Ist bei einer Immobilienfinanzierung auch Bürgschaft als Absicherung möglich?
Mein Bruder und seine Freundin möchten sich gerne ein kleines Häuschen zulegen, weil jetzt
Nachwuchs unterwegs ist. Beide sind berufstätig, aber leider verdienen sie zusammen nur
etwa 2000 Euro netto. Das ist nicht gerade viel und die Banken stehen bestimmt auch nicht
gerade Schlange, wenn es um die Bereitschaft geht, ihnen ein Immobiliendarlehen zu
gewähren.
Ich wäre im Zweifelsfall dazu bereit, eine Bürgschaft dafür zu übernehmen, weil ich weiß, dass
ich mich auf die Rückzahlung eines Darlehens 100% verlassen kann.
Ist bei einer Immobilienfinanzierung eine Bürgschaft aber überhaupt eine mögliche Absicherung?
Danke,
Mfg
AW: Ist bei einer Immobilienfinanzierung auch Bürgschaft als Absicherung möglich?
Hallo,
Ja, das ist noch möglich! Bei meiner Haus-Finanzierung habe ich das ebenfalls machen können. Es handelt sich dabei um eine Sparkasse. Ob das jetzt auch "andere" Banken machen, weiß ich leider nicht. Aber meine Finanzierung (aus dem Jahre 2011/2012) ist auch nicht lange her und es hat super geklappt.
Sei dir aber 100%ig sicher, dass das auch klappt und dein Bruder sich nicht "verhebt" bei der Finanzierung. Denn bei einer Bürgschaft kannst du im "schlimmsten Fall" in die Zahlungspflicht geraten. Dann musst du für ein Haus zahlen, was dir gar nicht gehört.
AW: Ist bei einer Immobilienfinanzierung auch Bürgschaft als Absicherung möglich?
Bei einer Bürgschaft wird die Immobilienbelastung bei Ihnen voll angerechnet. Quasi muss die monatliche Rate in Ihre Haushaltsrechnung auch ganz reinpassen. Sie haften dann auch für das ganze Immobiliendarlehen wenn was schief geht.
Bürgschaft geht nur wenn das wirtschaftliche Interesse da ist, da ist ja hier gegeben.
Ansonsten kann Ihr Bruder die Immobilie kaufen, auch als Darlehensnehmer auftreten und Sie sind Bürge und treten nur im Kleingedruckten auf.
Jedoch müssen Sie als Bürge alle Ihre Ausgaben und Einnahmen offenlegen.
AW: Ist bei einer Immobilienfinanzierung auch Bürgschaft als Absicherung möglich?
Hallo,
noch als kurz Ergänzung:
eine Immobilienfinanzierung nach gesetzlicher Defintion ist nur eine solche, wenn der Kredit durch ein Grundpfandrecht abgesichert ist. Ein Immobiliendarlehen ohne Grundpfandrecht kann also nicht ausgegeben werden. Das heisst ein Immobilienkredit mit der Bürgschaft als einzige Sicherheit kann nicht ausgereicht werden.
Im Falle dass ein Kredit mit der Bürgschaft als Sicherheit ausgereicht werden würde wäre das gem. rechtl. Definition ein Bankdarlehen und dieses wäre von den dem Sollzins wesentlich höher angesiedelt als ein Immobilienkredit.
Aber das nur by the way.
Zum eigentlichen:
Ja, zusätzlich zum Grundpfandrecht eine Bürgschaft eines Dritten als Sicherheit bei einer BauFi zu stellen ist durchaus möglich und die Bank wird auch nichts dagegen haben.
Problem ist hier nur schon wie erwähnt der Kapitaldienst (monatlich frei verfügbares Einkommen):
Wenn wir mal die gängigen Pauschalen von 600,00 EUR mtl. pro Person als Lebenshaltungskosten nehmen und dann noch pro Quadratmeter Wohnfläche 2,00 EUR mtl. Bewirtschaftungskostenpauschale bei einer Wohnfläche von 130 m² (kleines Haus) annehmen sähe die Rechnung wie folgt aus:
In der Rechnung sind aber lediglich die Kosten durch aus Haus und die Lebenshaltungspauschalen berücksichtigt. Es sind keine weiteren privaten Kosten, wie Fahrtkosten, Auto oder ähnliches eingerechnet. Geschweigedenn der Nachwuchs der im Anmarsch ist.
Nehmen wir mal an die weiteren Kosten, wenn der Nachwuchs auch dann da ist sind 200,00 EUR zusätzlich im Monat.
Dann bleiben 340,00 EUR im Monat für die Annuität.
Angenommen das Häuschen kostet 150.000,00 EUR inkl. aller Nebenkosten, wobei das schon recht niedrig angesiedelt ist und der Sollzins der BauFi beträgt 3,00 % p.a.
Somit ergibt sich folgende Rechung:
150.000,00 x 3,0 % = 4.500,00 EUR p.a. an Zinsen / 12 = mtl. 375 EUR Zinsbelastung.
Wir sehen an diesem Punkt schon, dass das mtl. frei verfügbare Einkommen nicht mal mehr ausreichen würde um die Zinsen zu bezahlen, geschweigedenn irgendeinen Cent zu tilgen.
Zudem ist in der Haushaltsrechnung absolut kein Puffer zur Rücklagenbildung (am Haus geht ja auch mal was kaputt und muss gemacht werden) oder für unerwartete Ereignisse (Auto geht kaputt).
All diese Gesichtspunkte würden defintiv zu einer Ablehnung der Kreditanfrage führen.
Dies ist zwar nur ein Fallbeispiel, aber ich finde das ist nicht so weit weg von dem Vorhaben Ihres Buders und die Zahlen finde ich sind auch recht realitätsnah gewählt.
Solange Ihr Bruder das mtl. Einkommen nicht auf irgendeine Weise erhöhen kann, sehe ich leider keine Möglichkeit für eine Baufinanzierung.