Praktiker startet zweiten Anlauf für den Sprung auf das Parkett
Aktie der Baumarktkette kostet 14,50 Euro
Praktiker geht an die Börse
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Frankfurt/Main - Der Werbespruch von Praktiker "20 Prozent auf alles" gilt zum Börsengang der Baumarktkette am Dienstag sogar für die eigenen Aktien. Doch mit vorweihnachtlicher Spendierfreude der Konzernmutter Metro hat das nichts zu tun. Die Rabattaktion ist eher eine Verzweiflungstat, blieben die Papiere des MDax-Aspiranten beim ersten Anlauf doch Ladenhüter. "Zu teuer", nörgelten vor allem deutsche Fondsmanager. Die meisten Privatanleger winkten gleich ab.
In letzter Minute mußte Praktiker daher vergangene Woche den eigentlich für Freitag geplanten Börsengang verschieben. Der am Montagabend bekanntgegebene Emissionspreis liegt mit 14,50 Euro genau in der Mitte der gesenkten Preisspanne.
Das Plazierungsvolumen umfaßt 34,5 Mio. Aktien. Darin ist nach Firmenangaben eine Mehrzuteilungsoption von 4,5 Mio. Aktien enthalten. 26,5 Mio. Aktien stammen von der Konzernmutter Metro. "Aus der Kapitalerhöhung von insgesamt acht Millionen Aktien fließen der Praktiker Bau- und Heimwerkermärkte Holding AG Bruttoemissionserlöse in Höhe von rund 116 Mio. Euro zu", hieß es in der Pflichtmitteilung des Unternehmens. Mit dem frischen Geld will die hinter Obi zweitgrößte deutsche Baumarktkette die Expansion in Osteuropa vorantreiben und die Abhängigkeit vom deutschen Markt reduzieren. Der Börsengang ist nach denen des Bezahlfernsehsenders Premiere und des Triebwerkhersteller MTU Aero Engines der drittgrößte in Deutschland in diesem Jahr.
Die schlechten Erinnerungen an die Jahre 1995 bis 2002, als Praktiker schon einmal börsennotiert war, scheinen bei vielen Investoren noch frisch. Dabei hat Metro die Heimwerkertochter durch radikale Filialschließung, Personalabbau und ein verkleinertes Sortiment seither erfolgreich aus den roten Zahlen geführt. Doch die Konkurrenz schläft nicht, schon gar nicht in Deutschland, wo die Branchengrößen Obi, Hornbach, Hagebau, Toom, Max Bahr, Bauhaus und Co. in einem gnadenlosen Verdrängungswettbewerb um Heimwerker und Häuslebauer buhlen. Fachleute schätzen, daß hierzulande 30 Prozent der Verkaufsfläche zu viel sind.
Da der Markt in Deutschland gesättigt ist, wächst Praktiker gen Osten. Doch wie lange Praktiker in Osteuropa noch Platzhirsch bleibt, ist fraglich. Im Börsenprospekt gibt der Heimwerkermarkt zu, daß er in einigen Ländern derzeit nur in "begrenztem Wettbewerb" steht. Das könnte sich schnell ändern, mit entsprechenden Folgen für Umsatz und Gewinn.
Angesichts der Unwägbarkeiten hielten gerade deutsche Fondsmanager Praktiker im Vergleich zu anderen Heimwerker-Größen wie Hornbach oder Kingfisher für überbewertet. Bei einem ursprünglichen Preis zwischen 16 und 19 Euro wäre Praktiker 928 Mio. bis 1,1 Mrd. Euro wert gewesen. Selbst einige Emissionsbanken fanden das zu teuer.
Daß der Preis ehrgeizig war, wußte offenbar auch Metro. Der Handelsriese sah sich schon vor zwei Wochen gezwungen, das Angebot von 75 Prozent der Praktiker-Aktien auf knapp 60 Prozent zu reduzieren. Zuvor war der favorisierte Verkauf an den Finanzinvestor Permira an Metros Preisvorstellungen gescheitert. Um nicht als Börsenflop des Jahres zu enden, mußte der Düsseldorfer Handelskonzern die Preisspanne am Donnerstag auf 14 bis 15 Euro senken. Praktiker spart auch beim Gang aufs Parkett: Ein paar Schnittchen, ein Gläschen Sekt, das war's. AFP/rtr