Hallo miteinander, ich hoffe mir kann hier jemand weiterhelfen.
Die Firma, bei der ich arbeite, legt zur Finanzierung strategischer Projekte ein Wertpapier auf. Dieses ist bei einer Laufzeit von 5 Jahren endfällig und wird mit 6 % p.a. verzinst. Die Mindesteinlage beträgt 10.000 €.
Folgende Punkte verstehe ich nicht ganz (Risiko?):
"Die Emittentin ist berechtigt, aber nicht verpflichtet,
- nach Ablauf von 3 Jahren nach der Begebung die Anleihe jederzeit ganz oder teilweise mit Kündigungsfrist von drei Monaten zum Geschäftsjahresende mit angelaufenen Zinsen abzulösen,
- jederzeit Teil-Schuldverschreibungen zu kaufen/zu verkaufen.
Jetzt frage ich mich, ob so eine Anlage zu empfehlen ist? Ich habe im Moment 60.000 € auf einem Tagesgeldkto angesammelt (bitte schlagt mich jetzt). Ich hab einfach keinen Berater und weiß nicht wie ich mein Geld am besten anlegen soll. Ich könnte mir vorstellen, bis zu 20.000 € in diese Anleihe zu investieren, bin mir aber nicht sicher ob es nicht sehr viel besser Alternativen gibt. Auch ist mir nicht klar, wie sicher diese Art von Anlage ist?
Wäre echt super, wenn mir jemand weiterhelfen könnte.
Folgende Punkte verstehe ich nicht ganz (Risiko?):
"Die Emittentin ist berechtigt, aber nicht verpflichtet,
- nach Ablauf von 3 Jahren nach der Begebung die Anleihe jederzeit ganz oder teilweise mit Kündigungsfrist von drei Monaten zum Geschäftsjahresende mit angelaufenen Zinsen abzulösen,
Der Emittent behält sich hierbei ein Sonderkündigungsrecht vor,die Anleihe läuft dann nicht bis zum festgelegten Fälligkeitsdatum.Unter Umständen "versüßt" man Ihnen die Vorfälligkeit dann mit einem höheren Nominalwert bei der Auszahlung.
Achten Sie auch darauf,ob es sich evtl. um eine sog. nachrangige Anleihe handelt.Im Fall einer Insolvenz dürfen Sie sich dann mit Ihren Forderungen in der Schlange der Gläubiger am Ende einreihen.
Jetzt frage ich mich, ob so eine Anlage zu empfehlen ist? Ich habe im Moment 60.000 € auf einem Tagesgeldkto angesammelt (bitte schlagt mich jetzt).(...)Ich könnte mir vorstellen, bis zu 20.000 € in diese Anleihe zu investieren, bin mir aber nicht sicher ob es nicht sehr viel besser Alternativen gibt. Auch ist mir nicht klar, wie sicher diese Art von Anlage ist?
Sie scheinen eher auf Sicherheit bedacht zu sein.Sie müssen sich darüber im Klaren sein,dass der Zinssatz einer Anleihe unmittelbar an das Ausfallrisiko gekoppelt ist.
Vergleichen Sie den Kupon einmal mit einer der Laufzeit nach vergleichbaren Staatsanleihe Deutschlands,das dürfte den Unterschied deutlich machen.
Mir scheint es eher so,dass Ihre Firma auf normalem Wege (→Finanzierung über eine Bank) nicht ausreichend bzw. keine Mittel bekommt,oder der Zins zu hoch ist.Das wird dann Seine Gründe haben...
Das ist aber nur eine Vermutung.Ich halte eine Investition mit 1/6 oder gar 1/3 Ihres verfügbaren Risikos in dem Fall für zu riskant.
Aber das müssen letztlich Sie entscheiden.
Ich kann Ihnen nur ans Herz legen,sich vor einer Investition zunächst einmal grundsätzlich in das Thema Zinspapiere einzulesen und sich intensiv mit der finanziellen Lage Ihres Unternehmens auseinanderzusetzen.
Unabhängig davon wie die Konditionen der Anleihe aussehen, würde ich NIEMALS in Wertpapiere - egal ob Aktien oder Anleihen - des Unternehmens investieren, bei dem ich angestellt bin.
Der Grund ist einfach: geht es mit dem Unternehmen bergab, droht u.U. Jobverlust und damit der Verlust des Arbeitseinkommens. Hat man dann noch einen Teil seiner Rücklagen in Anleihen oder Aktien des gleichen Unternehmens investiert...keine gute Idee, oder?
Vereinfacht ausgedrückt: wer bei Apple arbeitet, sollte Microsoft-Aktien kaufen und umgekehrt.
Wenn man in Unternehmensanleihen anlegen möchte, kann man das Risiko streuen, indem man in einen kostengünstigen Indexfonds investiert, z.B. den hier: WKN A0YEEX (nur ein Beispiel, keine Werbung!)
