10. März 1955 -
II ZR 201/53,
BGHZ 16, 388, 390; OLG Hamm,
NJW-RR 2012, 882). Prozesshandlung und privates Rechtsgeschäft stehen nicht getrennt nebeneinander. Vielmehr sind die prozessualen Wirkungen und die materiellrechtlichen Vereinbarungen voneinander abhängig (BGH, Urteile vom 30. September 2005 -
V ZR 275/04, aaO, 194; vom 3. Dezember 1980 -
VIII ZR 274/79, aaO). Der Prozessvergleich ist nur wirksam, wenn sowohl die materiellrechtlichen Voraussetzungen für einen Vergleich als auch die prozessualen Anforderungen erfüllt sind, die an eine wirksame Prozesshandlung zu stellen sind. Fehlt es an einer dieser Voraussetzungen, liegt ein wirksamer Prozessvergleich nicht vor; die prozessbeendigende Wirkung tritt nicht ein (BGH, Urteil vom 30. September 2005 -
V ZR 275/04, aaO; vgl. auch BGH, Urteil vom 10. März 1955 -
II ZR 201/53, aaO). Das gilt auch für den Prozessvergleich im Sinne des §
278 Abs. 6 ZPO (vgl. BT-Drucks. 14/4722, S. 82;
BAGE 120, 251 Rn. 15; OLG Hamm,
NJW-RR 2012, 882; Assmann in Wieczorek/Schütze, ZPO, 4. Aufl., § 278 Rn. 79; Seiler in Thomas/Putzo, ZPO, 36. Aufl., § 794 Rn. 2 f.)."
Quelle:
BGH · Urteil vom 14. Juli 2015 · Az. VI ZR 326/14