Nein, das sehe ich anders. Es gibt hier halt noch Menschen, die allen juristischen Winkelzügen und den befremdlichen Empfehlungen einer ja ach so seriösen - durch GEZ-Gebühren finanzierten - Verbrauchersendung zum Trotz eine grundsätzliche Geschäftsmoral im Sinne eines Hanseatischen Kaufmanns besitzen.
Es ist sicherlich OK, dass man sich als Verbraucher gegen Bestimmungen wehrt, die einen tatsächlich benachteiligen. Das Widerrufsrecht bei Baufinanzierungen, das es früher gar nicht gab, sichert beispielsweise dem Verbraucher zu, dass eine kurz vor Notarvertrag abgeschlossene Baufinanzierung notfalls noch innerhalb von 14 Tagen widerrufen werden kann, wenn das zu Grunde liegende Immobilienvorhaben scheitert.
Und das ist auch sinnvoll!
Ich finde es allerdings widerlich, wenn nun sog. Verbraucherschützer nach Formulierungen suchen, die zu einem - möglicherweise juristisch abgesicherten - Vertragsbruch führen können.
Es wäre schön, wenn diese Leute auch mal darüber nachdenken, was die Folgen derartiger Empfehlungen sind, die bereits heute sichtbar werden:
- Der Umfang der Rechtsbelehrungen, Hinweise u.s.w. hat mittlerweile einen Umfang angenommen, den kaum ein Kunde noch überblickt. Viele Kunden reagieren sogar empört auf die abverlangten Erklärungen und Belehrungen in dem Sinne: 'Halten Sie mich eigentlich für blöde?'
- Viele sinnvolle Produkte und Dienstleistungen werden verschwinden: So sind bereits viele kleinere Volksbanken und Sparkassen aus der Anlageberatung ausgestiegen, weil die Bürokratie beispielsweise für eine Aktienberatung nicht mehr wirtschaftlich umsetzbar ist.
- Wenn das Spiel bei Baufinanzierungen so gespielt werden soll, dass die Bank sich an die Konditionen halten muss, der Kunde sich hingegen bei fallenden Zinsen, möglicherweise mit juristischen Tricks - aus dem Darlehen jederzeit befreien kann - Was glaubt Ihr, wie lange noch Baufinanzierungen mit Zinsbindung von 10 Jahren und mehr angeboten werden? Schon heute bietet der §489 BGB dem Kunden ein einseitiges Recht zum Ausstieg nach 10 Jahren an, das ist bereits ein Ungleichgewicht zu Lasten der Bank.
Wo soll dieses rein paragraphengesteuerte Denken und Handeln unsere Gesellschaft eigentlich noch hinführen??