Ich bin sehr überrascht. Ich dachte jetzt, das kann man sogar sehr empfehlen - wenn die Firma finanziell solide aufgestellt ist. Mir ist aber nicht klar, wie das ist, wenn man als Mitarbeiter die Firma vor Ablauf der Anleihe verlässt und wie hoch das Risiko in Wirklichkeit ist. 6 % klingen für mich sehr gut (z. B. im Vergleich zu den mikrigen Zinsen des Tagesgelds).
Ich bin übrigens für jeden Vorschlag für eine vernünftige Geldanlage sehr dankbar. Ich betrachte das nicht als Werbung.
Sie kennen die Branche und das Unternehmen (die Unternehmenskultur, Auftragslage, usw.), in welchem Sie arbeiten vermutlich besser als jeder Forumteilnehmer hier.
Wollen Sie hier nur eine Bestätigung für Ihre bereits getroffene Entscheidung finden? Dann lesen Sie bitte nicht weiter.
Wer schreibt Ihnen eine Antwort auf Ihre Frage? Ein absoluter Gegner der „alternativen Investments“ oder ein absoluter Befürworter?
Ich bin ein Befürworter! Im folgenden gebe ich Ihnen eine sehr kurze und vereinfachte Antwort auf Ihre Frage.
Welcher Anlegertyp sind Sie?
Der passive Typ? D.h. Sie überlassen jemand Ihr Geld und denken nicht weiter darüber nach. Dann lesen Sie bitte ebenfalls nicht weiter.
Der aktive Typ? D.h. Sie bilden sich finanziell weiter, oder wollen sich in Zukunft finanziell weiterbilden, und wollen wissen, was mit Ihrem Geld geschieht? Dann denken Sie über folgende Zeilen nach.
Grundsätzliches:
Eine Mitarbeiterbeteiligung ist heute eine gängige Finanzierungform eines Unternehmens. Und auch eine der kostengünstigsten Möglichkeiten sein Geld anzulegen (keine jährliche Verwaltungsgebühr, keine Management-Fee, usw)! [eine Unternehmensfinanzierung kann auch andere Bezeichnungen tragen, wie stille Beteiligung, Genussrechte, Anleihen, Partiarisches Darlehen, Nachrangdarlehen, Bildung von Rücklagen in der PASSIVA der Bilanz (Steuerstundung), usw. siehe im Internet unter Mezzanine Kapital]
Der Vorteil liegt darin, dass das Unternehmen frei in seinen Entscheidungen bleibt und sein Rating verbessert.
Bei einer reinen Bankfinanzierung gibt es unter Umständen Auflagen seitens der Bank, welche den Freiraum des Unternehmens enorm einschränken kann (finanzielle Abhängigkeit). Das kann dazu führen, dass weniger Gewinn erwirtschaftet werden kann.
Das Kapital über die verschiedenen Finanzierungsformen kann, je nach vertraglicher Gestaltung, als Eigenkapital oder als Fremdkapital des Unternehmens bilanziell ausgewiesen werden.
Fazit:
Viele behaupten, die „hohen“ Zinsen haben nur was mit einem entsprechend „hohem“ Risiko zu tun. Ich behaupte, es könnte einen Zusammenhang geben, zwischen sehr niedrigen Kosten und hohen Zinsen und niedrigen Zinsen bei hohen Kosten. Ein hohes Risiko besteht grundsätzlich immer darin, nicht zu wissen, was man macht!
Ein Unternehmen, welches sich über Mezzanine-Kapital finanziert hat primär ein Interesse daran, ein definiertes Unternehmenswachstum zu erreichen. Bei einer populären Kapitalanlage gibt es im Hintergrund primär jede Menge Kosten, von denen der Anleger weiß und von denen er – trotzt Verordnungen - nichts weiß!
Eine Kapitalstärkung des Unternehmens bedeutet in der Regel, eine stärkere Wettbewerbsfähigkeit. Also auch eine größere Arbeitsplatzsicherheit für Sie! Denn das Unternehmen baut z.B. Marketing aus, oder Kauft neue Maschinen oder Konkurrenzunternehmen, Patente, usw. auf, um sich am Markt stärker zu positionieren!
Sehen Sie sich nicht nur die 6% Zinsen, sondern auch die vergangenen Bilanzen des Unternehmens an. Wenn Sie keinen Durchblick haben, lassen Sie es sich von jemanden Erklären, der es versteht.
Ob eine vereinbarte Nachrangigkeit vom Nachteil ist, wage ich in der Praxis zu bezweifeln.
Erstens stellt sich die Frage, ob es überhaupt jemanden im 1. Rang gibt, oder ob dieser Rang frei bleibt!?
Zweitens, wenn ein Unternehmen Insolvent ist, wird man auch im 1. Rang nicht mehr das ganze Geld bekommen. Vielleicht sogar überhaupt nichts.
Das Märchen von der Sicherheit im Bereich der Kapitalanlage ist ein fester Bestandteil in der Erzählung bei den meisten Kapitalanlagegesellschaften und der IHK Prüfungen für die Finanzbranche. Daraus resultierend ist das Märchen auch ein fester Bestandteil der Finanzberatung im Allgemeinen!;-)